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15./16.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 16.12.2004 Bundesliga

THW beendet mit erstem Sieg den Dutenhofener Hallen-Fluch

Lövgren mit Comeback

Bundesliga, 12. Spieltag: 15.12.2004, Mi., 20.00: HSG D/M Wetzlar - THW Kiel: 25:33 (13:18)
Update #2 Statistik und Spielbericht der KN ergänzt...

Comeback: Stefan Lövgren
Klicken Sie zum Vergrößern! Comeback: Stefan Lövgren
Der THW Kiel hat am Mittwoch Abend bei der HSG D/M Wetzlar mit 33:25 (18:13) gewonnen. Dieser Erfolg kann als historisch bezeichnet werden, war es doch der erste und wahrscheinlich auch letzte in der Sporthalle Dutenhofen. Herausragender Akteur war Martin Boquist, der die Zebras mit viel Übersicht zum letztlich sicheren und konzentriert heraus gespielten Erfolg führte. Erfreulich: Stefan Lövgren betrat in der 10. Minute erstmals nach langer Verletzungspause wieder ein Bundesliga-Handballfeld und konnte sich vier Minuten vor dem Ende auch in die Torschützenliste eintragen.

Die ersten Spielminuten machten dabei nicht unbedingt den Eindruck, als ob der THW den "Hallenfluch" in Dutenhofen beenden könnte. Vieles erinnerte an Auftritte in den Jahren, in denen für die Kieler in Mittelhessen bis auf zwei magere Unentschieden nichts zu holen war: Angestachelt vom erwartungsfroh lauten Publikum entwickelte sich eine hektische und zunächst zerfahrene Partie. Nach Wagners 2:0 glich die HSG aus, vor allem in der Kieler Deckungs-Mitte taten sich ungewohnte Löcher auf, die Kreisläufer Mario Clößner immer wieder zu schönen Toren nutzen konnte. So ging Wetzlar sogar durch Alvanos mit 6:5 in Führung, der Zeitpunkt für Lövgrens ersten Einsatz war gekommen. Die Akzente setze zunächst aber ein anderer: Martin Boquist läutete zehn starke Kieler Minuten ausgerechnet mit zwei Zeitstrafen ein (10. und 13.). Die Pause schien dem Schweden aber äußerst gut getan zu haben, nach dem ungeplanten "Bankdrücken" drehte Boquist auf und riss seine Mitspieler förmlich mit. Unterstützung bekam er bei seinem Unterfangen von einer nun konsequenter stehenden Deckung und Henning Fritz, der mit einigen schönen Paraden Tempogegenstöße einleitete. Nach dem 9:9 zogen die Zebras zunächst auf 12:9 davon (20.), zweimal Frode Hagen und Marcus Ahlm mit seinem ersten Treffer erhöhten auf 17:12 für den THW, ehe Wetzlars bester in Hälfte eins, Clößner, sowie Pungartnik zum aus Kieler Sicht beruhigenden 18:13 Halbzeitstand trafen.

Auch die zweite Hälfte begann mit einem konzentrierten Kieler Spiel. In der Abwehr bekamen die Zebras ihre Gegenspieler nun immer besser in den Griff, wohingegen Wetzlars Abwehr schier an der Spielfreude Martin Boquists, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, auch gemeinsam mit Lövgren sehr gute Leistungen abliefern zu können, und der Wurfkraft Frode Hagensverzweifelte. Die HSG kam zwar noch einmal heran, verkürzte auf 16:20, doch Kiels Konter ließ nicht lange auf sich warten: Der immer besser in Szene gesetzte Lundström sowie Sebastian Preiß, der mit seinen ersten beiden Ballkontakten zum 23:17 und 24:18 (42.) traf, stellten die THW-Ansprüche auf den historischen Erfolg eindrucksvoll unter Beweis. Kurz darauf musste das ob der Zebra-Überlegenheit eh schon ruhige Publikum mit ansehen, wie der beste Akteur des Gastgebers, Mario Clößner, seine dritte Zeitstrafe von den unsicher wirkenden Schiedsrichtern Bernd und Harald Andler erhielt und somit das Feld verlassen musste. Von nun an brachten die Zebras den Erfolg sicher aber bestimmt über die Runden. Stefan Lövgrens Torpremiere zum 31:24 (56.), Pettersson und Sebastian Preiß per Tempogegenstoß in der letzen Sekunde erzielten die restlichen Tore zu einem wahrhaft historischen Erfolg, der neben zwei wichtigen Punkten wohl auch noch einen freien Donnerstag Abend zur Folge haben wird: Schließlich hatte Uwe Schwenker am vergangenen Sonntag während der Welle Nord-Sondersendung dem im Studio anrufenden Adrian Wagner versprochen, im Falle eines Sieges in Dutenhofen die erste Runde Glühwein beim Mannschafts-Weihnachtsmarkt-Bummel zu zahlen...

Aus kiel4kiel.de:

THW stürmt die Sporthalle Dutenhofen - Lövgren-Comeback

Der THW Kiel hat endlich den Fluch der Sporthalle in Dutenhofen beendet und dort erstmals gewonnen. Dank eines überragenden Rückraumes und eines Martin Boquists in Galaform gewannen die Kieler bei der HSG D/M Wetzlar am Mittwoch mit 33:25 (18:13) und sicherten sich somit zwei enorm wichtige Punkte im Meisterschaftsrennen. "Ich dachte, ich könnte hier nie mehr gewinnen", zeigte sich THW-Trainer Noka Serdarusic nach dem Schlusspfiff hoch erfreut über das Ende einer Negativserie, wie sie die Kieler in keiner anderen Halle zu beklagen hatten.

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Lesen Sie den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Man sollte glauben, ich hätte in 12 Jahren beim THW schon alles erlebt. Dem ist nicht so. Heute war hier der erste Sieg. Ich dachte, ich bekomme diese Chance nicht mehr. Es war die letzte und wir haben sie genutzt. Das Spiel war bis zum 8:8 noch ausgeglichen. Wir haben in dieser Phase 2 bis 3 Chancen nicht genutzt um uns abzusetzen aber ab dem 9:11 stand die Abwehr besser. Mit fünf Toren Vorsprung zur Halbzeit konnten wir zufrieden sein.

In der zweiten Halbzeit gab es eine hektische Phase von 7 bis 10 Minuten. Dann haben wir die zweite Welle und die Tempogegenstöße gut nach vorne gespielt. Das war entscheidend.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Ich bin sehr froh, dass wir die letzte Chance hier genutzt haben. Diese zwei Punkte sind wichtig, da wir bis zur WM Pause noch schwierige Spiele haben.
HSG-Trainer Holger Schneider:
Glückwunsch dem THW zu diesem Sieg. Ich hätte gerne mit einer kompletten Mannschaft gespielt, aber dennoch haben unsere jungen Spieler Gutes geleistet. Sie können heute Abend erhobenen Hauptes aus der Halle gehen.

12. Spieltag: 15.12.04, Mi., 20.00: HSG D/M Wetzlar - THW Kiel: 25:33 (13:18)

Logo HSG D/M Wetzlar:
Geerken (1.-47., 9 Paraden, Strzelec (48.-60., 5 Paraden); Alvanos (3), Roth (2), Khalepo (2), Kestawitz, Monnberg (2), A. Klimpke, Jörgensen, Lex, Weber, Clößner (7), Golic (7/2), Schmidt (2/2), Pausch; Trainer: Schneider
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-50., 8 Paraden), Andersson (51.-60., 4 Paraden); Preiß (5), Pettersson (6/1), Lundström (5), Pungartnik, Hagen (6), Lövgren (1), Wagner (1), Ahlm (2), Boquist (6), Zeitz (1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Bernd Andler (Remseck) / Harald Andler (Stuttgart)
Zeitstrafen:
Wetzlar: 3 (3x Clößner (20., 38., 42.));
THW: 5 (2x Boquist (10., 13.), Lundström (32.) Ahlm (40.), Zeitz (46.))
Rote Karte:
Clößner (3. Zeitstrafe, 42.)
Siebenmeter:
Wetzlar: 4/4;
THW: 1/1
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 3:3 (5.), 4:5, 6:5, 8;7, 8:8 (15.), 9:12 (20.), 11:14, 12:14, 12:17, 13:18 ;
2. Hz.: 14:19, 16:20, 16:22 (38.), 18:24, 19:26, 21:27, 23:29, 23:31, 24:32, 25:33
Zuschauer:
1750 (ausverkauft) (Sporthalle, Dutenhofen)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.12.2004:

Zebras erstürmten die Wetzlarer Festung

THW mit 33:25-Triumph weiter in Erfolgsspur - Hagen und Boquist stark
Dutenhofen - Es ist vollbracht. Fünf Mal pochte der THW Kiel an die Festungsmauern der HSG Wetzlar. Doch stürmen konnten die Zebras die Sporthalle Dutenhofen nie. Gestern Abend riss die schwarze Serie. Mit 33:25 (18:13) gewann der THW bei den Hessen, die zuvor alle sechs Heimspiele in dieser Saison gewannen. Die leidenschaftlich geführte Partie stand aber lange auf der Kippe.

Eine wacklige Kieler Abwehr, ein Torwart Henning Fritz, der eine Viertelstunde brauchte, um auf Betriebstemperatur zu kommen - die Hausherren hatten im Angriff zunächst leichtes Spiel. Vor allem der erst 21-jährige Kreisläufer Mario Clößner, der vor der Pause seine sieben Tore erzielte, drehte den Zebras immer wieder eine lange Nase. Doch auch die Abwehr der Hausherren hatte auf Sand gebaut. Ohne Robert Sighvatsson, Kai Kieselhorst und den im Winterschlussverkauf geholten Franzosen Christian Caillat, die alle verletzt fehlten, fanden auch Martin Boquist & Co große Lücken vor.

"Wir müssen unsere Abwehr jede Woche umstellen", haderte der Ex-Kieler im HSG-Tor, Axel Geerken, mit seinen Vorderleuten. "So haben wir gegen eine Mannschaft mit diesem Format keine Chance." In der 15. Minute stand es in der einmal mehr ausverkauften Sporthalle Dutenhofen noch 9:9 - dann nahm der THW endlich Fahrt auf. THW-Coach Noka Serdarusic nahm Christian Zeitz, der schwach begann, aus dem Spiel und gab der Abwehr mit Roman Pungartnik ein Stück Stabilität zurück. Entschlossen schnappte sich nun der Norweger Frode Hagen den Ball und warf in seiner unnachahmlichen Art Tor um Tor. Beim 9:12 aus Wetzlarer Sicht verloren die Hausherren den Faden und HSG-Coach Holger Schneider die Nerven. Erbost über die wankelmütigen Unparteiischen Bernd und Harald Andler stürmte der 41-Jährige aufs Spielfeld und kassierte die Gelbe Karte. Allerdings war der Weg von der Trainerbank auf die Platte auch nicht sonderlich weit. In der Dutenhofer Sporthalle geht es eng zu. Ersatzspieler und Trainer sitzen hier buchstäblich mit dem Rücken zur Wand, die Zuschauer stapeln sich bis unter die Decke. Wer hier dabei war, weiß, wie sich eine Sardine in der Dose anfühlt. Da nutzte auch das Flehen des Hallensprechers ("rückt enger zusammen, damit im Notfall eine Flucht möglich ist") nichts. Aber in der Sporthalle mit Kultcharakter wollte keiner fliehen -engagiert feuerten die Hessen ihre Mannschaft an. Vergeblich.

Wetzlar kämpfte verbissen, doch für eine weiteren Coup gegen den THW fehlte an diesem Abend die Klasse, ein guter Torhüter und später auch die Kraft. Die Kieler verwalteten konzentriert ihren Fünf-Tore-Vorsprung und warteten geduldig auf die Fehler der Gegner. Als sich dann auch Clößner die Rote Karte einhandelte und der Weißrusse Khalepo verletzt das Feld räumte, verloren die jungen Hessen gänzlich ihren Schrecken. Besonders Boquist, der sich von zwei schnellen Zeitstrafen nicht irritieren ließ und Frode Hagen waren nicht zu stoppen. Stark auch Sebastian Preiß, der mit seinem mächtigen Körper immer wieder eine Schneise schuf und sich den Weg für fünf Treffer frei machte. Mit großen Sorgen waren die Kieler angereist. Letztlich unbegründet. Die Hessen hatten nicht das Format, um einen THW zu stoppen, dem gestern der Straßenanzug reichte, um das Schreckgespenst Wetzlar in die Kiste zu stecken. "Ich habe hier seit zehn Jahren nicht gewonnen", strahlte Henning Fritz, der auch mit Magdeburg wiederholt sieglos aus Wetzlar abreiste. "Am Ende waren wir körperlich überlegen", freute sich Christian Zeitz, den die unrühmliche Vergangenheit der Kieler in Wetzlar kalt ließ. "Ich habe hier noch nie verloren."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.12.2004)


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