Das "handball-magazin" hat in seiner aktuellen Ausgabe 2/2005
eine Reportage über die Kieler Neuzugänge
Nikola Karabatic und
Kim Andersson gebracht.
Mit freundlicher Genehmigung des Handball-Magazins
präsentieren wir den Artikel.
Aus dem Handball-Magazin 02/2005:
Nikola Karabatic war erst einen Tag in Kiel, da hatte er sich schon in die
Handball-Bundesliga eingemischt. Allerdings nicht als Sportler, sondern als
Autofahrer. Der neue Star des THW parkte seinen Leihwagen so ungeschickt vor
dem Mannschaftsbus des TBV Lemgo, dass die Westfalen ihn unter dem
lautstarken Kommando von Co-Trainer Jürgen Franke eigenhändig aus dem Weg
räumen mussten. Lemgo gegen
Karabatic - das erste Aufeinandertreffen
entschied der TBV für sich. Die Ostwestfalen hatte sich in Kiel auf das
Auswärtsspiel bei der SG Flensburg-Handewitt (29:31) vorbereitet, der junge
Franzose hielt sich für drei Tage in der Stadt auf, um sich unter anderem
eine Wohnung zu kaufen.
Karabatic trifft in Kiel auf sein sportliches Vorbild Lövgren
Auf der Suche nach einer Bleibe war auch
Kim Andersson, der mit seiner
Freundin Sandra Persson nach Kiel kam. Die 21-Jährige will den
Junioren-Weltmeister, der einen Vertrag bis Juni 2008 unterschrieb, bei
seinem Umzug in die Fördestadt begleiten. "Ich könnte ihm nie vorschreiben,
in Schweden zu bleiben", sagt die angehende Lehrerin, die ihre Ausbildung in
Kiel beenden will.
Andersson selbst freut sich auf seine Zukunft beim THW. Der 22-Jährige hat
es nicht bereut, seinen Start in der deutschen Eliteliga um ein Jahr
verzögert zu haben: "Ich habe in meiner Freizeit viel Krafttraining gemacht
und bin jetzt viel besser vorbereitet."
Erst ein einziges Mal kreuzten sich die Wege der beiden Jungstars, die im
Januar 2004 mit ihren Nationalmannschaften bei einem
EM-Vorbereitungsturnier in Tunesien gegeneinander spielten. Damals gewann
Schweden in einem Gruppenspiel mit 27:26.
Andersson und
Karabatic (jeweils
ein Tor) traten dabei aber kaum in Erscheinung. In der nächsten Saison
werden sie reichlich Gelegenheit haben, gemeinsame Ziele zu verfolgen.
Schließlich band sich Nikola Karabatic bis Juni 2009 an die Zebras. "Ich
wollte einmal mit Stefan Lövgren in einer Mannschaft spielen", sagt das
Rückraum-Ass, das den THW-Kapitän schlicht für den "besten Handballer der
Welt" hält. Vier Sprache spricht der 42-malige Nationalspieler, doch
Deutsch gehört noch nicht dazu. "Ich bin ein Kieler" - viel größer ist sein
Wortschatz derzeit nicht. Doch Karabatic weiß, was er will. Deshalb lehnte
er auch das besser dotierte Angebot des spanischen Spitzenklubs Ciudad Real
ab, obwohl dort mit Didier Dinart ein guter Freunde spielt. "Von ihm weiß
ich, dass dort nicht so viel trainiert wird", sagt der 20-Jährige. "Das
bringt mir nichts."
Andersson freut sich auf die tolle Stimmung in der Ostseehalle
Karabatic, der mit HB Montpellier 2003 die Champions League gewann, will
sich entwickeln - und das könne er in Kiel am besten. "Das Konzept gefällt
mir, und mit
Noka Serdarusic arbeitet hier außerdem mein Wunschtrainer."
Genauso denkt
Andersson, dem das Champions-League-Gastspiel
mit seinem Heimatklub IK Sävehof in der Ostseehalle
nicht aus dem Kopf geht. Nicht nur das katastrophale Ergebnis aus Sicht der
Schweden (
22:36) hat sich eingebrannt. Auch das riesige Plakat, mit dem die
THW-Fans ihn seinerzeit begrüßten, hat den Linkshänder beeindruckt. "Dieser
Empfang hat mich zwar nervös gemacht. Aber toll war er trotzdem." Für den
Sprung in die Bundesliga fühlt er sich reif. Heimweh fürchtet er nicht.
Geboren in dem kleinen Ort Kävlinge, ging er im Alter von 15 nach Ystad und
besuchte dort drei Jahre lang die Handballschule. Danach wechselte er zum
Göteborger Klub IK Sävehof, der mit ihm Meister wurde und in dieser Saison
sogar das Achtelfinale der Champions League erreichte. "Ich habe sehr früh
mein Zuhause verlassen, um Handball spielen zu können", sagt
Andersson. "Das
macht es mir jetzt viel leichter, nach Deutschland zu wechseln."
(Von Wolf Paarmann, aus dem Handball-Magazin 2/2005)