14./15.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 15.12.2005 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Vid Kavticnik läuft den Nordhornern Mathias Franzen und Robert Arrhenius bei einem Tempogegenstoß auf und davon. |
Kim Andersson zieht mit einem Sprungwurf ab, Mathias Franzen (rechts) schaut seinem schwedischen Landsmann nur nach. |
Die zweite Hälfte startete der THW mit Frode Hagen im linken Rückraum, und dieser startete wiederum furios in die Partie: Zwei Unterarmwürfe nur knapp unterhalb der 100km/h-Marke ließen dem mittlerweile für den unglücklichen Jesper Larsson das HSG-Tor hütenden Peter Gentzel keine Chance. Auf der anderen Seite war es Mittelmann Maik Machulla, der den Rückstand seines Clubs vorerst nicht größer werden ließ. Eine weiterhin eher durchschnittliche Angriffsleistung genügte den Zebras weiterhin, um die Niedersachsen jederzeit unter Kontrolle zu halten - bestes Indiz für die Verunsicherung bei den Gästen waren die zwei verworfenen Tempo-Gegenstöße vom tschechischen Weltklasse-Rechtsaußen und Top-Torjäger Jan Filip in der 36. und 39. Minute. Mittlerweile war der THW nach der zweiten Zeitstrafe für Iwan Ursic in Überzahl bereits auf 28:20 enteilt, eine weitere Überzahlsituation nutzten die Kieler zum 32:23 (47.) und der ersten 9-Tore-Führung.
Nordhorns Holger Glandorf wird beim Wurf von Viktor Szilagyi attackiert. |
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus kiel4kiel.de:
Zebras schießen sich gegen Nordhorn an die Tabellenspitze
Mit einem wahren Schützenfest haben sich die Handballer des THW Kiel am Mittwoch Abend an die Spitze der Bundesliga geworfen. Gegen die hochgehandelte HSG Nordhorn hatten die Zebras beim deutlichen 42:31 (20:14) - Erfolg nur eine Viertelstunde lang Probleme, dann übernahmen die Gastgeber in einem fehlerbehafteten Spiel klar die dominierende Rolle. Erneut ragten aus einem kompakten Kieler Team Linksaußen Henrik Lundström mit 10/3 Treffern und "Ersatz-Regisseur" Viktor Szilagyi, der sich acht mal in die Torschützenliste eintragen konnte, heraus.
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je mit elf Toren Unterschied gegen Nordhorn gewonnen haben. Dennoch bin ich nicht ganz zufrieden, wir waren in der ersten Viertelstunde und zum Teil auch in der zweiten Halbzeit in der Abwehr nicht beweglich genug und haben Spielzüge zugelassen, die wir genau kannten. Das kann auch einmal ins Auge gehen. Ich fordere zwar schnelles Spiel, aber mir kommt es manchmal so vor, als ob meine Spieler in der Abwehr nur daran denken, wie man den Ball möglichst schnell nach vorne befördern kann (schmunzelt).Zu Lövgren und Zeitz:
Christian ist seit zwei Tagen im Training, ist aber noch nicht wieder der Alte, da er momentan noch nicht aufs Tor werfen kann. Lövgrens Fortschritte haben mich überrascht, für einen Einsatz hätte es heute aber noch nicht gereicht. Ich hoffe, beide spätestens am 27. Dezember beim VfL Gummersbach einsetzen zu können.Zu Adrian Wagner:
Adrian hat die letzten zwei Tage das Bett hüten müssen. Dennoch stand er bereit, im Notfall einzuspringen.
Hier mit elf Toren zu verlieren ist bitter, der Sieg des THW ist aber hochverdient. In der ersten Viertelstunde konnten wir noch ganz gut mithalten, dann haben technische Fehler im Angriff und eine Zeitstrafe den THW mit sechs Toren in Führung gebracht. Wenn man hier was reißen möchte, muss man weniger Fehler machen und sich in der Abwehr besser wehren. Aber die Kieler sind einfach eine Nummer größer als wir, haben momentan einen Lauf und großen Torhunger. Hinzu kam bei uns dann der Ausfall von Vranjes, der mit Nackenproblemen zu kämpfen hatte und auf der Fahrt nach Kiel zudem eine Magen- und Darmgeschichte ausbrach.
Angesichts des langen Ausfalls von Glandorf bin ich mit dem bisher erreichten zufrieden, wir liegen im Soll. Lediglich im Pokal hatten wir uns mehr erhofft, dafür feierten wir tolle Erfolge im Europapokal. Wir hatten uns erhofft, ein wenig mehr Euphorie nach unserem Viertelfinaleinzug im Cup der Pokalsieger mit nach Kiel bringen zu können.
Mit Betreten der Halle hatte ich endlich wieder den Kopf frei für Handball. Bezüglich der Champions League und der Verlegung der Bundesliga-Partie gegen Flensburg sind wir auf die Hilfe anderer Vereine angewiesen, mit denen ich schon gesprochen habe. Ich hoffe für alle Handballfreunde in Deutschland, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Henrik Lundström.
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2005:
Stefan Lövgren und Christian Zeitz, die "Edelverletzten" beim deutschen Meister, standen erstmals wieder auf dem Spielberichtsbogen und hockten kurzbehost auf der Auswechselbank. Ihre Trikots blieben trocken, sie wurden nicht gebraucht und nicht vermisst.
Nur 16 Minuten - bis zum 9:9 - hielt das Team von Trainer Ola Lindgren dagegen. Die Tore fielen im Stakkato auf beiden Seiten, danach gab es Einbahnstraßen-Handball. Torhüter Jesper Larsson, der nur einen Ball hielt und in der 22. Minute entnervt seinen Posten an Peter Gentzel abtrat, beschwerte sich über einige Mitspieler. Sein Team sei förmlich überrollt worden, fluchte der Schwede. "Wenn man hier was reißen will, muss man an sich selbst glauben. Das haben einige nicht getan." Larsson zog allerdings den Hut vor dem übermächtigen Gegner: "Kiel war Weltklasse." Das fand der Trainer des neuen Spitzenreiters nicht: Noka Serdarusic ist eben nur schwer ganz zufrieden zu stellen. Seine Mannschaft habe nach der Halbzeit viel zu viele Fehler in der Abwehr gemacht, monierte Kiels Übungsleiter. "Ein cleverer Gegner hätte das genutzt."
Wenn Kiel und Nordhorn ihre Kräfte messen, wird die Ostseehalle zum Zielort für einen Betriebsausflug der schwedischen Nationalmannschaft. Sechs Auswahlspieler trugen gestern den THW-Dress, fünf den der HSG. Ljubomir Vranjes, Nordhorns wieseliger Spielmacher, verfolgte das Geschehen allerdings nur mit eingefallenen Schultern, die unter einem weißen Badelaken steckten, von der Bank aus.
Die größte Gefahr drohte den Zebras vom sonstigen HSG-Antreiber gestern nur durch den Handschlag beim Abschied. Ansteckungsgefahr. Ein Magen- und Darminfekt, der erst am Nachmittag ausbrach, machte Vranjes zum Zuschauer. "Es geht gar nichts", stöhnte er. Bei seinem Stellvertreter Maik Machulla ging auch nicht viel. Die 6:0-Deckung der Kieler ließ zwar hin und wieder ein Kreisanspiel an Iwan Ursic oder Robert Arrhenius durchrutschen, anfangs noch einige Kracher durch Holger Glandorf oder Ex-Zebra Piotr Przybecki. Doch als die Streuung beim ehemaligen Kieler in die Breite ging und auch Glandorf bald der Zahn gezogen wurde, hatte das Nordhorner Angriffsspiel diesen Namen nicht mehr verdient. Der THW-Express rauschte auf und davon, die HSG-Bankdrücker verfolgten das Geschehen mit dem Gesichtsausdruck von Leuten, die den Lottoblock verlesen bekommen, aber nicht getippt haben.
Die engagierte Kieler Abwehrarbeit mit dem guten Torhüter Mattias Andersson dahinter - er stach seine Landsleute auf der Gegenseite, Larsson und Peter Gentzel, deutlich aus - waren die Grundlage für das rasante THW-Konterspiel. Henrik Lundström (10 Tore) und Vid Kavticnik brachten mit Tempo zum guten Ende, was die Abwehr erarbeitet hatte. Außerdem glänzte Viktor Szilagyi als Ideengeber und Powermann in der Mitte. Der Österreicher erinnere ihn mehr und mehr an den jungen Stefan Lövgren, lobt Serdarusic, der zunehmend Gefallen an seinem Neuzugang findet. "Wir verstehen uns immer besser." Achtmal traf Szilagyi gestern. Am 30. Juni 2006 läuft der Vertrag des 27-Jährigen aus, eine Vertragsverlängerung dürfte wohl nur Formsache sein.
Sein Versprechen, auch einmal einen Ball vom Siebenmeterpunkt in die Hand nehmen zu wollen, löste Pelle Linders in der entspannten Schlussphase ein. Der Schwede, der zuletzt in der Jugend am Punkt gestanden hatte, überwand Peter Gentzel so souverän, als hätte er nie etwas anderes getan. Mit den Treffern 41 und 42 setzte Kiels Kreisläufer auch die Schlusspunkte hinter einen unterhaltsamen Abend.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2005)
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