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16./17.11.2010 - Letzte Aktualisierung: 17.11.2010 Bundesliga

Unglücklicher THW verliert Spitzenspiel in Hamburg

Bundesliga, 12. Spieltag: 16.11.2010, Di., 20.15: HSV Hamburg - THW Kiel: 26:25 (12:16)
Update #2 KN-Berichte und weitere Stimmen

Schmerzhaft: Im Derby wurde Filip Jicha und seinen THW-Kollegen nichts geschenkt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Schmerzhaft: Im Derby wurde Filip Jicha und seinen THW-Kollegen nichts geschenkt.
Der THW Kiel hat einen Sieg im Spitzenspiel beim HSV Hamburg verpasst. Trotz einer bärenstarken Vier-Tore-Führung zur Pause unterlagen die Kieler dem neuen Tabellenführer am Ende unglücklich mit 25:26 (16:12). Zu beinahe tragischen Figuren wurden dabei Kiels auffälligste Akteure: Momir Ilic und Filip Jicha. Beide erzielten je sieben Tore, doch Ilic vergab in der 59. Minute die Führungschance per Siebenmeter, und Jicha scheiterte nach Marcin Lijewskis 13 Sekunden vor dem Ende erzielten 26:25 mit seinem finalen Wurf aus 20 Metern am Pfosten.
In der mit 13.179 Zuschauern ausverkauften O2-World musste THW-Trainer Alfred Gislason wie erwartet neben Daniel Narcisse und Kim Andersson auch auf Christian Zeitz verzichten. Jerome Fernandez rückte auf die halbrechte Seite, jedoch mussten die Kieler ohne Linkshänder im Rückraum in diese wichtige Partie gehen.

Erzielte fünf wichtige Tore: Marcus Ahlm.
Klicken Sie zum Vergrößern! Erzielte fünf wichtige Tore: Marcus Ahlm.
Trotzdem erwischte der THW einen besseren Start. Ein Doppelschlag von Ilic brachte die mit einer offensiven Deckung beginnenden Zebras mit 2:0 in Führung. Die 3-2-1-Abwehr ermöglichte den Hamburgern jedoch Freiräume, die Lindberg und Vori zum Ausgleich nutzten. In diesem Trott ging es weiter: Der THW legte ein, zwei Tore vor, die Hamburger konterten nahezu mit der gesamten Breite ihres Kaders. So wie auch in der elften und zwölften Minute, als Dominik Klein gleich zweimal nacheinander an den Kreis einlief und die HSV-Defensive mit einem Doppelschlag zum 7:5 für die Kieler schockte. Doch zwei individuelle Fehler im THW-Angriff sorgten ebenso schnell für den Ausgleich der Hamburger. Nach Jichas 9:8, per Siebenmeter erzielt, brachte der ansonsten nur von der Siebenmeterlinie auffällige Kraus den Hamburgern den Ausgleich, als wenig später Lackovic per Tempogegenstoß die erste Führung der Hansestädter erzielte, waren erstmals die heimischen Fans lauter als die vielen hundert mitgereisten Anhänger in ihren schwarz-weißen Trikots.

Gislason hatte zu diesem Zeitpunkt längst auf die Löcher in der Abwehr reagiert, Daniel Kubes als Turm in der 6-0-Mauer aufgeboten. Nach Lijewskis 11:11 (22.) brach dann die große Zeit des THW an: Flink in der Abwehr, jetzt auch mit einem einige Male fein parierenden Omeyer, ging nun die Kieler Post ab. Ilic mit einem richtigen Pfund und Aron Palmarsson mit einem unglaublichen Tor nach einem Hamburger Schubser sorgten für das 13:11 der Kieler, die nun auch ein wenig Glück hatten: Hans Lindberg und Igor Vori scheiterten freistehend am Gebälk, der bereits zu diesem Punkt überragende Jicha markierte die erste Drei-Tore-Führung. Die sechsminütige Hamburger Torflaute beendete Lackovic in der 28. Minute, doch Omeyer hielt seinen Kasten bis zur Pause sauber - der in der ersten Hälfte starke Ahlm besorgte mit einem Doppelschlag die komfortabel wirkende 16:12-Pausenführung.

Anspannung auf der Bank: Das Spitzenspiel war nichts für schwache Nerven.
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HSV-Trainer Martin Schwalb stellte nach dem Seitenwechsel um: Er brachte Matthias Flohr und Torsten Janssen und die Gille-Brüder, zudem beorderte er seine Abwehr in die offensivere 3-2-1-Variante. Doch zunächst schienen die Kieler sich davon nicht beeindrucken zu lassen - bis Palmarsson einen Angriff zu früh abschloss, in der Abwehr gegen Lackovic dann zu spät kam und für zwei Minuten auf die Bank musste. Schröder schnappte sich einen Pass des überragenden Lackovic und vollendete zum 15:17 aus Sicht der Gastgeber, die nun wieder in der Partie waren. Doch der THW hielt vor allem mit Jicha dagegen, bis zur 42. Minute hatte so eine Drei-Tore-Führung Bestand. Allerdings: Im Angriff taten sich die nun müder werdenden Zebras zu diesem Zeitpunkt schwer, zumal Gislason seinem Besten, Jicha, eine kurze Verschnaufspause gönnte. Vori und Lijewski brachten den HSV beim 21:22 wieder gefährlich nahe, Ilic brachte per Siebenmeter ein wenig Luft, doch der nun immer dominanter und von Fernandez überhaupt nicht mehr in den Griff zu bekommende Lackovic düpierte Omeyer, der sich den Ball scheinbar selbst in den Kasten beförderte, mit dem 21:22-Anschluss. Da waren noch 14 Minuten zu spielen - und das Derby bekam immer mehr Betriebstemperatur. Die Hamburger schienen langsam die Oberhand zu gewinnen, doch die Kieler schlugen eiskalt zurück. Ahlm in Unterzahl, eine Omeyer-Parade gegen den freien Vori und erneut Ahlm sorgten für das 24:21 (51.), was Schröder allerdings mit der Schnellen Mitte postwendend aus Sicht der Gastgeber abmilderte.

Filip Jicha war der überragende Kieler auf der Platte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha war der überragende Kieler auf der Platte.
Im Angriff lief nun beim THW nicht mehr viel zusammen. Gislason beorderte gar Aron Palmarsson kurzfristig in den rechten Rückraum, um den nach den aufreibenden Duellen mit Lackovic müde wirkenden Fernandez zu entlasten. Doch auch diese Maßnahme wirkte bis auf einen Ausnahme-Pass auf Ilic, der in der 53. Minute das 25:23 für den THW erzielte, wenig. Den Kielern fehlten gegen aggressiv zu Werke gehende Hamburger nun die zündenden Ideen, zudem schwang sich Bitter in der Schlussphase zu großer Form auf. Während die Zebras die letzte Konsequenz in den Angriffen vermissen ließen, ergriffen die Hamburger gegen eine sich aufopfernde THW-Abwehr jede Chance: Lackovic traf zum 24:25 (54.), Gislasons Auszeit verpuffte in Lijewskis Hüftgeschoss zum Ausgleich (56.) - die O2-World richtete seine Blicke auf eine dramatische Schlussphase.

Auch in dieser hätte sich für den THW noch alles zum Guten wenden können, wenn Ilic, zuvor bereits zweimal von der Strafwurflinie an Bitter gescheitert, diesen einen Siebenmeter (59.) an dem großgewachsenen HSV-Torhüter vorbei gebracht hätte. Oder wenn auch in der Schlussphase auf die richtige Chance zum Torwurf gewartet worden wäre. So aber landete ein Pass von Fernandez in den vielen Armen der HSV-Defensive, Lijewski erzielte das 26:25 - der Sebastian-Vettel-Effekt kam auch beim HSV zum Tragen: 13 Sekunden vor dem Ende gingen die HSVer erst zum zweiten Mal in der Partie in Führung - doch das reichte, weil den Kielern auch noch das Glück fehlte: Aus 20 Metern versuchte Jicha doch noch das Unmögliche, doch sein mit letzter Kraft aufs Tor geschleuderter Wurf prallte hinter dem schon geschlagenen Bitter an den Pfosten.

Die Hamburger feierten ausgelassen den ersten Heimsieg gegen den THW seit sieben Jahren und die Eroberung der Tabellenspitze. Doch die Leistung der Zebras über weite Strecken der Partie zeigte eindrucksvoll, dass die schwarz-weißen Jäger aus der Landeshauptstadt auch in diesem Jahr wieder hungrig sind - die Saison ist noch lang. Nun müssen die Kieler schnell umdenken - das nächste Spitzenspiel wartet schon. Am kommenden Sonntag sind die Rhein-Neckar Löwen zu Gast in der Sparkassen-Arena. In diesem Spiel geht es um nichts weniger als die Tabellenführung in der Champions-League-Gruppe A. Anstoß ist um 17.15 Uhr, der nächste Kracher kann kommen!

(Christian Robohm)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Glückwunsch an den HSV zu diesem Sieg. Es war ein interessantes Spiel. Trotz der Niederlage bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat taktisch sehr gut gespielt und sich im Angriff die Chancen herausgearbeitet. Es spielten zwei Weltklasse-Mannschaften auf hohem Niveau gegeneinander, letztendlich scheiterten wir nur an Kleinigkeiten. Schade.
HSV-Torhüter Johannes Bitter:
Wir hatten uns heute vorgenommen, endlich einmal zwei Punkte aus dem Heimspiel gegen Kiel zu holen. Wir haben ein geiles Spiel abgeliefert und können uns nun verdient freuen. Am Ende hatten wir auch etwas Glück, nachdem wir in der ersten Halbzeit die letzte Konsequenz vermissen lassen haben. In der zweiten Hälfte sind wir dann cool geblieben. Zwei Punkte gegen Kiel geholt zu haben, fühlt sich gut an. Wir sollten jetzt aber nicht sofort an die Meisterschaft denken - dann geht das schief.
HSV-Trainer Martin Schwalb:
In den letzten fünf bis acht Minuten der ersten Halbzeit waren wir entscheidend in Rückstand geraten. Die Stimmung war in der Kabine daher nicht so besonders. Aber wir hatten uns dann geschworen, das Herz in beide Hände zu nehmen und alles Menschenmögliche noch zu versuchen. Jeder von uns hat um jede Situation gekämpft, die Spieler haben sich in der Abwehr sehr stark bewegt. Damit haben wir uns die nötige Luft verschafft, wenn wir mal im Angriff nicht die richtige Lösung fanden. Ich freue mich sehr für die Jungs. Aber wir wissen, dass wir ein Heimspiel hatten und dass es noch ein Rückspiel gibt. Dies heute war nur eine Etappe, aber ich bin froh, dass wir sie bestanden haben.
THW-Manager Uli Derad:
Die Atmosphäre hier war klasse, das macht unsere Sportart auch aus. Es war für uns heute mehr drin, wir hätten auch mehr verdient gehabt. Der HSV Hamburg ist jetzt definitiv die Mannschaft der Stunde, aber die Saison ist noch lang.
HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek:
Die Stimmung war heute noch gigantischer als beim letzten Heimspiel. Zwei taktische Schachzüge von Martin Schwalb hielt ich heute für entscheidend. Zum einen die Umstellung auf die 3-2-1-Deckung, durch die wir stärker in die Zweikämpfe fanden. Zum anderen war auch der Wechsel im Tor zurück auf Jogi Bitter mitentscheidend.
Momor Ilic gegenüber den KN:
Wir müssen nicht enttäuscht sein, schließlich haben wir hier super gespielt. Am Ende gewinnen wir solche Spiele oft, diesmal sollte es nicht sein. Schade, dass ich gegen Jogi Bitter am Ende nicht mehr getroffen habe. Gegen ihn treffe ich eigentlich meistens. Aber wenn es wirklich wichtig wird, dann klappt das bestimmt auch wieder.
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Diese Spiele werden immer in den letzten zehn Minuten entschieden, das war diesmal nicht anders. Wir hatten uns zur Halbzeit eine tolle Ausgangsposition erarbeitet, aber deshalb können wir unser Spiel nicht ändern. Wir geben immer Gas, das ist unser Spiel, das werden wir nach dieser Niederlage auch nicht ändern. Für die Meisterschaft bedeutet diese Niederlage nicht viel.
HSV-Präsident Andreas Rudolph gegenüber den KN:
Wir haben eine phantastische zweite Halbzeit gespielt. In der ersten waren wir aber auch nicht so schlecht, wie das Ergebnis es aussagt. Da war auch eine Portion Pech dabei. Schließlich hatten wir noch drei Lattenknaller. Dieser Sieg war sehr wichtig. Da wir in der Rückrunde die schweren Spiele alle auswärts haben, müssen wir die Heimspiele unbedingt gewinnen.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha gegenüber den KN:
So ist Sport. Wir brauchen jetzt aber keine Krisensitzung, auch wenn wir natürlich traurig sind. Wir haben gut gespielt, die letzten fünf Minuten haben uns die beiden Punkte gekostet. Klar waren wir am Ende müde, aber die Hamburger auch - das darf keine Ausrede sein. Mein letzter Wurf war eher eine sportliche Geste.
HSV-Siegtorschütze Marcin Lijewski gegenüber den KN:
Das waren vier Punkte für uns, mehr aber auch nicht. Kiel ist in der Lage, bis zum Saisonende alle Spiele zu gewinnen und Meister zu werden. Es war nur ein Ligaspiel.
HSV-Rückraumspieler Pascal Hens gegenüber den KN:
Das war auf keinen Fall eine Vorentscheidung, wir müssen auf dem Boden bleiben. Am Ende haben wir glücklich gewonnen, uns den Sieg aber auch verdient, weil wir immer an uns geglaubt haben. Wir haben in der zweiten Halbzeit wie die Teufel gebissen.

12. Spieltag: 16.11.10, Di., 20.15: HSV Hamburg - THW Kiel: 26:25 (12:16)

Logo HSV Hamburg:
Bitter (1.-24.,45.-60., 10 Paraden), Sandström (24.-45., 5 Paraden); Kraus (4/3), Schröder (2), Duvnjak, Jansen (2), Lackovic (6), Flohr, Vori (3), B. Gille (1), G. Gille, Lindberg (2), M. Lijewski (6); Trainer: Schwalb
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 12 Paraden), Palicka (n.e.); Lundström (n.e.), Dragicevic (n.e.), Sprenger (1), Ahlm (5), Kubes, Reichmann, Palmarsson (2), Ilic (7/3), Klein (2), Jicha (7/1), Fernandez (1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Holger Fleisch / Jürgen Rieber
Zeitstrafen:
HSV: 1 (Duvnjak (49.));
THW: 3 (Sprenger (14.), Palmarsson (33.), Ahlm (46.))
Siebenmeter:
HSV: 4/3 (Omeyer hält Lindberg (12.));
THW: 8/4 (Bitter hält Ilic, der den Nachwurf verwandelt (3.), Sandström hält Jicha (24.), Bitter hält 2x Ilic (49., 59.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (3.), 2:2 (5.), 2:4, 4:4 (10.), 5:5, 5:7 (12.), 7:7 (14.), 9:9, 10:9 (19.), 10:11, 11:11 (22.), 11:14 (28.), 12:14, 12:16;
2. Hz.: 13:16, 13:17, 15:17 (34.), 17:19, 18:20, 19:21 (43.), 20:22, 21:23 (49.), 21:24 (54.), 23:24 (52.), 23:25 (53.), 26:25 (60.).
Zuschauer:
13.171 (ausverkauft) (o2 World, Hamburg)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2010:

25:26 - Kein Happy End für THW im Hamburger Krimi

HSV gelang nach fast acht Jahren der erste Heimsieg über Kiel - Jicha scheitert am Pfosten
Hamburg. Der "Fluch" ist besiegt, Handball-Hamburg jubelt. Nach fast acht Jahren, sechs Niederlagen und einem Unentschieden gewann der HSV endlich wieder ein Heimspiel gegen den THW Kiel. Umjubelter Held des Bundesliga-Gipfeltreffens gestern Abend in der O2-Arena war Marcin Lijewski. Der Pole traf acht Sekunden vor dem Abpfiff zum 26:25 (12:16)- Sieg, der Jubel kannte keine Grenzen.

Belohnung für die Hamburger Aufholjagd nach dem Vier-Tore-Halbzeitrückstand ist die Tabellenführung, im Meisterrennen zwischen den Topfavoriten der Liga hat jetzt das Team von Trainer Martin Schwalb die Nase vorn. Die Spieler des Rekordmeisters, die lange Zeit Rhythmus und Tempo der Partie bestimmen, schleichen enttäuscht in die Kabinen. Der Knockout in den letzten Sekunden hat sie schwer getroffen. Er habe ein riesige Partie gesehen, bilanziert Trainer Alfred Gislason: "Das waren heute zwei Weltklasseteams. Hamburg hat am Ende glücklich gewonnen, aber das ist kein Beinbruch."

Schon Minuten vor dem Anpfiff ist die Spannung in der Hamburger Arena spürbar, es knistert. Die HSV-Fans sind laut, wollen ihren Stars Sicherheit geben. Aber der Rekordmeister ist ebenfalls nicht allein gekommen, rund 2000 Anhänger machen sich bemerkbar: Es ist wie zuletzt immer in der prachtvollen Arena. Und so starten die Kieler mit dem Wissen um die eigene Stärke, der erfolgreichen Vergangenheit beim HSV, selbstbewusst, fast arrogant. Momir Ilic trifft aus dem Rückraum zum 1:0, die offensive Deckung ist präsent. Zwar scheitert Ilic mit einem Siebenmeter an Johannes Bitter, trifft aber im Nachwurf: 2:0. Es geht gut los für den THW, der HSV findet schwer ins Spiel, Präsident Andreas Rudolph, der sich einen Triumph über die Nordlichter so sehr wünscht, tobt schon nach fünf Minuten. Beim 4:4 ist der HSV wieder dran. Igor Vori trifft vom Kreis, HSV-Torhüter Johannes Bitter ist ein starker Rückhalt. Gislason reagiert, bringt Abwehrchef Daniel Kubes, stellt auf eine defensive 6:0-Deckung um. Vorne trifft der überragende Filip Jicha, Dominik Klein läuft zweimal hinter der HSV-Deckung ein, trifft gegen Bitter. Die Partie wogt hin und her, Blazenko Lackovic sorgt mit einem Kracher aus dem Rückraum in der 19. Minute für die erste Hamburger Führung.

Es soll vorerst die letzte bleiben. Zwar glänzt Bitter erneut mit einer Doppelparade gegen Ahlm und Fernandez, doch Kiel nimmt das Heft wieder in die Hand. Jetzt setzt Aron Palmarsson Akzente, auch THW-Torhüter Thierry Omeyer findet ins Spiel, Schwalb wechselt überraschend Per Sandström für Bitter ein. Ilic, Palmarsson und zweimal Marcus Ahlm treffen kurz vor der Halbzeitpause, die "Zebras" nehmen ein Vier-Tore-Polster mit in die Kabinen. "Die erste Halbzeit ging klar an den THW", erklärt Martin Schwalb später, "aber wir haben uns geschworen, dass wir weiter an uns glauben wollen. Das hat die Mannschaft umgesetzt."

Und wie. Die Hamburger kämpfen sich heran, Schwalb bringt mit Flohr, Duvnjak und Schröder frische Kräfte, Bitter kehrt ins Tor zurück. Nach Lackovic' 21:22 sind die Gastgeber in der 47. Minute wieder auf Tuchfühlung. Kiel kontert, der bärenstarke Marcus Ahlm trifft zweimal vom Kreis: 24:21. Dann folgt die alle in ihren Bann ziehende Schlussphase. Lackovic und Marcin Lijewski treffen. 25:25. Die Halle kocht. Als Dominik Klein von Stefan Schröder gefoult wird, entscheiden die Unparteiischen Fleisch/Rieber, die sich dem brillanten Spielniveau nahtlos anpassen, auf Strafwurf. Momir Ilic, der dreimal sicher verwandelt hat, scheitert an Bitter, Hamburg ist am Zug, verspielt den Ball - noch einmal Kiel. Doch das Anspiel von Fernandez an den Kreis kommt nicht an. Marcin Lijewski trifft zum 26:25, Filip Jicha scheitert mit dem letzten verzweifelten Versuch am Hamburger Außenpfosten. Aus, der HSV-Traum geht in Erfüllung.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 17.11.2010)


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