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08./09.11.2006 - Letzte Aktualisierung: 09.11.2006 Bundesliga

THW besiegt krisengeschüttelte MT Melsungen deutlich - Karabatic fällt aus

Bundesliga, 5. Spieltag: 08.11.2006, Mi., 20.00: THW Kiel - MT Melsungen: 43:22 (21:10)
Update #3 Fotos, Spielbericht und Stimmen ergänzt...

Nikola Karabatic fällt mehrere Wochen aus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic fällt mehrere Wochen aus.
Unter der Woche krachte es mächtig im Gebälk der MT Melsungen. Am Ende musste der bekannteste Spieler der Hessen, Olympiasieger Goran Sprem, gehen. Am Mittwoch dann präsentierte sich das Viel-Nationen-Team in der Kieler Ostseehalle nicht als Einheit und ermöglichte dem THW einen nie gefährdeten 43:22 (21:10)-Erfolg. Bester Werfer im Zebra-Dress war Henrik Lundström mit 9/3 Toren.
Vor dem Spiel bereits hatten die Zebras die nächste Hiobsbotschaft zu verkraften. Nach Viktor Szilagyi, Vid Kavticnik und Lars Krogh Jeppesen, dem im Länderspiel gegen Polen erneut eine Rippe brach, musste auch noch Nikola Karabatic passen - mit ihm fällt nun auch der letzte etatmäßige Halblinke des THW langfristig aus. Am Donnerstag wird Karabatic am Ellenbogen des rechten Wurfarmes operiert, es müssen freie Gelenkkörperchen entfernt werden. "Wir wissen nicht, wie lange Nikola ausfallen wird", zeigte sich Kiels Manager Uwe Schwenker geschockt, "aber es werden mit Sicherheit mehrere Wochen sein." Einen weiteren Transfer schloss er hingegen weiter kategorisch aus: "Das liegt nicht nur am Geld, momentan ist kein Spieler auf dem Markt, der uns schnell weiter helfen könnte" (siehe Extrabericht zur Verletztensituation).

Dominik Klein (acht Tore) läuft bei einem Tempogegenstoß auf und davon und vollendet mit einem Sprungwurf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein (acht Tore) läuft bei einem Tempogegenstoß auf und davon und vollendet mit einem Sprungwurf.
Angesichts dieser fatalen Meldungen geriet das Spiel fast zur Nebensache. Trotzdem wollten die Zebras alles geben, um den Gegner möglichst früh in die Schranken zu weisen. Viele hatten bei der MT nach den Querelen der letzten Woche mit einer Trotzreaktion gerechnet, doch die blieb vollkommen aus. Obwohl bis auf Kontic, Kurtagic und Wöhler nur Nationalspieler bei Melsungen im Kader standen, bot das Team auf dem Ostseehallen-Parkett eine Leistung, die vor allem in der ersten Hälfte selten Regionalliga-Niveau erreichte: Kaum ein Pass kam an, das Zusammenspiel funktionierte zwischen keinem der Mannschaftsteile - die Gäste legten einen Offenbarungseid ab, der das fachkundige Publikum in der Ostseehalle sogar vereinzelt zu Pfiffen animierte. Freuen konnten sich die 10250 allerdings über ihre Zebras, die mit Pelle Linders für Karabatic in der Abwehr begannen. Im Angriff rückte Dominik Klein auf Halblinks, während zumeist Henrik Lundström für Linders auf die Platte kam. Und dieses Notsystem funktionierte nach ausgeglichenen drei Minuten wie am Schnürchen und immer nach dem gleichen Prinzip: Fehler Melsungen oder erkämpfter Abwehr-Ball, schneller Pass nach vorn, wo zumeist Lundström oder Klein warteten, um zu vollstrecken. Von 8:4 bauten die Kieler ihre Führung binnen sechs Minuten auf 12:4 (17.) aus; mehr als eine Vorentscheidung gegen einen Gegner, der von Beginn an versuchte, durch lang ausgespielte Angriffe nicht zu arg unter die Räder zu kommen. Einen Strich machte ihnen bei diesem Unterfangen zumeist die aufmerksame Kieler Abwehr, sodass die schnellen Angriffe weiter rollen konnten. Bei all dem Kieler Angriffswirbel verging Tausendsassa Zoran Djordjic im Melsunger Tor sogar beinahe gänzliche seine Angriffslust, lediglich einmal tauchte er in den ersten dreißig Minuten vor dem Kieler Tor auf - da war der Halbzeitstand von 21:10 gerade gefallen...

Stefan Lövgren wird von den Melsungener Abwehrspielern Grigorios Sanikis (links) und Predrag Kontic (rechts) hart attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren wird von den Melsungener Abwehrspielern Grigorios Sanikis (links) und Predrag Kontic (rechts) hart attackiert.
In der zweiten Hälfte änderte sich wenig am Spielverlauf. Der THW schaltete und waltete, nur wenn die Zebras es durch einige Unachtsamkeiten zuließen, durfte MT ein wenig mitspielen. Diese Chancen wusste vor allem Petr Hruby zu nutzen, der gleich fünf seiner insgesamt sieben Treffer im zweiten Durchgang erzielte. Die schöneren Tore aber gingen immer wieder auf das Konto der Zebras, die von den schlechten Nachrichten um das Zebra-Lazarett so gar nicht beeindruckt schienen. Klein foppte Djordjic mit einem Schuss durch die sprichwörtlichen "Hosenträger", Lövgren glänzte mit Traumanspielen und verwandelte alle seine Siebenmeter sicher - den letzen gar per frechem Heber. Und bei Kleins 32:14 dauerte es ganze vier Sekunden, bis der Ball von Mattias Andersson über Lövgren zu Klein und von dort ins Tor flitzte (45.), ehe kurz darauf Kim Andersson seine erneut tolle Leistung mit einem 105-km/h-Geschoss krönte. All dies wurde Michal Kraus offenbar zu bunt, völlig unmotivierte schubste er Zeitz in die Bande, als der Ball schon längst wieder auf dem Weg zum gegnerischen Tor war. Nur eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt der Tscheche
Gestoppt: Kim Andersson wird im Sprung von den Melsungener Abwehrspielern Andrej Kurtschew (links) und Grigorios Sanikis (rechts, verdeckt) fest gemacht.
Klicken Sie zum Vergrößern! Gestoppt: Kim Andersson wird im Sprung von den Melsungener Abwehrspielern Andrej Kurtschew (links) und Grigorios Sanikis (rechts, verdeckt) fest gemacht.
für dieses Frustfoul, das dem THW kurzfristig auch noch einen weiteren Linkshänder raubte: Zeitz musste sich behandeln lassen, für ihn rückte Henrik Lundström auf Rechtsaußen. Einen Treffer erzielte er von der spiegelverkehrten Seite, weiteren Toren standen einmal Djordjic und zweimal der Pfosten im Wege.

Fünf Minuten vor dem Ende durfte Moritz Weltgen dann ran und rückte auf die Mittelposition. Auch er wurde Zeuge des schnellsten Kieler Angriffes der Saison: Parade Andersson, nach der der Ball vom Fuß des Kieler Keepers genau in die Arme von Klein sprang - 42:22, kurz darauf war nach Linders' 43:22 Schluss. Der THW hatte im Spiel eins ohne Karabatic überzeugend locker gewonnen, traf dabei aber auch auf einen völlig indisponierten Gegner. Die nächsten Wochen werden ungleich härter für den THW, gilt es doch, mindesten die Spiele gegen Constanta, Kronau, in Wilhelmshaven, gegen Obernburg und wahrscheinlich auch das Champions League-Achtelfinale mit nur acht gesunden Feldspielern zu bestreiten - harte Zeiten brechen an...

(Christian Robohm)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Aus kiel4kiel.de:

THW Kiel überrennt MT Melsungen

Die Kieler Zebras hatten am Mittwoch die MT Melsungen zu Gast in der Ostseehalle. Der amtierende Deutsche Meister wurde seiner Favoritenrolle mehr als gerecht und gewann das Spiel mit 43:22 (21:10). Trotz der großen Verletzungssorgen drehte der THW um Leitwolf Stefan Lövgren ordentlich auf und ging sowohl im Angriff als auch in der Abwehr konzentriert zu Werke. Bester Werfer der Gastgeber war der schwedische Linksaußen Henrik Lundström, der neun Tore zum verdienten Sieg seines Teams beisteuerte.

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Weitere Fotos vom Spiel finden Sie in einer Galerie bei kiel4kiel.de.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich hätte vor dem Spiel nicht gedacht, dass wir heute so hoch gewinnen können. Meine Jungs haben gekämpft, sie haben von all unseren Problemen gewusst und trotzdem alles gegeben. Vor allem die Tempogegenstöße haben wir heute gnadenlos ausgenutzt. Nikola hat solche Schmerzen im rechten Arm, dass an Werfen nicht einmal zu denken ist. Angesichts unsere Verletzten müssen wir leider befürchten, dass die nächsten Spiele nicht ganz so gut wie heute laufen werden.
MT-Trainer Dr. Rastislav Trtik:
Heute haben wir eine Lektion des modernen Handballs erteilt bekommen. Ich kann nicht viel Positives von meinem Team berichten, heute habe ich wirkliche keinen Raum für ein Lob. Wir wollten attraktiver als zuletzt spielen, das konnten wir heute nicht zeigen.
THW-Manager Uwe Schwenker
Wir können an der momentanen Situation nichts ändern, müssen es so hinnehmen, wie es ist. Dass drei Spieler auf einer Position ausfallen, war so nicht vorher zu sehen. Wir werden aber nicht noch einmal auf dem Transfermarkt tätig. Das liegt nicht nur am Geld, sondern auch daran, dass momentan kein Spieler auf dem Markt ist, der uns kurzfristig helfen könnte. Angesichts unserer Verletztenliste können wir nun nicht mehr an den Erwartungen vor der Saison gemessen werden, aber da müssen wir jetzt gemeinsam durch.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Dominik Klein.

5. Spieltag: 08.11.06, Mi., 20.00: THW Kiel - MT Melsungen: 43:22 (21:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-20., 1 Parade) Fritz (1 Siebenmeter, 0 Paraden), M.Andersson (21.-60., 11 Paraden); Linders (4), K. Andersson (7), Lundström (9/3), Lövgren (4/4), Weltgen, Ahlm (6), Zeitz (5), Karabatic (n.e.), Klein (8); Trainer: Serdarusic
Logo MT Melsungen:
Djordjic (10.-60., 7 Paraden), Musil (1.-10., 1 Parade); Brouko, Wöhler (2), Kurtchev (3), Kraus, Kontic, Valo (1), Hruby (7), Stojanovic (4), Sanikis (2), Chalkidis, Kurtagic, Balomenos (3); Trainer: Trtik
Schiedsrichter:
Schaller (Leipzig) / Sebastian Wutzler (Frankenberg)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Ahlm (42.));
Melsungen: 3 (2x Kontic (29., 40.), Kraus (50.))
Siebenmeter:
THW: 8/7 (Djordjic hält Lundström);
Melsungen: 1/0 (Kurtagic gegen Fritz an die Latte)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 3:1, 3:2, 5:2 (6.), 7:3, 8:4 (11.), 12:4 (17.), 13:6 (19.), 14:8 (21.), 16:8 (23.), 17:8 (25.), 19:8 (27.), 20:9 (29.), 21:10;
2. Hz.: 23:11 (33.), 24:11 (35.), 26:12 (37.), 28:12 (39.), 28:12 (39.), 28:12 (39.), 28:12 (39.), 30:13 (41.), 28:12 (39.), 32:15 (45.), 35:17 (48.), 36:17 (50.), 38:19 (52.), 39:20 (54.), 40:22 (57.), 43:22 (59.), 43:22.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2006:

Zebras sammelten Punkte im Spaziergang ein

Lockerer 43:22-Erfolg des THW Kiel gegen harmlose Melsunger - Neun Lundström-Tore
Kiel - Training in der Ostseehalle und mehr als 10 000 Zuschauer waren dabei. Der 43:22 (21:10)- Sieg des Handball-Bundesligisten THW Kiel gegen MT Melsungen gestern Abend hatte von Beginn an den Charakter eines Benefizspiels. Mit einem kleinen Haken für die Hessen - sie waren an den Einnahmen nicht beteiligt.

Der Tag, der mit dem 13. Pflichtspielsieg in Folge endete, hatte für den THW Kiel allerdings mit einer Hiobsbotschaft begonnen. Im Ellenbogen des Franzosen Nikola Karabatic wurden freien Gelenkkörperchen entdeckt - der 22-jährige Europameister muss operiert werden und kam nicht zum Einsatz.

Ohne ihn stellte sich das Team von Noka Serdarusic selbst auf. Der THW-Coach hatte den 19-jährigen Moritz Weltgen auf die Bank gesetzt, der mit einem Doppelspielrecht für Kiel und den Zweitligisten TSV Altenholz ausgestattet ist. Im Rückraum verblieb mit Stefan Lövgren nur noch ein gesunder Rechtshänder. Also kam Linksaußen Dominik Klein an der Seite seines Kapitäns auf ungewohnter Position im rechten Rückraum zum Einsatz.

Trotz der stark gelichteten Reihen begann der Rekordmeister souverän. Ein einziger Fehlwurf bis zur elften Minute. Eine schnelle 8:3-Führung, die das Fundament für einen einseitigen Handballabend liefern sollte. Die harmlosen Melsunger wirkten wie aus einem 80er-Jahre-Video entsprungen. In Zeitlupe wickelten sie ihre Angriffe ab, die nur selten darauf ausgerichtet waren, am Ende auch ein Tor zu erzielen. Kaum zu glauben, dass diese Mannschaft in der vergangenen Saison als Aufsteiger noch mit ihrer aggressiven 4:2-Deckung die Liga erfrischte.

Nach dem kurzfristigen Rauswurf des kroatischen Olympiasiegers Goran Sprem (KN berichtete) versuchte der Diplom-Pädagoge Rastislav Trtik zwar, die alte Taktik aus der Mottenkiste zu holen. Doch die namhafen Neuzugänge, mit denen Melsungen in dieser Saison zu neuen Ufern aufbrechen wollte, suchten in diesem Konzept vergeblich ihren Platz. "Wir haben heute eine Lektion über modernen Handball erhalten", haderte Trtik mit seinen Schützlingen, die ohne Leidenschaft ihr Programm abspulten. Getrieben lediglich von der Hoffnung, der Sekundenzeiger der Hallenuhr möge sich an diesem Abend schneller drehen. Trtik: "Positive Dinge sind mir bei meiner Mannschaft nicht aufgefallen."

Obwohl "Mr. Zuverlässig" Thierry Omeyer nicht ins Spiel fand und es später auch Mattias Andersson im THW-Tor nicht viel besser erging, hatten die Hausherren ihren Spaß. Nur einmal hielten Zuschauer noch den Atem an: In der 49. Minute schubste Michal Kraus den Kieler Christian Zeitz mit Wucht in die Bande. Der Linkshänder musste anschließend am linken Augen behandelt werden. Der Tscheche hatte Glück und musste nur zwei Minuten lang auf der Strafbank büßen. Zeitz kam nicht wieder.

Am Ende schickte Serdarusic ("Ich hätte nicht gedacht, dass wir so hoch gewinnen") auch noch Weltgen aufs Feld. Mit gesenktem Haupt versuchte der gebürtige Schwartauer sein ungläubiges Grinsen zu verstecken. Es war sein erster offizieller Einsatz für den Meister. Als Mittelmann. Als "Chef" seines Idols Stefan Lövgren.

Es war also ein Abend der Geschenke. Für Weltgen. Für die Kieler, die selten so leicht zwei Punkte gewannen. Für die Zuschauer, die sich zumindest am Spiel der Schwarz-Weißen erfreuen konnten. Glück für Kiel, dass angesichts der eklatanten Personalsorgen der Gegner MT Melsungen hieß.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.11.2006)


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