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29./30.04.2013 - Letzte Aktualisierung: 30.04.2013 Bundesliga

THW empfängt HBW Balingen-Weilstetten am Mittwoch

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt ...

Das Team des HBW Balingen-Weilstetten, zu Gast in der Sparkassen-Arena am 1. Mai.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des HBW Balingen-Weilstetten, zu Gast in der Sparkassen-Arena am 1. Mai.
Nur drei Tage nach der Rückkehr vom kräftezehrenden Champions-League-Kracher bei MKB Veszprem und dem mit dem 29:28-Erfolg in Ungarn verbundenen Halbfinaleinzug in der "VELUX EHF Champions League", richten die "Zebras" ihr Augenmerk wieder auf das spannende Titelrennen in der DKB Handball-Bundesliga: Am Mittwoch wollen die Kieler gegen HBW Balingen-Weilstetten unbedingt zwei Punkte holen, um die Tabellenführung zu behaupten. Anwurf in der ausverkauften Sparkassen-Arena ist um 16.45 Uhr, Sport1 überträgt das Spiel gegen den Tabellen-13., der Anfang März mit einem Remis gegen die Füchse Berlin aufhorchen ließ und sich derzeit auf Rekordjagd befindet, live.
Ex-Nationalkeeper Nikolas Katsigiannis feiert in Balingen nach jahrelanger Verletzungspause ein starkes Comeback.
Ex-Nationalkeeper Nikolas Katsigiannis feiert in Balingen nach jahrelanger Verletzungspause ein starkes Comeback.
So schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern: Das war die Balinger Maxime für das "verflixte siebte Jahr" in der stärksten Handballliga der Welt. Möglich machen sollte das Trainerfuchs Dr. Rolf Brack, der mit seiner "Chaos-Theorie", dem so oft wie möglich eingesetzten siebten Feldspieler, einem System mit drei Kreisläufern und Blockwechseln wie im Eishockey regelmäßig für Aufsehen in Handballdeutschland sorgt. "Innovation ist Trumpf, wir wollen uns von den taktischen Schablonen der Liga lösen", gab Brack das Motto der Balinger nicht nur für diese Spielzeit aus. Offenbar hat der Sportwissenschaftler trotz einiger Neuzugänge auch in dieser Spielzeit den richtigen Ton getroffen. Denn sechs Spieltage vor dem Saisonende haben die Baden-Württemberger nichts mehr mit dem Abstieg zu tun. Viel mehr noch: Jetzt gehen die "Gallier von der Alb" auf Rekordjagd. 23 Zähler haben sie bisher auf dem Konto, im vergangenen Jahr hatte man mit 24 Zählern am Saisonende den bisherigen Punkterekord aus der Saison 2007/2008 eingestellt.
Glänzende Saison
Obwohl die Balinger vor dieser Spielzeit erneut einen großen personellen Umbruch vollziehen mussten, den Kader stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor, kann die Mannschaft von Rolf Brack also die beste Spielzeit in der Beletage des deutschen Handballs abliefern. Selbst
Rechtsaußen Florian Billek ist mit 105 Treffern bester Feldtorschütze der Balinger.
Rechtsaußen Florian Billek ist mit 105 Treffern bester Feldtorschütze der Balinger.
die lange Verletztenliste sorgte nicht für einen Bruch im Balinger Spiel, stattdessen verlief die bisherige Spielzeit glänzend: Nach einem mit drei Niederlagen missglückten Saisonstart sorgten die Balinger mit vier Heimsiegen in Folge gegen Lemgo (29:27), Gummersbach (29:25), Essen (29:23) und Göppingen (29:25) für Entspannung im Umfeld. Weil aber auswärts bis auf den Punktgewinn in Minden bis Ende November nicht viel zu holen war - allerdings hatten die "Gallier" beim 26:27 in Berlin mit einer Menge Pech zu kämpfen - ließ die "Entwarnung" im Abstiegskampf noch auf sich warten. Doch mittlerweile kann man sich am Fuße der Schwäbischen Alb längst mit den Planungen für die neue Spielzeit beschäftigen: Obwohl die Mannschaft in Essen (28:30) und bei der 22:33-Klatsche in Göppingen nicht überzeugte, waren die vergangenen zwei Monate überaus erfolgreich für HBW. Mit acht Punkten aus den vergangenen sieben Spielen - darunter das 29:29 gegen die Füchse Berlin und ein 33:27-Erfolg gegen Magdeburg - verjagte man das "Abstiegsgespenst" so früh wie noch nie aus Balingen, durch den 32:26-Erfolg gegen den in unmittelbarer Nachbarschaft beheimateten TV Neuhausen machte man zudem die Derby-Schmach aus dem Hinspiel (29:34) wieder wett - und blies zur großen Rekordjagd (siehe auch Gegnerkurve und Tabelle der DKB HBL).
Konsequenz ist das Erfolgsgeheimnis
Topscorer Benjamin Herth wechselt zur kommenden Saison im Tausch mit Rückkehrer Martin Strobel nach Lemgo.
Topscorer Benjamin Herth wechselt zur kommenden Saison im Tausch mit Rückkehrer Martin Strobel nach Lemgo.
Beste Torschützen bei den Süddeutschen sind Benjamin Herth (121/50) und Neuzugang Florian Billek, der jeden seiner 105 Treffer aus dem Feld erzielte. "Bisher war unsere konsequente Spielweise unser Erfolgsgeheimnis. Hinzu kommt, dass wir ein glückliches Händchen bei der Zusammenstellung der Mannschaft hatten", freute sich Geschäftsführer Bernd Karrer über die frühzeitige Planungssicherheit - und das Engagement der gesamten Mannschaft: "Toll war, wie das Team die ganzen Ausfälle kompensiert hat." Trotzdem wollen sich die Kieler am Mittwoch natürlich nicht von Rolf Brack und den Balingern überraschen lassen. "Ab sofort gilt unsere Konzentration wieder der Liga", sagt Kapitän Marcus Ahlm. "Wir wollen deutscher Meister werden und dürfen uns keine Schwächen erlauben. Denn diese werden in der Bundesliga eiskalt bestraft." Bisher verloren die Kieler von 14 Duellen allerdings nur eines gegen die Baden-Württemberger - trotzdem dürfte die 37:39-Niederlage vor drei Jahren noch jedem Handball-Fan im Gedächtnis sein. Im Hinspiel stellten die "Zebras" allerdings früh die Signale auf Sieg: Nach 20 Minuten führten die Kieler mit 12:2, am Ende sprang ein deutlicher 34:22-Erfolg auf der Alb heraus (siehe auch Gegnerdaten Balingen). Anpfiff am Mittwoch ist um 16.45 Uhr, als Schiedsrichter sind Colin Hartmann und Stefan Schneider nominiert.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Bitte lesen Sie auch

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2013:

"Zebras" brauchen klare Köpfe

Nach dem Viertelfinal-Triumph in Veszprem empfängt der Bundesliga-Spitzenreiter THW morgen HBW Balingen
Kiel. Die Stimmung war gewaltig, der Kampf herausragend und der Sieg zuckersüß. In Veszprem haben die Handballer des THW Kiel den Einzug in das Final4 der Champions League genossen, doch jetzt muss die Königsklasse raus aus den Köpfen. Nach der Champions League ist vor der Bundesliga, auf den ungarischen Meister folgt der Tabellen-13. der Bundesliga. Morgen um 16.45 Uhr (live in Sport1) will sich der THW Kiel hellwach in der heimischen Arena präsentieren, wenn der HBW Balingen-Weilstetten - hoffentlich rechtzeitig - aufläuft.

Nur kurz hat sich THW-Trainer Alfred Gislason einen Blick zurück erlaubt. "Das war ein hartes Stück Arbeit in Ungarn, das wir mit unserer Erfahrung und einer starken Kondition gemeistert haben. Die Umstellung auf die 3-2-1-Defensive hat sehr gut funktioniert und Veszprem überrascht", analysierte Gislason, der seinen Spielern nach dem Sieg ein Bier in der Kabine, ein gemeinsames Essen und schließlich eine freie Nacht in Ungarn gestattete. "Ich habe nicht kontrolliert, wer was gemacht hat. Am nächsten Morgen sahen aber alle gut erholt aus."

Der Erfolgshunger ist gerade bei den erfahrenen Akteuren unerschöpflich. "Wir haben uns in Veszprem die Chance bewahrt, wieder alle drei Titel zu gewinnen. Deshalb müssen wir gegen Balingen nun zwei Punkte machen", sagt Torwart Thierry Omeyer, und auch Mannschaftskapitän Marcus Ahlm will nicht locker lassen: "Balingen ist ein unheimlich wichtiges Spiel. Sie spielen eine ganz andere Abwehr als Veszprem, wir werden uns also umstellen müssen."

Die entsprechende Videoanalyse hat Gislason anhand des 34:22-Hinspielsieges schon erledigt: "Da hat mein Team 35 Minuten überragend gespielt, sich dann aber etwas zurückgenommen. Das darf uns jetzt nicht passieren. Die Gefahr ist groß, dass die Konzentration noch nicht wieder voll da ist." Aber gerade Überraschungsmomente sind von Balinger Seite zu erwarten. "Rolf Brack ist einer meiner Lieblingstrainer. Der macht einen fantastischen Job mit kleinen Mitteln und jungen Spielern. Und er wird sich sicherlich etwas ausdenken - sei es ein Spiel mit drei Kreisläufern oder ohne Torwart. Das sind immer spannende Ideen, auf die man reagieren muss", sagt Gislason.

Eine Überraschung will Brack aber gern vermeiden. Im vergangenen Jahr blieb der HBW in einer Autobahnsperre stecken, das Spiel konnte erst mit einstündiger Verspätung angepfiffen werden. "Wir reisen nun schon am Vortag nach Hamburg, übernachten da und werden dann rechtzeitig losfahren", sagt Brack, der alle Register zieht, um seine Mannschaft zu motivieren: "Dass das Spiel im TV übertragen wird, ist eine seltene Gelegenheit für uns, ein ambitioniertes Spiel vor großem Publikum zu zeigen." Gewitzte Winkelzüge will Brack nicht ausschließen. "Taktik ist etwas für Schwache. Und dass wir schwächer sind als der THW, kann niemand abstreiten." Der promovierte Sportwissenschaftler, der neben dem Trainerjob auch noch an der Uni Stuttgart lehrt, hat die THW-Abwehr in Veszprem via TV-Beobachtung genau seziert. "Das 3-2-1-System war in Ungarn sehr erfolgreich. Das spielt niemand so wie der THW. Es ist nicht so offen, fast schon ein 5-1-System, allerdings sehr antizipativ", so Brack. Der HBW-Coach muss zwar auf den Langzeitverletzten Sascha Ilitsch verzichten, und hinter den Einsätzen von Christoph Foth und Benjamin Herth stehen noch Fragezeichen. Personell sehen sich die Gäste aber besser aufgestellt als im Hinspiel.

Künftig selbst nicht mehr im Aufgebot ist Brack beim DHB, wo er in der A-Lizenz-Trainerausbildung für die Trainingssteuerung zuständig war. Der Handball-Bund hat die Zusammenarbeit aufgekündigt, da er hier "neue Akzente" setzen wolle. Für Brack nicht nachvollziehbar: "Gerade die Mischung aus Theorie und Praxis ist hier wichtig. Und die kann ich durch meine Tätigkeiten an der Uni und als Trainer liefern." Der 59-Jährige vermutet vielmehr, dass er als Querdenker auf das Abstellgleis gestellt werden soll, da er auch öffentlich mit Kritik nicht gespart hatte. "Mir geht es um den Handball, und kritische Selbstreflexion ist eben die Basis des Erfolges", so Brack.

Alfred Gislason ist von dieser Personalentscheidung beim DHB überrascht. "Was Rolf Brack in der Trainingssteuerung geleistet hat, ist überragend. Wenn man hier nun einen besseren gefunden haben will, dann ziehe ich wirklich meinen Hut."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2013)

 


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