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27./29.12.2008 - Letzte Aktualisierung: 29.12.2008 Bundesliga

THW gewinnt zum Jahresausklang in Dormagen

Bundesliga, 18. Spieltag: 27.12.2008, Sa., 15.00: TSV Dormagen - THW Kiel: 25:33 (11:19)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Fotos, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Jubel bei den Zebras nach dem Sieg in Dormagen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel bei den Zebras nach dem Sieg in Dormagen.
Mit einem klaren Sieg hat der THW Kiel das erfolgreiche Jahr 2008 beendet. Beim TSV Dormagen gewannen die Zebras zum Auftakt der Bundesliga-Rückrunde mit 33:25 (19:11) und revanchierten sich mit diesem Erfolg für den bisher einzigen Punktverlust der Saison, den man beim 28:28-Remis in der Sparkassen-Arena gegen eben jenen Klub erlitten hatte. Mit nunmehr 35:1 Punkten gehen die Zebras als überlegener Tabellenführer in die WM-Pause und hoffen, dass alle Spieler die Titelkämpfe in Kroatien unbeschadet überstehen. Bester Werfer auf Seiten der Kieler im ausverkauften TSV-Sportcenter in Dormagen war Nikola Karabatic mit sieben Toren.
Das Spiel in Dormagen zog seine Brisanz vor allem aus dem aus Kieler Sicht völlig missglückten Hinspiel. Wegen des Punktverlustes in eigener Halle hatte Kiels Nationalspieler Dominik Klein vor der Begegnung des Tabellenführers beim Aufsteiger "vom schwersten Spiel des Jahres" gesprochen - diese Motivationsspritze schien offenbar Wunder zu wirken, wenngleich einige Mitglieder der Zebra-Herde von einem Virus heimgesucht wurden. "Eingeschleppt" hatte diesen offenbar Rechtsaußen Vid Kavticnik, der nach seiner Pause beim Heimspiel gegen Göppingen jedoch wieder mit von der Partie sein konnte. Und so schickte Alfred Gislason jene starke erste Sieben auf die Platte, die in diesem Jahr schon sooft eine Vorentscheidung in der ersten Halbzeit erzwungen hatte.

Henrik Lundström.
Henrik Lundström.
Von Beginn an gingen die Kieler in Dormagen konzentriert zu Werke, ließen sich weder von der lautstarken Unterstützung, noch von den extra für das "Spiel des Jahres" angefertigten Dormagener "Event-Trikots" aus dem Konzept bringen. Zweimal Filip Jicha, einmal Kavticnik, einmal Ahlm vom Kreis: Nach sechs Minuten führte der THW Kiel mit 4:0 - Ernüchterung schien sich bereits zu diesem Zeitpunkt auf der Tribüne breit zu machen. Denn aus einer stabilen Deckung heraus ließen die Zebras den Ball und Gegner laufen. Vier weitere Tore innerhalb von drei Minuten folgten, die THW-Führung war auf 8:3 angewachsen. Zeit für Dormagens Trainer Kai Wandschneider, den glücklosen Torhüter Feshchanka durch Kurth zu ersetzen. Eine Maßnahme, die mit mäßigem Erfolg den Sturmlauf der Kieler zu stoppen vermochte.

Vid Kavtictnik - hier beim Strafwurf - erzielte 5/1 Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavtictnik - hier beim Strafwurf - erzielte 5/1 Tore.
Nikola Karabatic zeigte auf der mittleren Rückraumposition eine starke erste Hälfte, glänzte als Vorbereiter und Vollstrecker. Nach einem tollen Heber von Klein zum 12:6 (16.), war es dann auch Karabatic, der mit einem Doppelschlag in Überzahl zum 14:6 (18.) die Weichen endgültig auf Sieg stellte, zumal sich die Gastgeber in dieser Phase durch Hinausstellungen personell schwächten. Die daraus entstehenden Überzahlsituationen nutzten die Zebras konsequent, zudem gestatttete die Kieler Abwehr ihren Gegenspielern wenig Raum. Als Karabatic zum 16:7 getroffen hatte, durfte Kavticnik ein wenig Luft schnappen. Zeitz kam für ihn auf Rechtsaußen und führte sich mit zwei blitzsauberen Toren innerhalb von 60 Sekunden glänzend ein. Das 18:9 (26.) war dann aber auch der Schlusspunkt der Kieler Herrlichkeit der ersten Hälfte, bis zum Pausenpfiff gelang dem THW nur noch ein Siebenmetertreffer durch Jicha - die Gastgeber scheiterten indes an ihren eigenen Nerven oder dem Kieler Abwehrbeton, sodass sie diese Zebra-Schwächeperiode lediglich zum 11:19-Anschluss bis zur Halbzeitsirene nutzen konnten.

Maciej Dmyutruszynski zog sich vermutlich einen Kreuzbandriss zu.
Maciej Dmyutruszynski zog sich vermutlich einen Kreuzbandriss zu.
In einer von Zeitstrafen geprägten Anfangsphase der zweiten Hälfte vermochten beide Teams nur wenig Akzente zu setzen. Zwei Karabatic-Tore, ein Lundström-Gegenstoß: Die Kieler bauten ihren Vorsprung nach 38 Minuten beim 23:14 wieder auf neun Tore aus, wechselten nun munter durch. Und dass zunächst ohne sichtbare Auswirkungen auf den Spielfluss. Es schien, als hätte der Tabellenführer auf alle Aktionen der Gastgeber immer die passende Antwort. So etwas bei Jichas Granate zum 26:18 (48.), bei Kim Anderssons 27:19 (49.) oder Lundströms 28:21 (52.). Doch im sicheren Gefühl des Sieges schlichen sich bei den Zebras einige technische Fehler und Unkonzentriertheiten ein, die Dormagen nun für sich zu nutzen wusste. Allerdings musste der TSV mit dem Ausfall von Abwehrchef Maciej Dmyutruszynski, der mit Verdacht auf Kreuzbandriss aus der Halle gebracht wurde, einen Schlag verkraften. Dichter als auf sechs Tore kam der TSV nun nicht mehr an die Zebras heran, wenngleich die zweite Hälfte ausgeglichen von den Gastgebern gestaltet werden konnte.

Filip Jicha erzielte 6/1 Tore.
Filip Jicha erzielte 6/1 Tore.
Am Ende aber setzten die Kieler mit einem fulminanten Kempa-Trick von Anic nach einem Kavticnik-Pass einen feinen Schlusspunkt hinter das Jahr 2008. 35:1 Punkte in der TOYOTA Handball-Bundesliga, im DHB-Pokal und der Champions League auf Kurs: Keine Frage, die Zebras 2008 haben Spaß gemacht. Nun freuen sich die Kieler Handballer auf einen ruhigen Jahreswechsel, ehe es die meisten von ihnen zu den Nationalmannschaften verschlägt. Die Weltmeisterschaft in Kroatien soll zumindest für einige der Zebras ein weiterer Höhepunkt werden. Aus THW-Sicht hofft man natürlich, dass alle Kieler Akteure wohlbehalten von diesem Turnier zurückkehren, damit man am 7. Februar gegen Balingen da anknüpfen kann, wo man in Dormagen aufhörte: mit einem Erfolg und der Verteidigung der Tabellenspitze.

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

 


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin natürlich sehr stolz, jetzt gegen Dormagen gewonnen zu haben. Wir haben in der ersten Halbzeit in der Deckung wie auch vorne sehr gut und sehr konzentriert gespielt. In der zweiten Halbzeit ließ die Konzentration etwas nach - aber trotzdem ein Kompliment an meine Mannschaft.
TSV-Trainer Kai Wandschneider:
In der ersten Halbzeit spielte der THW mit dieser unglaublichen zweiten Welle wie von einem anderen Stern. Wir hatten keine Chance. Weder im 1:1 noch im 2:2-Angriffspiel. Es macht sogar als Gegnertrainer Spaß, eine solche Mannschaft zu sehen. Es kam bei uns allerdings auch noch dazu, dass wir keinen Ball gehalten haben. In der zweiten Halbzeit hat Kiel das Tempo nicht mehr so bedingungslos gespielt, und wir hatten eine gute Torwartleistung. Ich bin sehr zufrieden, zum Ende des Jahres gegen Kiel mit nur acht Toren verloren zu haben.

TSV-Coach Kai Wandschneider Nahm bereits in der 9. Minute eine Auszeit.
TSV-Coach Kai Wandschneider Nahm bereits in der 9. Minute eine Auszeit.
[gegenüber hbl.tv:]
Ich mache meinem Team keinen Vorwurf. Ich mache ihm nie Vorwürfe, wir sind ein Team. Wir haben uns sehr gut verkauft, in der zweiten Halbzeit gut gespielt und ein Unentschieden erreicht. Kiel hat sich da zurückgenommen und nicht mehr mit dem Höllentempo der ersten Halbzeit gespielt.

Der Ausfall von Maciej Dmyutruszynski ist für uns nicht zu kompensieren, unsere 5:1-Deckung lebt von ihm. Sollte sich die Diagnose "Kreuzbandriss" bewahrheiten, wäre das ganz böse für uns.

[gegenüber den KN:]
Dieser THW ist Weltklasse! Wir hatten in der ersten Halbzeit keine Chance in den Zweikämpfen.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Wir haben nun eine glänzende Ausgangsposition für die nationale Meisterschaft. Auch nach dem Trainerwechsel haben wir ein äußerst homogene Mannschaft, die ausgezeichnet in die Spur gekommen ist. Es ist wichtig, den Kader zusammen zu halten.

[gegenüber den KN:]
Jetzt hoffe ich, dass wir während der WM von Ausfällen verschont bleiben.

TSV-Manager Uli Derad:
Ich bin mit unserem Saisonauftakt sehr zufrieden. Unser Ziel ist am Ende der Saison Platz 15.

[gegenüber den KN:]
Ich ziehe den Hut vor dem Start-Rekord des THW. Wenn wir am Ende der Saison auch auf Platz 15 stehen, bin ich zu 100 Prozent zufrieden.

Nikola Karabatic:
Nikola Karabatic erzielte sieben Tore.
Nikola Karabatic erzielte sieben Tore.
[gegenüber hbl.tv:]
Nein, wir haben in der zweiten Halbzeit keinen Gang rausgenommen. Wir haben versucht, weiterzuspielen. Aber das heute war ein Auswärtsspiel und da kann man nicht immer so spielen wie in der ersten Halbzeit. Es ging heute nicht um die Revanche, sondern wir wollten ohne Niederlage in die WM-Pause gehen.

[Wollen Sie mit Frankreich in Kroatien Weltmeister werden?]
Klar, wenn es gut läuft. Aber wir haben auch einige Spieler, die aufgehört haben oder nicht teilnehmen. Wir sind motiviert und wollen in Kroatien etwas schaffen, auch wenn es schwer wird.

THW-Rechtsaußen Vid Kavticnik gegenüber den KN:
Wir wollten unbedingt gewinnen. In der zweiten Halbzeit haben wir es etwas ruhiger angehen lassen.
Ex-Zebra im TSV-Dress Christoph Schindler gegenüber den KN:
Andere Mannschaften haben schon höher gegen den THW verloren. Für mich war das Spiel etwas Besonderes. Und hätte mir vor der Saison jemand gesagt, dass wir nach der Hinrunde zehn Punkte haben, hätte ich das sofort unterschrieben.

18. Spieltag: 27.12.08, Sa., 15.00: TSV Dormagen - THW Kiel: 25:33 (11:19)

Logo TSV Dormagen:
Kurth (9.- 60., 12 Paraden), Feshchanka (1.-8. und für einen Siebenmeter, 1 Parade); Wisotzki (4), Holst, Schindler (1), Chantziaras (4), Plaz, Meyer (3), Dmytruszynski (3), Landsberg (1), Laurencz (2), Lochtenbergh (5/3), Meckes (2); Trainer: Wandschneider
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-27., 9 Paraden), Palicka (27.-60., 8 Paraden); Andersson (2), Lundström (3), Kavticnik (5/1), Anic (3), Lövgren (n.e.), Ahlm (2), Zeitz (2), Karabatic (7), Klein (3), Jicha (6/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Andler / Andler (Remseck / Stuttgart)
Zeitstrafen:
TSV: 7 (Meyer (16.), 2x Landsberg (16., 39.), Plaz (19.), Laurencz (35.), Dmytruszynski (36.), Holst (53.));
THW: 4 (Jicha (21.), 2x Ahlm (31., 47.), Zeitz (52.))
Siebenmeter:
TSV: 3/3;
THW: 3/2 (Feshchanka hält Jicha (43.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (3.), 1:4 (6.), 3:8 (9.), 4:10 (12.), 5:11 (15.), 7:14 (18.), 7:16 (21.), 9:16 (24.), 10:18 (27.), 11:19;
2. Hz.: 12:19 (33.), 13:20 (36.), 14:22 (39.), 15:23 (42.), 17:25 (45.), 18:26 (48.), 20:27 (51.), 23:30 (54.), 24:32 (57.), 25:33.
Zuschauer:
3002 (ausverkauft) (TSV-Sportcenter, Dormagen)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2008:

Mit Tempo und Kraft zum Bundesliga-Rekord

THW nimmt mit 33:25 Revanche in Dormagen - Karabatic wirft sieben Tore
Dormagen - Das Jahr 2008 geht zu Ende, und die Handball-Geschichtsbücher müssen wieder einmal neu geschrieben werden. Grund ist der Erfolgshunger des THW Kiel, der sich am Sonnabend mit einem neuen Rekord in Bundesliga in die Winterpause verabschiedete. Durch das 33:25 (19:11) zum Beginn der Rückrunde beim TSV Dormagen sind die "Zebras" nun auch nach dem 18. Spieltag ungeschlagen und überflügelten die Bestmarke des TBV Lemgo aus dem Jahr 2002.

Zur Erinnerung: Der TSV Dormagen war es, der dem THW am ersten Spieltag den bis dato einzigen Meisterschafts-Punktverlust beigebracht hatte. Am Sonnabend bestand nie ein Zweifel daran, dass der THW diesen kleinen Flecken auf der Weste bereinigen wollte und würde. THW-Coach Alfred Gislason sah eine "sehr gute erste und mittelmäßige zweite Halbzeit" seiner Mannschaft, die den Gegner anfangs zu überrollen drohte. In der Rückraum-Mitte ersetzte Nikola Karabatic den Magen-Darm-kranken Stefan Lövgren über 60 Minuten, agierte stabiler als noch vor Weihnachten und avancierte mit sieben Toren zum treffsichersten "Zebra". Die Zutaten für den post-weihnachtlichen Triumph der Kieler hießen Tempo, Kraft und Finesse gleichermaßen.

Kraftvolle Tore (Karabatic, Filip Jicha, Christian Zeitz), Tempogegenstoß und zweite Welle (Vid Kavticnik, nach der Pause Henrik Lundström) sowie geschmackvolle Kunststücke wie Dominik Kleins Dreher (2:6, 7.) oder Kim Anderssons Rückhand-Pass auf Karabatic (12:20, 35.) stellten in einer gesunden Mischung aus nötiger Pflicht und wunderschöner Kür die Verhältnisse klar.

Und obwohl die TSV-Keeper Vitali Feshchanka und Joachim Kurth in den ersten 20 Minuten keinen einzigen Ball anfassten und auch eine offensive 4:2- oder 3:3-Deckungsvariante den THW-Express nicht zu stoppen vermochte, schnalzte sogar Dormagens (machtloser) Trainer Kai Wandschneider mit der Zunge: "Sogar als gegnerischer Trainer macht es Spaß, dem THW zuzusehen." Szabolcs Laurencz (gegen Jicha) und Florian Wisotzki (gegen Karabatic) stemmten sich offensiv in die Einzelbewachung. Doch der THW, der nun immer wieder auch Marcus Ahlm mit ins Positionsspiel einbezog, fand immer eine Antwort.

In Halbzeit zwei schalteten die Kieler einerseits einen Gang zurück, andererseits betrieben die Dormagener mit dem sich steigernden Joachim Kurth im Tor oder den auffälligen Wisotzki und Maciej Dmytruszynski (schied mit Verdacht auf Kreuzbandriss aus) Imagepflege in Sachen Handball-Arbeit und Courage eines Aufsteigers. "Damit können wir zufrieden sein", urteilte Ex-"Zebra" Christoph Schindler im TSV-Dress, nachdem ein herrlicher Kempa-Trick von Igor Anic und Vid Kavticnik den Handball-Nachmittag im erstmals mit 3002 Zuschauern vollbesetzten TSV-Sportcenter beendet hatte.

Viele Raketen müssen die THW-Akteure nun im Silvester-Urlaub nicht steigen lassen. Die "bösen Geister" der Handball-Bundesliga werden am Ende des Handball-Jahres 2008 von anderen vertrieben. Verfolger Lemgo stolperte am Sonnabend mit 27:33 bei der MT Melsungen. Acht Punkte Vorsprung - wer soll da noch am 15. Titelgewinn des THW dem fünften in Folge - zweifeln? Auf diesem Polster lässt sich's ganz vortrefflich ins neue Jahr rutschen.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 29.12.2008)


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