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23.01.2004 EM 2004 / Nationalmannschaft

Henning Fritz' Tagebuch: Teil 1 bis 3

Sport1: Die Handball-News im Internet.
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Für Sport1 öffnet Henning Fritz sein EM-Tagebuch.
Hier die ersten drei Teile mit freundlicher Genehmigung:

21.01.04: Von Lagerkoller keine Spur

Koper, hier sind wir! Am Dienstagnachmittag sind wir in unserem EM-Vorrundenort angekommen.

Nachdem in Frankfurt sogar Schnee lag und wir erst verspätet losfliegen konnten, ist hier in Slowenien vom Winter kaum etwas zu sehen.

Auf der Busfahrt aus Ljubljana ans Meer konnte man schon mal einen ersten Eindruck vom Land bekommen. Wenn auch nur einen kurzen.

Mit dem THW Kiel habe ich ja vergangenes Jahr in Ljubljana gespielt. Ganz fremd war mir Slowenien daher nicht. Aber hier tut sich doch viel.

Unser Mannschaftshotel liegt in Portoroz - direkt an der Adria. Einfach ein Traum. Vom Hotel habe ich einen herrlichen Blick aufs Meer. Und auch der Standard des Hotels ist Klasse. Es ist sehr modern und hat alles, was das Herz begehrt. Das hatte ich nicht erwartet, muss ich gestehen. Leider können wir hier aber keinen Urlaub machen...

Wir sind hier, um Handball zu spielen. Und so langsam steigt die Spannung. Man merkt schon, wie konzentriert es im Training zur Sache geht.

Obwohl wir mit der Mannschaft fast durchgehend seit Anfang Januar zusammen sind - keine Spur vom Lagerkoller. Wir verstehen uns alle ja gut. Und wir haben immer was zu tun.

Als Erstes hat Jan-Olaf Immel am Dienstag seine Playstation rausgeholt. Zusammen mit Pitti Petersen, Dragu und Eike spielen wir immer Qake, ein Baller-Spiel. Da hocken wir stundenlang vor. Und meist verliere ich. Aber Meister sind ja noch nie vom Himmel gefallen. Und die EM ist lang. Hoffentlich.

Euer Henning Fritz

22.01.04: Routine ist wichtig

Hallo Handball-Fans,

langsam beginnt das Kribbeln. Die Anspannung wird immer größer. Heute Abend geht es gegen Serbien und Montenegro endlich los. Und nach einer so langen Vorbereitung bin ich auch froh darüber.

In den letzten Tagen hat sich eine Routine im täglichen Ablauf eingestellt. Heute Morgen um 8.15 Uhr war wecken, um 8.30 Uhr Frühstück - und natürlich wurde dann erstmal Markus Baur zum Geburtstag gratuliert. Gesungen haben wir aber nicht.

Um 9.30 Uhr ging es mit dem Bus zur Halle. Danach haben wir eine Stunde locker trainiert. Gerade lag ich auf der Massagebank, und um 13 Uhr ist Mittagessen.

Danach haben wir etwas Ruhe, und um 16.30 Uhr gibt es die letzte Besprechung. Für uns Torhüter ist das besonders wichtig, denn danach werden auch die Wurfvarianten noch einmal durchgesprochen. Anschließend werden wir uns schon auf den Weg in die Halle machen.

Der Tagesablauf wird sich auch in den nächsten Tagen nicht ändern. Aus meiner Sicht ist es wichtig, eine Routine hinein zu bekommen, denn so bekommt man auch Sicherheit. Und die versuche ich dann auf das Parkett zu übertragen.

Wir haben aber auch genügend Zeit für uns. Ich komme da mit meinem Buch gut voran. Derzeit lese ich "Bildung" von Dietrich Schwanitz. Auf Seite 374 bin ich schon. Und es wird sicher ein leichtes, das Buch durchzubekommen.

Ansonsten bietet so ein Turnier aber auch die Möglichkeit, ein bisschen die Englischkenntnisse aufzufrischen. Und ein paar Brocken slowenisch schnappen wir auch auf.

Aber nun geht es erstmal zum Essen.

Bis dann

Euer Henning Fritz

23.01.04: Neues Spiel, neues Glück

Liebe Handball-Fans,

so schnell landet man auf dem Boden der Tatsachen. In der Kabine haben wir nach der Niederlage gegen Serbien und Montenegro die Köpfe hängen lassen. Still war es. Alle waren unzufrieden, sauer.

Doch schon beim Auslaufen haben wir wieder den Blick nach vorn gerichtet. Der Tenor ist einhellig: Noch ist nichts verloren, wir haben weiter alle Chancen.

Einen Wortführer gibt es da nicht, solche Töne kommen aus der Mannschaft. Das zeigt den guten Team-Geist.

Der Schock der Niederlage ist heute Morgen verdaut. Es bringt ja auch nichts, noch groß darüber nachzudenken. Gestern Abend gab es im Hotel bei Schorsch Baur noch ein Geburtstags-Bierchen auf seinem Zimmer, aber die Stimmung war gedrückt. Jetzt müssen wir die Pleite abhaken.

Natürlich war es für uns direkt nach dem Spiel nicht einfach. Die Journalisten kritisieren gerade nach solchen Niederlagen. Es ist ja schon klasse, dass so viele mit dabei sind in Slowenien. Das zeigt den Stellenwert, den der Handball mittlerweile besitzt.

Und natürlich beantworten wir lieber Fragen nach Siegen. Aber auch nach Pleiten müssen wir uns stellen. Das gehört dazu.

Ganz ehrlich: Es ist nicht immer leicht, die Fragen nach den Gründen für eine Niederlage zu beantworten. Denn das fragen wir uns ja auch...

Nun gut, wir werden sehen, wie die Mannschaft gegen die Polen reagiert. Training ist heute nur für die Reservisten vom Donnerstag. Für mich ist Regeneration angesagt. Und bei der Besprechung am Nachmittag denken wir dann eh nur noch an die Partie gegen Polen.

Neues Spiel, neues Glück.

Euer Henning Fritz

(© 2004 Sport1)


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