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07./08.04.2013 - Letzte Aktualisierung: 08.04.2013 EM 2014

EM-Quali: Deutschland besiegt Tschechien und gewinnt Direktvergleich

Update #1 Spielbericht und Interview mit Martin Heuberger aus den Kieler Nachrichten ergänzt ...

Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Die 11. Handball-Europameisterschaft der Männer findet vom 12. bis 26. Januar 2014 in Dänemark statt.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat im Kampf um die Qualifikation zur Europameisterschaft 2014 in Dänemark wieder bessere Karten. Keine 70 Stunden nach der 22:24-Niederlage in Brünn revanchierte sich das DHB-Team in Halle/Westfalen am Sonntagnachmittag gegen Tschechien. Durch den 28:23 (15:12)-Erfolg vor 9.500 Zuschauern hat die Mannschaft von Trainer Martin Heuberger auch den wichtigen Direktvergleich gegen Filip Jicha & Co. für sich entschieden.
Das Wochenende fing schon gut an für die deutsche Mannschaft, denn mit Montenegro hatte am Samstag ein direkter Konkurrent um die Qualifikationsplätze in der Gruppe 2 in Israel überraschend zwei Punkte liegen gelassen. Die Partie im Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen allerdings begann so gar nicht nach Plan des Gastgebers: Nach sechs Spielminuten lag das DHB-Team bereits mit 1:5 zurück.

Doch die deutsche Mannschaft fing sich schnell: Gestützt auf eine gut funktionierende 6:0-Deckung mit Patrick Wiencek im Abwehrzentrum und einem starken Silvio Heinevetter im Tor konnte der WM-Fünfte besonders durch Gegenstöße punkten und bereits nach elf Spielminuten ausgleichen und wenig später erstmals in Führung gehen. Tschechien ließ sich zunächst aber nicht abschütteln und hielt die Partie bis zur 25. Spielminute offen - was aber auch an der mangelnden Chancenverwertung der Deutschen lag. Doch mit einem 6:1-Lauf von 9:10 auf 15:11 bauten sich die Gastgeber bis zur Pause einen kleinen Vorsprung auf.

Nach dem Seitenwechsel baute das DHB-Team diese Führung schnell aus: Der starke Wiencek eröffnete mit einem tollen Heber den Torreigen. Als Weinhold, Reichmann und erneut der gut aufgelegte Weinhold nachlegten, war Deutschland in der 38. Spielminute bereits auf 19:13 enteilt.

Am Sieg für Deutschland gab es keine Zweifel mehr, aber Tschechien - allen voran die unermüdlichen Filip Jicha undPavel Horak - kämpfte darum, zumindest den Direktvergleich für sich zu entscheiden. Beim 23:26 zwei Minuten vor Schluss fehlte den Gästen nur noch ein einziger Treffer, doch Groetzki traf für Deutschland, während Jicha mit seiner schnellen Antwort scheiterte. Den Schlusspunkt setzte schließlich Sven-Sören Christophersen mit seinem sechsten Treffer.

"Die Mannschaft hat das als Kollektiv sehr gut gemacht, und die Atmosphäre in Halle war wieder fantastisch", sagte Bundestrainer Martin Heuberger nach der Partie. "Das war ein Spiel, das wir gewinnen mussten. Wir hinken noch immer der Niederlage gegen Montenegro aus dem November hinterher. Mit dem Erfolg gegen Tschechien haben wir unsere Chancen in der EURO-Qualifikation erhalten." Fürwahr: Mit nun 4:4 Punkten belegt das DHB-Team hinter Montenegro (6:2), aber vor den Tschechen (4:4) den zweiten Platz in der Gruppe 2, der zur Teilnahme an der Europameisterschaft berechtigt. Im Juni stehen die abschließenden Duelle in Montenegro und gegen Israel an. "Wir haben jetzt noch zwei schwere Spiele vor der Brust. Die Aufgabe in Montenegro wird hammerhart", blickte Heuberger bereits voraus.

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

07.04.13, So., 14.20: Deutschland - Tschechien: 28:23 (15:12)

Deutschland:
Heinevetter, Lichtlein; Kneer, Wiencek (4), Reichmann (1), Dissinger, Theuerkauf, Groetzki (5), Weinhold (6/2), Strobel (1), Schmidt (2/2), Fäth, Haaß (1), Pfahl (1), Klein (1), Christophersen (6); Trainer: Heuberger
Tschechien:
Galia, Stochl; Hrstka, Becvar (1), Jurka (1), Kubes, Motl (2), Jicha (8/5), Sulc, Sobol (1), Horak (4), Mraz, Juricek (4), Strzinek (2), Dostalik, Kasal; Trainer: Haber / Hudecek
Schiedsrichter:
Hlynur Leifsson / Anton Palsson (Island)
Zeitstrafen:
Deutschland: 2 (Haaß, Weinhold);
Tschechien: 5 (Jicha, Sobol, Juricek, Strzinek, Mraz)
Siebenmeter:
Deutschland: 5/4 (Schmidt an den Pfosten);
Tschechien: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (3.), 1:5 (6.), 3:6 (8.), 7:6 (13.), 7:8 (15.), 9:10 (21.), 12:10 (25.), 15:11 (29.), 15:12;
2. Hz.: 17:12 (34.), 19:13 (36.), 21:17 (44.), 24:21 (55.), 26:21 (57.), 28:23.
Zuschauer:
9.500 (Gerry-Weber-Stadion, Halle/Westfalen)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2013:

DHB-Auswahl hat es wieder in der Hand

9500 Handball-Fans sehen erfolgreiche Revanche gegen Tschechien
Halle. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat drei Tage nach der 22:24-Niederlage in Tschechien geantwortet: Gestern besiegte sie in Halle/Westfalen das Team um den Kieler Filip Jicha verdient mit 28:23 (15:12) und hat als Zweiter der Gruppe 2 nun wieder gute Karten, sich für die EM 2014 in Dänemark zu qualifizieren.

Nach einem Zitterstart, die Tschechen führten 5:1 (6.), war das Team von Martin Heuberger noch hinter Israel auf den letzten Platz abgerutscht. Die Israelis, bislang eher als Füllstoff in der Vorrunde verstanden, hatten tags zuvor überraschend Tabellenführer Montenegro 28:25 besiegt.

Letzter. Das schien auch die Fans zu erschüttern, die in großer Zahl ins Gerry-Weber-Stadion gepilgert waren. Mehr als 9500 saßen auf den fast ausverkauften Tribünen und hatten ihren Helden einen rauschenden Empfang bereitet. Wird es für den Deutschen Handball-Bund (DHB) wichtig, dann richtet er sich im Westfälischen ein. Hier begann der Siegeszug bei der WM 2007, hier besiegten die Deutschen in der EM-Qualifikation 2012 vor zwei Jahren Island in einem begeisternden Spiel mit 39:28. "Das ist unser Stadion", sagt der Kieler Dominik Klein.

Doch gegen Jicha & Co war von diesem Feuer zunächst nicht viel zu spüren. Es dauerte eine Viertelstunde, bis die Gastgeber Partie und Nerven in den Griff bekamen. Auch ein Verdienst von Patrick Wiencek, der für einen Kreisläufer ungewohnte Dinge beherrscht - beispielsweise den Gegenstoß. Mit schnellen Schritten eilte der Kieler leichtfüßig über das Feld, traf zur Pause bereits dreimal und holte noch einen Siebenmeter raus. Die Tschechen, das wurde mehr und mehr deutlich, verfügten an diesem Tag nur über sehr limitierte Varianten. Eigentlich nur über zwei: Erstens: Jicha passt auf Pavel Horak, den vierfachen Torschützen. Zweitens: Horak auf Jicha, der achtmal traf.

"Wir haben dumm gespielt", ärgerte sich Jicha über den fehlenden Willen seiner Kollegen, die sich auch zu oft nicht an Absprachen hielten. "Ich dachte, wir reden die ganze Zeit Tschechisch miteinander, aber offenbar hat das trotzdem nicht jeder verstanden." Den Charakter eines Freundschaftsspieles hätte es gehabt, so der Kapitän. "Dafür habe ich kein Verständnis."

Hatten die Deutschen im Hinspiel in Brünn noch sehr wenig Gefahr aus dem Rückraum verbreiten können, gaben sie sich diesmal deutlich entschlossener und trafen von nahezu allen Positionen. Ein Sonderlob des Bundestrainers heimste dabei der Berliner Sven-Sören Christophersen ein, dem in den vergangenen Wochen nicht viel gelungen war. Ganz anders die Tschechen, die im starken Schlussmann Martin Galia lange ihre Lebensversicherung hatten: Sie warfen in der ersten Viertelstunde nach dem Seitenwechsel nur ein Feldtor, die drei weiteren Treffer erzielte Jicha per Siebenmeter. "Ihn haben wir nicht in den Griff bekommen", sagte Wiencek, der anschließend mit Jicha und Klein im Leihwagen nach Kiel fuhr. "Aber wenn nur er trifft, dann haben wir alles richtig gemacht. Unsere Abwehr war heute überragend."

In der 45. Minute hatten die Heuberger-Schützlinge, die längst die beiden Spielzüge des Gegners entschlüsselt hatten, sich auf 21:16 abgesetzt, die Nerven beruhigt und ihre Fans, großzügig mit Klatschpappen und Fähnchen ausgerüstet, erweckt. Eine Schrecksekunde gab es noch einmal in der 47. Minute, als Steffen Weinhold und Jicha ("Ich war kurz weg") nach einem Zusammenprall zu Boden stürzten. Beide konnten aber nach einer kurzen Behandlungspause weiterspielen und erlebten eine Schlussphase, in der die Tschechen noch einmal auf 23:26 (58.) verkürzen konnten. Ein Tor mehr, und sie hätten immerhin den direkten Vergleich gewonnen. Doch ausgerechnet Patrick Groetzki, im verlorenen WM-Viertelfinale gegen Spanien der tragische Held, traf nun entschlossen zum 27:23. Die Entscheidung.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2013)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2013:

"In Todesgruppe ist nichts entschieden"

Das Gespräch mit Handball-Bundestrainer Martin Heuberger führte Wolf Paarmann.
Kieler Nachrichten:
Herr Heuberger, die "Bild" hat nach dem Hinspiel von "Schlaffi-Handball" gesprochen, was sagen Sie dazu?
Martin Heuberger:
Das ist respektlos. Auch den Tschechen gegenüber, die bestimmt kein Kanonenfutter sind. Mit Filip Jicha haben sie einen absoluten Weltklassemann in ihren Reihen. Die Kritik an meiner Mannschaft war ungerechtfertigt. Sie befindet sich immer noch im Umbruch, da sind auch schlechtere Spiele normal. Wobei ich das in Tschechien noch nicht einmal als solches bezeichnen würde.
Kieler Nachrichten:
Wie zufrieden waren Sie mit Patrick Wiencek, der heute den verletzten Oliver Roggisch ersetzen musste?
Martin Heuberger:
Sehr. Er hat Olli mehr als ersetzt, mit Michael Haaß als Nebenmann aber auch eine gute Führung im Mittelblock gehabt. Sein Tempospiel hat mir sehr gut gefallen, es macht einfach Spaß, ihn Handball spielen zu sehen.
Kieler Nachrichten:
Was bedeutet dieser Sieg für die Mannschaft?
Martin Heuberger:
In dieser Todesgruppe ist nichts entschieden. Unser Problem ist, dass wir drei Tage nach Saisonende in Montenegro spielen. Da muss ich wieder den bösen Bundestrainer spielen, der das verdiente Feiern verbietet. Aber nur dann haben wir in Montenegro eine Chance, da werden Rauchschwaden durch die Halle ziehen.
Kieler Nachrichten:
Werden Sie für dieses Spiel die Flensburger Lars Kaufmann und Holger Glandorf nachnominieren?
Martin Heuberger:
Kein Kommentar.
Kieler Nachrichten:
Was halten Sie von dieser Form der EM-Qualifikation?
Martin Heuberger:
Mir würden zwei Play-off-Spiele reichen. So sind es sechs, das ist zu viel, die Belastung für die Spieler ist einfach zu hoch.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.04.2013)


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