Nur drei Tage nach der Rückkehr vom kräftezehrenden
Champions-League-Kracher bei MKB Veszprem und dem mit dem
29:28-Erfolg in Ungarn verbundenen
Halbfinaleinzug in der "
VELUX EHF Champions League",
richten die "Zebras" ihr Augenmerk wieder auf das spannende
Titelrennen in der DKB Handball-Bundesliga: Am Mittwoch wollen
die Kieler gegen HBW Balingen-Weilstetten unbedingt zwei Punkte
holen, um die Tabellenführung zu behaupten. Anwurf in der
ausverkauften Sparkassen-Arena ist um 16.45 Uhr, Sport1
überträgt das Spiel gegen den Tabellen-13., der Anfang März
mit einem Remis gegen die Füchse Berlin aufhorchen ließ und
sich derzeit auf Rekordjagd befindet, live.
|
Ex-Nationalkeeper Nikolas Katsigiannis feiert in Balingen
nach jahrelanger Verletzungspause ein starkes Comeback.
©
HBW |
So schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern: Das war die
Balinger Maxime für das "verflixte siebte Jahr" in der stärksten
Handballliga der Welt. Möglich machen sollte das Trainerfuchs
Dr. Rolf Brack, der mit seiner "Chaos-Theorie", dem so oft wie
möglich eingesetzten siebten Feldspieler, einem System mit drei
Kreisläufern und Blockwechseln wie im Eishockey regelmäßig für
Aufsehen in Handballdeutschland sorgt. "Innovation ist Trumpf,
wir wollen uns von den taktischen Schablonen der Liga lösen",
gab Brack das Motto der Balinger nicht nur für diese Spielzeit
aus. Offenbar hat der Sportwissenschaftler trotz einiger Neuzugänge
auch in dieser Spielzeit den richtigen Ton getroffen. Denn sechs
Spieltage vor dem Saisonende haben die Baden-Württemberger nichts
mehr mit dem Abstieg zu tun. Viel mehr noch: Jetzt gehen die
"Gallier von der Alb" auf Rekordjagd. 23 Zähler haben sie bisher
auf dem Konto, im vergangenen Jahr hatte man mit 24 Zählern am
Saisonende den bisherigen Punkterekord aus der Saison 2007/2008
eingestellt.
Glänzende Saison
Obwohl die Balinger vor dieser Spielzeit erneut einen großen
personellen Umbruch vollziehen mussten, den
Kader
stellten wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Hinspiel
ausführlich vor, kann die Mannschaft von Rolf Brack also die beste
Spielzeit in der Beletage des deutschen Handballs abliefern. Selbst
|
Rechtsaußen Florian Billek ist mit 105 Treffern bester
Feldtorschütze der Balinger.
©
HBW |
die lange Verletztenliste sorgte nicht für einen Bruch im Balinger
Spiel, stattdessen verlief die bisherige Spielzeit glänzend: Nach
einem mit drei Niederlagen missglückten Saisonstart sorgten die
Balinger mit vier Heimsiegen in Folge gegen Lemgo (29:27),
Gummersbach (29:25), Essen (29:23) und Göppingen (29:25) für
Entspannung im Umfeld. Weil aber auswärts bis auf den Punktgewinn
in Minden bis Ende November nicht viel zu holen war - allerdings
hatten die "Gallier" beim 26:27 in Berlin mit einer Menge Pech zu
kämpfen - ließ die "Entwarnung" im Abstiegskampf noch auf sich warten.
Doch mittlerweile kann man sich am Fuße der Schwäbischen Alb längst
mit den Planungen für die neue Spielzeit beschäftigen: Obwohl die
Mannschaft in Essen (28:30) und bei der 22:33-Klatsche in Göppingen
nicht überzeugte, waren die vergangenen zwei Monate überaus
erfolgreich für HBW. Mit acht Punkten aus den vergangenen sieben
Spielen - darunter das 29:29 gegen die Füchse Berlin und ein
33:27-Erfolg gegen Magdeburg - verjagte man das "Abstiegsgespenst"
so früh wie noch nie aus Balingen, durch den 32:26-Erfolg gegen den
in unmittelbarer Nachbarschaft beheimateten TV Neuhausen machte man
zudem die Derby-Schmach aus dem Hinspiel (29:34) wieder wett - und
blies zur großen Rekordjagd (siehe auch
Gegnerkurve
und
Tabelle der DKB HBL).
Konsequenz ist das Erfolgsgeheimnis
|
Topscorer Benjamin Herth wechselt zur kommenden Saison im
Tausch mit Rückkehrer Martin Strobel nach Lemgo.
©
HBW |
Beste Torschützen bei den Süddeutschen sind Benjamin Herth (121/50)
und Neuzugang Florian Billek, der jeden seiner 105 Treffer aus dem
Feld erzielte. "Bisher war unsere konsequente Spielweise unser
Erfolgsgeheimnis. Hinzu kommt, dass wir ein glückliches Händchen
bei der Zusammenstellung der Mannschaft hatten", freute sich
Geschäftsführer Bernd Karrer über die frühzeitige Planungssicherheit
- und das Engagement der gesamten Mannschaft: "Toll war, wie das
Team die ganzen Ausfälle kompensiert hat." Trotzdem wollen sich die
Kieler am Mittwoch natürlich nicht von Rolf Brack und den Balingern
überraschen lassen. "Ab sofort gilt unsere Konzentration wieder der
Liga", sagt Kapitän
Marcus Ahlm. "Wir
wollen deutscher Meister werden und dürfen uns keine Schwächen
erlauben. Denn diese werden in der Bundesliga eiskalt bestraft."
Bisher verloren die Kieler von 14 Duellen allerdings nur eines
gegen die Baden-Württemberger - trotzdem dürfte die
37:39-Niederlage vor drei Jahren noch jedem
Handball-Fan im Gedächtnis sein. Im
Hinspiel
stellten die "Zebras" allerdings früh die Signale auf Sieg: Nach
20 Minuten führten die Kieler mit 12:2, am Ende sprang ein
deutlicher 34:22-Erfolg auf der Alb heraus (siehe auch
Gegnerdaten Balingen). Anpfiff am
Mittwoch ist um 16.45 Uhr, als Schiedsrichter sind
Colin Hartmann und Stefan Schneider
nominiert.
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2013:
"Zebras" brauchen klare Köpfe
Nach dem Viertelfinal-Triumph in Veszprem empfängt der Bundesliga-Spitzenreiter THW morgen HBW Balingen
Kiel. Die Stimmung war gewaltig, der Kampf herausragend
und der Sieg zuckersüß. In Veszprem haben die Handballer des
THW Kiel den Einzug in das Final4 der Champions League
genossen, doch jetzt muss die Königsklasse raus aus den
Köpfen. Nach der Champions League ist vor der Bundesliga,
auf den ungarischen Meister folgt der Tabellen-13. der Bundesliga.
Morgen um 16.45 Uhr (live in Sport1) will sich der THW Kiel
hellwach in der heimischen Arena präsentieren, wenn der HBW
Balingen-Weilstetten - hoffentlich rechtzeitig - aufläuft.
Nur kurz hat sich THW-Trainer Alfred Gislason
einen Blick zurück erlaubt. "Das war ein hartes Stück Arbeit in Ungarn,
das wir mit unserer Erfahrung und einer starken Kondition gemeistert
haben. Die Umstellung auf die 3-2-1-Defensive hat sehr gut funktioniert
und Veszprem überrascht", analysierte Gislason,
der seinen Spielern nach dem Sieg ein Bier in der Kabine, ein gemeinsames
Essen und schließlich eine freie Nacht in Ungarn gestattete. "Ich habe
nicht kontrolliert, wer was gemacht hat. Am nächsten Morgen sahen aber
alle gut erholt aus."
Der Erfolgshunger ist gerade bei den erfahrenen Akteuren unerschöpflich.
"Wir haben uns in Veszprem die Chance bewahrt, wieder alle drei Titel
zu gewinnen. Deshalb müssen wir gegen Balingen nun zwei Punkte machen",
sagt Torwart Thierry Omeyer, und auch
Mannschaftskapitän Marcus Ahlm will nicht
locker lassen: "Balingen ist ein unheimlich wichtiges Spiel. Sie spielen
eine ganz andere Abwehr als Veszprem, wir werden uns also umstellen müssen."
Die entsprechende Videoanalyse hat Gislason
anhand des 34:22-Hinspielsieges schon erledigt: "Da
hat mein Team 35 Minuten überragend gespielt, sich dann aber etwas
zurückgenommen. Das darf uns jetzt nicht passieren. Die Gefahr ist groß,
dass die Konzentration noch nicht wieder voll da ist." Aber gerade
Überraschungsmomente sind von Balinger Seite zu erwarten. "Rolf Brack ist
einer meiner Lieblingstrainer. Der macht einen fantastischen Job mit
kleinen Mitteln und jungen Spielern. Und er wird sich sicherlich etwas
ausdenken - sei es ein Spiel mit drei Kreisläufern oder ohne Torwart. Das
sind immer spannende Ideen, auf die man reagieren muss", sagt
Gislason.
Eine Überraschung will Brack aber gern vermeiden. Im vergangenen Jahr
blieb der HBW in einer Autobahnsperre stecken, das Spiel konnte erst
mit einstündiger Verspätung angepfiffen werden. "Wir reisen nun schon
am Vortag nach Hamburg, übernachten da und werden dann rechtzeitig
losfahren", sagt Brack, der alle Register zieht, um seine Mannschaft zu
motivieren: "Dass das Spiel im TV übertragen wird, ist eine seltene
Gelegenheit für uns, ein ambitioniertes Spiel vor großem Publikum zu
zeigen." Gewitzte Winkelzüge will Brack nicht ausschließen. "Taktik ist
etwas für Schwache. Und dass wir schwächer sind als der THW, kann niemand
abstreiten." Der promovierte Sportwissenschaftler, der neben dem Trainerjob
auch noch an der Uni Stuttgart lehrt, hat die THW-Abwehr in Veszprem via
TV-Beobachtung genau seziert. "Das 3-2-1-System war in Ungarn sehr
erfolgreich. Das spielt niemand so wie der THW. Es ist nicht so offen,
fast schon ein 5-1-System, allerdings sehr antizipativ", so Brack. Der
HBW-Coach muss zwar auf den Langzeitverletzten Sascha Ilitsch verzichten,
und hinter den Einsätzen von Christoph Foth und Benjamin Herth stehen noch
Fragezeichen. Personell sehen sich die Gäste aber besser aufgestellt als
im Hinspiel.
Künftig selbst nicht mehr im Aufgebot ist Brack beim DHB, wo er in der
A-Lizenz-Trainerausbildung für die Trainingssteuerung zuständig war.
Der Handball-Bund hat die Zusammenarbeit aufgekündigt, da er hier "neue
Akzente" setzen wolle. Für Brack nicht nachvollziehbar: "Gerade die
Mischung aus Theorie und Praxis ist hier wichtig. Und die kann ich durch
meine Tätigkeiten an der Uni und als Trainer liefern." Der 59-Jährige
vermutet vielmehr, dass er als Querdenker auf das Abstellgleis gestellt
werden soll, da er auch öffentlich mit Kritik nicht gespart hatte. "Mir
geht es um den Handball, und kritische Selbstreflexion ist eben die Basis
des Erfolges", so Brack.
Alfred Gislason ist von dieser Personalentscheidung
beim DHB überrascht. "Was Rolf Brack in der Trainingssteuerung geleistet hat,
ist überragend. Wenn man hier nun einen besseren gefunden haben will, dann
ziehe ich wirklich meinen Hut."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2013)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Internet-Tipps:
-
TV: Sport1:
Mi., ab 16.40 Uhr: THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten
live aus der Sparkassen-Arena in Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 16.45 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HBW Balingen-Weilstetten
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet:
Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.