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04./05.04.2013 - Letzte Aktualisierung: 05.04.2013 EM 2014

EM-Quali: Deutsche Niederlage in Tschechien

Update #1 KN-Bericht ergänzt ...

Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft muss um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2014 in Dänemark mehr denn je bangen. Am Donnerstagnachmittag unterlag das DHB-Team in Brünn der Auswahl Tschechiens mit 22:24 (10:10) und kassierte damit die zweite Niederlage im dritten Qualifikationsspiel.
Da Bundestrainer Martin Heuberger für die beiden wichtigen Spiele gegen Tschechien auf Defensivspezialist Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar Löwen verzichten muss, hatte er in den Trainingseinheiten das Heuptaugenmerk auf die Abwehrarbeit gerichtet. Und die Abwehr war vor 3.500 enthusiastischen Zuschauern in Brünn auch das kleinste Problem für den WM-Fünften: Die Defensive stand zunächst sehr gut, so dass man sich - auch dank einiger Treffer von Patrick Wiencek - eine 8:4-Führung bis Mitte der ersten Halbzeit erarbeiten konnte. Dann aber wechselte THW-Star Filip Jicha von der Rückraummitte auf die halblinke Position und war fortan kaum noch zu stoppen. Zudem drückte im Angriff der Schuh beim DHB-Team, dort wusste lediglich Flensburgs Steffen Weinhold Akzente zu setzen. Daher ging es mit einem gerechten 10:10-Unentschieden in die Kabinen.

Nach Wiederanpfiff legte Tschechien einen 3:0-Blitzstart hin, doch Deutschland kämpfte sich - auch dank eines Gegenstoßtreffers von Dominik Klein - wieder bis auf 13:14 heran. Wenig später war die Partie für den Kieler allerdings beendet: Nach einem Zweikampf mit seinem einstigen Vereinskameraden Daniel Kubes, der unglücklich auf Kleins Knöchel landete, humpelte der deutsche Linksaußen vom Parkett. Von draußen musste Klein mitansehen, wie die Gastgeber einen 5:0-Lauf hinlegten, weil das DHB-Team in der Abwehr zu zaghaft gegen den aufblühenden Linkshänder Strzinek agierte, es die Tschechen mit haarsträubenden Fehlern im Aufbauspiel zu Kontern einlud und Kevin Schmidt mit einem Siebenmeter am starken Stochl scheiterte. Als Mittelmann Michael Haaß wenig später von den Schiedsrichtern für ein rüdes Foul die rote Karte bekam, schien das Schicksal der deutschen Mannschaft bereits besiegelt.

Doch nach dem zwischenzeitlichen 16:22 bäumte sich Deutschland - angetrieben von einem weiterhin starken Steffen Weinhold und gestützt auf einer 5:1-Deckung mit Theuerkauf an der Spitze und einem nun guten Heinevetter im Tor - zu einem starken Schlussspurt auf. Obwohl auch weiterhin gute Chancen, unter anderem ein Gegenstoß durch Groetzki, ausgelassen wurden, gelang es Weinhold, mit seinem mittlerweile neunten Treffer eine Minute vor Schluss den 22:23-Anschluss herzustellen. Doch im Gegenzug war es dann der im zweiten Durchgang weitgehend geschonte Filip Jicha, der die Partie mit einem Schlagwurf entschied. Martin Heuberger nahm zwanzig Sekunden vor dem Schlusspfiff seine letzte Auszeit und brachte einen siebten Feldspieler, um mit dem letzten Angriff zumindest noch den 23. Treffer zu erzielen - ein Tor, das im direkten Vergleich am Ende möglicherweise noch wichtig werden könnte. Doch das DHB-Team bekam keinen geordneten Abschluss mehr hin und hatte letztlich Glück, dass Stochl mit seinem Wurf auf den leeren Kasten nicht genau genug zielte.

Bundestrainer Martin Heuberger kritisierte insbesondere die Chancenverwertung bei seiner Mannschaft: "Wir haben sehr gut und konzentriert begonnen. Jicha hat aber viele einfache Tore ohne Kontakt gemacht. Das Problem waren die schnellen Gegentore nach der Pause - danach war der Druck immens. Wir sind immer wieder zu Chancen gekommen, haben aber die einfachen Tore nicht gemacht. Wir wussten, dass wir auf den Punkt spielen mussten, aber das haben wir nicht geschafft und verdient verloren. Wir müssen unsere einfachen Fehler abstellen."

Mit nun 2:4 Punkten steht das DHB-Team in der Qualifikationsgruppe 2 hinter Montenegro (6:0) und Tschechien (4:2) mit dem Rücken zur Wand - denn nur die ersten beiden der Gruppe qualifizieren sich sicher für die EM-Endrunde in Dänemark. Am Sonntag in Halle/Westfalen (Anwurf 14.20 Uhr, live im WDR) sollten Filip Jicha und Co. mit mindestens drei Toren Unterschied besiegt werden, um die Hoffnungen auf die EM-Qualifikation am Leben zu halten.

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

04.04.13, Do., 17.00: Tschechien - Deutschland: 24:22 (10:10)

Tschechien:
Galia, Stochl; Hrstka (1), Becvar (2), Jurka, Kubes, Motl, Jicha (10/3), Sulc, Sobol (2), Horak (1), Mraz, Juricek (3), Strzinek (5), Dostalik, Kasal; Trainer: Haber / Hudecek
Deutschland:
Heinevetter, Lichtlein; Kneer (2), Wiencek (3), Reichmann, Dissinger, Theuerkauf (1), Groetzki (3), Weinhold (9), Strobel, Schmidt, Fäth, Haaß, Pfahl, Klein (2), Christophersen (2); Trainer: Heuberger
Schiedsrichter:
Matija Gubica / Boris Milosevic (Kroatien)
Zeitstrafen:
Tschechien: 3 (Horak, Juricek, Strzinek);
Deutschland: 2 (Christophersen, Weinhold)
Rote Karte:
Deutschland: Haaß nach Foul an Horak (45.)
Siebenmeter:
Tschechien: 4/3 (Heinevetter hält Jicha);
Deutschland: 2/0 (Schmidt an die Latte, Stochl hält Schmidt)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (4.), 3:3 (7.), 4:6 (12.), 4:8 (18.), 7:9 (23.), 8:9 (25.), 8:10 (29.), 10:10;
2. Hz.: 13:10 (33.), 14:13 (36.), 19:13 (44.), 20:16 (47.), 22:20 (56.), 23:22 (60.), 24:22.
Zuschauer:
3.500 (Mestska hala micovych sportu, Brünn (CZE))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.04.2013:

Die große Show des Filip Jicha

DHB-Team nach 22:24 gegen Tschechien vor dem Aus
Brünn. Die Qualifikation zur EM 2014 wird für die deutschen Handballer zur Zitterpartie. Nach einem kollektiven Einbruch in der zweiten Halbzeit verlor der WM-Fünfte gestern in Brünn gegen Tschechien mit 22:24 (10:10) und kassierte im dritten Spiel in der Gruppe 2 bereits die zweite Niederlage. Mit 2:4 Punkten ist die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nur Tabellendritter hinter Montenegro (6:0) und Tschechien (4:2).

Um überhaupt noch eine Chance auf Platz zwei und damit die Qualifikation für die EM in Dänemark zu haben, muss das Team von Bundestrainer Martin Heuberger das Rückspiel gegen Tschechien am Sonntag (14.20 Uhr/WDR) in Halle unbedingt gewinnen. Und auch in den ausstehenden Partien in Montenegro und gegen Israel im Juni kann sich das Team keinen Punktverlust mehr leisten.

In der am Ende wie gelähmt wirkenden deutschen Mannschaft, in der der verletzte Kapitän und Abwehrchef Oliver Roggisch schmerzlich vermisst wurde, überzeugten mit Abstrichen Torhüter Silvio Heinevetter (Berlin) und der Flensburger Steffen Weinhold (9) als Torschütze. Überragender Akteur auf dem Feld war allerdings Tschechiens Star-Handballer vom THW Kiel, Filip Jicha, der 27 Sekunden vor Schluss mit seinem zehnten Treffer alle deutschen Hoffnungen auf einen Punktgewinn zerstörte. Deutschlands Spielmacher Michael Haaß sah in der 45. wegen groben Foulspiels die Rote Karte.

"Die Abwehr hatte nicht Schuld an der Niederlage, das war der Angriff, wir haben zu viele Chancen vergeben", sagte Bundestrainer Martin Heuberger.

Mit dem Selbstbewusstsein eines WM-Fünften startete die deutsche Mannschaft in die Partie. Unbeeindruckt von der stimmungsvollen Kulisse in der proppevollen Hala Vodova enteilte die DHB-Auswahl auf 3:0 (4.). Die Tschechen aber hielten dagegen. Angeführt vom ehemaligen Welthandballer Filip Jicha holte der Gastgeber auf. Beim 3:3 (7.) durch den Kieler Rückraumstar, der allein in der ersten Halbzeit sieben Tore markierte, war der Vorsprung aufgebraucht. Auch ohne Roggisch stand die Abwehr anfangs sicher. Seine Aufgaben im Zentrum der Deckung übernahm Patrick Wiencek neben Spielmacher Michael Haaß. Dahinter parierte Heinevetter unter anderem einen Siebenmeter von Jicha.

So setzte sich die deutsche Mannschaft auf 8:4 (18.) ab. Wie erwartet aber blieben die Tschechen ein unbequemer Widerpart. Nach dem 9:6 (23.) durch Weinhold folgte die große Filip-Jicha-Show: Mit vier Treffern in Serie entriss er der DHB-Auswahl die Führung und glich zum 10:10 aus.

Nach Wiederanpfiff lief beim WM-Fünften nicht mehr viel zusammen. Im Angriff fiel Haaß und Co. gegen die aggressive Abwehr der Tschechen nichts mehr ein. Die Würfe nach Einzelaktionen wurden meist eine Beute von Tschechiens Keeper Petr Stochl. Der wie entfesselt aufdrehende Gastgeber kämpfte sich dagegen ins Spiel und ein ums andere Mal durch die lückenhafte deutsche Deckung.

Die hilflos wirkenden Deutschen gerieten mit 13:19 (44.) ins Hintertreffen, und Kevin Schmidt vergab in dieser Phase zu allem Überfluss auch noch seinen zweiten Siebenmeter. Symptomatisch: Nach einem groben Foul an Pavel Horak sah Michael Haaß beim Stand von 14:20 in der 45. Minute Rot. Zudem musste der angeschlagene Dominik Klein vom Feld. In der Folge geriet die DHB-Auswahl mit 16:22 (49.) in Rückstand und konnte sich davon nicht mehr befreien.

(aus den Kieler Nachrichten vom 05.04.2013)


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