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20./21.11.2005 - Letzte Aktualisierung: 21.11.2005 Bundesliga

THW mit souveränem Heimsieg gegen ersatzgeschwächte Wilhelmshavener

Kim Andersson mit 8/2 Treffern

Bundesliga, 12. Spieltag: 20.11.2005, So., 16.00: THW Kiel - Wilhelmshavener HV: 35:24 (18:12)
Update #3 Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Kim Andersson war wieder einmal nicht zu stoppen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson war wieder einmal nicht zu stoppen.
Dem THW Kiel ist der Sprung auf den zweiten Platz der Handball-Bundesliga gelungen: Der souveräne 35:24 (18:12)-Heimsieg gegen den abstiegsbedrohten Wilhelmshavener HV war nie gefährdet. Trainer Noka Serdarusic gab nach den anstrengenden Spielen der letzten Woche gegen Kolding und Großwallstadt seinen Leistungsträgern Stefan Lövgren und Marcus Ahlm eine Pause und bot Hagen, Wagner, Linders und Szilagyi von Beginn an auf, die es ihrem Trainer mit vielen schönen Toren dankten. Bester Goalgetter war aber erneut Kim Andersson mit 8/2 Treffern.
Noka Serdarusic machte sein Versprechen wahr und gab den Akteuren mit zuletzt wenig Spielanteilen die Chance, sich von der ersten Sekunde an zu beweisen. Pelle Linders nahm auch in der Abwehr die Position Ahlms ein und bildete zusammen mit Nikola Karabatic den Mittelblock einer Abwehr, die zunächst noch leichte Abstimmungsprobleme hatte. Zwar konnte gleich der erste WHV-Angriff erfolgreich unterbunden werden, was Kavticnik per Gegenstoß zum frühen 1:0 verhalf, doch die ersatzgeschwächten Gäste wussten durch Ljubanovic am Kreis sowie ein schönes Tor von Gylfason von außen zunächst zu kontern. Wilhelmshavens an der Außenlinie sehr engagierte Trainer Michael Biegler musste dennoch schon in der Anfangsphase zwei Schrecksekunden hinnehmen, nachdem zunächst Behrends, wenig später auch Oliver Köhrmann, am Boden lagen - die beiden Nationalspieler konnten letztlich aber weiterspielen und entwickelten sich zu den tragenden Säulen des WHV-Angriffspiels. Bis zum 6:5 (12.) für den THW hielten die Niedersachsen gut mit, ehe die Zebras einen Gang zulegten und technische Fehler im Angriff der Gäste eiskalt bestraften: Hagen, Szilagyi und Karabatic per Strafwurf erhöhten in Windeseile auf 9:5 (13.), in Überzahl zog der Meister durch ein 119km/h-Geschoss von Frode Hagen und einem schönen Dreher von Kavticnik gar auf 11:5 davon - der "zweite Anzug" des THW schien glänzend zu sitzen.

Nikola Karabatic beim Strafwurf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic beim Strafwurf.
Nach dem 12:6 durch Karabatic jedoch nahm Biegler eine Auszeit, nach Wiederanpfiff schienen die Zebras für kurze Zeit komplett den Faden verloren zu haben: Ein Doppelschlag von Behrends und ein weiterer Rückraumkracher vom gut Regie führenden Oliver Köhrmann bedeuteten den 12:9-Anschluss, nach einer Zeitstafe für Linders nahm Serdarusic eine Auszeit und brachte Lövgren, Ahlm, Lundström und Mattias Andersson, um das Spiel wieder in den Griff zu bekommen.

Dies gelang: Anstatt dass Wilhelmshaven in doppelter Überzahl nach dem 12:10-Anschluss weiter verkürzen konnte, sorgten Karabatic und Szilagyi für wichtige Tore zum 14:10, kurze Zeit später war durch einen 127km/h-Hammer von Kim Andersson und ein weiteres Tor des heute treffsicheren Kavticnik wieder ein Fünf-Tore-Polster hergestellt, zur Halbzeit erhöhten die Zebras gar noch auf 18:12.

Führte glänzend Regie: Viktor Szilagyi
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Nach dem Seitenwechsel brachte Noka Serdarusic wieder die Anfangsformation. Aufgrund zweier verworfener Siebenmeter auf Kieler Seite verkürzten die Gäste leicht auf 19:14 (36.), ehe die Zebras richtig Fahrt aufnahmen: Vor allem Adrian Wagner, der auch schon in der ersten Halbzeit kämpferisch wie eh und je zu überzeugen wusste, blühte nun auf und sorgte mit schönen Toren von Außen und per Tempogegenstoß dafür, dass der THW den Vorsprung nun konsequent ausbauen konnte. Über 22:14 (39.), 24:15 (41.) und 28:16 (46.) wurden die Gäste nun auch dank eines nun glänzend Regie führenden Viktor Szilagyi, einer gut abgestimmten Abwehr und einem starken Mattias Andersson gegen eine allerdings auch überforderte Wilhelmshavener Mannschaft an die Wand gespielt.

In der Schlussphase bot der THW dem begeisterten Publikum noch einige Kostproben aus der "Trickkiste": Kavticnik zeigte mit einem weiten Ball auf den nach vorne eilenden Wagner Auge und Präzision, der in der ersten Halbzeit sträflich vernachlässigte Pelle Linders wurde am Kreis endlich in Szene gesetzt und Kim Andersson sorgte mit Hochgeschwindigkeitsgeschossen aus dem Rückraum für Furore. Größtes Highlight aber war ein wunderschöner Kempa-Trick, als Viktor Szilagyi mustergültig den einfliegenden Adrian Wagner zum zwischenzeitlichen 32:19 bediente (54.). Dass es am Ende kein Debakel für den WHV gab, lag am Kampfeswillen der niemals resignierenden Gäste und daran, dass der THW in der Abwehr letztlich etwas nachlässiger wurde. Nichtsdestotrotz feierte Kiel einen über weite Strecken überzeugenden und souveränen Sieg an einem unterhaltsamen Sonntagnachmittag.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten und das KN-Interview mit Viktor Szilagyi.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben das Spiel heute klar gewonnen, das ist das Wichtigste. Die Partie gegen Großwallstadt war ein hartes Spiel: Wir haben dort mit 7 Spielern durchgespielt, deshalb habe ich einigen heute eine Pause gegönnt. Dafür, dass bei den Spielern heute manchmal die Abstimmung fehlte, habe ich Verständnis, aber irgendwann muss das auch mal klappen. Es war mir aber wichtig, dass die anderen heute pausieren konnten.
WHV-Trainer Michael Biegler:
Die Ausgangslage war klar verteilt, wir sind als krasser Außenseiter ins Rennen gegangen. Wir haben uns aber sehr gut verkauft und hätten heute ein besseres Resultat verdient gehabt. Jendrik Meyer hat im Tor ein tolles Spiel geliefert. Ansonsten war alles wie immer: Es war ein schöner Ausflug, ein schöner Nachmittag in Kiel.
THW-Manager Uwe Schwenker
Für uns beginnen schon am Dienstag in Düsseldorf die Wochen der Wahrheit. Wir müssen auch dort schon mit 100% konzentriert ins Spiel gehen und dürfen nicht überheblich sein. Dass sich so etwas rächen kann, hat Magdeburg erst in der Woche in Pfullingen erlebt.

[Zu den Vertragsverhandlungen:]
In diesem Bezug ist der THW Kiel langweilig, denn wir geben keine Wasserstandsmeldungen an.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Adrian Wagner..

12. Spieltag: 20.11.05, So., 16.00: THW Kiel - Wilhelmshavener HV: 35:24 (18:12)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-20. Minute, 3 Paraden), M.Andersson (21.-60. Minute, 11 Paraden); Linders (2), K. Andersson (8/2), Lundström, Kavticnik (5), Hagen (3), Lövgren, Wagner (5), Ahlm, Szilagyi (5), Karabatic (7/2); Trainer: Serdarusic
Logo Wilhelmshavener HV:
Kehle (1 Siebenmeter, 0 Paraden), Meyer (11 Paraden); Wiegert, Ljubanovic (5), Liniger (3/2), Fegter (1), Gylfason (1), Bezdikowski (1), Hohenberg (1) Staszewski, Behrends (4), C. Köhrmann (1), O. Köhrmann (7/1); Trainer: Biegler
Schiedsrichter:
Uwe Prang (Bergheim) / Uwe Reichl (Köln)
Zeitstrafen:
THW: 4 (2x K. Andersson (21., 54.), Karabatic (14.), Linders (20.));
Wilhelmshaven: 5 (2x Ljubanovic (15., 32.), Gylfason (15.), Fegter (40.), Bezdikowski (50.))
Siebenmeter:
THW: 6/4 (K. Andersson vorbei (33.), Meyer hält Kavticnik (36.));
Wilhelmshaven: 5/3 (O. Köhrmann an den Pfosten (6.), M. Andersson hält Liniger (59.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 4:2, 4:3, 5:4, 6:5, 11:5, 12:6 (18.), 12:10, 14:10, 14:11, 16:11, 16:12, 18:12;
2. Hz.: 18:13, 19:14, 22:14 (39.), 22:15, 24:15, 24:16, 28:16 (46.), 29:17, 31:18, 32:19, 33:20 (55.), 34:21, 35:22, 35:24.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2005:

Wilhelmshaven nur ein Spielball für THW

Kim Andersson traf beim 35:24-Sieg achtmal - Auftakt in die "Wochen der Wahrheit"
Kiel - Es gibt Spiele in der Handball-Bundesliga, in denen der Sieger vor dem Anpfiff feststeht, nur die Höhe des Erfolges ist offen. THW Kiel gegen Wilhelmshaven fiel gestern in diese Kategorie. Der deutsche Meister gewann sicher mit 35:24 (18:12) Toren. Wilhelmshaven war nur ein Spielball.

Vier Punkte erst stehen auf dem Konto des Teams von Trainer Michael Biegler. Das hat Gründe. Zu Saisonbeginn wurde verjüngt, außerdem war Verletzungspech ständiger Begleiter. "Welten trennen unsere Mannschaft von der der Kieler", sagte Kapitän Oliver Köhrmann. "Da steigst du in den Bus und weißt, dass du ganz sicher eine Niederlage einfängst. Schön ist das nicht." Der achtfache Torschütze, gestern einziger Akteur im Gäste-Dress, der spielerisch und kämpferisch auf Augenhöhe mit den Zebras war, ärgerte sich vor allem über die Art und Weise der handballerischen Abreibung für seinen WHV. Mit Verletzungspech habe das nichts zu tun gehabt, schnaufte er gereizt. "Aber wenn du dem Gegner freiwillig die Bälle in die Hände drückst, dann musst du dich nicht wundern, wenn so eine Pleite zustande kommt. Wir haben den THW noch stärker gemacht."

Die Zebras hatten die Partie fest im Griff, auch mit dem so genannten "zweiten Anzug", den Trainer Noka Serdarusic zunächst aufs Parkett der Ostseehalle schickte. Aber was heißt "zweiter Anzug", wenn Spieler wie Frode Hagen, Pelle Linders, Viktor Szilagyi oder Adrian Wagner ins Team rücken. Allesamt hätten in fast jedem anderen Bundesligateam ihren Stammplatz sicher. 11:5 hieß es nach 15 Minuten. Als treffsicher erwiesen sich vor allem Vid Kavticnik, Kim Andersson und Nikola Karabatic. Es folgte ein kleiner Hänger, der von der 22. Minute mit der Hereinnahme von Lövgren, Ahlm und Lundström schnell gerade gebogen wurde.

18:12 stand es zur Pause, die Entscheidung war spätestens nach dem Tempogegenstoß von Adrian Wagner (41.) zum 24:15 gefallen. Zeit, etwas für die Galerie zu tun. Großartig das Rückhandanspiel von Frode Hagen auf Wagner, der sicher vollendete, bejubelt gar wurde der Kempa-Trick, den Kim Andersson einleitete und den erneut Wagner vollendete. Und ein Raunen ging immer dann durchs Publikum, wenn Kim Andersson seine "Raketen" aus dem Rückraum zündete. Die Wurfkraft des Schweden ist phänomenal, achtmal langte der 24-Jährige gestern hin.

So kamen die 10 250 noch auf ihre Kosten, die La Ola machte die Runde. Zufrieden war auch Frode Hagen. "Das ist schön und wichtig, wieder einmal mehr gespielt zu haben", freute sich der Norweger. Den Sieg fand auch Marcus Ahlm gut, das Zuschauen weniger. "Wir haben ein Riesenprogramm, da müssen wir einfach den Kader nutzen und viel wechseln. Aber es kribbelt immer."

Für Uwe Schwenker war die ungleiche Partie vorerst letzter Ruhepunkt vor den "Wochen der Wahrheit." Morgen schon muss der THW in Düsseldorf Farbe bekennen, dann folgen Pokal (Lemgo), Champions League (Paris) und die dicken Bundesliga-Brocken im Dezember. "Erst wenn wir Nordhorn, Lemgo, Magdeburg und Gummersbach hinter uns haben, wissen wir, wo wir stehen", sagte Kiels Manager. Wilhelmshaven war da schon weit weg.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.11.2005)


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