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08.09.2006 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Auf den Magen geschlagen

THW-Niederlage gegen Gummersbach hinterließ Spuren - Serdarusic setzt auf Bundesligapause

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2006:

Kiel - Klaus-Dieter Petersen, Co-Trainer beim Handballmeister THW Kiel, ist es gewöhnt, beim Kraft- und Entspannungstraining im Mare-Health-Club Schönkirchen von Siegern umgeben zu sein. Das war auch gestern Nachmittag so. Statt Schwarz-Weiß trugen seine Trainingspartner allerdings Blau. Der VfL Gummersbach war Gast im Fitnesscenter, jenes Team, das dem THW am Mittwoch die empfindliche 37:39-Heimklatsche verabreicht hatte.

"Ich habe die Jungs empfangen und ihnen die Hand gegeben. Den Rest muss Alfred selbst machen", sagte "Pitti", der in Schönkirchen sonst regelmäßig die Schlagzahl beim THW-Krafttraining bestimmt. Weil auf die Oberbergischen schon morgen die nächste schwere Hürde bei der SG Flensburg-Handewitt wartet, blieben sie gleich im Norden und richteten ihr Trainingscamp in Kiel ein.

Es ging locker zu, leichte Bewegungstherapie auf Ergometern und an anderen "Foltergeräten". Entspannt stieg vor allem Trainer Alfred Gislason aus dem Mannschaftsbus. Der Isländer wurde gestern 47 Jahre alt. Wahrer Grund zum Feiern aber war ein anderer: Der Sieg in der Ostseehalle. Die fallen nämlich seltener an als Geburtstage. "Großartig," freute sich der VfL-Coach über die erste THW-Schlappe seit drei Jahren, "damit hatte ich nicht gerechnet."

Die Ostseehalle und Alfred Gislason: Wenn der Isländer den Kieler Handballtempel betritt, purzeln die Rekorde. 2005 kassierte er mit Magdeburg die höchste Bundesliga-Niederlage aller Zeiten (35:54), am Mittwoch drehte Gislason den Spieß mit dem VfL um und traf den THW ins Mark. 39 Gegentore haben die Zebras in der Bundesliga noch nie kassiert. Zeugen des atemberaubenden Handballabends waren auch Spieler , Trainer und Offizielle von der SG Flensburg. Außerdem hatten Dänemarks Nationalcoach Ulrik Wilbek und sein schwedischer Kollege Ingemar Linell Platz auf den Ehrentribünen genommen. Terminabsprachen mit THW-Manager Uwe Schwenker standen auf dem Besuchsplan. Sie erlebten, dass der hoch gepriesene THW ebenfalls "nur" von dieser Handball-Welt stammt - und schlagbar ist.

Eine Niederlage, die Trainer Noka Serdarusic auf den Magen geschlagen war. "Mir geht es schlecht." Es sei sehr viel zusammen gekommen, bilanzierte Kiels Trainer nach dem Studium der Videobilder. "Vor allem aber hätten wir dieses Spiel mit keinem anderen Schiri-Gespann verloren." Serdarusic macht das Duo Dang/ Zacharias (Mainz) mitverantwortlich für die erste große Saison-Enttäuschung. "Die haben uns benachteiligt." Als anderen Grund nennt er die personelle Misere mit Verletzten und Angeschlagenen. So hätten Lövgren, Karabatic oder Zeitz zwingend eine Pause gebraucht. "Leider gibt es zurzeit keinen Ersatz." Also richtet er den Blick nach vorn: Sonnabend in Tübingen gegen Balingen und am Mittwoch in Minden gewinnen. "Klappt es, sind wir im Soll und haben danach drei Wochen Bundesliga-Pause." Vid Kavticnik, Lars Krogh Jeppesen und Viktor Szilagy dürften den Kader nach und nach wieder verstärken, so Serdarusic' Rechnung. "Dann geht die Saison erst richtig los."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2006)


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