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18.01.2012 EM 2012

Kieler Nachrichten: Angst vor der Verletzung spielt mit

Beim Bundesliga-Primus THW hofft man, dass die Stars aus Serbien gesund zurückkommen

Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2012:

Vom 15. bis 29. Januar 2012 findet die EM 2012 in Serbien statt.
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Nis/Kiel. Der THW Kiel hat zwar einen neuen Startrekord in der Handball-Bundesliga aufgestellt, entspannen kann Trainer Alfred Gislason trotzdem nicht. 18 Siege in 18 Spielen, acht Punkte Vorsprung auf den HSV Hamburg, den vermeintlich härtesten Konkurrenten - Zahlen, die beruhigen sollten. Doch Gislason weiß nur zu gut, dass die Karten in diesen Tagen ganz neu gemischt werden könnten. Der Rekordmeister beschäftigt den besten Rückraum der Welt, doch mit Christian Zeitz wird nur einer erholt in die am 12. Februar beginnende Rückrunde starten. Alle anderen sind derzeit bei der EM die Köpfe ihrer Nationalteams.
Bei Kim Andersson und Daniel Narcisse hatten die THW-Ärzte von einem Start abgeraten. Beide hatten nach komplizierten Knieoperationen lange pausieren müssen und gerade erst wieder Anschluss gefunden. Für sie, so die medizinische Abteilung des Rekordmeisters, könnte ein Turnier mit womöglich acht Spielen innerhalb von zwei Wochen eine zu hohe Belastung sein. "Mir wäre es lieber gewesen, sie hätten abgesagt", sagte Gislason. "Aber ein Verbot wäre auch keine Lösung gewesen."

Da die Ärzte der schwedischen und französischen Nationalmannschaft aber grünes Licht gaben, reisten Narcisse und Andersson nach Serbien. Seitdem plagen Gislason Erinnerungen an vergangene Turniere. Bei der EM 2010 stauchte sich Narcisse im Finale gegen Kroatien das Knie und fiel wochenlang aus. Bei der WM 2011 brach sich Andersson den Daumen der linken Wurfhand und fiel wochenlang aus.

Daumen drücken - das ist aus Kieler Sicht auch für Filip Jicha, Momir Ilic und Aron Palmarsson angebracht. Der Tscheche ist der Maschinenraum seines Teams, der Serbe nicht weniger als die Galionsfigur dieses Turniers, und auch auf den Schultern des jungen Isländer lastet diesmal eine besondere Verantwortung: Der erfahrene Snorri Gudjonsson, Mittelmann Nummer eins, hat sich wegen der Geburt seiner Tochter kurzfristig abgemeldet. Schonzeit ist auch für dieses Trio ausgeschlossen. Ein Zustand, der Gislason verärgert. "Es ist immer die gleiche Geschichte. Die Vereine bezahlen die Spieler und sind trotzdem die Leidtragenden dieses Terminkalenders." Die Abstellgebühren der jeweiligen Verbände würden eine schwerere Verletzung nicht einmal ansatzweise kompensieren. "Das ist nur Kleingeld."

In einem Interview mit dem "Handball-Magazin" hatte zuletzt auch Jesper Nielsen den jährlichen Wechsel von Europa- und Weltmeisterschaften scharf kritisiert. Es sei "völlig grotesk", sagte Nielsen, dass jahrein, jahraus Endrunden gespielt würden. Einer wie Mikkel Hansen, Rückraumspieler des dänischen Spitzenteams AG Kopenhagen, dessen Besitzer Nielsen ist, würde erst in zwei Jahren seinen nächsten Urlaub nehmen können. "Als Geschäftsmann habe ich noch nie davon gehört, dass man einfach Arbeitskraft von anderen nehmen kann und nichts dafür bezahlt." Das sei, so Nielsen, nur in einer Amateur-Sportart wie Handball möglich. "Ich kann Nielsen nur in allen Punkten zustimmen", sagte Gislason.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2012)


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