27./29.03.2004 - Letzte Aktualisierung: 29.03.2004 | Bundesliga |
Update #5 | Stimmen und Bericht der KN ergänzt... |
Der Jubel war groß bei den Zebras nach dem Sieg in der Colorline-Arena. |
Martin Boquist erzielt mit dem 4:3 die erste THW-Führung. |
Bertrand Gille erzielt das 7:6 für den HSV. |
Christian Zeitz tankt sich zum 13:10 durch. |
Marcus Ahlm trifft zum 15:13. |
HSV-Coach Bob Hanning war in der Kabine mehr als sauer: "Wir sind nicht aggressiv genug, so kann man kein Handballspiel gegen Kiel gewinnen, das geht nicht! Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir miteinander spielen und die Schiedsrichter zu Entscheidungen zwingen!" Auch sein Kapitän Thomas Knorr bemängelte in der Pause die fehlende Aggressivität: "Wir haben keine Deckung gespielt, das war wie ein Knabenspiel. Wir müssen endlich aufwachen und zupacken, dann ist noch alles drin."
Jonas Ernelind scheitert an Mattias Andersson. |
Zeitz trifft zum 27:26. |
Verhoben: Torsten Jansen vergibt gegen Henning Fritz. |
Als Jansen von Außen zweieinhalb Minuten vor Schluss zum 28:30 verkürzte, stand die Partie auf des Messers Schneide. Auch das 31:28 (58.) von Sebastian Preiß nach Pass von Lövgren entschied das Spiel noch nicht, weil Jansen eine Minute später zum 29:31 traf. Erst als Knorr per Konter 105 Sekunden vor Schluss frei an Mattias Andersson scheiterte, war der Sieg für den THW sicher.
Thomas Knorr hat per Konter die Chance zum 30:31, kann aber Mattias Andersson nicht überwinden. |
Beim THW waren Zeitz (8), Ahlm (7) und
Pettersson (7/1) die besten Schützen. Lövgren (3)
führte klug Regie, Andersson hielt mit 15 Paraden in 33 Minuten
den Sieg fest. Bei Hamburg waren Jansen (7), B. Gille (6), G. Gille (5) und
Siniak (5) die besten Schützen.
Noka Serdarusic: "Wir waren taktisch gut vorbereitet." |
Stefan Lövgren hat in der ersten Halbzeit das Spiel sehr gut geführt. Wir haben heute einige taktische Dinge umgesetzt, die wir extra für die offensive Deckung der Hamburger vorbereitet hatten. Dadurch haben wir leichte Tore gemacht. Unser Problem lag zu der Zeit in der Abwehr, besonders bei der Achse Siniak / Bertrand Gille. In der zweiten Halbzeit lief es vorn für uns nicht mehr so gut, daher haben wir uns dann so gequält.[Zum Torhüterwechsel:]
Henning Fritz hat solide, aber nicht hervorragend gespielt. Dann kam Andersson hinein. Man könnte sagen, er war der entscheidende Mann.Ich freue mich, dass wir nun neun Spiele in Folge gewonnen haben. In der ersten Halbzeit sind mit 16:14 sehr viele Tore gefallen, das konnte man gegen die gute HSV-Abwehr nicht erwarten. Wir waren taktisch gut vorbereitet, es hätte auch 19:14 stehen können, und das wäre nicht unverdient gewesen. Zu diesem Zeitpunkt waren Lövgren und Zeitz die besten Akteure. Mattias hat in der zweiten Halbzeit zwei, drei wichtige Bälle weggenommen und konnte somit als wichtigster Mann vom Platz gehen. Man darf aber auch Marcus Ahlm nicht vergessen, der in der Abwehr die taktischen Vorgaben hervorragend umgesetzt hat. Ingesamt war es eine geschlossene Mannschaftsleistung und wir freuen uns alle zusammen.
[Frage: Kommt es am 10. April in Flensburg nun zu einem Endspiel?]
Ein Endspiel wird es auf keinen Fall sein, wir müssen noch gegen Magdeburg und Gummersbach spielen, da wäre es beleidigend, wenn ich sagen würde, es wäre ein entscheidendes Spiel.[Frage: Welcher der drei noch möglichen Titel ist Ihnen der liebste?]
Nun, es wäre der Champions League-Titel, aber da sind wir nicht mit dabei. Das wäre für mich das absolut Größte.
Bob Hanning: "Wir haben die Big Points nicht gemacht." |
Ich bin nicht enttäuscht. Wir wollten natürlich gewinnen, aber es lag an Kleinigkeiten. Wir haben die Big Points nicht gemacht, dann verliert man.Wir haben zwei verschiedene Halbzeiten gesehen, in der ersten Halbzeit waren wir nicht aggressiv genug, Kiel konnte den Ball immer wieder weiter spielen. In der Halbzeit haben wir diese Sache noch einmal besprochen. Unsere Angriffsleistung war dann besser, aber wir waren nicht clever genug und scheiterten an Andersson. Dadurch hatte die Torhüter-Position die entscheidende Rolle.
In der ersten Halbzeit haben wir kaum Foul gespielt, Kiel war hervorragend eingestellt, hat vorn fast perfekt gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir zugegriffen, endlich aggressiver gespielt.
Mit einem Sieg heute wäre die Champions League-Qualifikation möglich gewesen, aber nun müssen wir aufpassen, dass wir die Europapokal-Qualifikation nicht gefährden.
Christian Zeitz: "Wir waren so heiß wie nie." |
Unser Siegeswille gab den Ausschlag. Wir waren so heiß wie vor keinen anderen Spiel. Bob Hanning hat uns motiviert durch seine Kommentare - besser konnte man sich nicht vorbereiten.
Torsten Jansen war mit den Unparteiischen unzufrieden. |
Wir haben fast nie den Ausgleich geschafft, etliche Chancen vergeben. Die Schiedsrichter waren auch nicht auf unserer Seite, irgendwas war da nicht korrekt.
Ein Derby-Sieg ist immer etwas ganz Besonderes. Wir wollen in die Champions League, und das war ein wichtiger Erfolg auf dem Weg dorthin. Alles andere werden wir sehen.
Der Erfolg war enorm wichtig. Wir haben verdient gewonnen, weil wir spielerisch besser waren und immer etwas zuzusetzen hatten. Ich war mir immer sicher, dass wir hier gewinnen würden.
"Die Vorbereitung gegen Hamburg ist besonders einfach", grinste der überragende Christian Zeitz am Ende breit in die Kameras. "Da muss ich mir nur die Sprüche von Bob Hanning anhören und schon bin ich heiß."
Doch schon in der Halbzeitpause schlug der HSV-Coach, der sich so gerne im Napoleongewand ablichten lässt, kleinlautere Töne an. Da beschimpfte der 35-Jährige seine Spieler als Knabenmannschaft, forderte verzweifelt mehr Fouls und mehr Aggressivität ein. So muss sich auch der französische General Napoleon einst aufgeführt haben. Allerdings nach der verlorenen Schlacht von Waterloo.
Bis zur Pause hatte der THW Kiel das Filetstück der Hamburger, die offensive Abwehr, fein säuberlich in kleine Häppchen zerlegt. Im Schnitt kassierte der Tabellenfünfte zu Hause in dieser Saison 23 Gegentore. Pro Spiel. Gegen Kiel waren es zur Pause schon 18.
"Wir haben uns speziell auf diese Abwehr vorbereitet und fast alles hat geklappt", freute sich auch THW-Trainer Noka Serdarusic, dass sein intensives Studium zahlreicher HSV-Videos Früchte trug.
Mit einem Passierschein für die Hamburger Hintermannschaft in der Tasche, machte vor allem der achtfache Torschütze Christian Zeitz leichte Beute. Im Stile eines Runningback flitzte der 23-Jährige, Kopf und Ball unter dem Arm, durch die Lücken, um abschließend auch THW-Schreck Goran Stojanovic den Zahn zu ziehen. "Schade, dass der ausgewechselt wurde", meinte Zeitz trocken, als der entnervte Serbe frühzeitig Thomas Svensson weichen musste. "Ich hätte lieber weiter gegen Goran gespielt, schwedische Torhüter liegen mir nicht so."
Dem HSV fehlte aber nicht nur ein Gegenmittel für den 23-jährigen Linkshänder. Auch der bärenstarke Marcus Ahlm verbreitete ein gehöriges Maß an Ratlosigkeit. Vielarmig wie eine Krake und treffsicher wie einst "Max" Wislander verarbeitete er am Fließband die maßgeschneiderten Zuspiele von Stefan Lövgren.
"Unsere Deckung war eine Katastrophe", fluchte der Ex-Kieler Thomas Knorr. "Da wollte jeder jedem helfen und am Ende waren die Lücken riesig."
Nur die französischen Gebrüder Gille bewahrten die Hamburger vor dem schnellen Untergang. Eine Augenweide vor allem das Spiel des Welthandballers Bertrand Gille. Sechs Tore, kein Fehlwurf, drei Siebenmeter herausgeholt - ein Arbeitsnachweis, der sich sehen lassen konnte.
"Wenn der eine Sperre macht, dann steht er da wie eine Wand", lobte Gegenspieler Ahlm, der eine Halbzeit brauchte, um sein Lehrgeld zu bezahlen. Doch nicht nur Ahlm stand im zweiten Durchgang besser. Angetrieben von einem starken Mattias Andersson im Tor pressten die müden Kieler in der Deckung nun das letzten Körnchen Kraft aus sich heraus. Das war auch nötig, kamen die Hanning-Schützlinge doch mit Schaum vor dem Mund aus der Kabine und ins Spiel zurück.
Doch für die Schlüsselszenen im kurzweiligen Drehbuch sollten die Hamburger nur Nebenrollen bekommen. Da scheiterte Knorr beim Zwischenstand von 24:25 gleich zweimal an Andersson. Da versuchte Torsten Jansen (27:29/55.) ausgerechnet Henning Fritz vom Siebenmeterpunkt mit einem Heber zu überlisten - vergeblich. Dann vergab erneut Knorr ("Das war super blind") bei einem Gegenstoß gegen Andersson das mögliche 30:31. "Wir haben die Big-Points nicht gemacht", haderte Hanning anschließend auch mit den Schiedsrichtern Fleisch/Rieber. "Die haben mit ihrer Regelauslegung maßgeblich zum THW-Sieg beigetragen."
Ein einziges Mal sollte den Gastgebern der Ausgleich gelingen (26:26/52.), doch die Kieler konnte das nicht beeindrucken. Manch einer, wie THW-Keeper Andersson, bekam es nicht einmal mit. "Stand es tatsächlich Unentschieden?". So hört sich Selbstbewusstsein an.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.03.2004)
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.03.2004)
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