THW-Logo
14./15.12.2005 - Letzte Aktualisierung: 15.12.2005 Bundesliga

THW stürmt mit Sieg über Nordhorn an die Tabellenspitze

Bundesliga, 14. Spieltag: 14.12.2005, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG Nordhorn: 42:31 (20:14)
Update #4 Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Vid Kavticnik läuft den Nordhornern Mathias Franzen und  Robert Arrhenius bei einem Tempogegenstoß auf und davon.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik läuft den Nordhornern Mathias Franzen und Robert Arrhenius bei einem Tempogegenstoß auf und davon.
Nur 15 Minuten mussten die Zuschauer in der ausverkauften Ostseehalle um den doppelten Punktgewinn ihrer Zebras bangen, ehe der THW gegen die letztlich überforderte HSG Nordhorn zu einem souveränen 42:31 (20:14)-Erfolg kam und damit die Tabellenspitze erklomm. In einer über weite Phasen zerfahrenen Partie war der nach seiner Vertragsverlängerung wie entfesselt aufspielende Henrik Lundström mit 10/3 Treffern bester Torschütze.
Als Kim Andersson nach einem Steal in der Abwehr zum 1:0 das Spiel eröffnete, Iwan Ursic postwendend ausglich und erneut der wurfgewaltige Schwede zum 2:1 abzog, war nach gerade gespielte 55 Sekunden allen Zuschauern bewusst, dass ihnen wieder ein Hochgeschwindigkeits-Handballspiel bevorstand. Die Niedersachsen ließen sich sofort drauf ein, Rückraumhammer von Ex-Zebra Piotr Przybecki und dem wiedergenesenen Nationalspieler Holger Glandorf hielten die Gäste zunächst gut im Spiel - auch bedingt durch ungewohnte Konzentrationsschwächen und einen Mattias Andersson im Tor, dem anfangs noch nichts gelingen wollte. So entwickelte sich ein ausgeglichener Beginn, bei dem die HSG durch einen Doppelschlag von Ursic und Glandorf mit 7:6 in Führung ging (9.) und per Tempo-Gegenstoß gar auf 8:6 hätte erhöhen können, wenn Mattias Andersson nicht in genau diesem Moment mit einer wichtigen Parade ein Wecksignal gesendet hätte.

Kim Andersson zieht mit einem Sprungwurf ab,  Mathias Franzen (rechts) schaut seinem schwedischen Landsmann nur nach.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson zieht mit einem Sprungwurf ab, Mathias Franzen (rechts) schaut seinem schwedischen Landsmann nur nach.
Zwar gelang dem heute schwachen Jan Filip nach Karabatics Ausgleich noch die 8:7-Führung für die Gäste, doch sollte dies ihre letzte sein: Ein Doppelschlag vom wie in den letzten Wochen sehr agilen Vid Kavticnik bedeutete das 11:9 und damit die erste Zwei-Tore-Führung für die Zebras. Auch durch die Auszeit von HSG-Trainer Ola Lindgren ließ sich jetzt der THW-Express nicht aus der Bahn werfen: Allen voran Viktor Szilagyi und der überragende Henrik Lundström setzten in der besten Kieler Phase dem Spiel ihren Stempel auf und ließen die Zebras bis zur 21. Minute auf 16:10 davonziehen. Allerdings schlichen sich in der Schlussphase des ersten Durchgangs wieder Unkonzentriertheiten im Kieler Angriffsspiel, insbesondere im Torabschluss, ein - da aber die HSG ebenfalls nicht ins Spiel fand und zudem Mattias Andersson ganz allmählich stärker hielt, konnte die HSG dennoch nicht verkürzen, so dass der THW in einer rasanten Partie mit 20:14 in die Pause ging - trotz vieler "Fahrkarten" konnten die 10250 Zuschauer erneut auf das Knacken der 40-Tore-Marke hoffen.

Die zweite Hälfte startete der THW mit Frode Hagen im linken Rückraum, und dieser startete wiederum furios in die Partie: Zwei Unterarmwürfe nur knapp unterhalb der 100km/h-Marke ließen dem mittlerweile für den unglücklichen Jesper Larsson das HSG-Tor hütenden Peter Gentzel keine Chance. Auf der anderen Seite war es Mittelmann Maik Machulla, der den Rückstand seines Clubs vorerst nicht größer werden ließ. Eine weiterhin eher durchschnittliche Angriffsleistung genügte den Zebras weiterhin, um die Niedersachsen jederzeit unter Kontrolle zu halten - bestes Indiz für die Verunsicherung bei den Gästen waren die zwei verworfenen Tempo-Gegenstöße vom tschechischen Weltklasse-Rechtsaußen und Top-Torjäger Jan Filip in der 36. und 39. Minute. Mittlerweile war der THW nach der zweiten Zeitstrafe für Iwan Ursic in Überzahl bereits auf 28:20 enteilt, eine weitere Überzahlsituation nutzten die Kieler zum 32:23 (47.) und der ersten 9-Tore-Führung.

Nordhorns Holger Glandorf wird beim Wurf von Viktor Szilagyi attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nordhorns Holger Glandorf wird beim Wurf von Viktor Szilagyi attackiert.
Eine kleine Schwächephase des THW nutzte Nordhorn aber noch einmal zum Anschluss, durch den guten Kreisläufer Robert Arrhenius, mit 7 Treffern bester Torschütze seiner Mannschaft, verkürzten die Gäste auf 34:28 (50.). Doch die Zebras ließen die kleinen Hoffnungen der HSG auf ein freundliches Endergebnis schnell wieder zerplatzen und erhöhten durch den heute im Angriff unauffälligen Nikola Karabatic und Lundström per Strafwurf auf 36:28. Nachdem erneut Arrhenius den Anschlusstreffer erzielte, bekam der mittlerweile unter großem Applaus eingewechselte Pelle Linders vom souverän pfeifenden Schiedsrichtergespann Lemme/Ullrich seine vom Trainer versprochene Chance auf sein erstes Siebenmeter-Tor zugesprochen, die er auch souverän zum 37:29 wahrnahm. Davon beflügelt trug sich der sympathische Schwede in den letzten Minuten unter Standing Ovations noch dreimal in die Torschützenliste ein, so dass letztlich ein souveräner 42:31-Sieg und die erste Tabellenführung seit dem 5. Spieltag zu Buche stand.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Aus kiel4kiel.de:

Zebras schießen sich gegen Nordhorn an die Tabellenspitze

Mit einem wahren Schützenfest haben sich die Handballer des THW Kiel am Mittwoch Abend an die Spitze der Bundesliga geworfen. Gegen die hochgehandelte HSG Nordhorn hatten die Zebras beim deutlichen 42:31 (20:14) - Erfolg nur eine Viertelstunde lang Probleme, dann übernahmen die Gastgeber in einem fehlerbehafteten Spiel klar die dominierende Rolle. Erneut ragten aus einem kompakten Kieler Team Linksaußen Henrik Lundström mit 10/3 Treffern und "Ersatz-Regisseur" Viktor Szilagyi, der sich acht mal in die Torschützenliste eintragen konnte, heraus.

mehr...


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir je mit elf Toren Unterschied gegen Nordhorn gewonnen haben. Dennoch bin ich nicht ganz zufrieden, wir waren in der ersten Viertelstunde und zum Teil auch in der zweiten Halbzeit in der Abwehr nicht beweglich genug und haben Spielzüge zugelassen, die wir genau kannten. Das kann auch einmal ins Auge gehen. Ich fordere zwar schnelles Spiel, aber mir kommt es manchmal so vor, als ob meine Spieler in der Abwehr nur daran denken, wie man den Ball möglichst schnell nach vorne befördern kann (schmunzelt).

Zu Lövgren und Zeitz:
Christian ist seit zwei Tagen im Training, ist aber noch nicht wieder der Alte, da er momentan noch nicht aufs Tor werfen kann. Lövgrens Fortschritte haben mich überrascht, für einen Einsatz hätte es heute aber noch nicht gereicht. Ich hoffe, beide spätestens am 27. Dezember beim VfL Gummersbach einsetzen zu können.

Zu Adrian Wagner:
Adrian hat die letzten zwei Tage das Bett hüten müssen. Dennoch stand er bereit, im Notfall einzuspringen.

HSG-Trainer Ola Lindgren:
Hier mit elf Toren zu verlieren ist bitter, der Sieg des THW ist aber hochverdient. In der ersten Viertelstunde konnten wir noch ganz gut mithalten, dann haben technische Fehler im Angriff und eine Zeitstrafe den THW mit sechs Toren in Führung gebracht. Wenn man hier was reißen möchte, muss man weniger Fehler machen und sich in der Abwehr besser wehren. Aber die Kieler sind einfach eine Nummer größer als wir, haben momentan einen Lauf und großen Torhunger. Hinzu kam bei uns dann der Ausfall von Vranjes, der mit Nackenproblemen zu kämpfen hatte und auf der Fahrt nach Kiel zudem eine Magen- und Darmgeschichte ausbrach.
HSG-Manager Bernd Rigterink:
Angesichts des langen Ausfalls von Glandorf bin ich mit dem bisher erreichten zufrieden, wir liegen im Soll. Lediglich im Pokal hatten wir uns mehr erhofft, dafür feierten wir tolle Erfolge im Europapokal. Wir hatten uns erhofft, ein wenig mehr Euphorie nach unserem Viertelfinaleinzug im Cup der Pokalsieger mit nach Kiel bringen zu können.
THW-Manager Uwe Schwenker
Mit Betreten der Halle hatte ich endlich wieder den Kopf frei für Handball. Bezüglich der Champions League und der Verlegung der Bundesliga-Partie gegen Flensburg sind wir auf die Hilfe anderer Vereine angewiesen, mit denen ich schon gesprochen habe. Ich hoffe für alle Handballfreunde in Deutschland, dass wir zu einer vernünftigen Lösung kommen.

Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Henrik Lundström.

14. Spieltag: 14.12.05, Mi., 20.00: THW Kiel - HSG Nordhorn: 42:31 (20:14)

Logo THW Kiel:
Fritz (n.e.), M.Andersson (1.-60. Minute, 15 Paraden), Klockmann (bei zwei Siebenmetern); Linders (4/1), K. Andersson (6), Lundström (10/3), Kavticnik (5), Hagen (3/1), Lövgren (n.e.) Wagner (n.e.), Ahlm (3), Szilagyi (8), Zeitz (n.e.), Karabatic (3); Trainer: Serdarusic
Logo HSG Nordhorn:
Gentzel (21.-60. Minute, 10 Paraden), Larsson (1.-21. Minute, 4 Paraden); Verjans, Machulla (2), Franzen (2), Ursic (5), Arrhenius (7), Mickal, Filip (4/2), Glandorf (6), Przybecki (4), Vranjes, Schumann, Bult (1); Trainer: Lindgren
Schiedsrichter:
Frank Lemme / Bernd Ullrich (Magdeburg)
Zeitstrafen:
THW: 0;
Nordhorn: 3 (2x Ursic (6., 37.), Schumann (45.))
Siebenmeter:
THW: 7/5 (Hagen übers Tor (48.), Karabatic übers Tor (56.));
Nordhorn: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 2:1, 2:3, 3:4, 4:5, 6:5, 6:7, 7:8 (12.), 9:8, 10:9, 13:9 (19,), 13:10, 16:10 (21.), 17:12, 20:12 (29.), 20:14;
2. Hz.: 21:16, 23:17, 25:17 (35.), 25:19, 28:20, 30:22 (45.), 32:23, 34:25 (50.), 34:28 (51.), 36:28, 38:30, 40:30 (58.), 40:31, 42:31.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2005:

Ungebremst an die Spitze

42:31 - THW knackte mit Tempo auch gegen Nordhorn die Vierziger-Schallmauer - Lundström traf zehnmal
Kiel - Der THW Kiel setzte seine Vergnügungsfahrt im Hochgeschwindigkeitsexpress durch die Handball-Bundesliga gestern Abend auch gegen die HSG Nordhorn fort. Schon zur Halbzeit hatten die Zebras den Gast aus der Grafschaft Bentheim beim 20:14 schwindelig gespielt, am Ende rasten sie mit ungebremstem Tempohandball und dem 42:31-Schlussresultat an die Tabellenspitze.

Stefan Lövgren und Christian Zeitz, die "Edelverletzten" beim deutschen Meister, standen erstmals wieder auf dem Spielberichtsbogen und hockten kurzbehost auf der Auswechselbank. Ihre Trikots blieben trocken, sie wurden nicht gebraucht und nicht vermisst.

Nur 16 Minuten - bis zum 9:9 - hielt das Team von Trainer Ola Lindgren dagegen. Die Tore fielen im Stakkato auf beiden Seiten, danach gab es Einbahnstraßen-Handball. Torhüter Jesper Larsson, der nur einen Ball hielt und in der 22. Minute entnervt seinen Posten an Peter Gentzel abtrat, beschwerte sich über einige Mitspieler. Sein Team sei förmlich überrollt worden, fluchte der Schwede. "Wenn man hier was reißen will, muss man an sich selbst glauben. Das haben einige nicht getan." Larsson zog allerdings den Hut vor dem übermächtigen Gegner: "Kiel war Weltklasse." Das fand der Trainer des neuen Spitzenreiters nicht: Noka Serdarusic ist eben nur schwer ganz zufrieden zu stellen. Seine Mannschaft habe nach der Halbzeit viel zu viele Fehler in der Abwehr gemacht, monierte Kiels Übungsleiter. "Ein cleverer Gegner hätte das genutzt."

Wenn Kiel und Nordhorn ihre Kräfte messen, wird die Ostseehalle zum Zielort für einen Betriebsausflug der schwedischen Nationalmannschaft. Sechs Auswahlspieler trugen gestern den THW-Dress, fünf den der HSG. Ljubomir Vranjes, Nordhorns wieseliger Spielmacher, verfolgte das Geschehen allerdings nur mit eingefallenen Schultern, die unter einem weißen Badelaken steckten, von der Bank aus.

Die größte Gefahr drohte den Zebras vom sonstigen HSG-Antreiber gestern nur durch den Handschlag beim Abschied. Ansteckungsgefahr. Ein Magen- und Darminfekt, der erst am Nachmittag ausbrach, machte Vranjes zum Zuschauer. "Es geht gar nichts", stöhnte er. Bei seinem Stellvertreter Maik Machulla ging auch nicht viel. Die 6:0-Deckung der Kieler ließ zwar hin und wieder ein Kreisanspiel an Iwan Ursic oder Robert Arrhenius durchrutschen, anfangs noch einige Kracher durch Holger Glandorf oder Ex-Zebra Piotr Przybecki. Doch als die Streuung beim ehemaligen Kieler in die Breite ging und auch Glandorf bald der Zahn gezogen wurde, hatte das Nordhorner Angriffsspiel diesen Namen nicht mehr verdient. Der THW-Express rauschte auf und davon, die HSG-Bankdrücker verfolgten das Geschehen mit dem Gesichtsausdruck von Leuten, die den Lottoblock verlesen bekommen, aber nicht getippt haben.

Die engagierte Kieler Abwehrarbeit mit dem guten Torhüter Mattias Andersson dahinter - er stach seine Landsleute auf der Gegenseite, Larsson und Peter Gentzel, deutlich aus - waren die Grundlage für das rasante THW-Konterspiel. Henrik Lundström (10 Tore) und Vid Kavticnik brachten mit Tempo zum guten Ende, was die Abwehr erarbeitet hatte. Außerdem glänzte Viktor Szilagyi als Ideengeber und Powermann in der Mitte. Der Österreicher erinnere ihn mehr und mehr an den jungen Stefan Lövgren, lobt Serdarusic, der zunehmend Gefallen an seinem Neuzugang findet. "Wir verstehen uns immer besser." Achtmal traf Szilagyi gestern. Am 30. Juni 2006 läuft der Vertrag des 27-Jährigen aus, eine Vertragsverlängerung dürfte wohl nur Formsache sein.

Sein Versprechen, auch einmal einen Ball vom Siebenmeterpunkt in die Hand nehmen zu wollen, löste Pelle Linders in der entspannten Schlussphase ein. Der Schwede, der zuletzt in der Jugend am Punkt gestanden hatte, überwand Peter Gentzel so souverän, als hätte er nie etwas anderes getan. Mit den Treffern 41 und 42 setzte Kiels Kreisläufer auch die Schlusspunkte hinter einen unterhaltsamen Abend.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2005)


(14./15.12.2005) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite