17.-19.04.2002 - Letzte Aktualisierung: 19.04.2002 | Bundesliga |
Update #4 |
Angeschlagen, dennoch fünf Tore: Demetrio Lozano. |
Auch eine Zeitstrafe gegen Wislander konnte die Zebras nicht bremsen, Demetrio Lozano, der wegen eines Überlastungsschadens im Knie kaum trainieren kann, besorgte in Unterzahl das 8:3 (10.), Olsson setzte mit dem 9:3 (11.) noch einen drauf. Der Schwede, der wegen erkrankten Bjerre (fiebrige Grippe, mußte sich vor dem Spiel in der Kabine übergeben) voll durchspielen mußte, wirkte fitter und machte eine starke Partie. Er war insgesamt sechsmal erfolgreich. Bitter wurde es für die Hausherren, als Lövgren und Lozano wenig später zur 11:4-Führung (12.) erfolgreich waren. GWD-Trainer Rymanov nahm eine Auszeit.
Minden verkürzte bis zur 17. Minute auf 7:12, dann stellte der THW mit dem 15:8 (21.) den alten Abstand her. Sechs Minuten später führte das Team von Noka Serdarusic, das konzentriert, abgeklärt und sicher zu Werke ging, sogar mit 17:8 (27.). Mattias Andersson, der in der ersten Halbzeit stark hielt, kaufte den Gastgebern noch einige Bälle ab und mit 18:10 für den THW gings in die Pause.
Machte ein starkes Spiel: Staffan Olsson. |
Locker trabten die Zebras über 28:23 (53.), 30:23 (57.) und 30:25 (59.) zum 32:25-Endstand.
Beste Schützen beim THW waren Pettersson (7) und Lövgren (7/1). Für Minden waren Lisicic (7) und von Behren (7/3) am erfolgreichsten.
Die Generalprobe für das erste Finalspiel um den EHF-Europapokal Samstag (15 Uhr) in der Ostseehalle gegen den FC Barcelona bestand der THW am Mittwochabend bei GWD Minden mit Bravour. Konzentriert bis in die Haarspitzen fertigten die Zebras den heimstarken Gastgeber verdient mit 32:25 Toren ab. Vergessen das kümmerliche Pokalhalbfinal-Aus gegen Lemgo in Hamburg, rehabilitiert für die Punktspiel-Blamage eine Woche zuvor beim Bundesliga-Kellerkind Post Schwerin: Manager Uwe Schwenker zog symbolisch den Hut vor seiner Mannschaft, die trotz erheblicher Verletzungsprobleme Handball auf ganz hohem Niveau zelebrierte. "Alle Achtung. Die Spieler waren mehr als unzufrieden mit sich, in Minden haben sie selbst die beste Antwort auf die letzten Enttäuschungen gegeben."
Während GWD-Trainer Aleksandr Rymanow mit dem "von Fehlern durchsetzten Spiel" seiner Mannen haderte, nahm Manager "Hotti" Bredemeier die schmerzhafte Abfuhr gelassener zur Kenntnis. Man habe deutlich gesehen, dass Minden auch wegen seiner geringeren finanziellen Möglichkeiten zur zweiten Garde der Liga zähle. "Um gegen ein Spitzenteam wie Kiel bestehen zu können, muss man schon volle 100 Prozent seines Leistungsvermögen abrufen. Und dazu waren wir heute nicht in der Lage. Kiel spielt in einer anderen Liga." Auch Rymanow überschüttete den Sieger mit Lobeshymnen. GWD sei noch sehr weit weg von der Klasse eines THW, befand der 40-jährige russische Olympiasieger und Weltmeister. Und schickte nach: "So werdet Ihr noch Meister."
Ein Satz, der Kiels Trainer sichtlich Unbehagen bereitete. Er lasse sich trotz des Lobes nicht davon abbringen, dass der THW bei seinem hammerharten Restprogramm keineswegs zu den Titelfavoriten zu zählen sei, schüttelte Serdarusic den Kopf. Zuhause erwarten die Zebras Lemgo, Bad Schwartau und Nordhorn, auswärts geht's noch gegen Essen, Großwallstadt und Flensburg. Serdarusic: "Jeder der Ahnung vom Handball hat, weiß, dass bei drei Punkten Rückstand auf Nordhorn kaum noch was zu holen ist. Wenn's trotzdem klappen sollte," schmunzelte er, "werde ich mich selbstverständlich nicht dagegen wehren."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.4.2002)
Kiel war von Beginn an motiviert, wir waren dagegen übermotiviert. Es kann doch nicht sein, daß wir geglaubt haben, über einen Doppelblock Wislander und Olsson hinweg werfen zu können. So gibt man Kiel die Chance zu Gegenstößen.Wir haben im Angriff zu viele Fehler begangen, haben mit fünf Fehlern begonnen und zum Schluß neun Angriffe ohne Tor gehabt.
Im mentalen Bereich sind wir noch weit weg von unserem Ziel.
Wir wollten hier heute unbedingt gewinnen.Wir haben die Gründe für die schwache Leistung in Schwerin in einer Gemeinschaftssitzung aufgearbeitet. Ein guter Anfang wurde schon in Hameln gemacht. Heute waren deutliche Fortschritte zu sehen. Minden hatte Vorrang. Ab jetzt gilt alle Konzentration dem großen Finale gegen Barcelona. Vielleicht hat uns ja dieser wichtige Bundesliga-Sieg den nötigen Schub für die Endspiele gegeben.
Wir haben engagiert gespielt, keine Fehler gemacht. Elf gehaltene Bälle in der ersten Halbzeit sprechen eine deutliche Sprache. In der 30. bis 40. Minute haben wir dann etwas den Faden verloren, haben danach wieder ruhiger gespielt und den alten Abstand wieder hergestellt.
Ärgerlich, daß Staffan wegen des Ausfalls von Morten so lange durchspielen mußte. Die Kraft wird ihm möglicherweise im ersten Europapokalfinale gegen Barcelona fehlen. Ein gesunder Morten Bjerre hätte ihn hier heute entlasten können.
Wir haben gleich zu Beginn den Grundstock gelegt mit Gegenstößen, erster und zweiter Welle und einem guten Torhüter. Am Ende waren wir dann kräftemäßig nicht mehr ganz da, aber wir haben völlig ungefährdet gewonnen, es war ein sicherer Sieg.Nach dem Spiel in Schwerin hat sich die Mannschaft zusammengesetzt und ausgesprochen.
Das gibt uns Selbstbewußtsein für Barcelona. Wir hoffen dennoch auf eine große Zuschauerunterstützung als achter Mann, denn gegen Barcelona darf man nicht einmal zehn Minuten nachlassen.
Zehn Minuten vor dem Spiel war klar, daß Morten Bjerre mit Grippe nicht spielen könnte.
Staffan Olsson ging es deutlich besser, das hat man heute auch gesehen.
Wir hatten einen sehr guten Start erwischt mit einem sehr guten Torhüter. Auch in der Abwehr hat alles sehr gut funktioniert, das war der Grundstein für den Sieg. Nach dieser ersten Halbzeit war es ein einfaches Spiel.Nach der Blamage in Schwerin mußten wir zurück ins Spiel finden, das ging am vergangenen Samstag einigermaßen gut, heute war die erste Halbzeit richtig gut.
Gegen Barcelona sind es immer tolle Spiele, das Ergebnis ist total offen. Es ist die Nummer eins in Europa, jeder freut sich auf diese Spiele.
[Frage: Wehmut so kurz vor dem Abschied aus der Bundesliga?]
Es war keine leichte Entscheidung, die ich getroffen habe. Selbstverständlich werde ich die Bundesliga und Deutschland vermissen. Es wird schon eine Umstellung sein, man braucht sicher Zeit, sich wieder in Schweden einzuleben.
Heute war alles anders. Wir haben mit Herz gespielt, haben gefightet - die Einstellung stimmte von der ersten Sekunde an. Im Nachherein wurmt uns der Fehltritt von Schwerin natürlich ungemein, weil wir heute gezeigt haben, daß es auch anders geht.
Daß wir über den Kampf zurück ins Spiel kommen wollten, war sowieso klar. Das ist uns auch zu Beginn des zweiten Abschnitts ganz gut gelungen. Aber man muß nicht nur kämpfen, sondern auch den Kopf beim Handball einsetzen.
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