29./30.12.2004 - Letzte Aktualisierung: 30.12.2004 | Bundesliga |
Update #3 | Stimmen und KN-Spielbericht ergänzt... |
Ob des komfortablen Vorsprunges nutzte THW-Trainer Serdarusic die Möglichkeit, durch einige Wechsel Kräfte für das anstehende schwere Spiel gegen den TBV Lemgo zu schonen. Für Ahlm rückte Preiß an den Kreis, für Lundström durfte nun Adrian Wagner auf der linken Seite ran. Dieser sorgte mit seinem ersten Ballkontakt gleich für Jubelstürme: Zeitz hatte sich in der Abwehr den Ball geangelt und schnell auf Pettersson gepasst, dieser beförderte den Ball per Heber an den Kreis, von wo aus Wagner das Spielobjekt per Kempa-Trick in die Maschen "zauberte". Das Traumtor zum 26:15 und ein Hagen-Hammer mit 110 km/h zum 27:16 waren dann aber die letzten THW-Höhepunkte in einer mit Fehlern gespickten zweiten Hälfte. Düsseldorf kam nun zu leichten Toren, spielte zum Teil den Konter-Handball, den man eigentlich vom THW gewohnt ist. An den Toren konnte auch ein sich in Galaform steigernder Henning Fritz wenig ändern, wenngleich er den wachsenden Unmut auf den Tribünen durch seine zahlreichen Paraden in überschaubaren Grenzen hielt. Trotz der hohen Kieler Fehlerquote kamen die Gäste nie auf weniger als sechs Tore an den THW heran, was auch an Roman Pungartnik lag, der mit drei seiner vier Treffer aus einem 29:23 (46.) eine 32:24-Führung (48.) machte. In der Schlussphase aber häuften sich wieder die Fehler im Kieler Aufbauspiel, was die Gäste schließlich zur Resultatsverbesserung und einem 15:13-Teilerfolg in der zweiten Hälfte nutzten.
Unter dem Strich konnte der THW Kiel mit diesem Erfolg eine gute Halbserie abschließen, die die verdiente Tabellenführung zur Folge hat. Zur Ruhe kommen die Zebras aber auch nach der anstrengenden Weihnachtszeit nicht, die Feiern zum Jahreswechsel dürften ob des kommenden Spitzenspiels gegen den TBV Lemgo am Sonntag, 2. Januar (neue Anwurfzeit: 15 Uhr!) eher kurz denn ausgelassen ausfallen...
Wir haben bis zum 8:8 gut mitgehalten. Unsere 3:2:1-Deckung hat nicht gut geklappt. Kompliment an meine Mannschaft, dass sie sich nach der ersten Halbzeit nicht aufgegeben hat - ich bin stolz, dass wir die zweite Halbzeit gewonnen haben. Die Schiedsrichter haben sehr eindeutig zu Gunsten des THW entschieden, aber deswegen haben wir nicht verloren.
Anfangs hatten wir Schwierigkeiten. Wir lagen mit 2 Toren zurück, obwohl ich nicht sagen kann, dass wir schlecht gespielt hätten. Dann hat Henning angefangen, für den THW zu spielen. Lövgren habe ich durchspielen lassen, er muss wieder 100% fit werden. Seine Fehler nehme ich in Kauf, auch wenn es dem Publikum nicht gefällt.
Mein Fazit der Hinrunde fällt positiv aus, aber ich werde mich auch in 2 Jahren noch über das Spiel in Göppingen ärgern.
Die Erwartungshaltung der Zuschauer ist sehr groß hier. Spieler wie Pungartnik oder Lövgren müssen wieder integriert werden, wir brauchen sie noch in den kommenden Monaten. Am Sonntag wird es sicherlich besser aussehen, da müssen und werden wir besser auftreten. Ich hoffe auf eine Energieleistung der Mannschaft und ein großartiges Publikum.
[Zur nächsten Saison:] Wir waren nie Überflieger in den letzten 12 Jahren und haben uns die Titel hart erkämpft. Wir haben aber eine Mannschaft mit großem Identifikationspotenzial für Fans und Sponsoren, einige kleine Mosaiksteine fehlen noch.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2004:
Mit dem zehnten Saisonsieg in Folge rutschen die Kieler als Tabellenführer ins neue Jahr und die Rückrunde. Am Sonntag (15 Uhr) kommt der TBV Lemgo in die Ostseehalle, danach steht bei den meisten Kielern die Handball-WM in Tunesien im Kalender. Bei Henning Fritz nicht. Am Tag nach dem Lemgo-Spiel wird sich Fritz erneut am Ellenbogen operieren lassen.
Gestern bewies der Nationaltorhüter noch einmal, warum er den Deutschen bei der WM fehlen wird. Als hätte er einen starken Magneten im Ärmel, saugte der 30-Jährige mit einer Seelenruhe insgesamt 22 Bälle an. Besonders in der zweiten Halbzeit, als seine Mitspieler die nötige Ernsthaftigkeit vermissen ließen, entnervte er den Aufsteiger im Alleingang. "Er hat gezeigt, warum er der Beste ist", erkannte auch HSG-Kapitän Michael Hegemann die Klasse der Kieler Nummer eins an. Hegemann, der ebenfalls zum WM-Aufgebot von Bundestrainer Heiner Brand gehört, war es, der die Gäste bis Mitte der ersten Halbzeit im Spiel hielt. "Wir waren von der variablen Deckung der Düsseldorfer überrascht worden", meinte Marcus Ahlm. "Wir dachten, die spielen nur eine 6:0-Abwehr."
Die Kieler fanden zunächst schwer in die Partie. Auch Fritz taute erst langsam auf. Einmal entschuldigte er sich sogar artig beim Publikum, als ihm ein Wurf von Alexander Petersson durch die Beine schlidderte. Zehn Minuten dauerte es, dann waren die Hausherren angekommen. Und was sie bis zur Pause zeigten, war sehenswert. Wie beim Billard flitzte der Ball an den Kreis, wo ihn Ahlm in aller Gemütsruhe in Tore ummünzte. "Unsere Rückwärtsbewegung war schlecht", schimpfte Hegemann. Oder anders ausgedrückt, Düsseldorf war einfach zu langsam.
Zur Pause waren die Punkte verteilt und THW-Trainer Noka Serdarusic schickte seinen zweiten Anzug auf die Platte. Für den guten Henrik Lundström kam Adrian Wagner, der bei seinem ersten Ballkontakt gleich das Tor des Tages erzielte. Wie ein Teleskop fuhr er seinen rechten Arm aus, kratzte ein Petersson-Anspiel von der Hallendecke und schmetterte ihn zum 26:15 ins Netz. Viel mehr Gelegenheiten bekam der Linksaußen nicht, um einen neuen Vertrag zu kämpfen. Bei den Kieler versiegte der Spielfluss, kaum einer hatte noch ein Auge für seinen Nebenmann.
Kein Wunder, schließlich hatte Serdarusic sein Personal auch kräftig umgerührt. Als Rechtsaußen durfte sich Roman Pungartnik versuchen. Für den besten Kieler der ersten Halbzeit, Marcus Ahlm, rückte Sebastian Preiß an den Kreis und auch THW-Kapitän Stefan Lövgren bekam seine Zeiten. Das Kieler Publikum konnte mit dieser Rotation aber wenig anfangen. Sie wollten unterhalten werden und nicht verletzten Spielern das Comeback erleichtern.
"Ich habe diese Fehler bewusst in Kauf genommen", ärgerte sich Serdarusic. "Ich kann nicht verstehen, dass sie uns ausgepfiffen haben." In das gleiche Horn stieß auch Manager Uwe Schwenker. "In solchen Situationen wünsche ich mir mehr Verständnis vom Publikum."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.12.2004)
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