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08.09.2005 Bundesliga/Mannschaft

Kieler Nachrichten: "In Wetzlar nachlegen"

THW-Sieg beim HSV zeigte, dass die Integration der Neuzugänge weit fortgeschritten ist

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2005:

kiel - Seit dem 6. Oktober 2004 ist der THW Kiel in der Handball-Bundesliga ohne Niederlage, das sind 337 ungetrübte Tage am Stück. Auch der HSV biss sich am Dienstagabend beim 20:23 (12:12, siehe Spielbericht) die Zähne aus gegen den deutschen Meister. Es war ein Spiel überragender Abwehrreihen mit glänzend aufgelegten Torhütern.
THW-Manager Uwe Schwenker fiel nach der Partie ein Brocken, schwer wie ein Mühlstein, vom Herzen. "Ein Saisonstart nach Maß", sagte er. "Hamburg ist ein holpriges Pflaster, da werden andere Mannschaften noch Federn lassen." Wichtig sei allerdings, schob Schwenker ein, dass der THW am kommenden Sonnabend bei der HSG Wetzlar nachlege. "Gut, dass Magdeburg dort verloren hat. Unsere Spieler werden gewarnt sein."

Fünf Neuzugänge musste Trainer Noka Serdarusic in den zurück liegenden Wochen integrieren. Hamburg zeigte, dass dieser Prozess weit voran geschritten ist. So erwies sich die Ausgeglichenheit als höchste Trumpfkarte bei den Zebras, außerdem stand der neu formierte Mittelblock wie in Beton gegossen. Die Achse Marcus Ahlm/Nikola Karabatic ist ein Wechsel auf die Zukunft. Gut ergänzten sich Christian Zeitz und Kim Andersson auf Halbrechts. Elf Tore steuerten die Linkshänder insgesamt zum Erfolg bei. Ein Rad griff ins andere. Selbst als Lenker und Denker Stefan Lövgren Mitte der zweiten Halbzeit Ideen und Kräfte gegen die aggressive HSV-Abwehr schwanden, stieg mit Viktor Szilagyi ein neuer Mittelmann aus dem Trainingsanzug, der auf Anhieb ins Spiel fand und den Sieg routiniert mit auf den Weg brachte.

Prägend aber waren die Torhüterleistungen. 19 schwere Bälle parierte Hamburgs Goran Stojanovic, auf die gleiche Anzahl kam Henning Fritz. Die unterschiedlich verlaufenden Formkurven indes entschieden das Spiel. Während der 39-jährige Stojanovic von Beginn an auf gleich hohem Level agierte, benötigte Kiels Welthandballer eine Anlaufzeit, wurde dann in der Schlussviertelstunde zum Albtraum für Pascal Hens und Co., und avancierte letztlich zum Matchwinner.

Henning Fritz ist pünktlich zum Saisonstart wieder da. Aufkommende Selbstzweifel hatten noch in der Vorbereitung an dem 30-Jährigen genagt. Er wirkte ausgebrannt, seine spezielle Aggressivität schien wie weggeblasen. In Hamburg war Fritz wieder Fritz: Kiels Torhüter stapfte durch den eigenen Wurfkreis wie ein Tiger hinter Gittern, riss die Fäuste nach Paraden in die Höhe und folgte dem Schiedsrichtergespann bei vermeintlichen Fehlentscheidungen aufgebracht bis an die Mittellinie. "Das hat ihm und der Mannschaft gut getan", freute sich Schwenker.

12 800 Zuschauer finden Platz in der Color Line Arena, nur 11 087 wollten das bisher stets ausverkaufte Nordderby sehen. Darunter 4000 aus Kiel. Mannhard Bech, ein ehemaliges Zebra, soll künftig für mehr Zulauf sorgen. Bech, der von 1992 bis 1995 an zwei THW-Meisterschaften beteiligt war, kümmert sich seit dem 1. September um Vertrieb und Marketing im Klub. "Ich will helfen, die Marke HSV Handball wieder nach vorn zu bringen", sagt er. Und klingt optimistisch: "Wir fangen bei null an, aber Hamburg hat viel Potenzial."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2005)


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