Am Mittwoch beginnt auch in der Ostseehalle die neue Spielzeit.
Der THW Kiel empfängt zum ersten Heimspiel der Saison
GWD Minden-Hannover. Die Ostwestfalen reisen mit einer deftigen
20:33-Heimniederlage gegen Flensburg im Gepäch
an die Kieler Förde. Anpfiff ist um 20.00 Uhr.
Nicht nur der Name ist neu bei GWD Minden-Hannover. Die Topspiele
werden die Ostwestfalen künftig in der TUI-Arena in Hannover austragen.
Dadurch war ein gesteigerter Etat möglich, der GWD-Macher Horst Bredemeier
auf einen einstelligen Tabellenplatz hoffen lässt. Um dieses Ziel
zu erreichen, wurde die
Mannschaft
kräftig umgebaut. Fünf Spieler, darunter
Aaron Ziercke,
Mike Bezdicek und der Spanier Jesus Fernandez
verließen den Verein, sieben Spieler kamen hinzu.
Für das Tor wurde der schwedische Nationalspieler Fredrik Ohlander
verpflichtet, im Rückraum sollen neben den Eigengewächsen Arne Niemeyer (RL) und
Jan Fiete Buschmann (RR) zukünftig sein Männer vom Balkan für Tore sorgen:
Ognjen Backovic (RL) kommt als slowenischer Nationalspieler von
Prule Ljubljana (SLO), Ivan Vukas (RR) kommt von HC Metkovic (CRO) und
kann ebenfalls Länderspiele für seine Heimat vorweisen.
Wichtigster Baustein dürfte jedoch der Transfer
von Patrekur Johannesson sein. Der isländische Mittelmann, lange Jahre
bei TUSEM Essen aktiv, kam von Bidasoa Irun (ESP) zurück in die Bundesliga
und wurde sogleich zum Mannschaftskapitän erklärt. Außen und am Kreis
setzt Trainer Rainer Niemeyer auf die bewährten Kräfte
Lars Rasmussen (LA), Thomas Axner (RA) und
Dimitri Kouzelev (Kreis) (siehe Gegnerkader Minden).
Noch läuft es überhaupt nicht bei Minden. Im ersten Saisonspiel setzte es
in der 10500 Zuschauer fassenden TUI-Arena in Hannover eine
20:33 (9:12)-Pleite gegen den deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt.
3078 Zuschauer sahen dabei eine desolate zweite Halbzeit der Grün-Weißen.
Von "Angsthasenhandball" sprach später GWD-Coach Niemeyer.
Einzig Torhüter Neuzgang Fredrik Ohlander hielt das Spiel in Halbzeit eins offen.
Für den miserablen Ausgang der Partie machte das Mindener Tageblatt vor allem
den GWD-Rückraum um Johannesson, Niemeyer und Buschmann verantwortlich.
"Wir waren so harmlos, dass es mich einfach krank macht", sagte Niemeyer
dem MT, und stellte fest:
"Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander." Problem des Teams seien die
Rekordniederlagen der vergangenen Saison gegen Gummersbach, Kiel und Flensburg.
"Unser Problem ist dieses Trauma. Wenn ich mit Angst Handball spiele, dann kommt
so etwas wie gegen Flensburg dabei heraus", erklärte Niemeyer gegenüber
dem Mindener Tageblatt das Versagen seiner Schützlinge.
Und ausgerechnet jetzt muss Minden beim nächsten "Angstgegner"
antreten, dem THW Kiel.
Ob GWD in der Ostseehalle punkten kann, steht daher in den Sternen.
Zuletzt gelang den Ostwestfalen in der Saison 1983/84 ein Sieg in Kiel, damals
noch unter dem Namen Grün-Weiß Dankersen
(siehe Gegnerdaten Minden).
Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind
Prang (Bergheim) / Reichl (Köln).
Für das Spiel gegen Minden gibt es noch Karten in allen Preiskategorien, ca. 150
Stehplatzkarten und 100 Sitzplatzkarten.
Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten...
Lesen Sie auch den
Vorbericht von living sports und
das
Interview mit GWD-Manager Horst Bredemeier...
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2004:
Auch in der Karibik glaubt keiner an die Sensation
Wettbüro Intertops bietet eine Quote von 1,02 für einen THW-Sieg gegen Minden
Kiel - Handball-Bundesliga, THW Kiel gegen GWD
Minden-Hannover. Wer 100 Euro darauf wettet, dass die Kieler
heute Abend (20 Uhr) den Tabellenletzten besiegen, der
gewinnt zwei Euro. Mehr nicht. Für Michael März, der für
den Sportwettenanbieter Intertops Quoten berechnet, ist
das Spiel bereits entschieden. Sicher, der Sitz von
Intertops online ist auf der Karibikinsel Antigua und der
gute Herr März ist weit weg vom Geschehen. Doch die
Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. "Die Quote ist
gering", so März. "Aber der Fall ist auch sonnenklar."
Die letzten acht Pflichtspiele gegen den THW Kiel verlor
das Team von Rainer Niemeyer. Zuletzt sogar mit
Bundesligarekord (47:25). Der letzte Sieg in der
Ostseehalle feierte jüngst seinen 20. Geburtstag. Ein
krasserer Außenseiter hat selten das frisch lackierte
Parkett der Ostseehalle betreten. Zumal Minden mit einer
20:33-Klatsche gegen Flensburg startete, während Kiel
gegen Lemgo (31:26) eine Extraportion Selbstvertrauen
tankte.
Für Frode Hagen und Henrik Lundström
ist der Gegner heute Abend die schönste Nebensache der Welt. Die beiden Neuen
fiebern ihrem ersten Heimspiel im Wohnzimmer des
zehnfachen deutschen Meisters entgegen. Um die Nerven zu
beruhigen, verlegte THW-Coach Noka Serdarusic gestern das
Abschlusstraining in die Ostseehalle. Zum Eingewöhnen.
"Ein Traum", meint Frode Hagen und blickt mit strahlenden
Augen auf die leeren Ränge, die heute Abend mehr als
10000 Zuschauer füllen werden. "Ich muss aufpassen, dass
ich nicht zu viel will und hektisch werde." Sechsmal lief
der Norweger als Gast in die Halle ein. Mit Flensburg und
der HSG Nordhorn. "Mit Nordhorn habe ich sogar einmal
hier gewonnen." Nach seiner starken Vorstellung gegen
Lemgo hat der 30-Jährige gute Karten, wieder zur ersten
Sieben zu gehören. "Er stand in der Abwehr gut und
spielte ohne Angst nach vorne", lobte Serdarusic.
Ähnliche Lorbeeren seines Chefs verdiente sich Henrik Lundström,
der nach 15 Minuten für Adrian Wagner kam und
bis zum Schlusspfiff blieb. "Das sagt alles über seine
Leistung." Für Lundström ist es der zweite Auftritt in
der Ostseehalle. Mit Redbergslids Göteborg verlor er zum
Abschied von Staffan Olsson im August letzten Jahres mit
25:35. Der Schwede warf dabei zehn Tore. "Die Stimmung in
der Arena Auf-Schalke war nicht schlecht, aber hier ist
sie viel besser."
Bis Donnerstag werden an den Kassen der Ostseehalle noch
rund 80 Karten für das Spiel des THW Kiel in Flensburg
(Sonnabend, 15 Uhr) verkauft. Die SG erhebt allerdings
erstmals einen Topzuschlag. So kostet ein Ticket der
zweiten Kategorie statt 18 Euro nun 34 Euro.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2004)
Aus dem Zebra Journal, einer Beilage der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004:
Provinzklub GWD Minden zieht in die Großstadt
Das Programm der Preussag-Arena in Hannover, bereits Schauplatz einiger
Auftritte der Nationalmannschaft, bekommt dauerhaft eine neue Facette:
Acht Bundesligaspiele trägt GWD Minden-Hannover in der kommenden Saison
in der 10500 Zuschauer fassenden Halle aus.
Der Verein aus der ostwestfälischen Provinz hat dafür seinen Namen auf
GWD Minden-Hannover umgetauft. Die Zusammenarbeit ist zunächst auf drei
Jahre angelegt und für Mindens Manager Horst Bredemeier die einzige
Chance, GWD mittelfristig erstklassige Perspektiven zu erhalten,
schließlich bietet sich die Gelegenheit, den Etat mit Hilfe der
Preussag-Arena von 1,5 auf 2,6 Millionen Euro zu erhöhen. "Seriös und
zurückhaltend" habe man das Projekt kalkuliert, sagt Bredemeier.
Dem Zahlenwerk liegen 4000 Besucher bei Spielen in Hannover,
sowie 2000 in der Mindener KAMPA-Halle zugrunde. Mit neuer wirtschaftlicher
Kraft könnten also Topspieler oder, wie
Bredemeier sagt, "ein paar Kracher" verpflichtet werden. Aber wie ist
es dann um die künftige Philosophie der vor allem wegen ihres Jugendstils
geschätzten Ostwestfalen bestellt? "Mit sauberer Grundlage noch intensiver
Jugendarbeit betreiben", sagt Bredemeier und
spricht sich in seiner Rolle als DHB-Vize-präsident Leistungssport aus
der Seele: "Es muss Vereine geben, die für die Ausbildung junger Spieler
verantwortlich sind." Und so angehende Nationalspieler wie Arne Niemeyer
heranziehen. Übrigens: Die Liaison zwischen Minden und Ex-Nationalspieler
Mike Bezdicek ist endgültig beendet.
"Bezze", der auch einen Kurzauftritt im
THW-Trikot hatte, firmiert unter der Spalte Abgänge mit "Ziel unbekannt."
(Aus dem Zebra Journal, einer Beilage der Kieler Nachrichten vom 10.09.2004)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Der erste Heimgegner der neuen Saison hat schon einen
interessanten Werdegang hinter sich. Nach den ersten
frühzeitig gescheiterten Vorreitern der Dankerser
Sportbewegung entschlossen sich im Jahre 1924 einige
Sportfreunde dazu, einen eigenen Sportverein zu gründen. Es
waren überwiegend junge Männer; mehr als die Hälfte von ihnen
war erst 18 Jahre alt und jünger. Sie nannten ihren neuen
Verein Turnverein "Eiche" Dankersen DT. (Deutsche
Turnerschaft), was die Geburtsstunde und zugleich der
Gründungsname des Sportvereins TSV GWD Minden e.V. war, dessen
Zunamen "Minden" sich aus der Einverleibung der Gemeinde
Dankersen als Mindener Stadtteil ergab. Von der heutigen
Saison an wird der Handball-Bundesligist als GWD Minden-
Hannover antreten und für acht Heimspiele der Saison 2004/2005
in die Tui-Arena (10500 Zuschauer) in Hannover umziehen.
Die Mindener haben sich mit dem Arena-Betreiber endgültig auf
einen Dreijahres-Vertrag geeinigt, nachdem bereits vor
eineinhalb Jahren auch über einen Wechsel der HSG Nordhorn in
die niedersächsische Landeshauptstadt spekuliert worden war.
"Uns wurde von Seiten der Tui-Arena ein überragendes
Sponsoring-Angebot gemacht", sagt GWD-Manager Horst
Bredemeier, dessen Verein rund eine Millionen Euro pro Saison
ausgezahlt bekommt. Er sehe in dem Projekt durchaus Parallelen
zu den Umzügen der Gummersbacher in die Köln-Arena, sieht aber
auch kleine Unterschiede: "Die Sache gestaltet sich bei uns
nicht allzu dramatisch, da wir bereits in den 70er Jahren
viele unserer Europacup-Spiele in Hannover ausgetragen haben",
so "Hotti", "einen echten Heimvorteil müssen wir uns dort aber
sicherlich noch erarbeiten". Neben den DEL-Eishockey-Spielen
der Hannover Scorpions wird künftig also auch Handball auf
höchstem Niveau zu sehen und Hannover um eine Spitzensportart
bereichert sein - die Attraktivität der Spiele soll eine
Auswahl ausschließlicher Top-Spiele in Hannover garantieren.
Gegner wie Flensburg, Magdeburg und auch der THW, mit dem noch
Terminabsprachen gehalten werden müssen, sollen in der Tui-Arena
gastieren dürfen.
Arne Niemeyer, Mindener Eigengewächs und Shooting-Star der
letzten Saison sieht die neue Heimstätte mit gemischten
Gefühlen: "Irgendwo ist es schon schade. Vielleicht sehe ich
das als einer der wenigen Spieler anders. Ich hätte als
Eigengewächs gern in der Kampa-Halle weiter gespielt. Dennoch
freue ich mich aber auch auf Hannover. Es wäre ein tolles
Gefühl, wenn dort vielleicht mal 8000 oder 9000 Zuschauer
deinen Namen rufen".
Die Finanzspritze der Hannoveraner scheint sich schon jetzt
ein wenig in den starken Neuzugängen der GWD widerzuspiegeln.
Neben drei eigenen Jugendspielern, welche der traditionell
starken Talentschmiede der Mindener entstammen, konnte man
sich die Dienste des schwedischen Torhüters Fredrik Ohlander
vom FC Barcelona und der Rückraumspieler Ivan Vukas aus
Metkovic, Ognjen Backovic aus Ljubljana und Patrekur
Johannesson von Bidasao Irun sichern. Bredemeier sieht seine
Mannschaft gut aufgestellt und etwas stärker als im letzten
Jahr. "Wir wollen einen einstelligen Mittelfeldplatz
erreichen, aber wir hatten noch keine ernsthaften
Leistungstests, wir wollen mal abwarten, was dabei
herauskommt", liebäugelt "Hotti" konkret mit mindestens 34
Saisonpunkten. Die Vorbereitung der Mindener lief laut Aussage
des Managers recht ordentlich, zumal Trainer Rainer Niemeyer
auf keinen seiner Schützlinge olympiabedingt verzichten
musste. Doch gerade dessen Sohn Arne Niemeyer, bester
Feldtorschütze der vergangenen Saison, war natürlich ein wenig
enttäuscht, nicht mit Athen fahren zu dürfen: "Athen wäre ein
Traum gewesen, ich würde lügen, wenn ich insgeheim nicht
gehofft hätte, bei diesem Riesenevent doch dabei sein zu
können", sagt der 22-jährige, der aber sogleich erkennt, dass
seine große Zeit vielleicht noch später kommen könnte, "Die WM
2007 im eigenen Land ist für mich noch weit weg, aber sie ist
gut für den deutschen Handball und es wäre schön, wenn ich
dann auch auf dem Parkett stehen würde". Bis dahin wird er und
seine Mitstreiter noch viele Tore werfen, wie viele es in der
heutigen Partie werden, vermag auch Horst Bredemeier nicht zu
erraten, sieht Minden aber deutlich in der Außenseiterrolle:
"Wir werden in das Spiel natürlich ganz locker reingehen.
Alles andere als eine deftige Niederlage bringt uns ja nach
vorne".
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Mit dem neuen Namen GWD Minden-Hannover, einer neuen
Heimstätte und mit vier Neuzugängen starten die Grün-Weißen
runderneuert in die Saison 2004/05. Manager und Steuermann
dieser Entwicklung ist jedoch ein alt Bekannter. Horst
Bredemeier, der in Athen als DHB-Delegationsleiter der
Nationalmannschaft den Gewinn der Silbermedaille miterlebte,
stand ZEBRA Rede und Antwort über die Highlights von
Olympia,
Pleite-Gerüchte des Verbands und die neuen Perspektiven für
den Dankernser Traditionsverein in der Bundesliga.
- Zebra:
-
Sie haben dem DHB-Team bei
Olympia als Delegationsleiter zur
Seite gestanden. Was nehmen Sie an Eindrücken von Athen mit?
- Horst Bredemeier:
-
Das ist richtig. Ich habe das Team im organisatorischen, als
auch im repräsentativen Bereich vertreten, wie es nun mal
mein Job ist. Von den
Olympischen Spielen nehme ich sehr
positive Eindrücke mit. Ich denke, es ist generell eine
fantastische Leistung dieser Generation von Spielern, in drei
Jahren alleine vier Mal in einem internationalen Endspiel
gestanden zu haben. Einmal, bei der letzten
Europameisterschaft, standen wir ganz oben auf dem Podest, es
hätten aber auch gut mehrere Male sein können, wie z.B. im
Endspiel der EM gegen Schweden oder auch zuletzt in
Athen. Es
war uns nun einmal nicht vergönnt. Ich kann die Leistung der
Mannschaft aber gar nicht genug loben, die nach dem Ausfall
des für uns wichtigen Rückraumschützen Pascal Hens wahnsinnig
gekämpft hat und toll aufgetreten ist. Wir haben eine
Mannschaftsleistung gesehen, die Spaß gemacht hat.
- Zebra:
-
Überwiegt die Freude oder die Trauer ob der verpassten
Goldmedaille?
- Horst Bredemeier:
-
Absolut die Freude! Für mich persönlich ist die
Finalniederlage nicht so ärgerlich, auch wenn ein Sieg
natürlich noch besser gewesen wäre. Man kann sagen, dass aus
der Weltspitze fünf Teams bei diesem Turnier gleichwertig
waren. Schon, dass wir uns im
Halbfinale gegen Spanien
durchgesetzt haben, ist ein riesiger Erfolg; auch Frankreich
oder Russland hätten den Finaleinzug verdient gehabt.
Kroatien hat eine sehr starke Mannschaft und hat ein tolles
Turnier gespielt - letztendlich haben sie sich das
Olympia- Gold hart erkämpft und verdient gewonnen. Dem DHB-Team ist
kein Vorwurf zu machen, Spieler wie Zerbe und
Petersen haben
sicherlich einen Höhepunkt ihrer langen DHB-Karriere erlebt
und wenn man bedenkt, dass Handballmächte wie Dänemark und
Schweden nicht einmal vertreten waren, ist der Erfolg gar
nicht hoch genug einzuschätzen.
- Zebra:
-
Wo steht der deutsche Handball, bzw. wie sehen Sie das Team
nach dem Umbruch, der nach dem Ausscheiden alt gedienter
Leistungsträger, wie z.B. Stefan Kretschmar oder Petersen,
jetzt unweigerlich kommen muss. Fällt die Nationalmannschaft
nun in ein tiefes "Loch"?
- Horst Bredemeier:
-
Darüber ist mir nicht allzu bange. Der Umbruch wird in den
nächsten Tagen beim DHB ausführlicher besprochen. Es ist
klar, dass sich einige Spieler nun von der Nationalmannschaft
verabschieden werden, aber wenn man sieht, dass die
U21-Mannschaft gerade erst Europameister gegen Dänemark geworden
ist, haben wir eine gute Grundlage, eine neue Mannschaft
aufzubauen. Unsere Pläne sind nicht kurzfristiger Natur,
sondern beziehen sich primär auf die Handball-WM 2007 im
eigenen Land und Olympia in Peking 2008. Es wird frische
Kräfte geben, manche Spieler werden nicht einfach zu ersetzen
sein, das ist für mich aber noch lange kein "Loch". Wir haben
schon noch etwas in der Hinterhand.
- Zebra:
-
Es heißt, trotz des guten Abschneidens der Nationalmannschaft
in den letzten Jahren bei großen Turnieren konnte man von
Seiten des DHB die Erfolge nicht in bare Münze umwandeln,
stattdessen stünde der Verband vor großen finanziellen
Problemen.
- Horst Bredemeier:
-
Was diese Frage betrifft, müssen wohl einige
Missverständnisse, die in den Medien und in der
Öffentlichkeit rumgeistern, klargestellt werden. Solche
Schlagzeilen wie "Der DHB ist pleite" und "Der DHB kann
Erfolge nicht umsetzen" sind zwar sehr schlagzeilenkräftig,
entsprechen jedoch nicht unbedingt der Wahrheit. Man muss in
dieser Sache sehr stark relativieren. Fakt ist, dass es in
diesem Jahr eine Unterdeckung von ca. 300000 Euro gibt, was
jedoch längst nicht heißt, dass man kurz vor dem Konkurs
steht. Dies ist allerdings auch nichts neues, sondern ist
seit über zehn Monaten bekannt und hat vielfältige Gründe.
Zunächst einmal zahlt die Liga seit ihrer Verselbständigung
weniger Geld an den DHB als zuvor - was ja auch in Ordnung
ist. Zum anderen sind auch die TV-Gelder geringer ausgefallen
als im Vorjahr, trotz der längeren Sendezeiten, worauf man
kurzfristig leider keinen Einfluss nehmen konnte. Die
Fernsehsender waren nach der Europameisterschaft zwar
durchaus dazu bereit, mit dem DHB einen eigenen Sendevertrag,
abzuschließen. In diesem Fall war der DHB aber so loyal, dass
er dies ablehnte, um diesbezüglich weiterhin mit der Liga
zusammenzuarbeiten, obwohl man sicherlich bessere Konditionen
hätte aushandeln können. Die Behauptung, der DHB könne seine
Erfolge nicht versilbern, ist ebenfalls unfair und entspricht
so nicht der Tatsache. Realistisch gesehen ist die Männer-
Nationalmannschaft diejenige, die den gesamten Verband mit
allen seinen Jugend- und Damenmannschaften finanziert. Würde
man, wie bei einem Ligaverein die 1. Mannschaft als GmbH, die
Nationalmannschaft aus dem Verband ausgliedern, so könnte von
Problemen der Vermarktung der Nationalmannschaft oder
ähnlichem keine Rede sein. Das reine A-Team ist zwar nicht
auf Rosen gebettet, aber es geht ihm gut.
- Zebra:
-
An den Mindener Spielern lief Olympia mehr oder weniger
vorbei, d.h. Ihr Verein musste keine Nationalspieler
freistellen. Ist das ein Vorteil gegenüber Vereinen wie Kiel
oder Lemgo, da die Mannschaft sich besser gemeinsam
vorbereiten konnte?
- Horst Bredemeier:
-
Wir hätten zwar drei Spieler dabei haben können, es hat sich
letztlich aber so ergeben, dass unser Trainer Rainer Niemeyer
auf niemanden Olympia bedingt verzichten musste. Von einem
Vorteil gegenüber Vereinen wie Kiel oder Lemgo möchte ich
jedoch keinesfalls sprechen, da wir uns mit diesen
Mannschaften ganz einfach nicht messen können. Minden ist ein
Verein, der vor allem von seiner guten Jugendarbeit lebt -
aktuell haben wir z.B. vier Eigengewächse in der 1.
Mannschaft. Die ersten Sechs der Liga, zu denen ich neben den
bereits genannten noch Magdeburg, Flensburg und deren
Verfolger HSV und Gummersbach zähle, spielen in einer anderen
Liga als wir. Das Mehr an Belastung machen die
Nationalspieler durch die internationale Erfahrung und
Spielpraxis wett und nach einer kurzen Regenerationsphase
sind sie auch schon wieder frisch. Wir konnten uns aber
zumindest ordentlich vorbereiten, das ist positiv.
- Zebra:
-
Der Mannschaftskader wurde nach vier Abgängen wieder mit vier
neuen Spielern aufgefüllt. Wie beurteilen Sie den Stand der
Integration?
- Horst Bredemeier:
-
Wir haben bis zu diesem Zeitpunkt noch keine ernsthaften
Tests gehabt, wir müssen abwarten, wie es nach den nächsten
Testspielen und dem anschließenden Trainingslager aussieht.
Wir gucken einfach mal, wie die Saison angeht, wir lassen uns
da gerne auch positiv überraschen.
- Zebra:
-
Ist die GWD Minden stärker als in der letzten Saison? Was
sind Ihre Zielvorgaben?
- Horst Bredemeier:
-
Wir dürften etwas stärker sein als in der letzten Saison. Das
ist zumindest unser Anspruchsdenken. Unser Ziel ist ein
einstelliger Tabellenplatz im Mittelfeld. Konkret haben wir
uns vorgenommen, möglichst 34 Punkte zu holen. Ich hoffe,
dass wir uns steigern können.
- Zebra:
-
Acht von 18 Bundesliga-Mannschaften wurde die Lizenz nur mit
Auflagen erteilt, Minden ist eine davon. Wie sieht es
finanziell in Minden aus?
- Horst Bredemeier:
-
Minden wird voraussichtlich auch die nächsten sieben Jahre
noch dazugehören, was uns aber keineswegs beunruhigt. Wir
sind einer der wenigen Vereine, die ihren Verein damals nicht
haben Konkurs gehen lassen, wie es viele andere gemacht
haben, sondern wir sind dabei, den bis zum 30. Juni 1997
angehäuften Schuldenberg von umgerechnet 1,7 Mio Euro
jährlich mit rund 100000 Euro abzuarbeiten. Dieser
Altlastenabbau wird uns seitdem jede Saison zur Auflage
gemacht, operativ ist der Verein aber gesund.
- Zebra:
-
Die Mannschaft tritt dieses Jahr erstmalig unter dem
Doppelnamen GWD Minden-Hannover an. Was steckt konkret hinter
diesem Namen?
- Horst Bredemeier:
-
Wir haben den Zusatz Hannover dazu genommen, weil wir in
dieser Saison insgesamt acht Spiele in der Tui-Arena in
Hannover austragen werden. Uns wurde von Seiten der Tui-Arena
ein überragendes Sponsoring-Angebot gemacht. Wir kriegen rund
eine Million Euro pro Saison ausgezahlt, im Gegenzug dazu
tragen wir dort acht Meisterschaftsspiele aus. Es handelt
sich hier also nicht etwa um einen Zusammenschluss zweier
Mannschaften oder ähnliches, es wurde lediglich der Name
geändert, bzw. ergänzt.
- Zebra:
-
Sie folgen also dem Gummersbacher Vorbild?
- Horst Bredemeier:
-
Das kann man so sehen. Allerdings gestaltet sich die Sache
bei uns nicht allzu dramatisch, da wir bereits in den 70er
Jahren viele unserer Europacup-Spiele in Hannover ausgetragen
haben.
- Zebra:
-
Mit wie viel Resonanz rechnen Sie in Hannover und darf sich
der THW Kiel darauf einstellen, dass auch er in der Tui-Arena
gastieren darf?
- Horst Bredemeier:
-
Wir gehen da ganz vorsichtig ran, in unserer Kalkulation
rechnen wir mit nur 4000 Zuschauern durchschnittlich. Wir
freuen uns dann natürlich umso mehr über jeden zusätzlichen
Zuschauer. Der THW ist für Hannover eingeplant, unschlüssig
ist nur noch der Austragungstermin, da zu dem eigentlichen
Zeitpunkt die Halle für eine Woche belegt ist. Wir suchen
noch gemeinsam mit dem THW nach einem Ausweichtermin und ich
bin zuversichtlich, dass wir das schon hinkriegen werden.
- Zebra:
-
Wird die GWD in Hannover auch als Heimmannschaft angesehen?
- Horst Bredemeier:
-
Das müssen wir uns erarbeiten. Wir können nicht einfach
ankommen und sagen "Wir sind eure neue Heimmannschaft", so
einfach ist es natürlich nicht. Aber ich hoffe, dass wir uns
diesen Status verdienen können, das ist unsere Zielsetzung.
- Zebra:
-
Wie gehen Sie in das Spiel gegen den THW? Gegen einen guten
Saisonstart wäre sicherlich nichts einzuwenden, oder?
- Horst Bredemeier:
-
Wir werden in das Spiel natürlich ganz locker reingehen.
Alles andere als eine deftige Niederlage bringt uns ja nach
vorne. Wir werden in der ersten Woche sicherlich auch einige
Probleme bekommen, das erste Heimspiel ist gegen Flensburg,
danach Kiel, dann Gummersbach - wir haben uns schon auf einen
schlechten Saisonstart eingestellt. In der Hinsicht haben wir
nichts zu verlieren und haben auch keine Angst, diesen Start
zu machen. Wir werden unser Bestes geben, Punkte sind aber
nicht eingeplant.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte
Thomas Fischer für living sports.)
THW Kiel - GWD Minden:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Radio- und Internet-Tips: