THW-Logo
07./08.04.2004 - Letzte Aktualisierung: 08.04.2004 Bundesliga

THW jagt mit Torrekord gegen Pfullingen Flensburg vor sich her

Bundesliga, 28. Spieltag: 07.04.2004, Mi., 20.00: THW Kiel - VfL Pfullingen: 48:25 (24:11)
Update #3 Bericht der KN ergänzt...

Johan Pettersson war mit 11/3 Toren bester Werfer.
Klicken Sie für weitere Infos! Johan Pettersson war mit 11/3 Toren bester Werfer.
Der THW hat mit einem 48:25 (24:11)-Heimsieg über den VfL Pfullingen seinen eigenen Torrekord (47:25 in Minden) eingestellt und vor dem vorentscheidenden Spiel am Sonnabend beim Tabellenführer Flensburg ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Mit diesem klaren Sieg liegen die Zebras (46:10 Punkte) nun in der Tordifferenz nur noch zehn Tore hinter der SG (48:8), die am Abend bei Frisch Auf Göppingen gewann. Pfullingens Trainer Dr. Rolf Brack sprach nach dem beeindruckenden Kieler Sieg von einer "Geburtsstunde einer neuen Art von Handball".
Schon in der Anfangsphase schmälerten sich die Chancen der Gäste, die ohne ihren verletzten Regisseur Holger Breitenbacher und den ebenfalls verletzten Andrej Kurtschew (RR) antreten mussten, noch einmal deutlich, als Ersatzspielmacher Alexander Job nach einer Ellenbogenverletzung ebenfalls ausfiel. Zwar verkürzte der VfL von 0:3 (3.) noch einmal auf 2:3 (6.), doch dann nahm das Schicksal für den abstiegsgefährdeten Tabellenvierzehnten seinen Lauf. Pfullingen verlor viel zu oft den Ball, der THW bestrafte die Fehler sofort durch einfache Tore und führte nach 13 Minuten 11:4. Nur VfL-Goalgetter Björn Navarin hatte bis dahin für Pfullingen getroffen und alle vier Gästetore erzielt. Nach 17 Minuten ließ sich VfL-Torhüter Tobias Heger ohne einen Ball angefasst zu haben entnervt auswechseln. Zu seiner schlechten Stimmung dürfte auch das 14:6 des THW beigetragen haben, dass per Konter nach Kempa-Anspiel von Johan Pettersson auf Adrian Wagner fiel.

Nach 25 Minuten führten die Hausherren, bei denen nun Sebastian Preiß für den sechsmal erfolgreichen Marcus Ahlm ins Spiel gekommen war, bereits 20:11. Diesen Vorsprung schraubte der THW bis zur Pause auf 24:11 hoch - und er hätte sogar noch einige Tore höher ausfallen können.

Im zweiten Durchgang spielte der THW hochkonzentriert, temporeich und intelligent weiter. Schon in der 39. Minute war durch ein Kontertor von Martin Boquist beim 30:14 die 30-Tore-Marke erreicht. VfL-Torhüter Tobias Heger, inzwischen wieder im Tor, musste dann vier Minuten später auch noch eine 1:1-Kopie des 14:6 ertragen, als Wagner erneut nach Kempa-Anspiel von Pettersson per Konter zum 33:15 traf.

Christian Zeitz stellte mit seinem achten Tor den neuen Bundesliga-Rekord auf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz stellte mit seinem achten Tor den neuen Bundesliga-Rekord auf.
Wagner war es auch, der als erste die 40-Tore-Marke mit seinem Gegenstoßtreffer zum 40:19 (51.) erreichte. Kapitän Stefan Lövgren hatte da schon neun Minuten auf der Bank Kräfte für Flensburg sparen dürfen. In der 60. Minute stellte Piotr Przybecki mit dem 47:24 den Tor-Rekord aus Minden ein, doch Christian Zeitz setzte mit seinem 48:25 in der Schlusssekunde noch einen drauf.

Beste Schützen beim THW waren Johan Pettersson (11/5) und Christian Zeitz (8). Für Pfullingen war Björn Navarin (7/1) am erfolgreichsten.

Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, VfL-Trainer Dr. Brack.
Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, VfL-Trainer Dr. Brack.
VfL-Trainer Dr. Rolf Brack:
Dr. Rolf Brack: "Die Geburtsstunde einer neuen Art von Handball."
Dr. Rolf Brack: "Die Geburtsstunde einer neuen Art von Handball."
Wir sind bereits "ohne drei" angereist, aber durch den Ausfall von Job waren unsere beiden Mittelmänner weg. Das war einer der Gründe für diese einseitige Partie.

Der THW hat heute einen Handball gespielt, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Es war die Geburtsstunde einer neuen Art von Handball. Dieses Tempo und gleichzeitig diese taktische Qualität habe ich so noch nie gesehen, die Links- und Rechtsaußen wechselten ihre Positionen, die Handlungsschnelligkeit - es war eine unglaubliche Qualität in jeder Hinsicht. Wenn Noka Serdarusic nicht gewechselt hätte, hätte es einen Rekord für die Ewigkeit geben können. Wenn der THW in der Liga weiter so konsequent spielt, ist er nicht zu stoppen.

Wir haben sehr schlecht gespielt, wurden ständig gejagt, es war eine Demütigung. Wir müssen nun sehen, wie wir die hohe Niederlage verkraften. Von den 48 Toren waren über 30 schnelle überfallartige Attacken, gegen die wir kein Mittel gefunden haben. In der Anfangsphase haben wir sehr schlecht im Angriff gespielt, keinen Druck erzeugt, einzig der kleine Ralf Bader nahm sein Herz in die Hand und hat mit einigen Schlagwürfen und Anspielen gezeigt, dass wir nicht völlige Blindgänger sind.

Wir haben in Essen beim Unentschieden zwar eine Klasse besser gespielt, aber heute hatte unser Gegner eine ganz andere Klasse. In dieser Perfektion habe ich den THW noch nie gesehen, das war eine sehr gute Generalprobe für Flensburg.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Rolf hat eigentlich schon alles gesagt. Die Mannschaft hat sehr gut gespielt und war von der 1. bis zur 60. Minute sehr motiviert - das ist nicht selbstverständlich bei solch einer Führung. Mit Flensburg beschäftige ich mich erst ab morgen.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Unser Ziel bleibt weiterhin das gleiche: Die Qualifikation für die Champions League. Von daher war es ganz wichtig, dass wir gegenüber unseren Konkurrenten Magdeburg und Lemgo die Tordifferenz verbessert haben. Die CL-Quali, für die der Sieg heute sehr wichtig war, hat für uns oberste Priorität, alles was oben drauf kommt, nehmen wir gerne mit.

Flensburg hat heute auch klar gewonnen, wir sind für die letzten Spiele nicht der Favorit. Flensburg ist sehr heimstark, aber wenn eine Mannschaft momentan gegen Flensburg eine Chance hat, dann sind wir es. Ich würde mich freuen, wenn wir am Sonnabend ein tolles Spiel liefern und Werbung für den Handball machen. Wir fahren verhalten optimistisch nach Flensburg.


28. Spieltag: 07.04.04, Mi., 20.00: THW Kiel - VfL Pfullingen: 48:25 (24:11)

Logo THW Kiel:
Fritz (37.-60., 11 Paraden), Andersson (1.-37., 8 Paraden); Preiß (5), Pettersson (11/5), Przybecki (2), Lozano (1), Petersen, Lövgren (4), Wagner (7), Ahlm (6), Boquist (4), Zeitz (8); Trainer: Serdarusic
Logo VfL Pfullingen:
Heger (1.-17. und 31.-54., 5 Paraden), Hoffmann (17.-30., 54.-60. und ein 7m, 2 Paraden); Trost (2), Gaugisch (5/2), Setlik (2), Bader (4), Kroner (1), Job, Navarin (7/1), Bräuning (1), Krauthoff (3); Trainer: Dr. Brack
Schiedsrichter:
Blaesch (Frankfurt) / Sattler (Oberursel)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Preiß (37.), Wagner (39.));
Pfullingen: 5 (Kromer (23.), Trost (37.), Navarin (38.), Krauthoff (44.), Bräuning (46., nach Wechselfehler))
Siebenmeter:
THW: 5/5 ;
Pfullingen: 5/3 (Navarin (50.) und Gaugisch (58.) scheitern an Fritz)
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (3.), 3:2 (6.), 6:2 (8.), 6:3, 7:3, 7:4 (10.), 11:4 (13.), 11:5, 12:5, 12:6, 15:6 (18.), 15:8, 17:8 (21.), 17:9, 18:9, 18:10, 19:10 (24.), 19:11, 23:11;
2. Hz.: 25:11, 25:12 (32.), 28:12 (36.), 28:14 (37.), 30:14 (39.), 30:15, 35:15 (45.), 35:16, 36:16, 36:17, 37:17, 37:19 (49.), 40:19 (51.), 40:20, 43:20 (54.), 43:22 (55.), 43:23, 46:23 (59.), 46:24, 47:24, 47:25, 48:25
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aktualisierung vom 07.04.

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2004:

Zebras stillten Torhunger mit Bundesliga-Rekord

THW rückte mit 48:25 über Pfullingen der SG Flensburg näher auf den Leib
Kiel - Der Bundesliga-Torrekord, den der THW beim 47:25 in Minden aufgestellt hatte, hielt nur vier Wochen. Seit gestern Abend heißt die neue Höchstmarke 48. Erneut erzielt vom THW Kiel. Zwei Sekunden vor dem Abpfiff einer grotesk einseitigen Partie hämmerte Christian Zeitz den hellblauen Ball aus 14 Metern (!) zum 48:25 (24:11)-Endstand in die Maschen des VfL Pfullingen. Torhüter Michael Hoffmann hörte es, sah aber nichts.

Drei Tage vor dem Nord-Schlager am Sonnabend bei der SG Flensburg-Handewitt ließen die Zebras gegen den krassen Außenseiter die Muskeln spielen. Sie ließen trotz klarer Überlegenheit nie locker und wurden am Ende mit einer drastischen Verbesserung der Tordifferenz gegenüber dem Nordrivalen belohnt. 26 lag die SG vor dem gestrigen 28. Spieltag vor Kiel, heute sind es nur noch neun Tore. Sebastian Preiß nahm's zum Anlass, schon mal einen Gruß Richtung dänische Grenze zu schicken. Die Flensburger sollten sich Gedanken machen, prustete der 23-jährige Kreisläufer heraus. "Wir sind heiß auf das Spiel, wir haben uns in einen Rausch gespielt." Mit neutralen Schiedsrichtern, so Preiß weiter, habe der THW eine prima Chance zu gewinnen.

Bei aller Freude in Reihen des Tabellenzweiten. Gestern wurde auch deutlich, dass eine Reduzierung der Handball-Bundesliga notwendig sein wird. Der Klassenunterschied zwischen den Reichen und Armen der Liga wird immer größer, die Chance, dass die Kleinen die Großen ärgern, dagegen immer kleiner. Immerhin demonstrierten die Zebras, dass es möglich ist, eine in Langeweile ertrinkende Partie stimmungsvoll zu gestalten. Tempo, Spaß am Spiel, Tore am Fließband, Kempas und andere Tricks: Es lief wirklich rund. Die Zuschauer zollten ihren Lieblingen mit stehenden Ovationen den verdienten Lohn für 60 Minuten Volldampf.

Auf der Bank der Gäste herrschte dagegen schon nach wenigen Minuten Ratlosigkeit. Nahezu im Takt der ablaufenden Minuten kam der THW dank seiner aggressiven Abwehrarbeit und diverser Gegenstöße zu Torerfolgen. Der Halbzeitstand (24:11) sprach Bände, Gästetrainer Dr. Rolf Brack fand erst nach der Partie wieder zu Worten. Er habe eine neue Sportart gesehen, fabulierte der Sportwissenschaftler. "Taktisch und vom Tempo her, war das eine neue Dimension, die der THW erreicht hat. Wenn die Kieler weiter mit dieser Konsequenz spielen, sind sie nicht zu stoppen."

Brack lenkte mit dem Lobschwall allerdings auch von der eigenen desolaten Vorstellung ab. Angefangen bei den Torhütern, von denen Michael Hoffmann in der 22. Minute den ersten Ball abwehrte, bis hin zum Aufbau und Abschluss: Pfullingen präsentierte sich bestenfalls als schlechte Zweitligamannschaft. Am Ende bettelte der Gäste-Betreuer gar um Milde. Bitte keine 50 Stück sollten die fünf erhobenen Finger und Kopfschütteln in Richtung Henning Fritz wohl bedeuten. Die Kieler hielten sich dran.

Dass die Gäste am Ende auch noch Spott ertragen mussten, blieb nicht aus. Bei Pfullingen hätte er mitspielen können, scherzte Staffan Olsson, "beim THW nicht mehr." Der 40-jährige Schwede verbringt seinen Osterurlaub in Kiel und genoss die pralle Torjagd seiner ehemaligen Mitspieler. Manager Uwe Schwenker sehnte derweil den Sonnabend herbei. "Heute hat man gesehen: Wenn einer gegen Flensburg bestehen kann, dann ist es der THW." Das Nordderby wird es zeigen.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2004)


(07./08.04.2004) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite