Das Final Four um den DHB-Pokal
in der Hamburger o2-World findet in dieser Saison ohne den
THW Kiel statt. Am Mittwochabend verloren die "Zebras" ihre
Achtelfinalbegegnung gegen die Rhein-Neckar Löwen mit
30:32 (14:16). Vor rund 7.500 Zuschauern in der Sparkassen-Arena
konnten die Kieler gegen stark aufspielende Mannheimer nicht an
ihre Leistung aus dem Berlin-Auswärtsspiel
anknüpfen und kassierten damit die erste Pokal-Heimniederlage
seit über 23 Jahren. Auch acht Treffer des grandios aufgelegten
Aron Palmarsson und ein Aufbäumen
in der Schlussphase reichten nicht - der Titelverteidiger im
DHB-Pokal ist ausgeschieden.
Rasanter Start
Nur fünf Wochen nach dem Bundesliga-Duell
der beiden Mannschaften standen sich die Spitzenclubs an gleicher
Stelle im Pokal erneut gegenüber. Und die Partie begann zunächst
erneut als ein Duell zweier kompakter Abwehrformationen. Die
Rhein-Neckar Löwen agierten dabei mit einer sehr offensiven
6:0-Deckung mit den Abwehrexperten Manojlovic und Gedeon
Guardiola im Mittelblock und den stets weit herausrückenden
Petersson und Ekdahl du Rietz auf den Halbpositionen. Der THW
hingegen baute auf seine bewährte 6:0-Formation mit den beiden
Kreisläufern Patrick Wiencek und
Rene Toft Hansen in der Mitte.
Es dauerte über zwei Minuten, ehe Patrick Groetzki per Gegenstoß
der erste Treffer des Abends gelingen sollte. Zuvor war
Marko Vujin bereits an Niklas Landin
gescheitert und einen Querpass auf Gedeon Guardiola statt auf
seinen eigenen Nebenmann gespielt, während auf der Gegenseite
Spielmacher Andy Schmid bei drohendem passiven Spiel ein
ungenaues Kreisanspiel unterlief. Doch nach Groetzkis Brustlöser
nahm die Partie auf beiden Seiten rasante Fahrt auf:
Palmarsson erzielte per schneller Mitte
den Ausgleich. Andreas Palicka parierte
dann einen Schlagwurf Schmids, doch gegen den Sprungwurf Peterssons
war der Schwede machtlos. Erneut antwortete der THW postwendend
durch den von Jicha eingesetzten
Toft Hansen, doch auch die Löwen zeigten,
dass sie die Kunst der schnellen Mitte beherrschen: Petersson
tankte sich zum Mannheimer 3:2 durch und beantwortete auch
Palmarssons Ausgleich schnell zum
3:4 - eine irre Tempohatz mit sieben Treffern in weniger
als vier Minuten!
Löwen erarbeiten erstes Polster
Uwe Gensheimer kam nur selten so frei zum Wurf -
meistens nur per Siebenmeter.
In dieser Frequenz ging es natürlich nicht weiter. Dafür
sorgten auch die Torhüter: Landin parierte gegen den am
Kreis aufgetauchten und von Palmarsson
bedienten Ekberg, Palicka
war auf der Gegenseite gegen Groetzki zur Stelle. Da dies aber
die letzte Glanztat des Kieler Schlussmanns blieb,
Marko Vujin weiterhin nicht ins Spiel
fand und Ekberg
auch seine zweite Wurfchance liegen ließ, konnten sich die Rhein-Neckar
Löwen ein erstes kleines Polster erarbeiten: Gensheimer bestrafte
einen Vujin-Fehlpass per Gegenstoß
und Petersson erhöhte mit seinem bereits vierten Treffer auf
6:3 für die Gäste.
Starker Palmarsson hält Kiel im Spiel
Glücklicherweise konnten sich die "Zebras" aber auf ihren
Spielmacher Aron Palmarsson verlassen,
der besonders im ersten Durchgang zur Galaform auflief. Dessen
dritter Treffer markierte den 4:6-Anschluss, und nach einer
Zeitstrafe gegen Petersson sorgte Ekberg
in Überzahl für den Anschluss. Der THW, dessen 6:0-Deckung noch
nicht das gewünschte Niveau erreicht hatte, stellte um auf eine
3:2:1-Deckung mit dem vorgezogenen Filip Jicha,
doch die Löwen blieben davon unbeeindruckt - Schmid traf nach
schnellem Doppelpass unbedrängt vom Kreis zum 5:7. Doch obwohl
Landin binnen 75 Sekunden gleich drei Kieler Würfe - gegen
Toft Hansen, einen Ekberg-Konter
und gegen Vujin - entschärfte, blieben
die Kieler durch Palmarssons vierten
Treffer zum 6:7 in Schlagdistanz.
Gislason baute nach den neuerlichen
Fehlversuchen seiner Angriffsspieler dennoch um, brachte
Sprenger für Ekberg
und Zeitz für Vujin.
In der Abwehr rückte Wael Jallouz ins
Team für Patrick Wiencek und deckte nun
an der Spitze. Und die Chance für den THW, den Spielstand zu drehen,
wurde größer, nachdem Gensheimer einen Siebenmeter an den Pfosten
drehte und Manojlovic nach einem Gesichtstreffer gegen Zeitz
für zwei Minuten auf die Bank musste. Mehr als die Ausgleichstreffer
- einmal mehr durch Palmarsson zum 7:7
und durch den gut aufgelegten Klein zum
8:8 - sprangen indes nicht für die "Zebras" heraus, da Gensheimer
in Unterzahl ein wichtiges Tor für die Gelb-Schwarzen gelang.
Alfred Gislason gönnte dann
Filip Jicha eine kurze Pause im Angriff
und gab Wael Jallouz im linken Rückraum
eine Chance. Doch nach dem 8:9 durch den bislang unauffälligen Ekdahl
du Rietz scheiterte der Tunesier am starken Landin, und nachdem
sich Petersson gegen Jallouz zum 8:10
durchsetzte und Kiels Nummer 22 zudem auf die Strafbank musste, lag
das Momentum wieder ganz bei den Gästen.
Indes: Der THW kämpfte, erzielte durch einen tollen
Zeitz-Hammer aus dem linken Rückraum
und einen Klein-Treffer aus spitzem
Winkel gleich zwei Tore in Unterzahl. Die beiden Kieler Weltmeister
von 2007 blieben auch in der Folgezeit in Spiellaune und erzielten
die nächsten beiden Kieler Tore. Allerdings behielten die Rhein-Neckar
Löwen in ihren Angriffen die Ruhe, besonders Kim ekdahl du Rietz
blühte nun gegen die wieder auf die 6:0-Variante zurückgestellte
Kieler Deckung auf und hielt seine Farben bis zum 14:12 (25.)
vorne.
Schlussminute der ersten Halbzeit gehört den Gästen
Die "Zebras" antworteten einmal mehr mit schneller Mitte,
Rene Toft Hansen konnte nur durch
ein Foul Guardiolas gestoppt werden. Ekberg
verwandelte den fälligen Strafwurf, doch in Überzahl wollte der
Ausgleich nicht gelingen: Wiencek
scheiterte völlig freistehend per zweiter Welle nach einem
Jicha-Steal an Landin. Erst in der
29. Minute war es dann soweit: Schmids Hüftwurf flog am mittlerweile
von Sjöstrand gehüteten Kasten vorbei,
während Palmarsson auf der Gegenseite
dem Schweizer zeigte, wie man es richtig macht: 14:14. Allerdings
hatten die Rhein-Neckar Löwen wieder die richtige Antwort parat:
Ekdahl du Rietz bediente Myrhol zum 14:15, und nach einer Auszeit
Gislasons in der Schlussminute verlor
Jicha den Ball, während Ekdahl du Rietz
glücklich mit einem abgefälschten Wurf den 14:16-Halbzeitstand
herstellte.
Erste Vier-Tore-Führung für die Gäste
Nach dem Wechsel hatten die Rhein-Neckar Löwen Anwurf
und erhöhten dank der Achse Schmid/Myrhol schnell auf 17:14.
Marko Vujin war beim THW im Angriff
aufs Parkett zurückgekehrt, doch der Serbe wartete wie auch
Filip Jicha weiterhin auf seinen
ersten Treffer. Beide Rückraumspieler des THW verzogen zu
Beginn der zweiten Halbzeit gleich zweimal, doch weil auch
die Löwen kurzzeitig zu hektisch agierten und Sjöstrand
gegen Schmid zur Stelle war, konnten die Gäste erst Kapital
aus den Kieler Schnitzern schlagen, als Gedeon Guardiola
einen Gegenstoß zum 14:18 abschloss - erstmals lagen die
"Zebras" in der Partie mit vier Treffern hinten.
Palmarsson und Petersson,
die Protagonisten des ersten Durchgangs, sorgten für die
nächsten Tore, einen von Jicha
erkämpften Siebenmeter nutzte Ekberg
zum 16:19. Doch auch die zweite Sjöstrand-Parade
gegen Schmid konnten die Kieler nicht vergolden, weil
Palmarsson bei seinem achten
Wurf erstmals das Tor verfehlte. Dass sich die Löwen weiterhin
durch nichts aus der Ruhe bringen ließen, demonstrierte die
nächste Szene: Sjöstrand hatte gerade
einen Petersson-Wurf an den Pfosten lenken können, der Ball
trudelte aber ins Seiten- statt ins Toraus. Statt zu hadern,
nahm sich Petersson erneut den Ball und setzte Myrhol ein -
16:20.
Jicha reißt das Spiel an sich
Filip Jicha schmiss sich nach einem
Ballgewinn dem Ball hinterher und stoppte ihn vorm Seitenaus.
Die 7.450 Zuschauer in der Sparkassen-Arena unterstützten ihre
Mannschaft weiterhin nach Kräften, und es gab immer wieder
Anlass für schwarz-weiße Hoffnungsschimmer. So sorgte
Klein von außen für das 17:20.
So parierte Sjöstrand einen
Siebenmeter von Schmid. So gelang Marko Vujin
in Unterzahl endlich sein erster Treffer zum 18:20.
Und so sorgte der von Vujin
eingesetzte Wiencek mit einem
sehenswerten Heber zum 19:21 für Ovationen. Und als sich
Filip Jicha nach Ekdahl du Rietz'
Tor zum 19:22 durchtankte und ebenfalls sein Tordebüt
zum 20:22 feierte, schien die THW-Maschine endgültig warmzulaufen.
Besonders Jicha riss das Spiel
nun an sich, rieb sich an der aggressiven, aber meist fairen
Deckung der Gäste auf und legte mit einem Durchbruch in
Unterzahl zum 21:23 gleich nach. Da aber nach
Patrick Wiencek auch
Christian Sprenger für zwei
Minuten auf die Bank musste, hatten die Löwen im Angriff
leichtes Spiel und verwalteten durch zwei Gensheimer-Siebenmeter
und einen Treffer Groetzkis in doppelter Überzahl bis zum
24:21 (46.) ihren Vorsprung.
Löwen mit scheinbarer Vorentscheidung
Alfred Gislason trommelte seine
Mannschaft zusammen und wollte noch einmal neue Impulse in
der Abwehr geben: Er stellte erneut um auf eine 3:2:1-Deckung
mit Zeitz und Palmarsson
auf den Halbpositionen sowie Jicha an
der Spitze. Doch die Löwen hebelten die Kieler Abwehr eiskalt aus:
Groetzkis Heber und Schmids Doppelpass mit Ekdahl du Rietz
bedeuteten trotz des achten Palmarsson-Treffers
die 26:22-Führung für die Gäste. Und als Ekberg
einen Siebenmeter an die Latte setzte und Petersson gar auf
27:22 erhöhte, brauchten die "Zebras" zehn Minuten vor Schluss
schon ein kleines Handballwunder, um die Partie noch zu drehen.
THW kämpft sich noch einmal heran
Doch der THW kämpfte, agierte nach dem 28:23 Gensheimers
nun entschlossener und schneller in der Abwehr und
zwang die Rhein-Neckar Löwen endlich zu mehr Fehlern.
Binnen 75 Sekunden verkürzten Toft Hansen,
Zeitz und Jicha
dank zweier Ballgewinne in der Abwehr auf 26:28. Die Mannheimer
schienen erstmals beeindruckt, weshalb Trainer Gudmundsson
folgerichtig seine Auszeit nahm. Ekdahl du Rietz holte nach
Wiederanpfiff einen Siebenmeter heraus, den Gensheimer
nervenstark und kompromisslos verwandelte. Doch davon
und auch von Peterssons achtem Treffer ließen sich die
"Zebras" nicht irritieren. Jicha
und Toft Hansen trafen vorne,
und nach der dritten Zeitstrafe gegen Abwehrchef Manojlovic
witterten der Titelverteidiger und seine Fans endgültig
Morgenluft. Zumal Petersson ein Stürmerfoul abgepfiffen
wurde und Ekberg erstmals in
der zweiten Halbzeit der Anschlusstreffer zum 29:30
gelang.
Ausgleich wollte nicht gelingen
Auch die eigene starke Leistung konnte Aron Palmarsson
nach dem Schlusspfiff nicht trösten.
Als Zeitz dann noch
einen Hüftwurf Schmids blockte, bekam der THW zweieinhalb
Minuten vor Schluss tatsächlich die Chance auf den Ausgleich.
Marko Vujin gab den Ball aus
guter Wurfposition an Niclas Ekberg
weiter, der aber aus schwierigem Winkel an Landin
scheiterte. Als dann auf der Gegenseite Gensheimer trotz
Fouls an ihn den freien Groetzki bediente und dieser
das 31:29 erzielte, atmeten die Gäste wieder auf. Als
Gedeon Guardiola dann ein geplantes Kreisanspiel Jichas
auf Toft Hansen abfing
und Myrhol eine Minute vor Schluss das 32:29 erzielte, war
die Pokalüberraschung perfekt. Die Ergebniskosmetik
Vujins und die unnötige
Auszeit Gudmunssons zehn Sekunden vor Spielende waren
nur noch eine Randnotiz.
Sonnabend das nächste Löwen-Duell
Nach der bitteren Heimpleite - es war erst die
zweite Pokalniederlage unter Trainer Alfred Gislason
- muss der THW Kiel mindestens ein Jahr auf seinen
10. Pokaltriumph warten. Am Wochenende des 12. und
13. April 2014 haben die "Zebras" somit zwei freie
Tage, obwohl sie dort sicherlich gerne in Hamburg
ihren Titel verteidigt hätten. Zeit zum Trauern
bleibt dem Rekordmeister aber nicht, denn bereits
am Sonnabend steht das nächste Duell mit einer
Löwen-Mannschaft auf dem Spielplan. Um 19.00 Uhr ist
der THW beim starken Aufsteiger Bergischer HC um
Spielmacher Viktor Szilagyi
in der Wuppertaler Uni-Halle gefordert, um zwei wichtige
Punkte im Kampf um die deutsche Meisterschaft einzufahren.
Glückwunsch an die Löwen, sie sind verdient weiter gekommen. In der
ersten Halbzeit war unsere Abwehr immer einen Tick zu spät, und die
Spritzigkeit, die uns beim Sieg in Berlin noch ausgezeichnet hatte,
fehlte weitestgehend. Wir haben viel zu wenig zu fassen bekommen und
sind in den ersten 15 Minuten allein fünfmal freistehend an Landin
gescheitert. In der zweiten Hälfte sind wir immer einem Rückstand
hinterher gelaufen und nie richtig ins Spiel gekommen. Trotzdem ein
Kompliment an meine Mannschaft, dass wir trotzdem beinahe wieder ins
Spiel gekommen sind. Wir hatten das Unentschieden auf der Hand,
machen dann aber wieder einen Fehler und werden dafür sofort mit
einem Gegenstoß bestraft. Da war das Spiel zu Ende, obwohl meine
Mannschaft bis zum Umfallen gekämpft hat. Aber uns fehlte die Breite
im Kader, um gegen diese Löwen zu gewinnen. Ich muss durchgehend mit
nahezu den gleichen Leuten spielen, da ist es eine ganz normale
Geschichte, dass meiner Mannschaft auch mal die Spritzigkeit fehlt.
Wir haben alles versucht, aber wir müssen respektieren, dass die
anderen heute richtig gut gespielt haben. Meinen Torhütern kann ich
keinen Vorwurf machen, sie haben ähnlich viel gehalten wie die auf
der Gegenseite. Unsere Abwehr war einfach nicht aggressiv genug. Ich
kann es nicht ändern, so ist der Sport. Jetzt richten wir den Fokus
auf den Bergischen HC. Eine Anmerkung sei mir noch erlaubt: Die
Schiedsrichter haben heute sehr gut gepfiffen.
Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson:
Das war heute ein super Spiel auf sehr hohem Niveau. Wir haben das
sehr gut gemacht, deshalb bin ich mit meiner Mannschaft im Großen
und Ganzen sehr zufrieden. Im Angriff waren wir sehr gut und haben
uns gegen jede Variante der Kieler Abwehr durchgesetzt und gute
Lösungen gefunden. Ich bin glücklich. Wir werden das jetzt ein
bisschen genießen und uns dann auf das Spiel in Hamburg konzentrieren.
Die Zuschauer haben uns heute fantastisch unterstützt. Trotzdem
bin ich natürlich traurig. Wir sind ausgeschieden, der Pokal ist
damit abgehakt. Vielleicht fehlte uns heute auch ein wenig das
Glück, es sollte wohl nicht sein. Jetzt schauen wir nur noch nach
vorn. Am Samstag erwartet uns ein schweres Spiel beim Bergischen HC,
ich hoffe, dass meine Mannschaft bis dahin soweit es geht wieder
den Kopf oben trägt.
Ich habe keinen Wunschgegner für die nächste Runde, schließlich
wollten wir eigentlich auch nicht nach Kiel fahren. Wir haben uns
aber vor dem Spiel gesagt: Wenn nicht heute, wann dann? Die Kieler
hatten in Berlin eine schwere Partie, und die steckte noch in den
Beinen. Es lief auf die Frage hinaus: Wer hat mehr Puste? Wir haben
das gut gelöst, der THW war müde und schlagbar. Das haben wir
ausgenutzt und genießen das. Denn es ist etwas Besonderes, hier
zu gewinnen.
Nach 23 Jahren verliert der THW ein Pokal-Heimspiel
Kiel. Es ist passiert! Nach 23 Jahren verlor der THW Kiel
wieder ein Heimspiel im DHB-Pokal. Im Achtelfinale waren
gestern die starken Rhein-Neckar Löwen (30:32/14:16)
Endstation für den Titelverteidiger. Drei Tage zuvor hatten
die Kieler die Handballwelt verzaubert, beim
33:29-Sieg in Berlin 45 Minuten lang
eine Seite ihres Sports präsentiert, die ungeschnitten eines
Tages in einem Lehrfilm auftauchen wird. Doch es gelang den
Machern keine neue Folge.
Vielleicht lag es auch daran, dass die Löwen einfacher bissiger
waren als die Füchse. Mit ihrer offensiven Deckung stoppten sie
den Rückraum der Zebras, der noch am Sonntag in der
Max-Schmeling-Halle mit ihren Gegnern nach Belieben verfahren
konnte. Marko Vujin und
Filip Jicha, in Berlin gemeinsam für
17 Tore verantwortlich, trafen bis zur Pause gar nicht.
Die Hausherren hielt Aron Palmarsson
im Spiel, der im ersten Durchgang bereits sechsmal traf.
Überhaupt war die erste Viertelstunde eine mit isländischer
Handschrift, neun der 13 Tore warfen Männer von der rauen Insel.
Im schwarz-weißen Dress überragte zunächst
Palmarsson, auf der Gegenseite war
Alexander Petersson nicht zu stoppen. Angeführt von dem starken
Linkshänder zogen die Gäste auf 6:3 davon, keine Spur von
Nervosität. Kein Respekt vor dieser unglaublichen Serie des
THW Kiel, der zuletzt im November 1990 ein Pokal-Heimspiel
verlor. Die meisten Löwen waren damals noch im besten
Krabbelalter, doch Zahlen, Geschichte, Serien, all dies schien
die Gäste nicht zu beeindrucken. Sie spielten gelassen auf,
führten zur Pause verdient mit 16:14. Auch, weil sie in
Niklas Landin den besten Torhüter stellten, Andreas Palicka,
der starten durfte, hielt zwar einen Siebenmeter von Uwe Gensheimer,
doch viel mehr wollte ihm hinter einer wenig sattelfesten Deckung
nicht gelingen.
Die Zebras im Pokal-Viertelfinale - das war bislang die Regel.
Zuletzt hatten sie sich im November 2000 (19:22 in Bad Schwartau/3. Runde)
vorzeitig aus dem Cup verabschiedet, den sie schon neunmal gewonnen
haben. Doch nach einer mäßigen ersten Halbzeit sah es vor 7500
Zuschauern tatsächlich so aus, als würde dieser 11. Dezember 2013
ein historischer werden.
Die Löwen blieben auch anfangs der zweiten Halbzeit cool, Landin
parierte seine Bälle elf und zwölf mit der Gelassenheit eines
Bären. Bjarte Myrhol, der Irrwisch am Kreis traf, Gedeon Guardiola
per Gegenstoß - die Gäste führten erstmals mit vier Toren (18:14).
Sollte es passieren? Nach 23 Jahren? Nach 8421 Tagen? Nach 26
Heimsiegen im DHB-Pokal in Folge?
Noch nicht. Die Fans schöpften in der 40. Minute Hoffnung, als der
eingewechselte Johan Sjöstrand mit einem
großartigen Reflex einen Siebenmeter von Andy Schmid parierte. Es
stand 20:17 für die Badener und die so erfolgreichen Fuchsjäger
Jicha/Vujin
hatten noch immer kein Tor geworfen. Dann hämmerte
Vujin den Ball ins Netz, schrie den
Frust aus sich heraus - der Rückstand war auf zwei Tore eingeschmolzen.
Dann traf auch Jicha, der sich energisch
gegen ein ganzes Löwenrudel durchsetzte, zum ersten Mal.
Jicha traf erneut, diesmal in Unterzahl.
Die Anzeichen für eine Trendwende mehrten sich, doch das bange Warten
schleppte sich bis in die Schlussminuten hin. Die Löwen führten
bereits mit fünf Toren (28:23/51.), ehe die Hausherren den richtigen
Schlüssel für die Eingangstür gefunden zu haben schienen.
Mit den Fans im Rücken holten die Zebras Tor um Tor auf, lagen,
nach vorne gepeitscht von ihren unermüdlichen Fans, nur noch eins
zurück. Dann scheiterte Niclas Ekberg
frei an Landin, es wäre das 30:30 (58.) gewesen, im Gegenzug traf
Löwe Groetzki ("ein überragender Moment für uns") ins Zebraherz -
die Sensation war perfekt. Die Sieger feierten ausgelassen, die
Besiegten gaben sich als faire Verlierer. "Die Löwen waren besser",
sagte Trainer Alfred Gislason. "Es
fehlte uns die Spritzigkeit aus dem Berlin-Spiel."
(von Wolf Paarmann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 12.12.2013)