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Der Pokal ist unser: Der THW Kiel ist Super-Cup-Sieger 2011.
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Der THW Kiel hat mit dem Super Cup den ersten Titel der Saison gewonnen. In einem keinesfalls
hochklassigen und von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägten Spiel gewann
der deutsche Pokalsieger gegen den Meister HSV Hamburg knapp mit 24:23 (15:14).
Dabei machten es die Kieler nach starkem Start und einer Fünf-Tore-Führung
durch Unkonzentriertheiten unnötig spannend. In der zweiten Hälfte holten sie dann
einen Zwei-Tore-Rückstand auf.
Aron Palmarsson gelang
viereinhalb (!) Minuten vor dem Ende der entscheidende Treffer - aber es blieb bis zur letzten
Sekunde dramatisch. Ein Fehlpass von Pascal Hens bedeutete dann endgültig den Kieler
Sieg.
Bester Werfer des Super-Cup-Spiels war
Kim Andersson,
der acht seiner neun Tore in der ersten Halbzeit erzielte und zum besten Spieler
des Super Cups 2011 gewählt wurde. In der teaminternen
Statistik verwies der Schwede damit
Momir Ilic auf Platz
zwei. Der Serbe netzte 8/4 Mal ein. In den entscheidenden Phasen stark präsentierte
sich auch
Thierry Omeyer, der nach einer Zwei-Minuten-Strafe
wegen Reklamierens in der Schlussviertelstunde wichtige Paraden zeigte.
Die Kieler sicherten sich mit dem Triumph vor 8.681 Zuschauern
in der Münchener Olympiahalle ihren sechsten
Super-Cup-Titel und bauten ihren Rekordsieger-Status auch in diesem Wettbewerb aus.
Furioser Start der Zebras
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Die Münchener Olympiahalle bot einen würdigen Rahmen für das HBL-Event.
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Der THW startete nach einer nervösen Anfangsphase furios in dieses vierte
Super-Cup-Spiel gegen den HSV in Folge.
Omeyer war von Beginn an in der Partie, hielt gleich
wichtige Bälle gegen die ohne Michael Kraus, Marcin Lijewski und Oscar Carlen
angetretenen Hamburger. Im Angriff machte vor allem
Kim Andersson
mit Dan Beutler im HSV-Kasten, was er wollte. Bis zur 14. Minute erzielte
Andersson
alle Feldtore des THW, dann schnappte sich
Sprenger einen Hens-Pass
und vollendete zum 8:4. Da hatte
Omeyer neben weiteren Glanztaten
schon einen Siebenmeter von Lindberg gehalten,
Ilic per Siebenmeter
zum 3:0 und 4:1 (7.) getroffen, und
Andersson aus allen Lagen, aus allen
Entfernungen und von allen Positionen - wie beim 6:2 nach einer Eins-gegen-Eins-Situation aus
dem linken Rückraum - eingenetzt. Beim HSV hielt zunächst nur Pascal Hens dagegen, dem die
Kieler Defensive zu viele Freiheiten ließ. Nach Voris Anschlusstreffer zum 5:8 schraubte
Ilic mit einem Siebenmeter-Doppelpack die Führung auf 10:5 (17.).
Doch der HSV wurde stärker, brachte für den Rechtshänder Lackovic im rechten Rückraum mit
Bertrand Gille einen zweiten Kreisläufer, der für ordentlich Wirbel im Kieler Deckungsverbund
sorgte. Gleichzeitig verließ Omeyer ein wenig das Glück des
Tüchtigen, während Beutler stärker wurde und die Zebras auch das ein oder
andere Mal am Gebälk scheiterten. Es schien, als wenn der HSV die Zebras mit seinem
langsamen Spiel langsam aus dem Konzept bringen würde. Das bemerkte natürlich auch
Alfred Gislason, der nach Lackovis 8:11 (21.) schon früh die
grüne Auszeit-Karte zog.
Andersson überragend
Gislason beorderte
Palmarsson auf
die mittlere Rückraumposition und brachte auch
Filip Jicha für
ein paar Minuten. Der HSV stellte indes seine Deckung auf eine offensive Deckung um - und robbte
nach
Anderssons 12:8-Kracher Tor um Tor heran. Hens, vor der Pause
fünf Mal erfolgreich, Lindberg mit einem Tempogegenstoß und erneut Hens trafen gegen nun
viel zu tief stehende Kieler. Dann hatte der in der Anfangsphase auffällige, dann gut
bewachte
Marcus Ahlm Pech mit einem Pfostentreffer, ehe
Andersson mit einem 105-km/h-Geschoss die erneute Zwei-Tore-Führung
für den THW erzielte. Doch Fehler in der Offensive und in der Deckung
brachten dem HSV nach
Palmarssons
Hüft-Knaller zum 14:12 in Überzahl noch vor der Pause den Ausgleich: Lindberg und Bertrand
Gille vollendeten zum 14:14. Gut, dass
Andersson noch ein achtes Ass im Ärmel
hatte: In Unterzahl traf er zum 15:14-Halbzeitstand.
Hamburg geht in Führung
Nach der Pause brachte HSV-Trainer per Carlen mit Martin Stumps einen 23-jährigen Oberliga-Spieler
für den rechten Rückraum. Doch der leistete sich gleich einen Schrittfehler, was
Ilic
aus zehn Metern mit dem 16:14 bestrafte. In der Deckung setzte
Gislason
nun auf die 3-2-1-Variante mit
Narcisse als Wellenbrecher auf der
vorgezogenen Position. Den Ton gab dann aber ein Hamburger an: Johannes Bitter kam nach der
Pause und schnappte sich gleich einen
Andersson-Wurf und ein Ball
von
Sprenger. Das fiel zunächst nicht wirklich ins Gewicht,
weil
Narcisse zum 17:15 abhob (35.), doch Bitter schien die
müde wirkenden THW-Angreifer zusätzlich zur nun fester zupackenden HSV-Abwehr zu verunsichern.
Als
Ahlm nach 37 Minuten bereits seine zweite Zeitstrafe erhielt und
kurz nach dessen Rückkehr
Omeyer wegen Reklamierens ebenfalls zwei
Minuten auf die Bank geschickt wurde, nutzten die Hansestädter dies zu einer 3:0-Serie zum 18:18 (43.).
Vor allem Andersson war in dieser Phase der hohe Kraftaufwand der
ersten Halbzeit anzumerken. Christian Zeitz hatte sich zwar mit warm
gemacht, konnte aber von Gislason nicht eingesetzt werden. Ein Doppelschlag
von Hens brachte die erste Führung für den Meister (45.), die Schröder und Duvnjak kurz darauf
auf 22:20 ausbauten (49.).
THW kämpft sich zurück
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Marcus Ahlm hatte gegen die harte Hamburger Deckung einen schweren
Stand.
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Ahlm verkürzte mit seinem einzigen Tor auf 21:22, was
Jansen mit
einem verwandelten Siebenmeter konterte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich zwölf Ballverluste
beim THW angehäuft - zu viele gegen einen trotz der Ausfälle kämpferisch starken Gegner. Aber
der THW kämpfte ebenfalls - und kam zurück ins Spiel.
Omeyer
parierte und passte auf den für den unauffälligen
Dominik Klein
in die Partie gekommenden
Lundström, der schnell weiter auf
Andersson passte, der dann mit einem Heber den 22:23-Anschluss herstellte.
Verbissen wurde nun um jeden Ball gefightet, und erneut war es Lundström,
der einen weiten Pass fing und dieses mal selbst zum Ausgleich vollstreckte (53.) Der HSV
hatte durch Jansen Gelegenheit zur erneuten Führung, doch Jansen warf einen Strafwurf weit über
den für den Siebenmeter ins Tor beorderte Palicka hinweg über das
Tor. Doch die Partie blieb hektisch: Andersson machte einen Schrittfehler,
Vori vertändelte den Ball, Narcisse passte ins Leere - Palmarsson
fasste sich ein Herz, ging durch die Schnittstelle der Hamburger Deckung und markierte das 24:23 (56.)
Dramatische Schlussphase
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So sehen Super-Cup-Sieger aus: Mannschaftsfoto nach dem gelungenen Saisonauftakt.
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Doch noch waren über vier Minuten zu spielen. Minuten, in denen sich die Fehler auf beiden
Seiten noch einmal häuften. Bitter ahnte gegen
Narcisse die Ecke,
Omeyer strafte Hens ab, indem er seinen Wurf einfach festhielt. Die Minuten
verranden, 50 Sekunden vor dem Ende brachte Carlen mit
Lackovic einen siebten Feldspieler.
Hens passte ins Aus, doch wegen einer Fouls blieben die Hansestädter im Ballbesitz. Auszeit HSV.
Die Kieler Deeckung machte Druck, und erneut war es Hens, der den letztlich entscheidenden Fehler
beging: Sein Pass auf
Duvnjak landete im Seitenaus. Auszeit THW. 18 Sekunden vor dem Ende. Mit
einer offenen Deckung versuchten die Hamburger, den Ball noch einmal zu erobern und ein Siebenmeterwerfen
zu erzwingen.
Lundström tankte sich an den Kreis durch, doch
ging nicht den freien Weg aufs Tor, sondern zog nach innen. Der Kieler Linksaußen verlor den Ball,
Palmarsson und Vori hechteten zum Abpraller. Der HSV-Kreisläufer gewann dieses
Duell - doch der Kieler Youngster hinderte den routinierten Vori am Pass. Abpfiff. Der Rest war Jubel.
Dank einer starken ersten Häfte gewann der THW Kiel verdient den Super Cup. Bis zum Punktrunden-Auftakt
am Sonntag gegen die SG Flensburg-Handewitt bleibt dennoch viel Arbeit für Alfred Gislason.
Vor allem die hohe Fehlerquote gilt es abzustellen.
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie bitte auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und
die KN-Nachbetrachtung vom 1. September.
Die Erleicheterung ist groß, endlich kann ich wieder mitmachen.
Wir haben hart trainiert mit den Jungs. Eine
Vorbereitung macht nie Spaß, aber ich hatte in den letzten Spielen schon ein
sehr gutes Gefühl und konnte heute diese Leistung bestätigen.
Ich hoffe, dass wir am Sonntag genauso gut spielen werden.
Aus dem heutigen Spiel kann man noch nicht so viele
Antworten ziehen, der HSV hat ja ohne Linkshänder
gespielt. Und der Super Cup ist immer noch ein Vorbereitungsspiel,
er ist der letzte Test vor dem Ligastart. Der Super Cup ist eben etwas
ganz anderes als die Bundesliga.
Für uns ist es wichtig, nun mit Selbstvertrauen in die Punktrunde zu gehen.
Klar sind wir heiß, Titel zu gewinnen. Ich bin jetzt im siebten
Jahr beim THW, war fünfmal Meister - es gibt nichts Geileres, als Titel zu holen.
Ohne Verletzungen haben wir eine sehr starke Mannschaft.
HSV-Neuzugang Dan Beutler:
Wir sind in der zweiten Halbzeit super zurück gekommen.
Klar ist solch eine Niederlage nicht so schön,
aber wir haben ein sehr gutes Spiel gezeigt. Man darf nicht vergessen, dass wir ohne Linkshänder
gespielt haben. Dass wir heute nicht gewonnen haben lag an unserer ersten Halbzeit, in der wir viele
einfache Tore kassiert haben und Kim Andersson überragend war.
- HSV Hamburg:
-
Bitter (31.-60., 5 Paraden),
Beutler (1.-30., 4 Paraden);
Schröder (1),
Duvnjak (3),
Jansen (3/1),
Lackovic (2),
Flohr,
Vori (1),
B. Gille (2),
G. Gille,
Lindberg (4/2),
Stumps,
Hens (7),
Schliedermann;
Trainer: Carlen
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-40., 42.-60., 12 Paraden)
Palicka (40.-42. und 1 Siebenmeter, keine Parade);
Andersson (9),
Lundström (1),
Dragicevic (n.e.),
Sprenger (1),
Ahlm (1),
Kubes (n.e.),
Reichmann (n.e.),
Palmarsson (3),
Narcisse (1),
Ilic (8/4),
Klein,
Jicha;
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Bernd Methe / Reiner Methe (Vellmar)
- Zeitstrafen:
-
HSV: 1 (Jansen (11.);
THW: 3 (2x Ahlm (28., 37.), Omeyer (40.))
- Siebenmeter:
-
HSV: 6/3 (Omeyer hält Lindberg (6.), Omeyer
hält Lindberg und den Nachwurf (37.), Jansen gegen Palicka überweg (55.));
THW: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:3 (6.), 1:3, 2:4, 2:6 (9.), 4:7, 5:8 (14.), 5:10 (17.), 7:11 (20.), 8:12 (22.), 11:12 (24.),
12:14 (27.), 14:14 (29.), 14:15;
2. Hz.: 14:16, 15:17 (35.), 16:18, 18:18 (43.), 18:19, 20:19 (45.), 20:20, 22:20 (49.),
23:21 (51.), 23:24 (56.), 23:24.
- Zuschauer:
-
8.681 (Olympiahalle, München)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2011:
Revanche, Teil eins: THW holt den Supercup
"Zebras" besiegen in München den HSV mit 24:23
München. Das erste Saison-Kräftemessen zwischen
den Meisterschaftsfavoriten HSV Hamburg und THW
Kiel beim Supercup in München entschieden die "Zebras"
mit 24:23 (15:14) für sich, machten den Rollentausch
perfekt. In der vergangenen Saison war der
THW als Meister in diesen Wettbewerb gegangen, unterlag
Hamburg mit 26:27 Toren. Gestern Abend drehten
die Kieler den Spieß gegen den amtierenden Meister
Hamburg um, triumphierten bei ihrer 14. Teilnahme
zum sechsten Mal.
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Bester "Rookie" der vergangenen Saison: Patrick Wiencek
bei der Ehrung mit Handball-Woche-Chef Olaf Bruchmann (links).
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Erste Sieger gab es schon vor dem Anpfiff. Die Zwillinge
Bernd und Reiner Methe wurden
vor 8.681 Zuschauern in der Olympiahalle als bestes
Schiedsrichtergespann des Jahres geehrt, Gummersbachs
Patrick Wiencek zum besten
Nachwuchsspieler der Handball-Bundesliga. In der kommenden
Saison streift der 22-jährige Kreisläufer das THW-Trikot
über, den Kielern ist offenbar eine Verpflichtung mit
guter Zukunftsperspektive gelungen.
Gut starteten die "Zebras" auch in die Partie, schlossen
zunächst nahtlos dort an, wo sie in den Saisonvorbereitungsspielen
aufgehört hatten. Bissig und beweglich in der
Abwehr, mit einem starken Thierry Omeyer zwischen den
Pfosten. Vorne setzten sich vor
allem Kim Andersson und
Momir Ilic in Szene. Der Serbe
glänzte als sicherer Siebenmeterschütze, Kim Andersson
wurde mit Wucht aus dem Rückraum zum HSV-Albtraum,
hämmerte den Ball in der ersten Halbzeit achtmal an
HSV-Torhüter Dan Beutler vorbei ins Netz, kam auf insgesamt
neun Tore und wurde am Ende als bester Spieler ausgezeichnet.
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Schiedsrichter des Jahres: Bernd und Reiner Methe.
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HSV-Trainer Per Carlen musste ohne Linkshänder im
Rückraum auskommen, Neuzugang Oscar Carlen kuriert
seinen Kreuzbandriss aus, Marcin Lijewski eine Schulterverletzung.
Überraschend kam Carlens Entscheidung, dem schwedischen Neuzugang von
der SG Flensburg, Dan Beutler, den Vorzug vor Nationalkeeper
Johannes Bitter zu geben, den ersten Ball hielt Beutler in der
12. Minute auf,
Omeyer hatte zu diesem Zeitpunkt bereits
fünf Striche für Paraden hinter seinem Namen angesammelt,
zusätzlich einen für den gehaltenen Siebenmeter gegen Hans
Lindberg. So gehörten die ersten 20 Minuten klar dem THW,
in der 17. Minute führten die Kieler 10:5, lagen deutlich auf
Siegkurs. Dann geriet Sand ins Getriebe, ausgerechnet als
Filip Jicha nach dreiwöchiger
Verletzungspause wieder eingreifen durfte. Der HSV kam
näher, war zur Halbzeit beim 15:14 auf Tuchfühlung.
Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischte ebenfalls
der THW, legte bis zur 40. Minute eine Drei-Tore-Führung
(18:15) vor, die die "Zebras" dann wegen Zeitstrafen
leichtfertig einbüßten. Marcus Ahlm musste auf die Strafbank,
danach erwischte es "Titi" Omeyer wegen Meckerns.
Die Schiedsrichter setzten neue Vorgaben, bei Torhüter-Protesten besser hinzuhören,
konsequent um. Hamburg nutzte die Gunst, ging in der
46. Minute mit dem siebten Kracher von Pascal Hens beim
20:19 erstmals in Führung und begann, das Spiel zu dominieren.
Anteil hatte daran auch der THW.
Dominik Klein, Momir Ilic oder
Aron Palmarsson
ließen beste Chancen ungenutzt, außerdem steigerte sich
Bitter. Trotzdem kam Kiel zurück, Andersson und
Lundström
glichen Hamburgs 23:21-Führung aus, und als
Aron Palmarsson in der 56. Minute
zum 24:23 getroffen hatte, begann ein Vier-Minuten-Krimi
ohne Tor mit Kieler Happyend.
"Die Situation ist für uns neu. Jetzt wir sind wir die Jäger",
sagte Andersson. "Aber
wir nehmen das an, sind heiß darauf, wieder die Meisterschaft
zu gewinnen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.08.2011)