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14./16.09.2013 - Letzte Aktualisierung: 16.09.2013 Bundesliga

THW Kiel lässt in Eisenach nichts anbrennen

Bundesliga, 5. Spieltag: 14.09.2013, Sa., 19.00: ThSV Eisenach - THW Kiel: 23:29 (12:16)
Update #1 Fotos, KN-Bericht und Stimmen ergänzt ...

Die Kieler Abwehr ließ in Eisenach nur 23 Gegentreffer zu.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler Abwehr ließ in Eisenach nur 23 Gegentreffer zu.
Der THW Kiel hat seine weiße Weste auch im Eisenacher Hexenkessel gewahrt. Beim aufopferungsvoll kämpfenden Aufsteiger ThSV Eisenach gewannen die "Zebras" am Sonnabendabend souverän mit 29:23 (16:12). Bester Torschütze war Gudjon Valur Sigurdsson mit sieben Treffern, Johan Sjöstrand brillierte im Kieler Tor mit insgesamt 21 Paraden. Durch den Erfolg in Thüringen bauten die Kieler ihre Startserie auf 10:0 Punkte aus.
Die Kieler mussten in der Wartburgstadt erneut auf Aron Palmarsson verzichten. Der Isländer hatte sich beim dramatischen 31:30-Erfolg gegen Gummersbach in den Dienst der Mannschaft gestellt und bei seinem Comeback mehr Zeit auf dem Feld gestanden, als für ihn drei Monate nach seiner Knie-Operation eingeplant war. Deshalb wurde Palmarsson in Eisenach geschont. Schonung hätte sicherlich auch der lädierten Schulter von Rasmus Lauge gut getan - doch angesichts der Personalnot auf der mittleren Rückraumposition biss der Däne auf die Zähne.
Hitzige Atmosphäre unter der Wartburg
Die Atmosphäre in Eisenach war genauso hitzig, wie der THW Kiel sie aus vergangenen Bundesliga-Zeiten der Thüringer her kannte: Mit stehenden Ovationen wurde der ThSV von den 3.200 euphorischen Fans empfangen, viele Kieler Aktionnen wurden mit Pfiffen bedacht, und jeder gelungene Spielzug der Eisenacher frenetisch gefeiert. Der THW Kiel brauchte zunächst einige Minuten, um mit der dadurch entstehenden Hektik auf dem Spielfeld zurecht zu kommen - obwohl Toft Hansen und Vujin ein schnelles 2:0 vorgelegt hatten. Vier Minuten dauerte es, bis Eisenach zum ersten Mal traf: Jaanimaa drosch einen seiner vier Treffer in die Maschen und legte damit ordentlich Zunder unter den Hexenkessel.
Lauge bringt Ruhe in den Kieler Angriff
Wael Jallouz attackiert Dener Jaanimaa.
Klicken Sie zum Vergrößern! Wael Jallouz attackiert Dener Jaanimaa.
Christian Sprenger erhöhte kurz darauf mit einem Doppelschlag auf 5:2, doch die Gastgeber wichen nicht von ihrer aggressiven Linie ab. Da sich zudem Villadsen im Kasten der Eisenacher ein ums andere Mal auszeichnen konnte, kam der ThSV wieder heran: Beim Stand von 8:7 nahm Gislason eine Auszeit, die von der Eisenacher Bank und den Fans wie ein Torerfolg gefeiert wurde. Gislason beorderte den angeschlagenen Lauge für den in einigen Situationen glücklosen Jallouz in den Angriff. Tatsächlich schien diese Auszeit gut für den THW: Sechs Minuten lang erzielten die Gastgeber keinen Treffer. Auch, weil Johan Sjöstrand in der ersten Hälfte klasse hielt. Zehn Paraden zählten die Statistiker bis zum Pausenpfiff, deren vier zeigte er in der Phase, in der sich die Kieler von 8:7 auf 11:8 (20.) absetzen konnten. Sigurdsson nach feinem Zusammenspiel, Jallouz im Gegenstoß und Sprenger - ebenfalls per Konter - hatten getroffen.

Doch Eisenach ließ sich nicht abschütteln - verkürzte seinerseits wieder auf einen Zwei-Tore-Rückstand (22.), den Vujin und Jicha, der nach einem ThSV-Fehlwurf den Gegenstoß versenkte, wieder auf vier Tore ausbauten. Eine Führung, die die Kieler bis zum Pausenpfiff nicht mehr abgaben. Toft Hansen setzte sich energisch am Kreis zum 16:12-Halbzeitstand durch.

Eisenach mit besserem Neustart
Eisenachs Torhüter Rene Villadsen machte den THW-Angreifern das Leben schwer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Eisenachs Torhüter Rene Villadsen machte den THW-Angreifern das Leben schwer.
Aus der Pause kamen die Gastgeber ein wenig besser als der THW: Jaanimaa und Kreisläufer Hansen verkürtzten auf 14:16, dann wurde es nach Vujins Treffer unübersichtlich. Beide Torhüter hielten, technische Fehler im Angriff kamen auf beiden Seiten hinzu. Konsequenz: Sieben Minuten fiel kein Tor, bis Ekberg diese Flaute beendete. Gleichzeitig läutete dieser Treffer starke Kieler Minuten ein: Sigurdsson markierte das 19:15, dem Jallouz nach eigenem Steal per Gegenstoß wuchtig das 20:15 folgen ließ. Nach Jurdsz' 16:21 prallte Jicha unglücklich mit seinem Gegenspieler zusammen. Weil Eyjolfsson sich derart darüber aufregte, dass er ein Handtuch aufs Feld schmiss, gab es zwei Minuten gegen die Bank. Die Überzahl nutzte Vujin mit zwei starken Toren zum 23:16 (45.), eine Viertelstunde vor dem Ende war dies eine Vorentscheidung. Auch, weil Johan Sjöstrand in der Folge zu noch größerer Form auflief und mit insgesamt 21 Paraden den Gegnern den Zahn zog. Aber auch, weil die 5:1-Abwehr des THW deutlich wacher agierte und die Gastgeber gegen diese Variante kaum ein probates Mittel fanden.
Am Mittwoch kommt Wetzlar
Am Ende spielten die Kieler den Sieg konzentriert herunter und vermieden zu große Risiken. Die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber kamen so noch zur verdienten und bejubelten Ergebniskorrektur, die in der Schlussminute jedoch durch zwei Tore von Wiencek und Jicha noch einmal eingebremst wurde. Der 29:23-Sieg beim Aufsteiger war ein hartes Stück Arbeit. Und auch am kommenden Mittwoch wird es nicht leichter, wenn die "Zebras" die HSG Wetzlar mit Ivano Balic und Jose Hombrados empfangen. Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr.

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason gegenüber den KN:
Es war offensichtlich, dass bei uns viele Dinge noch nicht passen. Aber ich freue mich sehr über diesen Sieg. In diesem Hexenkessel wird Eisenach noch einige Punkte sammeln.
Eisenachs Trainer Adalsteinn Eyjolfsson gegenüber den KN:
Ich bin sehr stolz auf diesen Tag und die Mannschaft. Ich bin seit zwei Jahren in Eisenach, so viele Verletzte habe ich in dieser Zeit noch nie gehabt. Das ist fast wie ein Fluch.
THW-Kapitän Filip Jicha gegenüber den KN:
Das war ein gutes Stück Arbeit in dieser engen Halle mit einer hitzigen Stimmung. Aber obwohl wir alles geben mussten, hatten wir das Spiel immer im Griff und sind cool geblieben. Wir müssen immer weiter arbeiten, schließlich wollen wir wieder Meister werden.
THW-Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson gegenüber den KN:
Momentan geht es bei uns personell etwas eng zu, deshalb müssen wir kämpfen. Zwar waren wir nicht mit allem 100 Prozent zufrieden, aber der Kampf war gut und wir haben mit sechs Toren hier gewonnen. Das ist es, was zählt.
THW-Rückraumspieler Marko Vujin gegenüber den KN:
Die lange Anreise über sieben Stunden im Bus war nicht optimal. Aber wir müssen auch die tolle Leistung der Gegner anerkennen. Gratulation an Eisenach. Wir müssen in Angriff und Abwehr noch einiges besser machen.
THW-Spielmacher Rasmus Lauge gegenüber den KN:
Wir hatten gehofft, dass ich erst wieder gegen Wetzlar spielen müsste. Aber die Heilung lief besser als gedacht, und ich hatte keine Probleme. Jetzt wird die Schulter gekühlt, Schmerzen habe ich aber nicht.
THW-Torhüter Johan Sjöstrand gegenüber den KN:
Die erste Halbzeit war nicht so gut und auch der Start in die zweite nicht. Aber als ich dann einige gute Paraden hatte, war ich richtig im Spiel. Das Publikum hat eine tolle Stimmung gemacht, war sehr patriotisch. Es war einfach geil, hier zu spielen.
Eisenachs Torhüter Rene Villadsen gegenüber den KN:
In den letzten zehn Minuten war ich schon traurig, dass wir es nicht enger gestalten konnten. Aber im Rückblick war es ein starkes Spiel. Wir haben zuletzt gute Leistungen in Abwehr und Angriff gezeigt. Das Spiel war enorm gut für den Kopf.
Eisenachs Rückraumspieler Daniel Luther gegenüber den KN:
Eigentlich sollte ich wegen meiner Rückenverletzung gar nicht spielen, musste dann aber doch ran. Wir hätten uns schon gewünscht nicht so deutlich zu verlieren, denn es war mehr drin. Wir haben gut in der Abwehr gestanden und mannschaftlich gekämpft. In einigen Phasen fehlte uns aber die Cleverness.

5. Spieltag: 14.09.13, Sa., 19.00: ThSV Eisenach - THW Kiel: 23:29 (12:16)

Logo ThSV Eisenach:
Villadsen (1.-60., 19/1 Paraden), Gorobtschuk (n.e.); Elisson (5), Sklenak, Wöhler, Jurdsz (4), Jonsson (2/1), Luther, Pucelj, Jaanimaa (6), Hansen (5), Heinemann (1/1), Koloper; Trainer: Eyjolfsson
Logo THW Kiel:
Sjöstrand (1.-60., 21/1 Paraden), Palicka (n.e.); Toft Hansen (2), Sigurdsson (7), Sprenger (3), Wiencek (3), Ekberg (1), Lauge, Zeitz, Jallouz (2), Klein (1), Jicha (4/2), Vujin (6); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Hanspeter Brodbeck / Simon Reich
Zeitstrafen:
Eisenach: 1 (Eyjolfsson (45.));
THW: 1 (Toft Hansen (44.))
Siebenmeter:
Eisenach: 3/2 (Sjöstrand hält Heinemann (29.));
THW: 3/2 (Villadsen hält Vujin (13.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:3, 2:3 (5.), 2:5, 4:5, 4:6 (10.), 5:6, 5:7, 6:7, 6:8, 7:8 (14.), 7:11 (19.), 9:11, 9:12, 10:12, 10:14 (24.), 12:14, 12:16;
2. Hz.: 14:16, 14:17, 15:17 (34.), 15:21 (43.), 16:21, 16:23, 17:23, 17:25 (50.), 20:25 (54.), 20:26, 22:26, 22:27, 23:27, 23:29.
Zuschauer:
3.200 (ausverkauft) (Werner-Aßmann-Halle, Eisenach)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.09.2013:

THW stärker als ein Wunder

ThSV Eisenach kämpfte tapfer bei der 23:29-Niederlage gegen den Handball-Meister
Eisenach. Der THW Kiel wahrt in der Handball-Bundesliga seine weiße Weste und hat wieder die Tabellenspitze erklommen. In hitziger Atmosphäre einer übervollen Halle in Eisenach verdiente sich der THW den 29:23 (16:12)-Sieg über den ThSV Eisenach durch einen überragenden Johan Sjöstrand im Tor und leidenschaftlichen Kampf gegen einen Aufsteiger, der sich mit aller Vehemenz dem THW entgegen stemmte.

In Eisenach glaubt man gern an Wunder. Die Landgräfin Elisabeth von Thüringen, Namensgeberin zahlreicher St. Elisabeth Krankenhäuser, soll im 13. Jahrhundert in ihrem nur kurzen Leben 60 Wunder vollbracht haben, wofür sie später heilig gesprochen wurde. Und Martin Luther wird zugeschrieben, als Junker Jörg auf der Wartburg den leibhaftigen Teufel mit dem Wurf eines Tintenfasses vertrieben zu haben.

Der ThSV Eisenach hätte in seinem Heimspiel gegen den THW wohl auch ein Wunder benötigt, um die Gäste zu besiegen. Und Spieler wie Zuschauer waren bereit, dieses Wunder zu erzwingen. Angeheizt durch Fahnenschwenker und Trommler Manolo sprang der Lärmpegel in der engen Werner-Assmann-Halle, in der die 3100 Zuschauer im obersten Rang in Fünferreihen standen, schnell auf Düsenjet-Lautstärke. Die Kieler Aktionen wurden mit einem gellenden Pfeifkonzert begleitet, und das Schiedsrichtergespann musste sich früh Schmährufe gefallen lassen. Die aufgepeitschte Stimmung übertrug sich auch auf das Parkett, wo die als Abstiegskandidaten gehandelten Thüringer ein beachtliches Tempo vorlegten. Vor allem der Este Dener Jaanimaa spurtete ein ums andere Mal zum Torerfolg. Eine Eisenacher Führung oder auch nur einen zwischenzeitlichen Ausgleich konnte aber auch er nicht erzwingen. Denn geführt durch Kapitän Filip Jicha hatten sich die Kieler über 2:0 zunächst auf 5:2 (7.) absetzen können. Jicha hatte die Mittelposition übernommen, da Aron Palmarsson nach der Belastung im Gummersbach-Spiel gar nicht mit nach Eisenach gereist war und auch Rasmus Lauge noch geschont werden sollte.

Abschütteln ließen sich die Eisenacher aber nicht. Beim 7:8 (14.) waren sie wieder auf einen Treffer heran. THW-Trainer Alfred Gislason nahm die erste Auszeit, schickte anschließend Lauge zur Spielführung auf das Feld. Und obwohl sich der junge Däne aufgrund der Schulterprellung nicht am Torwurf beteiligen konnte, zogen die Kieler auf 11:7 (19.) davon und hielten diesen Vorsprung bis zur Pause. Johan Sjöstrand ließ in dieser Phase unter anderem mit einem parierten Siebenmeter gegen Nick Heinemann schon mal sein Können aufblitzen. Dazu durfte auch Wael Jallouz mit einem Torerfolg und zwei starken Assists wichtige Punkte bei der Integration im Kieler Spiel für sich verbuchen.

Die 16:12-Pausenführung schien nach dem Seitenwechsel aber zunächst keine Ruhe in das Kieler Spiel zu bringen. Im Gegenteil: Die Hausherren kamen besser aus der Kabine. Im ThSV-Tor wurde Rene Villadsen zum Riesen, parierte in schneller Folge gegen Gudjon Valur Sigurdsson, Christian Zeitz und Jicha. Bis auf zwei Treffer (15:17, 37.) rückten die Eisenacher den Kielern wieder auf den Pelz.

Dann aber wuchs Sjöstrand über sich hinaus. Gleich zweimal in Folge parierte er gegen den frei heranstürmenden Isländer Bjarki Elisson, baute sich im Schlussdrittel des Spiels zur Wand auf und zeigte insgesamt 21 Paraden. Und Jallouz, der zwischenzeitlich unglücklich in der Abwehr agiert hatte, wuchtete mit aller Gewalt den Ball zur ersten Sechs-Tore-Führung der Kieler ins Netz (21:15, 43.). Dank der schnellen Tore durch Sigurdsson wuchs der Vorsprung gar auf acht Treffer (25:17, 50.). Die Eisenacher wehrten sich zwar weiter tapfer, und die Zuschauer hielten die Emotionen am Kochen, machten ihrem Frust mit "Schieber, Schieber"-Rufen gegen die Schiedsrichter Luft. Bis zum Schlusspfiff mochte aber niemand mehr in Eisenach an ein Wunder glauben.

(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.09.2013)


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