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11./12.12.2002 - Letzte Aktualisierung: 12.12.2002 DHB-Pokal

DHB-Pokal: THW zerstört Lemgos Unschlagbarkeits-Mythos

Bravouröse Leistung der Zebra - Fritz mit 24 Paraden

DHB-Pokal, 4. Runde: 11.12.2002, Mi., 20.30: TBV Lemgo - THW Kiel: 30:32 (12:14)
Update #5 Stimmen ergänzt...

Christian Schwarzer konnte der Niederlage des TBV verletzungsbedingt nicht verhindern.
Christian Schwarzer konnte der Niederlage des TBV verletzungsbedingt nicht verhindern.
Wahnsinn! Der THW hat sich mit einem bravourösen 32:30-(14:12)-Erfolg beim TBV Lemgo im Achtelfinale des DHB-Pokals durchgesetzt und den Ostwestfalen damit die erste Niederlage der Saison zugefügt - und das auch noch in deren eigener Halle und mit deren eigenen Waffen - dem Tempospiel.
Beide Mannschaften gingen mit Verletzungsproblemen in die Partie: Beim THW fiel Sebastian Preiß aus, Nikolaj Jacobsen ging angeschlagen in die Partie. Beim TBV entschied sich in letzter Minute, daß Christian Schwarzer nach einer am Montag aufgetretenen Adduktorenverletzung nicht spielen würde können. Daniel Stephan, der gegen den THW sein Comeback feiern sollte, nahm zunächst nur auf der Bank Platz.

Morten Bjerre trifft zum 5:8 (14.).
Klicken Sie zum Vergrößern! Morten Bjerre trifft zum 5:8 (14.).
Doch auch ohne den neuen deutschen Nationalmannschaftskapitän erwischte Lemgo, mit einem Anfangs sehr starken Christian Ramota im Tor, den besseren Start und ging über 4:2 (9.) mit 7:3 (13.) in Führung. Nachdem der bisher ungeschlagene Tabellenführer 10:5 (17.) führte, stellte der THW seine Deckung von einer 3:2:1-Variante auf eine 6:0-Formation um.

Pitti gleicht zum 12:12 aus (27.).
Klicken Sie zum Vergrößern! Pitti gleicht zum 12:12 aus (27.).
Doch zunächst blieb der Gastgeber in Führung und lag nach 20 Minuten mit 12:8 vorn. Dann aber kam der THW - und zwar gewaltig. Henning Fritz nagelte nun sein Tor vollends zu und die THW-Deckung war zu Beton geworden. Lemgo fand absolut kein Mittel gegen das schwarz-weiße Bollwerk, der THW verkürzte - vorne nun fast fehlerfrei - Zug um Zug und glich in der 27. Minute durch Klaus-Dieter Petersen, der ein starkes Spiel am Kreis machte, zum 12:12 aus.

Johan Pettersson: Sieben Siebenmeter, sieben Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Pettersson: Sieben Siebenmeter, sieben Treffer.
TBV-Trainer Volker Mudrow versuchte sein Glück in einem Timeout, doch die Zebras blieben am Drücker. Pettersson verwandelte einen Strafwurf zum 13:12 (29., der Schwede hatte eine hunderprozentige Siebenmeter-Quote) und nachdem Fritz einen Gegenstoß von Binder abkaufte, setzte Pitti Petersen mit dem 14:12 den letzten THW-Paukenschlag vor der Pause.

Der altgediente THW-Recke war es auch, der nach Wiederanpfiff die Führung auf 15:12 hochschraubte. Trotz diverser Paraden von Henning Fritz schaffte Lemgo jedoch nach dem 14:15-Anschluß (33.) zwei Minuten später den 16:16-Ausgleich und in der 38. Minute sogar erstmals wieder die Führung (18:17, 38.). Doch mit einem weiter unglaublichen "Fritze" im Rücken, der seinen
Henning Fritz hielt selbst die unmöglichsten Dinger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henning Fritz hielt selbst die unmöglichsten Dinger.
Nationalmannschaftskollegen Ramota klar ausstoch, und einer starken Deckung schaffte der THW erneut die Wende - und schlug Lemgo mit seinen eigenen Waffen: Gegenstoß von Pettersson zum 19:18 (40.), Gegenstoß von Jacobsen zum 20:18 (40.), schnelle Mitte und Kreistreffer von Petersen zum 21:19 (43.).

Dazu kamen noch weitere Rückraumtreffer von Morten Bjerre (insgesamt sieben Tore) und Kreistreffer von Petersen (insgesamt sechs). Lemgo setzte nun alles auf eine Karte und brachte beim 20:23-Rückstand (44.) Daniel Stephan. Der führte sich aber nicht mit einem Tor sondern mit einem Foul ein und kassierte sofort eine Zeitstrafe. In Überzahl erhöhte der THW auf 25:21 (46.), die Chancen auf eine Überraschung in der Lipperlandhalle stiegen.

Fieberten mit: Die verletzten Demetrio Lozano und Staffan Olsson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Fieberten mit: Die verletzten Demetrio Lozano und Staffan Olsson.
Der THW legte weiter nach, erhöhte auf 26:22 (47., Dominikovic) und 27:22 (48., Gegenstoß Pettersson). Als Petersen nach schönem Überzahlspiel vom Kreis zum 29:24 (50.) traf, wurde die Hoffnung weiter größer. Doch der Gastgeber hatte sich noch nicht aufgegeben. Lemgo stand jetzt besser in der Deckung, der THW kam nicht durch. Und wäre Henning Fritz nicht mit weiteren vier Paraden gewesen, Lemgo hätte schnell den Ausgleich erzielt. So aber brauchten die Ostwestfalen bis zur 57. Minute, um den Anschluß (28:29) wiederherzustellen. Morten Bjerre machte der THW-Torflaute mit dem 30:28 ein Ende.

Jubel beim THW.
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Die letzten 190 Sekunden hätten also noch einmal richtig spannend werden können, doch eine weitere Parade von Fritz und das 31:28 von Jacobsen 130 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit sorgten für die Vorentscheidung. Nach dem 29:31 durch Baur machte THW-Kapitän Lövgren mit dem 32:29 alles klar.

Aus einer starken Mannschaftsleistung stach Henning Fritz mit 25 Paraden hervor. Beste Schützen beim THW waren Pettersson (10/7), Bjerre (7) und Petersen (6). Bei Lemgo waren Kehrmann und Zerbe mit je sieben Treffern am erfolgreichsten.

Die weiteren Ergebnisse des Pokals finden Sie unter DHB-Pokal, 4. Runde.

Die 5. Runde, das Viertelfinale, findet am 12. Februar 2003 statt. Die Auslosung erfolgt im Rahmen des Bundesligaspiels Lemgo gegen Flensburg (18. Dezember), als "Losfeen" sind Nadja "Naddel" ab del Farag oder Benno Möhlmann.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich will nicht lange philosophieren, aber wir wissen, wo Lemgo steht und wie sie gespielt haben. Wir wollten den Tempohandball mitmachen und dann sehen, wen am Schluß die Kräfte verlassen.

Man könnte das Ergebnis an den Ausfällen von Schwarzer und Lima festmachen, aber dagegen muß man natürlich auch unsere Ausfälle sehen...

Wir sind die einzige Mannschaft, die im Pokal nur Bundesliga-Gegner hatte. Deshalb hatte ich gesagt, "wir sehen uns in Hamburg", das war aber hauptsächlich für die Presse gedacht...

TBV-Trainer Volker Mudrow:
Kiel hat verdient gewonnen. Ich will auch keine Ausreden suchen, die Gründen könnten jedoch auch die Personalprobleme sein, aber das werde ich nicht sagen. Der Hauptpunkt könnte sein, daß wir bis zur 21. Minute gut geführt haben mit 12:8, aber danach viele Chancen nicht genutzt haben. An Henning Fritz natürlich ein Riesenkompliment. Wir haben uns dennoch nie aufgegeben, waren beim 28:29 nochmal dran und haben dann die Chance vergeben.

Wir haben wirklich alles versucht und 60 Minuten gekämpft. Aber wir mußten Schwarzer schonen, denn unser Hauptaugenmerk liegt auf nächsten Mittwoch [Lemgo gegen Flensburg, live im DSF, die Red.].

THW-Manager Uwe Schwenker:
Pitti hat wirklich sein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Er hat sich natürlich auch selbst in die Pflicht genommen, nachdem er nach der Auslosung gesagt hatte "wir schlagen Lemgo".

Wir haben Lemgo mit seinen eigenen Waffen geschlagen, das war Werbung für den Handballsport. Es sind alle großes Tempo gegangen. Ein Riesenkompliment an Henning Fritz. Nach dem Spiel habe ich sofort gefragt: "Wieviel Bälle hat er gehalten, Hundert?". Aber auch Ramota war sehr gut, nur stand er heute etwas hinter Fritz.

Wenn wir in der Champions League und im DHB-Pokal weit kommen, darf der TBV Lemgo gerne Meister werden.

TBV-Manager Fynn Holpert:
Es ist ärgerlich, im Pokal verloren zu haben, da man keine zweite Chancen bekommt und wir Hamburg nun nur im Fernsehen sehen, aber das Leben geht weiter. Wir müssen dieses Hagr noch gegen den Zweiten und den Dritten der Bundesliga spielen, dann können schon vier Punkte weg sein. Eine Niederlage wirft uns nicht um, auch wenn sie im Pokal ist.
THW-Torhüter Henning Fritz:
Henning Fritz im DSF-Interview.
Henning Fritz im DSF-Interview.
Ich denke, daß Mattias und ich ein ganz gutes Team momentan bilden. Heute habe ich die Chance bekommen, habe sie auch genutzt, und daß ein Torhüter wichtig ist für den Erfolg, gerade beim TBV, der momentan so gut drauf ist, das ist immer entscheidend. Das mir das heute so gelungen ist, das freut mich umso mehr. Und wir sind glücklich, Lemgo als erste Mannschaft geschlagen zu haben und wir hoffen, daß das so weiter geht...

Lemgo mußte drei Stammspieler ersetzen, aber das haben wir auch. Wir sind schon länger auf diese Situation vorbereitet. Ich glaube auch, daß sie am Ende etwas kaputt waren. Wir haben auch unsere Chancen vorne sehr gut genutzt, was auch entscheidend war - das war unser Vorteil heute.

Für mich war es wichtig, daß ich gleich zu Anfang gut in das Spiel gekommen bin mit dem Siebenmeter, den ich zwar nicht gehalten habe [Baur warf überweg, die Red.], aber das sind immer kleine positive Sachen und wenn man sich so ins Spiel reinsteigert und dann ein, zwei freie hält, so kommt man ins Spiel rein. Die gegnerischen Spieler werden dann unsicher, wir hatten ein-, zweimal die Situation, wo sie verweigern. Wenn man diese Situation hat, dann hat man schon viel erreicht.

[Frage: Wen hätten Sie denn gerne in der nächsten Runde?]
Eigentlich ist es egal. Vielleicht wäre es einmal ganz gut, ein Spiel zu Hause zu haben, eine starke Mannschaft zu Hause, Flensburg oder Essen. Eigentlich ist es egal, wenn wir Pokalsieger werden wollen, müssen wir alle schlagen, aber ein leichtes Los wäre uns doch ganz lieb.

[Und gegenüber Sport1:]
Daß der Torwart eine wichtige Rolle spielt, ist klar. Aber wir haben in der zweiten Halbzeit unsere Chancen einfach sehr gut genutzt, was Grundvoraussetzung ist, um beim TBV zu bestehen.

Ich bin seit anderthalb Jahren bei diesem Verein und habe noch nie in voller Besetzung gespielt. Vielleicht sind wir daran besser gewöhnt als Lemgo, aber als Ausrede würde ich das nicht gelten lassen.

[Und in die Zukunft gewandt:]
Wir wollen bis Ende des Jahres die weiße Weste behalten. Hoffentlich kommen alle von der WM gesund wieder, damit wir endlich mal mit voller Kapelle spielen können.

THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den Kieler Nachrichten:
Unsere Stärke war wohl, daß wir immer an uns geglaubt und nie die Ruhe verloren haben. Außerdem hat Henning eine Weltklasseleistung geboten.
THW-Rückraumspieler Morten Bjerre gegenüber den Kieler Nachrichten:
Das war heute die Krönung unserer zuletzt immer stabiler und besser werdenden Leistungen.
TBV-Rechtsaußen Florian Kehrmann gegenüber Sport1:
Wir kamen mit Kiels Deckung einfach nicht zurecht.
[Ein weiterer Grund:]
Einen Ausfall von Christian Schwarzer und einen Teilausfall von Daniel Stephan verkraftet keine Mannschaft.

Jetzt wollen wir im Europapokal Kräfte sparen und am nächsten Mittwoch den Flensburgern zeigen, dass das hier unsere Halle ist.


4. Runde: 11.12.02, Mi., 20.30: TBV Lemgo - THW Kiel: 30:32 (12:14)

Logo TBV Lemgo:
C. Ramota (1.-60.), Zereicke (ein 7m); Struck, Stephan (2), Tempelmeier, Schwarzer (n.e.), M. Ramota (1), Zerbe (7), Baumgartner (3), Bonath, Kehrmann (7), Binder (2), Baur (5/3), Kothe (2); Trainer: Mudrow
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60.), Andersson (n.e.); Pettersson (10/7), Jacobsen (4/1), Bjerre (7), Petersen (6), Lövgren (2), Schmidt, Scheffler, Wisotzki, Dominikovic (3); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Geipel (Steuden) / Helbig (Raguhn)
Zeitstrafen:
Lemgo: 4 (zweimal Zerbe, Stephan, Bonath);
THW: 1 (Petersen)
Siebenmeter:
Lemgo: 3/2 (Baur überweg);
THW: 9/8 (Jacobsen scheitert an C. Ramota)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 4:2, 4:3, 7:3, 7:4, 8:4, 8:5, 10:5, 10:7, 11:7, 11:8, 12:8, 12:14;
2. Hz.: 12:15, 14:15, 14:16, 16:16, 16:17, 18:17, 18:20, 19:20, 19:22, 20:22, 20:23, 21:23, 21:25, 22:25, 22:27, 23:27, 23:28, 24:28, 24:29, 28:29, 28:30, 28:31, 29:31, 29:32, 30:32
Zuschauer:
4000 (ausverkauft) (Lipperlandhalle, Lemgo)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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