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05./06.10.2003 - Letzte Aktualisierung: 06.10.2003 Bundesliga

THW verliert in Lemgo - Zebras dennoch auf dem richtigen Weg

Bundesliga, 7. Spieltag: 05.10.2003, So., 15.30: TBV Lemgo - THW Kiel: 33:29 (17:16)
Update #4 Stimmen und Spielbericht der KN ergänzt...

Jubel bei Lemgo nach dem ersehnten Heimsieg.
Jubel bei Lemgo nach dem ersehnten Heimsieg.
Der THW musste beim TBV Lemgo die erste Niederlage der Saison hinnehmen. In einer hektischen und ruppigen Partie unterlagen die Zebras in der Lipperlandhalle mit 29:33 (16:17). THW-Trainer Serdarusic zeigte sich dennoch nach dem Spiel positiv gestimmt und sein Manager Uwe Schwenker stellte fest: "Wir sind auf dem richtigen Weg."
Dass es einen Kampf auf Biegen und Brechen geben würde, zeichnete sich schon nach wenigen Minuten ab. Bis zum 4:4 (8.) legte Lemgo vor, der THW zog nach. In der fünften Minute hatte es schon die ersten Zeitstrafen gegeben, als Klaus-Dieter Petersen und Volker Zerbe nach einer Rangelei beide für zwei Minuten des Feldes verwiesen wurden.

Volker Zerbe - ab der 25. Minute schon mit 2 Zeitstrafen belastet - traf 7 Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Volker Zerbe - ab der 25. Minute schon mit 2 Zeitstrafen belastet - traf 7 Mal.
Lemgo schaffte dann in der 10. Minute die erste Zwei-Tore-Führung (6:4), die Piotr Przybecki mit einem Doppelschlag egalisierte (6:6, 13.). Als Christian Zeitz dann eine weitere Zeitstrafe erhielt, setzten sich die Gastgeber auf 9:6 (15.) ab. Der THW kam dann für kurze Zeit bis auf ein Tor heran (9:10, 17.), aber der TBV erhöhte wieder: 14:10 (21.). Nun kam Mattias Andersson für Henning Fritz ins Kieler Tor.

Aber die Lemgoer Vier-Tore-Führung hatte zunächst weiter Bestand (16:12, 24.). Dann trafen Zeitz und Ahlm zum 14:16 (27.). Nachdem Daniel Stephan den 17. Treffer für Lemgo erzielt hatte, konnte der THW bis zur Pause durch zwei verwandelte Siebenmeter von Nikolaj Jacobsen immerhin auf 16:17 aufschließen. Lemgo ging mit dem Handicap in die Kabine, dass Volker Zerbe in der 25. Minute seine zweite Zeitstrafe erhalten hatte.

Hielt in der entscheidenden Schlussphase stark: Christian Ramota.
Klicken Sie zum Vergrößern! Hielt in der entscheidenden Schlussphase stark: Christian Ramota.
Auch im zweiten Durchgang blieb es eng. Auf mehr als zwei Tore konnte sich der deutsche Meister zunächst nicht absetzen (18:16, 20:18, 22:20), der THW schloss immer wieder auf (18:17, 20:19, 21:20) und schaffte mit dem 22:22 durch Zeitz (39.) wieder den Ausgleich. Erst mit dem 26:23 (45.) durch Schwarzer wurde es kritisch für den THW. Nationaltorhüter Christian Ramota - seit der 35. Minute für Jörg Zereike im Tor - war nun ein großer Rückhalt für seine Farben. Als Lemgo durch Schwarzer, Baur, Stephan und Lima auf 31:26 (54.) erhöht hatte, war die Vorentscheidung gefallen.

War mit sechs Toren bester Kieler Werfer: Christian Zeitz.
War mit sechs Toren bester Kieler Werfer: Christian Zeitz.
Beste Schützen bei Lemgo waren Stephan (8/5) und Zerbe (7). Für den THW trafen Zeitz (6), Przybecki (5) und Ahlm (5) am besten.

Lesen Sie bitte auch unser Live-Ticker-Protokoll...

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Gratulation, der Sieg war der verdient, aber es war nicht leicht für Lemgo.

Wir wissen jetzt, wo wir überhaupt stehen - wie Marcus Baur gesagt hat - aber wir haben zu Hause Essen geschlagen...

Bis zur 45. Minute haben wir das Spiel offen gehalten. Danach lag Lemgo klar und deutlich vorn. Um Lemgo zu schlagen, hätten zwei, drei meiner Spieler eine hervorragende Leistung zeigen müssen. Wenn man die Gegentore sieht, sollte man denken, wir haben keine Abwehr gehabt, aber wir haben uns selbst ein paar Bälle reingemacht. Aber wir haben nur mit vier Toren verloren, das stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft.

TBV-Trainer Volker Mudrow:
Wir sind hoch zufrieden. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. In meinen Augen ist der THW eine absolute Spitzenmannschaft, aber wir haben mit viel Leidenschaft gespielt und somit gewonnen.

Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung, aus der ich aber trotzdem zwei, drei Spieler herausheben möchte: Wir hatten zwei Torhüter, aber Eros [Christian Ramota, Anm. d. Red] hat das Spiel zum Schluss gewonnen. Und nachdem Volker Zerbe in der 25. Minute bereits seine zweite Zeitstrafe kassiert hatte, hat Max Ramota in der Deckung 35 Minuten überragend gestanden.

THW-Manager Uwe Schwenker:
[Frage: Ist der THW ohne Lövgren führungslos?]
Klar ist, dass Lövgren fehlt, aber man muss auch bedenken, dass wir eine Runderneuerung vorgenommen haben. Wir haben heute gesehen, dass wir auch mit den Großen mithalten können. Es war wichtig für alle zu sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Bundestrainer Heiner Brand gegenüber den Kieler Nachrichten:
Lemgo hast insgesamt verdient gewonnen. Der THW ist aber ständig drangeblieben, obwohl ihm im Angriff Einiges misslungen war. Lozano und Zeitz haben viel verworfen. Lemgo stand nach zwei Niederlagen in Folge unter Druck und hat dem mit viel Kampf standgehalten. Ohne Lövgren können die Kieler mit ihrer Leistung zu diesem Saisonzeitpunkt gut leben, darauf lässt sich aufbauen.
TBV-Manager Fynn Holpert gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir können sehr zufrieden sein. Nach dem Sieg in Wetzlar war das eine phantastische Woche. Wer uns eine Formkrise unterstellt hat, liegt falsch. In der Liga wird es dieses Jahr sehr viel enger. Für uns darf es so weiter gehen.
TBV-Rückraumspieler Volker Zerbe gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wir haben zurückgefunden zum Kampf. Aber um weiter nach vorn zu kommen, bedarf es mehr, als zwei Spiele nacheinander zu gewinnen. Dieses Jahr werden alle 34 Spiele wichtig sein.
THW-Linksaußen Adrian Wagner gegenüber den Kieler Nachrichten:
Für uns war heute mehr drin. Wir waren während der gesamten 60 Minuten dran. Diese Niederlage wirft uns aber nicht zurück. Schade ist es trotzdem. Mit einem Sieg hätten wir die Liga aufgerüttelt.
THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gegenüber den Kieler Nachrichten:
Wenn man in Eisenach verliert, muss man nachdenken. Beim Meister in Lemgo zu verlieren, kann passieren - auch wenn es heute ganz bestimmt sehr weh tut.

7. Spieltag: 05.10.03, So., 15.30: TBV Lemgo - THW Kiel: 33:29 (17:16)

Logo TBV Lemgo:
C. Ramota (35.-60. und ein 7m, 8 Paraden), Zereike (1.-35., 11 Paraden; Christophersen (n.e.), Stephan (8/5), Tempelmeier (n.e.), Schwarzer (3), M. Ramota, Zerbe (7), Baumgartner (3), Kehrmann (5), Binder, Lima (4), Baur (3), Kothe (n.e.); Trainer: Mudrow
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-16. und 47.-60., 11 Paraden), Andersson (16.-47., 10 Paraden); Preiß (1), Pettersson (3/2), Jacobsen (4/3), Przybecki (5), Pungartnik (2), Lozano, Petersen, Wagner (1), Ahlm (5), Wisotzki (n.e.), Boquist (2), Zeitz (6); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Geipel (Steuden) / Helbig (Raguhn)
Zeitstrafen:
Lemgo: 5 (zweimal Zerbe, M. Ramota, Baumgartner, Stephan);
THW: 3 (Petersen, Zeitz, Preiß)
Siebenmeter:
Lemgo: 5/4 (Baur scheitert an Fritz);
THW: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3, 4:3, 4:4, 6:4, 6:6, 9:6, 9:7, 10:7, 10:9, 13:9, 13:10, 14:10, 14:11, 15:11, 15:12, 16:12, 16:14, 17:14, 17:16;
2. Hz.: 18:16, 18:17, 19:17, 19:18, 20:18, 20:19, 21:19, 21:20, 22:20, 22:21, 22:22, 24:22, 24:23, 26:23, 26:24, 29:24, 29:26, 30:26, 31:26, 31:27, 32:27, 32:28, 33:28, 33:29
Zuschauer:
4000 (ausverkauft) (Lipperlandhalle, Lemgo)

TV-Tips:

  • ARD-Logo TV: NDR: So., ab 18.00: Kurzbericht in der Sportschau
     
  • WDR-Logo TV: WDR: So., ab 21.45: Sport im Westen mit Bericht vom Spiel
     
  • NDR-Logo TV: NDR: So., ab 22.30: Bericht in Sportclub Live

Live-Ticker-Protokoll:

Zeit Spiel-
minute
Spielstand
TBV-THW
Bemerkung
17:14 Endstand 33:29 Jacobsen trifft zum 29:33.
17:13 60. 33:28 C. Ramota pariert.
17:13 59. 33:28 Zerbe trifft. Stephan foult Zeitz, Zeitstrafe. Kurz danach: Baumgartner foult Zeitz, erneut Zeitstrafe. Ca. 90 Sekunden noch. Die Halle brüllt: "Ihr könnt nach Hause fahren."
17:13 56. 32:28 Ahlm trifft.
17:07 ca.55 32:27 Przybecki verkürzt auf 27:31 (55.), Zerbe hält gegen 32:27. Nun Auszeit THW.
17:06 54. 31:26 Baur erhöht weiter.
17:04 53. 30:26 Lima erhöht (51.). Inzwischen ist die Hallen-Uhr defekt (Kampfgericht Stemberg).
16:57 50. 29:26 Anschluss durch Pettersson per 7m.
16:56 50. 29:25 THW aus dem Rückraum zu überhastet. Baur erhöht auf 28:24 (47.). Jetzt wieder Fritz im Tor (seit 47.). Stephan per 7m zum 29:24 (48.). Zeitz zum 25:29 (50.).
16:50 46. 27:24 Schwarzer trifft erneut.
16:49 45. 26:24 Przybecki aus dem Rückaum.
16:49 45. 26:23 Zerbe markiert das 25:23 (43.) Schwarzer trifft vom Kreis zum 26:23 (45.).
16:48 42. 24:23 Preis verkürzt vom Kreis.
16:48 42. 24:22 Lima trifft per Dreher um Andersson herum.
16:46 41. 23:22 Zeitt gleicht zum 22:22 (41.) aus, dann Zeitstrafe gegen Pettersson (41.) und Stephan per folgendem Strafwurf zum 23:22 (41.).
16:42 39. 22:21 Schwarzer trifft zum 22:20 (39.), Zeitz verkürzt auf 21:22. Seit der 35. Minute ist C. Ramota im Lemgoer Tor.
16:41 36. 21:19 Lima trifft zum 21:19 (37.). Wagner in Unterzahl gegen drei Mann zum 20:21 (37.).
16:38 35. 20:19 Kehrmann aus dem linken Rückraum zum 19:17 (33.), Gegenstoßtor von Pettersson zum 18:19 (34.), Preiß Zeitstrafe (34.), Stephan per 7m gegen Andersson zum 20:18 (35.), Przybecki verkürzt auf 19:20. (35.).
16:33 32. 18:17 Pettersson trifft per 7m gegen Ramota.
16:32 32. 18:16 Kehrmann trifft von Außen.
16:16 Halbzeit 17:16 Jacobsen verkürzt auf 16:17 per 7m. Zeitstrafe für Zerbe.
16:14 29. 17:15 Auszeit THW (26.). Dann Ahlm vom Kreis zum 14:16 (27.). Stephan erhöht auf 17:14 (28.). Jacobsen verkürzt auf 15:17 per 7m.
16:10 26. 16:13 Andersson pariert und Zeitz nutzt eiskalt die Gegenstoßchance zum 13:16. Zeitz wird nach Rangelei mit Kehrmann nun von den Zuschauern ausgepfiffen und beschimpft...
16:07 24. 16:12 Zeitz verkürzt auf 11:14 (21.), Zerbe zum 15:11 (22.), Zeitstrafe gegen Max Ramota (22.), Pungartnik zum 12:15 (23.), Lima trifft zum 16:12 (24.)
16:01 21. 14:10 Pungartnik zum 9:10 (17.), Zerbe zum 11:9 (18.), Baumgartner zum 12:9 (19.), Kehrmann per TG zum 13:9 (19.), Ahlm vom Kreis zum 10:13 (21.), Stephan per 7m zum 14:10. Jetzt Andersson für Fritz reingekommmen.
15:58 16. 10:8 Jacobsen verkürzt per Strafwurf gegen Zereike zum 10:8.
15:58 16. 10:7 Jacobsen jetzt für Wagner drin, aber Kehrmann trifft zum 10:7.
15:58 16. 9:7 Boquist verkürzt auf 7:9 (16.).
15:58 15. 9:6 Kehrmann per Gegenstoß zum 8:6 (14.), dann Stephan per 7m zum 9:6 (15.).
15:53 13. 7:6 Baumgartner bringt Lemgo wieder in Führung.
15:53 13. 6:6 Doppelpack durch Przybecki zum 6:6 (11. und 13.). Dann Zeitstrafe gegen Zeitz.
15:51 11. 6:4 Gelbe Karte gegen Baumgartner. Es ist bisher eine harte, ruppige Partie.
15:47 10. 6:4 Stephan trifft per 7m.
15:47 10. 5:4 Seit der 4. Minute kommen Przybecki und Lozano im Angriff ins Spiel. Siebenmeter für Lemgo. Stephan tritt an.
15:45 9. 5:4 Baur trifft.
15:45 8. 4:4 Boquist gleicht aus.
15:42 6. 4:3 Stephan trifft.
15:42 6. 3:3 Ahlm trifft per Nachwurf. Zereike schon mit vier Paraden.
15:42 5. 3:2 Petersen und Zerbe erhalten nach Rangelei jeweils eine Zeitstrafe.
15:41 5. 3:2 Zerbe trifft.
15:41 4. 2:2 Ahlm gleicht aus.
15:40 3. 2:1 Zerbe trifft.
15:38 2. 1:1 Baumgartner trifft zum 1:0 (2.). Dann 7m gegen den THW: Fritz pariert gegen Baur! Zeitz macht den 1:1-Ausgleich (2.).
15:36 1. 0:0 Anwurf in Lemgo.
15:36 -. --:-- Die Anfangs-Aufstellungen:
Lemgo: Zereike; Stephan, Schwarzer, Zerbe, Kehrmann, Lima, Baur;
THW Kiel: Fritz; Pettersson, Lozano, Petersen (D), Wagner, Ahlm, Wisotzki, Boquist (A), Zeitz;
15:26 -. --:-- Die Aufstellungen:
Lemgo: C. Ramota, Zereike; Christophersen, Stephan, Tempelmeier, Schwarzer, M. Ramota, Zerbe, Baumgartner, Kehrmann, Binder, Lima, Baur, Kothe; Trainer: Mudrow
THW Kiel: Fritz, Andersson; Preiß, Pettersson, Jacobsen, Przybecki, Pungartnik, Lozano, Petersen, Wagner, Ahlm, Wisotzki, Boquist, Zeitz; Trainer: Serdarusic
14:10 -. --:-- Die Schiedsrichter sind Geipel (Steuden) / Helbig (Raguhn). Die Lipperlandhalle ist komplett ausverkauft - Lemgo hätte nach Aussagen von Manager Fynn Holpert 10000 Karten verkaufen können.
14:10 -. --:-- In unserer Berichterstattung verlassen wir uns - wie so oft - auf unsere Mitarbeiterin Gitta, die uns im Abstand von wenigen Minuten regelmäßig telefonisch aus Lemgo berichten wird. Zusätzlich berichtet NDR-Radio Welle Nord (ca. um 16.10, 16.34, 16.45, 16.55, in der Schlussphase und ab 17.08 im Nordsport).
14:10 -. --:-- Herzlich Willkommen zum Live-Ticker des Bundesligaspiels TBV Lemgo - THW Kiel. Anwurf in der Lipperlandhalle in Lemgo ist um 15.30 Uhr. Einen ausführlichen Vorbericht gibt's unter http://www.thw-provinzial.de/thw/03100201.htm .

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2003:

THW spielte im Angriff "Wild-West"

Lemgos 33:29-Sieg macht Liga spannend
Lemgo - Nordhorn und Magdeburg waren in der Handball-Bundesliga bisher ohne Niederlage geblieben, beide patzten am Sonnabend gegen Essen und Eisenach. So blieb der THW als einzig ungeschlagenes Team übrig. Aber die Zebras tanzten nicht aus der Reihe und zogen gestern beim TBV Lemgo nach. Kiel unterlag dem Meister nach einer packenden Partie mit 29:33 (16:17) Toren. Die Lage in der Liga: Spannung ansteigend.

Mit einem Sieg in der Höhle des ostwestfälischen Handball-Löwen hätte der THW ein Ausrufezeichen setzen können. Kampfgeist, Einstellung und Moral stimmten auch, aber am Ende landeten die Zebras selbstverschuldet in der eigenen Fallgrube. Ihre Chancenverwertung war zum Teil miserabel, außerdem wurde vorne zu häufig "Wild-West" gespielt. So ging der Schuss nach hinten los. Lemgo nutzte die Geschenke gnadenlos, kam zu Tempogegenstößen und setzte sich eine Viertelstunde vor dem Abpfiff durch Daniel Stephan, der auch seinen sechsten Siebenmeter in Folge sicher verwandelte, erstmals vorentscheidend auf 29:24 ab. Zwar kämpfte der THW bis zum Abpfiff ungebrochen weiter, brachte die abgezockten Routiniers des Meisters aber nicht mehr aus der Ruhe.

"Wir hatten sie über die meiste Zeit im Griff", wunderte sich THW-Rechtsaußen Johan Pettersson später. "Dass wir trotzdem als Verlierer vom Parkett gehen mussten, lag sicher an unseren schwachen Angriffsleistungen." Noka Serdarusic bestätigte ihn. In der Abwehr hätte die Mannschaft überwiegend gut gestanden, so Kiels Trainer. "Das Spiel haben wir eindeutig im Angriff verloren." Einen weiteren Grund sah Serdarusic darin, dass die beabsichtigte Marschroute, den Gegner mit Tempospiel über 60 Minuten zermürben zu wollen, nur unzureichend umgesetzt wurde. Er habe ständig gewechselt, um alle Spieler frisch zu behalten. Umsonst. "Die Zuschauer mögen sich zwar über unser schnelles Spiel gewundert haben", so Serdarusic, "ich aber war nicht zufrieden. Lemgo spielt fast ausschließlich mit seiner ersten Sieben. Deswegen hätten wir noch mehr Gas geben müssen."

Ein intensives Spiel wurde es dennoch. Vor den Augen von Bundestrainer Heiner Brand, der in der restlos ausverkauften Lipperlandhalle insgesamt zehn aktuelle deutsche Nationalspieler unter die Lupe nehmen durfte, entwickelte sich eine packende und von beiden Seiten leidenschaftlich ausgetragene Partie, die zumeist eng blieb. Dreimal in der ersten Halbzeit, einmal (beim 22:22 in der 41. Minute) in Durchgang zwei glich der THW ständige knappe Lemgoer Führungen aus. Zu einer eigenen reichte es nie. Das lag vor allem daran, dass im Rückraum häufig überhastet und ungenau abschlossen wurde. Einen schwarzen Nachmittag erwischte dabei Demetrio Lozano. Der Spanier wollte von Halblinks erzwingen, was ihm einfach nicht gelang. Seine Bilanz fiel mit insgesamt zehn verworfenen Bällen und Abspielfehlern entsprechend katastrophal aus, dem 28-Jährigen glückte kein einziges Tor. Auf der anderen Seite gelangen Christian Zeitz zwar respektable sechs, manche genial herausgeworfen, andere mit der Brechstange erzwungen. Doch die Strichliste auf der Minusseite war mindestens ebenso lang. "Bei meinen Nationalspielern wechselten Licht und Schatten, am ausgeprägtesten aber bei Christian", bilanzierte auch Heiner Brand. "Er hangelt zwischen Genie und Wahnsinn". Die Ausschläge nach unten hofft Noka Serdarusic möglichst schnell verringern zu können. "Als wir Zeitz geholt haben, wusste ich, was uns erwartet. Leichtsinnsfehler bekommen wir wohl nie ganz weg, aber ich weiß, was wir an ihm haben. Ich stehe zu ihm."

Trotz aller Bemühungen, überragend präsentierte sich gestern kein einziger Kieler. Um in Lemgo gewinnen zu können, ist es allerdings notwendig, dass zwei, drei Spieler über Schnitt agieren. Das schafften auf der anderen Seite Volker Zerbe in seinem 501. Bundesligaspiel, Rechtsaußen Florian Kehrmann und Christian Ramota, der Jörg Zereike in der 35. Minute zwischen den TBVPfosten ablöste. Es war der "kleine" Unterschied, der den Sieger ausmachte. Noka Serdarusic steckt den Kopf dennoch nicht in den Sand. "Lemgo hat gezittert, dabei haben wir viele Fehler gemacht", sagte Serdarusic. Das mache ihm gewaltig Hoffnung. Denn: "Was kann alles passieren, wenn Lövgren zurückkehrt und meine Mannschaft disziplinierter spielt ..."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 06.10.2003)


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