24.04.2014 | Bundesliga |
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Für die laufende Saison durften sich noch drei qualifizieren, der HSV, Liga-Fünfter geworden, löste als Titelverteidiger in zwei Play-Off-Spielen gegen die Füchse Berlin (4.) sogar ein viertes Ticket. Die Europäische Handball-Föderation (EHF) hat als Ausrichter die Wiederholung eines solchen Szenarios ausgeschlossen, nur die Bundesliga und die spanische Asobal, in der Setzliste (160,50 und 114,25 Punkte) weit vor Frankreich (72,86) und Dänemark (62,75), erhalten zwei Startplätze in der Gruppenphase. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass der Bundesliga-Dritte beispielsweise über ein Qualifikationsturnier nachrücken kann. Doch entschieden, das ließ die EHF gestern ausdrücklich verlautbaren, wäre nichts, alles ist möglich. Auch, dass es für den Dritten, derzeit Flensburg-Handewitt (48:10), am 11. Mai zu Gast in Kiel, keine Hintertür gibt.
Bei der Vergabe der deutschen Tickets will auch der HSV (46:12) noch mitreden. "Für uns wäre eine Qualifikation extrem förderlich", sagte Holger Liekefett dieser Zeitung. Der neue Geschäftsführer kam gerade von einem Treffen mit der Mannschaft, die nach einer "unterirdischen Leistung" (Liekefett) beim SC Magdeburg (25:33) nur noch sehr theoretische Chancen hat, nach 2011 erneut Meister zu werden. "Die Einstellung der Spieler ist aber extrem positiv", sagte Liekefett, "wenn dieser HSV einen guten Tag erwischt, kann er jeden schlagen". Am 1. Mai erwartet der HSV die Flensburger, am 4. Mai ist er zu Gast bei den Löwen.
Aus Kieler Sicht wäre es wünschenswert, wenn er zumindest in Mannheim einen seiner guten Tage erwischt. Im Restprogramm der Löwen (BHC, Gummersbach, Melsungen) ist der HSV die größte Hoffnung. Liekefett, seit sechs Wochen im Amt, wollte nicht ausschließen, dass auch die aktuelle Situation ein Grund für den Magdeburg-Auftritt gewesen ist. "Das stecken selbst Profis nicht einfach so weg", sagte Liekefett, dessen Ziel es ist, den Verein auf ein breiteres Fundament zu setzen. Im Moment ist er extrem von Andreas Rudolph abhängig, der den Verein mit einem Investment von angeblich 40 Millionen Euro überhaupt erst in eine Top-Adresse verwandelt hat. So sprang der Präsident auch erst vor wenigen Tagen wieder ein, um die ausstehenden Monatsgehälter für die HSV-Mitarbeiter (inklusive Spieler) von 550000 Euro zu begleichen. Seine Aussagen zur Zukunft seines Projekts sind widersprüchlich. Nach dem Achtelfinal-Aus in der Champions League gegen Vardar Skopje soll er gesagt haben, dass er "den Laden sofort dicht machen" werde. Im Februar hatte er den HSV gar als "Sanierungsfall" bezeichnet, dem zwei Millionen Euro fehlen würden. Tatsächlich ist das Loch wohl noch deutlich größer.
Anschließend sicherte er Liekefett, den er als "Wunschkandidat" adelte, zu, ihn "nicht im Regen stehen zu lassen". Die Lizenz für die kommende Saison, so Rudolph, sei gesichert. Trotz der siebenstelligen Lücke im Etat ist sie das tatsächlich, wenn er dafür bürgt. Gegenüber den KN wollte Rudolph sich gestern nicht äußern.
Voraussichtlich muss er in einer Woche auch die April-Gehälter aus eigener Tasche bezahlen. Sollte er das nicht machen, müsste der HSV noch in der laufenden Saison Insolvenz anmelden und stünde nicht nur als erster Absteiger fest. Mit dem Gang zum Amtsgericht könnte neben einem gigantischen Imageschaden für die Liga auch die Vorentscheidung in der Meisterschaft fallen, müssten doch rückwirkend alle Punktspiele des HSV annulliert werden. Im Duell zwischen Kiel (4:0 Punkte, plus 17 Tore gegen den HSV) und den Löwen (0:2/minus 13) würde der Tabellenführer seinen Vorsprung auf zwei Punkte und ein deutlich besseres Torverhältnis (plus 53) ausbauen.
Und, bei diesem Grusel-Szenario eine eher untergeordnete Konsequenz: Am "Tag des Handballs" müsste eine der Hauptrollen neu besetzt werden. Die Löwen wollen in der Frankfurter Commerzbank-Arena am 6. September den Zuschauer-Weltrekord brechen - mit einem Spiel gegen den HSV.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.04.2014)
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