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21./23.10.2013 - Letzte Aktualisierung: 23.10.2013 DHB-Pokal

DHB-Pokal: THW Kiel will bei der SG Wallau in die nächste Runde einziehen

Update #1 KN-Vorbericht ergänzt ...

Das Team der SG Wallau.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der SG Wallau.
Nach DKB Handball-Bundesliga und der "VELUX EHF Champions League" steigt der THW Kiel am Mittwoch auch in den dritten Wettbewerb der Saison ein. Die "Mission DHB-Pokal" beginnt für den Titelverteidiger mit einer geschichtsträchtigen Fahrt: Es geht zur SG Wallau, die als SG Wallau-Massenheim zwischen 1992 und 1994 zweimal Meister wurde und zweimal den DHB-Pokal gewann. Die Partie in der ausverkauften Großsporthalle Rüsselsheim wird um 20.00 Uhr angepfiffen.
Die "Glücksfee" Lars Christiansen bescherte den Kielern für den Auftakt in die DHB-Pokalsaison ein sportlich machbares Los mit viel Geschichte. Mit der SG Wallau zog der ehemalige Flensburger Linksaußen als Gegner des THW Kiel die Kugel des einzig verbliebenen Drittligisten im Wettbewerb aus dem Lostopf. Dieser genießt laut Statuten Heimrecht - und so wird für den THW Kiel die Reise in die ehemalige Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim auch ein Ausflug in die gemeinsame Geschichte beider Vereine. Denn als SG Wallau-Massenheim gehörten die Hessen zwischen 1987 und 2005 ununterbrochen der ersten Handball-Bundesliga an und gewannen 1992 und 1993 die deutsche Meisterschaft, außerdem holte Wallau 1993 und 1994 den DHB-Pokal sowie 1992 den internationalen IHF-Pokal.
43 Pflichtspiele gegeneinander
Rechtsaußen Philipp Botzenhardt ist mit 45/12 Treffern derzeit bester Schütze der SG in der 3. Liga.
Rechtsaußen Philipp Botzenhardt ist mit 45/12 Treffern derzeit bester Schütze der SG in der 3. Liga.
Dann begann die "goldene Ära" des THW Kiel, die den "Zebras" seit 1994 bisher insgesamt 15 Meistertitel, drei Champions-League-Triumphe, drei Siege im EHF-Pokal und neun DHB-Pokalsiege bescherte. 43 Male kreuzten sich die Wege der beiden Vereine in Pflichtspielen, 24 Kieler Siegen stehen 14 Niederlagen gegenüber (siehe auch Gegnerdaten Wallau). Im Pokal traf man bisher allerdings lediglich einmal aufeinander: In der Saison 1999/2000 besiegten die "Zebras" dank neun Treffern von Staffan Olsson die zu der Zeit unter dem Namen "SG W.M. Frankfurt" firmierende Mannschaft des damaligen Trainers Martin Schwalb nach einer Halbfinal-Nervenschlacht mit 28:27 nach Verlängerung. Tags darauf machten die Kieler durch den Finalsieg gegen Flensburg den dritten Pokalsieg der Vereinsgeschichte perfekt.
Insolvenz vor acht Jahren
Während der THW Kiel in der Folgezeit Stück für Stück in die Riege der europäischen Topclubs emporstieg, konnte die SG Wallau-Massenheim auch budgetmäßig nicht mehr mithalten. Daher setzten die Hessen bereits damals auf Talente. Unter anderem durften bei der SG auch die "Zebras" Christian Zeitz und Dominik Klein Bundesligaerfahrungen sammeln. In der Spielzeit 2004/05, die die SG Wallau-Massenheim als Zehnter abschloss, war es dann aber endgültig vorbei: Selbst ein torreicher 49:46-Erfolg in einem Benefizspiel des THW Kiel beim in finanzielle Schieflage geratenen Kontrahenten nutzte nichts mehr. Die SG musste Insolvenz anmelden, bekam keine Lizenz und zog sich in die Regionalliga zurück. Zwar gelang den Hofheimern 2007 die Rückkehr in die Zweite Liga, doch nach einer kurzlebigen Fusion mit der TSG Münster als HSG FrankfurtRheinMain gab es wieder Geldprobleme - und die SG Wallau kassierte den Zwangsabstieg in Liga vier.
Pokalsensation gegen Eisenach
Torhüter Sebastian Schermuly wurde gegen Eisenach zum Pokalhelden.
Torhüter Sebastian Schermuly wurde gegen Eisenach zum Pokalhelden.
Mittlerweile spielt die Mannschaft von Trainer Ralf Ludwig wieder in der 3. Liga und sorgte in der ersten Pokalrunde für einen Paukenschlag: Dank 19 Treffern des Trios Stefan Bonkirch, Philipp Botzenhardt und Benedikt Seeger sowie unzähligen Paraden des überragenden Torhüters Sebastian Schermuly wurde Erstliga-Aufsteiger ThSV Eisenach mit 32:29 (11:11) besiegt. "Jetzt kann der THW Kiel kommen", scherzte Benedikt Seeger damals euphorisiert nach der Pokalsensation - ein Wunsch, den Lars Christiansen dem 28-jährigen Rückraumspieler dann auch prompt erfüllte. "Wir sind wirklich komplett ausgerastet", gestand SG-Goalgetter Stefan Bonkirch. "Wenn ich mir überlege, wo wir in der vergangenen Saison überall im Bezirkspokal hingefahren sind, um die Chance zu erhalten, im DHB-Pokal zu spielen, kann ich nur sagen: Die Mannschaft hat sich einen solch wahnsinnigen Gegner mehr als verdient." Sein Kollege, Linksaußen Philipp Botzenhardt, pflichtete Bonnkirch bei: "Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich kann es noch gar nicht so wirklich glauben. Jeder Handballer träumt davon, einmal gegen Kiel spielen zu dürfen. Und gerade auch noch in einem Pflichtspiel. Einfach geil."

Allerdings werden die Wallauer das Spiel nicht in der heimischen, 800 Zuschauer fassenden Ländcheshalle austragen. "Der Ansturm auf die Karten war riesig, sodass wir uns entschieden haben, in der Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim zu spielen", so der Sportliche Leiter Stephan Schreiber. Diese Halle fasst 3000 Zuschauer - und war in wenigen Minuten ausverkauft.

Platz 3 in Liga 3
Spielmacher Benedikt Seeger erzielte bislang 41/9 Saisontreffer.
Spielmacher Benedikt Seeger erzielte bislang 41/9 Saisontreffer.
Trotz der seit der rund achtwöchigen Vorfreude auf die Partie gegen den Rekordmeister und -pokalsieger gelang der SG Wallau durchaus die Konzentration auf den Liga-Alltag. Als Aufsteiger in die dritte Liga spielt die Mannschaft von Trainer Rald Ludwig eine gute Rolle und musste sich in den ersten acht Spieltagen nur ein einziges Mal geschlagen geben - wie auch der THW Kiel in Liga 1 biss auch Wallau in Magdeburg auf Granit und kassierte bei den "YoungsterS" des SCM eine deutliche 23:31-Schlappe. Ansonsten aber gelangen bislang fünf Siege und zwei Unentschieden, womit die SG derzeit auf einem hervorragenden dritten Platz in der 3. Liga Ost liegt. Ein Aufstieg ist für den Verein weder kurz- noch mittelfristig ein Thema: "Wir wollen in der 3. Liga Fuß fassen und die jungen Spieler voranbringen. Wir sehen uns als Ausbildungsverein. An die Profiligen verschwenden wir überhaupt keinen Blick", so der Sportliche Leiter Stephan Schreiber, der hofft, dass seine Mannschaft ohne großen Respekt in die Partie gegen die "Zebras" geht: "Es kommt die weltbeste Mannschaft. Wir wären zufrieden, wenn wir die ersten 15 Minuten ein klein bisschen mitspielen können, um den Zuschauern ein gutes Spiel zu liefern."
THW auf Reisen: Kielce - Rüsselsheim - Göppingen
Der Auftakt für den THW Kiel in die diesjährige Pokalsaison wird eine Reise in die Geschichte - und ein Kraftakt, ist die Partie bei der SG Wallau doch zwischen den anstrengenden Auswärtstouren ins 1100 Kilometer entfernte polnische Kielce und dem zweitweitesten Bundesliga-Trip zu Frisch Auf Göppingen terminiert. Dazwischen liegt nun also noch die Fahrt ins 580 Kilometer entfernte Rüsselsheim: "Wir hätten sehr gerne endlich mal wieder ein Heimspiel gehabt", sagt deshalb THW-Manager Klaus Elwardt. "Aber wir sind es ja gewohnt, auswärts antreten zu müssen. Man kann sich ja kaum noch an unser letztes Pokalheimspiel gegen den SC Magdeburg im Oktober 2011 erinnern."

Die Schiedsrichter am Mittwoch sind Philipp Dinges und Daniel Kirsch.

 

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2013:

Pokalfieber bei Wallau: Heute kommt der THW

Kiel. Der THW Kiel startet heute (20 Uhr) in den DHB-Pokal, reist als Titelverteidiger zu einem ehemals ganz großen Klub des deutschen Handballs, der allerdings mit der Insolvenz vor acht Jahren zwischenzeitlich in den Niederungen der Viertklassigkeit verschwand. Nun darf die SG Wallau-Massenheim wieder auf der großen Bühne auftreten. Der Drittligist verdiente sich seinen Höhepunkt des Jahres durch einen überraschenden 32:29-Sieg in der ersten Pokalrunde über Bundesliga-Aufsteiger ThSV Eisenach.

Anfang der 1990er-Jahre waren die Wallauer die erste Handball-Adresse in Deutschland, gewannen zweimal Meisterschaft (1992, 1993) und DHB-Pokal (1993, 1994). Auch den Gewinn des IHF-Cups durfte der Verein noch in seiner Vita auflisten, bevor er im Mittelmaß versank und für die Saison 2004/05 keine Lizenz mehr erhielt. Alle Rettungsversuche, an denen sich auch der THW mit einem Benefizspiel beteiligte, blieben erfolglos.

Einer, der diesen Niedergang direkt miterlebte, war Dominik Klein. "Das war natürlich keine schöne Phase. Aber es hat die Mannschaft damals auch unglaublich zusammengeschweißt", erinnert sich der Kieler Linksaußen und denkt gern an seine Zeit in Hessen zurück: "Es war ja der Start in meine Bundesliga-Karriere. Und zweimal bin ich von den Fans zum Spieler der Saison gewählt worden." Die Fahrt nach Rüsselsheim, wohin die Wallauer das Pokalspiel wegen des großen Fanandrangs verlegt haben, wird für Klein zudem eine Reise in seine Vergangenheit, denn mit SG-Mittelmann Benedikt Seeger spielte der Nationalspieler einst in der Jugend gemeinsam in der Bezirksauswahl.

In Wallau ist die Freude auf den THW riesengroß. Kurz nach dem Losentscheid glühten in der SG-Geschäftsstelle die Telefondrähte. "Es setzte gleich der Run auf die Eintrittskarten ein. Die Medien sind voll drauf angesprungen. Rhein-Main-TV hat berichtet, der Hessische Rundfunk und RTL kommen noch", erzählt SG-Geschäftsführer Markus Abels. "Jetzt ist natürlich auch die Hoffnung da, dass einige interessierte Firmen zu Sponsoren werden könnten."

Auf jeden Fall ist das Handballfeuer in der Region wieder entfacht. Abels ist überzeugt, dass 3000 Fans die Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim zum "Hexenkessel" machen: "Das wird ein Handball-Fest."

THW-Trainer Alfred Gislason ist vorsichtig: "Wir werden das Spiel angehen, als ginge es gegen Flensburg. Sonst läuft man Gefahr, nicht in den Rhythmus zu kommen." Aron Palmarsson (Knieschmerzen) und Patrick Wiencek (Zerrung) werden fehlen.

(von Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2013)

 

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