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01./02.09.2009 - Letzte Aktualisierung: 02.09.2009 Supercup

THW Kiel verliert den Super Cup deutlich gegen HSV Hamburg

Supercup: 01.09.2009, Di., 20.15: THW Kiel - HSV Hamburg: 28:35 (11:15)
Update #1 KN-Spielbericht, Stimmen und Fotos ergänzt...

Kapitän Marcus Ahlm erzielte drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kapitän Marcus Ahlm erzielte drei Treffer.
Der THW Kiel hat in der Arena Nürnberg eine deutliche Niederlage hinnehmen müssen. Beim LoS Super Cup, dem Duell des Double-Siegers der Vorsaison gegen den Vizemeister HSV Hamburg, verloren die neuformierten Zebras mit 28:35 (11:15). Sowohl in der Abwehr als auch im Angriff war bei den Kielern, bei denen Daniel Narcisse sein Debüt feierte, vier Tage vor dem Bundesliga-Start noch sehr viel Sand im Getriebe. Ein kurzes Aufbäumen zwischen der 45. und 50. Spielminute reichte nicht, um der Partie noch eine Wende zu geben. Bester Torschütze beim THW war Linksaußen Henrik Lundström mit 6/3 Treffern.
Vor rund 7.500 Zuschauern in der gut gefüllten "Ausweich"-Halle in Nürnberg startete der THW Kiel mit Christian Sprenger als einzigem Neuzugang. Im Rückraum sollten zunächst Jicha und Andersson auf den Halbpositionen sowie Börge Lund als Spielmacher die Hamburger Defensive aushebeln. Martin Schwalb baute dort auf eine offensive 3:2:1-Deckung mit dem neuen Kreisläufer-Koloss Igor Vori an der Spitze.

Filip Jicha war vier Mal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war vier Mal erfolgreich.
In den ersten Angriffen tat sich der HSV Hamburg schwer gegen die Kieler 6:0-Abwehr mit Lund und Ahlm im Mittelblock, die ersten Verlegenheitswürfe von Marcin Lijewski und Lackovic waren ein gefundenes Fressen für den stark beginnenden Thierry Omeyer. Da die Kieler aber im eigenen Angriffsspiel viel zu überhastet reagierten, stand es nach zwei Minuten noch 0:0, ehe ein Kieler Missverständnis nach gewonnenem Ball in der Abwehr Igor Vori zur Hamburger Führung einlud.

Langsam aber fanden die Kieler auch im Angriff in die Partie, zwei Tore von Filip Jicha und ein Treffer von Dominik Klein nach schöner Vorarbeit Anderssons brachten den THW nach neun Minuten erstmals mit 3:2 in Führung. Martin Schwalb stellte seine Abwehr nun bereits auf eine schwedische 6:0 um, doch zunächst half dies auch nicht, um die Zebras zu stoppen. Schlimmer noch: Als Igor Vori nach einem Foul an Jicha bereits in der 13. Spielminute seine zweite Zeitstrafe kassierte und Momir Ilic mit zwei Siebenmetern in Folge das 6:4 für den THW markierte, schien Mitte der ersten Halbzeit alles nach Plan zu laufen für den Rekordmeister.

Duell der Neuzugänge: Daniel Narcisse und Domagoj Duvnjak.
Klicken Sie zum Vergrößern! Duell der Neuzugänge: Daniel Narcisse und Domagoj Duvnjak.
Martin Schwalb reagierte und beorderte Neuzugang Domagoj Duvnjak für Lackovic sowie Krzysztof Lijewski für seinen enttäuschenden Bruder Marcin aufs Parkett. Plötzlich lief es beim HSV Hamburg viel besser im Angriff, ein Doppelpack des frischen Polen bedeutete das 6:6, und nachdem Sprenger mit einem Siebenmeter an Sandström scheiterte, gelang Igor Vori sogar wieder die Hamburger Führung. Mittlerweile brachte Gislason auch Daniel Narcisse, doch auch mit dem Franzosen bekamen die Kieler das Spiel nicht in den Griff. Erneut Vori, Jansen und Flohr schraubten das Ergebnis auf 10:7 für den HSV. Zwar kam mit Christian Zeitz anschließend frischer Wind in das beizeiten konfuse Kieler Angriffsspiel, doch nachdem Ahlm per Doppelpack verkürzte, blühte plötzlich Johannes Bitter im Tor der Hanseaten auf. Seine Paraden gegen Klein und Zeitz, sichere Siebenmeter-Treffer von Lindberg und die gute Spielübersicht des überragenden Krzysztof Lijewski ließen den HSV Hamburg wieder davonziehen. Nach einem 102km/h-Kracher des ansonsten schwachen Lackovic ging der Vizemeister mit einem komfortablen 15:11-Vorsprung in die Kabinen.

Erst Henrik Lundström konnte  Per Sandström vom Siebenmeterpunkt überwinden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erst Henrik Lundström konnte Per Sandström vom Siebenmeterpunkt überwinden.
Ohne die blassen Sprenger und Klein, im Rückraum dafür aber mit Daniel Narcisse wollte der THW Kiel nach dem Seitenwechsel zur Aufholjagd blasen. Immer wieder suchte man im Angriff Marcus Ahlm, der immerhin stets einen Siebenmeter erarbeitete. Doch egal, ob Ilic, Jicha oder Andersson antrat - der Sieger hieß stets Per Sandström. Da die Verunsicherung auch auf die Kieler Deckung übersprang und Daniel Narcisse bei seinem Debüt einen rabenschwarzen Tag erwischte, zog der HSV Hamburg in dieser Phase durch je zwei Treffer von Gille und Duvnjak gar bis auf 21:14 (37.) davon. Erst Henrik Lundström konnte letztlich den Sandström-Fluch am Siebenmeterpunkt beenden, nachdem sein Landsmann nach vier Strafwürfen noch eine Quote von 100% hatte.

Zwar kamen die Kieler trotz noch immer nicht überzeugenden Angriffsspiels wieder zu Torerfolgen, doch weder Gentzel noch Omeyer konnten hinter einer nicht konsequent arbeitenden Deckung verhindern, dass Hamburg den Vorsprung hielt. Als Igor Vori in der 46. Minute das 27:21 markierte, schien der HSV einen ungefährdeten Sieg einzufahren.

Erst ein von Thierry Omeyer gehaltener Gegenstoß des starken Hans Lindberg leitete die stärkste Phase des THW ein, der plötzlich wieder Siegeswillen ausstrahlte. Zweimal Ilic, eine Wahnsinns-"Fackel" von Narcisse aus 13 Metern und ein Treffer des sicheren Lundström brachten die Zebras plötzlich wieder bis auf 26:28 heran - auch, weil Krzysztof Lijewski gerade eine Verschnaufpause bekam und sein Bruder derweil zweimal an Omeyer scheiterte.

Ungewohntes Bild: Der HSV Hamburg feiert einen Titel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Ungewohntes Bild: Der HSV Hamburg feiert einen Titel.
Doch mitten in die Aufholjagd fiel eine unglückliche Zeitstrafe für Börge Lund nach einem Foul an Duvnjak. In Überzahl und mit dem jüngeren Lijewski zogen die Hamburger durch Tore des Polen, von Lindberg und Jansen wieder auf 31:26 davon. Die Zebras scheiterten vorne am mittlerweile eingewechselten Per Sandström, und als Lindberg mit einem Gegenstoß das 33:27 erzielte, war die Partie endgültig entschieden.

Auf den THW wartet also noch eine ganze Menge Arbeit, ehe es am Samstag in Kassel bei MT Melsungen um die ersten Bundesliga-Punkte geht. Die Mannschaft muss und wird sich sicherlich auch steigern, um keinen Fehlstart auf dem Weg zur Titelverteidigung zu begehen.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und den Nachbericht vom 3. September aus den Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Neuzugang Daniel Narcisse gegenüber den KN:
Das ist schade, wir haben den ersten Titel verloren, es bleiben aber noch drei. Wir sind sehr traurig, allerdings war Hamburg heute besser. Wir haben zu viele Fehler gemacht, zu viele Bälle verloren. Ich muss mich mit der Mannschaft noch viel besser abstimmen, aber wir haben bisher nur fünf-, sechsmal gemeinsam trainiert, da war nicht mehr möglich.
THW-Geschäftsführer Uli Derad gegenüber den KN::
Es war ein absolut verdienter Sieg. Für uns heißt es zuzulegen, um einen guten Bundesligastart hinzulegen. Das war eine missglückte Generalprobe, deswegen klopfe ich jetzt dreimal auf Holz, es heißt ja bekanntlich, nach einer verpatzten Generalprobe folgt eine gelungene Premiere.
HSV-Trainer Martin Schwalb gegenüber den KN:
Ich entschuldige mich dafür, dass ich so kurz vor Schluss bei dieser klaren Führung eine Auszeit genommen habe. Ich hatte nicht den richtigen Spielstand im Kopf, das war dumm von mir.
HSV-Torhüter Johannes Bitter gegenüber den KN:
Dieser Titel ist schön, aber wenn ich ihn für einen Bundesligasieg am Sonntag gegen Großwallstadt eintauschen könnte, dann würde ich es tun. Aus diesem Spiel lässt sich nichts ablesen. Ich habe selbst unter Alfred Gislason trainiert. Die Kieler hatten schwere Beine, die kommen noch.

Super Cup: 01.09.09, Di., 20.15: THW Kiel - HSV Hamburg: 28:35 (11:15)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-36., 45.-60. und ein Siebenmeter, 15/1 Paraden), Gentzel (36.-45. und ein Siebenmeter, 2 Paraden); Lund, Andersson (4), Lundström (6/3), Anic, Sprenger, Ahlm (3), Zeitz (3), Palmarsson, Narcisse (1), Ilic (5/2), Klein (2), Jicha (4); Trainer: Gislason
Logo HSV Hamburg:
Bitter (1.-50., 13/1 Paraden), Sandström (50.-60. und 6 Siebenmeter, 9/4 Paraden); Schröder (n.e.), Duvnjak (4), Jansen (5/1), Lackovic (1), Flohr (1), Vori (4), Ginders (n.e.), G. Gille (5), Grundsten, Lindberg (10/5), K. Lijewski (5), M. Lijewski; Trainer: Schwalb
Schiedsrichter:
Ralf Damian (Bingen) / Frank Wenz (Mainz)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Andersson (9.), Ilic (16.), Klein (28.), Ahlm (41.), Lund (51.));
HSV: 4 (2x Vori (6., 13.), Lackovic (38.), Lindberg (39.))
Siebenmeter:
THW: 10/5 (Bitter hält Jicha (10.), Sandström hält Sprenger (18.), Ilic (31.), Jicha (34.), Andersson (36.));
HSV: 7/6 (Omeyer hält Lindberg (12., Nachwurf verwandelt))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2 (6.), 3:2, 3:3, 4:3 (10.), 4:4, 6:4 (15.), 6:7 (18.), 7:7, 7:10 (22.), 9:10, 9:11, 10:11 (25.), 10:13, 11:13, 11:15;
2. Hz.: 12:15, 12:17, 13:17, 13:19 (35.), 14:19, 14:21 (37.), 16:21, 16:22, 17:22, 17:23, 18:23, 18:24, 19:24 (42.), 19:25, 20:25, 20:26, 21:26, 21:27 (46.), 24:27 (49.), 24:28, 26:28 (51.), 26:31 (54.), 27:31, 27:34 (57.), 28:34, 28:35.
Zuschauer:
7500 (Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.09.2009:

HSV Hamburg ließ den "Zebras" keine Chance

Vizemeister gewinnt zum dritten Mal den Supercup - THW verpatzt die Generalprobe
Nürnberg - Generalprobe vor dem Bundesligastart am Sonnabend in Melsungen verpatzt: die Spieler von Handballmeister THW Kiel suchten gestern Abend vergeblich ihren Rhythmus, unterlagen dem HSV Hamburg bei der 16. Auflage des Supercups verdient mit 28:35 (11:15) Toren in der Arena Nürnberg und schlichen mit hängenden Köpfen vom Parkett.

Mit strahlendem Lachen wuchtete HSV-Kapitän Guillaume Gille den Cup in die Höhe und feierte den ersten Saisontitel standesgemäß nach den Klängen von "We are the champions."

Schwerstarbeit hatte THW-Manager Uli Derad vor der Partie zu erledigen: Probleme mit der Spielberechtigung für Neuzugang Daniel Narcisse. Chambery HB, der abgebende Club des Franzosen, erwies sich als sperriger Partner. Am Ende klappte es doch. "Ich glaube, so 90 Minuten vor dem Anpfiff", sagte Derad mit ärgerlichem Stirnrunzeln.

Nicht nur Kiels Manager lief gestern heiß. In Nürnberg herrscht seit 14 Tagen Hochsommer mit Temperaturen um 30 Grad Celsius. "Anstrengend ist's" stöhnte eine Taxifahrerin, die THW-Fans in die Arena gefahren hatte. Nahezu unzumutbar waren die Bedingungen gar für die Aktiven. Die Arena ist auch Heimstätte des Eishockey-Erstligisten Ice Tigers, auf die Eisfläche hatten die Organisatoren Spanplatten verlegt, darüber den grünen Kunststoffbelag. Das Zusammenspiel zwischen Hitze und Eis sorgte für eine enorme Feuchtigkeit, die Wischer hatten Schwerstarbeit zu verrichten, die Spieler zogen als Vorsichtsmaßnahme an der Handbremse.

So nahm das Spiel der Titelaspiranten erst langsam Fahrt auf. Nervosität kam wohl auch hinzu, die Fehlerquote war enorm. Gut für Kiel, dass Thierry Omeyer zunächst Normalform mitgebracht hatte und mit Glanzparaden am Stück beeindruckte. Zwei verwandelte Siebenmeter von Momir Ilic brachten den "Zebras" beim 6:4 (15.) die erste Zwei-Tore-Führung. Doch der HSV glich postwendend durch den agilen Kristof Lijewski aus.

Jetzt war die Zeit für Daniel Narcisse auf THW-Seite und Domagoj Duvnjak beim HSV gekommen. Beide Trainer beorderten ihre Last-Minute-Millionen-Verpflichtungen in der 18. Minute aufs Parkett. Der Franzose zunächst nur für kurze Zeit, Duvnjak blieb und erzielte seinen ersten Treffer zum 11:9 für Hamburg (25.). Zu diesem Zeitpunkt bekam das Team von Martin Schwalb deutlich Oberwasser. Einerseits klafften Lücken in der Kieler Abwehr, die auch Omeyer nicht mehr füllen konnte, andererseits offenbarten die Kieler eine zuletzt selten erlebte Siebenmeterschwäche. Oder aus HSV-Sicht: Per Sandström, anfangs nur bei Strafwürfen für Jogi Bitter zwischen den Pfosten, wurde zum Siebenmeterschreck, hielt vier Würfe von Jicha, Ilic, Andersson und Sprenger in Folge.

Zu diesem Zeitpunkt waren die Hamburger bereits auf 25:19 enteilt, 43 Minuten waren gespielt, Omeyer bekam eine Pause. Hoffnung keimte auf, als Henrik Lundström endlich das Siebenmetertrauma beendete und traf. Kurzfristig ging ein Ruck durchs Kieler Team, 26:28 lautete der Zwischenstand, "Air France" Narcisse hatte in der 49. Minute erstmals getroffen und seine Flugkünste bewiesen. Aber das folgende Fehlerfestival im Kieler Angriff und der jetzt auch im Spiel zwischen den Pfosten stehende Sandström bremsten den Kieler Anlauf auf den sechsten Supercup-Erfolg aus.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.09.2009)


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