Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:
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Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
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Der Countdown läuft immer schneller: Nach den heißen Bundesliga-Wochen im 
Dezember dauert es nur noch 3 Wochen, ehe die 20. Handball-Weltmeisterschaft 
eröffnet wird. Vor allem die mit Weltklassespielern gespickten Auswahlteams 
von Kroatien und Russland, der amtierende Europameister Frankreich um 
Nikola Karabatic und 
Thierry Omeyer sowie Titelverteidiger Spanien 
buhlen um den Titel, und auch die deutsche Mannschaft von Bundestrainer 
Heiner Brand möchte, beflügelt vom Heimvorteil, bei der Verteilung der 
Medaillen ein gehöriges Wörtchen mitreden. Der Handballtempel schlechthin, 
die Kieler Ostseehalle, ist Austragungsort der Vorrundenspiele der 
Gruppe E, und auch dessen Nationalmannschaften haben sich einiges 
vorgenommen: Dänemark, Norwegen, Ungarn und der Handballexot Angola 
kämpfen vom 20. bis 22. Januar in Kiel um den Einzug in die Zwischenrunde, 
besonders für die Europäer soll dies lediglich der erste Schritt zu einer 
erfolgreichen Weltmeisterschaft werden. Nachdem wir Ihnen in den letzten 
beiden "zebra"-Ausgaben die skandinavischen Vertreter Dänemark und Norwegen 
vorgestellt haben, wird nun Ungarn etwas genauer unter die Lupe genommen.
 
Ungarn - auf dem Weg ganz nach oben?
Kaum eine Nationalmannschaft zeigte eine solche Konstanz bei interkontinentalen 
Titelkämpfen wie die ungarische: Zwischen 1964 und 1990 konnte man sich stets 
für die Weltmeisterschaft qualifizieren, doch landete man immer nur im Mittelfeld 
zwischen den Plätzen 6 und 9. Den einzigen "Ausrutscher" nach oben gab es 1986 
in der Schweiz, als die Magyaren erst im Finale mit 24:22 von den Jugoslawen 
gestoppt werden konnten. Die Konstanz ging allerdings in den neunziger Jahren 
verloren, insgesamt war ein deutlicher Abwärtstrend erkennbar: Zwar reichte 
es 1997 in Japan noch einmal zu einem vierten Platz, doch ansonsten fiel die 
Bilanz mit zwei elften Rängen (1993 in Schweden und 1999 in Ägypten) eher 
dürftig aus. Nachdem Ungarn dann sogar erstmals seit 40 Jahren die Qualifikation 
für die WM in Frankreich 2001 verpasste, sah es richtig düster aus. Doch mit 
Superstar Laszlo Nagy vom FC Barcelona ging es wieder bergauf: Bei der 
WM in Portugal 2003 erreichte man Platz 6, ein Jahr 
später folgte zunächst Rang 9 bei der 
Europameisterschaft in Slowenien, 
ehe man bei 
Olympia in Athen nach 
einem 31:33 gegen den späteren Olympiasieger Kroatien und ein 26:28 gegen 
Russland nur haarscharf eine Medaille verpasste. Auch wenn das Team von 
Trainer Laszlo Skaliczky zuletzt bei der 
EM in der Schweiz 
nur den 13. Platz erreichte, hat man nach zwei klaren Playoff-Siegen gegen 
die Slowakei (33:24, 32:28) hohe Ziele für 2007.
Mit "Platz 1 bis Platz 7" wird das Ziel bewusst sehr hoch gesteckt - denn 
diese Platzierung würde die direkte Qualifikation für die olympischen Spiele 
2008 in Peking bedeuten. Prunkstück des ungarischen Teams ist dabei die 
kompakte Abwehr: Für das Zentrum kann Trainer Laszlo Skaliczky gleich auf 
vier Zwei-Meter-Hünen zurückgreifen, so dass ein Durchkommen für jede 
gegnerische Mannschaft schwer werden dürfte - zumal zwischen den Pfosten 
der Bundesliga-erfahrene Nandor Fazekas steht, der Gegenspieler des 
TuS N-Lübbecke und neuerdings des VfL Gummersbach mit seinen Paraden schier 
zur Verzweiflung gebracht hat. Mit dieser "Betonabwehr" hoffen die Magyaren 
auf Tempo-Gegenstöße, die von der schnellen Flügelzange Gergö Ivancsik und 
Csaba Tombor abgeschlossen werden sollen. Weitere schillernde Figuren im 
Team der Ungarn sind die beiden gebürtigen Kubaner Ivo Diaz und Carlos 
Perez. Diaz spielt in der spanischen "Liga Asobal" für J.D. Arrate und 
kennt die Ostseehalle bereits vom Abschiedsspiel für 
Klaus-Dieter Petersen, als er für "Pittis 
Weltauswahl" auflaufen durfte. Carlos Perez vom ungarischen Serienmeister 
MKB Veszprem wurde zum Spieler des Jahres 2005 gewählt und gehört im 
linken Rückraum zu den besten der Welt.
Dass dieses ungarische Team stärker einzuschätzen ist, als es die 
enttäuschenden Platzierungen der vergangenen zwei Jahre vermuten lassen, 
zeigte die Mannschaft zuletzt im Oktober bei zwei Testspielen gegen 
Schweden-Bezwinger Island. Mit 39:31 und 32:28 siegten die Magyaren 
zweimal deutlich und unterstrichen damit ihre Ambitionen, eine 
erfolgreiche Weltmeisterschaft in Deutschland zu spielen. Wie stark die 
Südosteuropäer wirklich sind, darf zwei Wochen vor der WM-Eröffnung auch 
das DHB-Team noch einmal testen: Vom 5. bis 8. Januar treffen 
Henning Fritz, Christian Zeitz, 
Dominik Klein und Co. in der heißen 
Vorbereitungsphase zweimal auf Ungarn. 
"zebra"-Tipp: Trotz des zuletzt schwachen Abschneidens der ungarischen 
Herren könnten diese es in Deutschland schaffen, ein wenig in die 
erfolgreichen Fußstapfen der Handball-Damen zu treten. Wichtigstes 
Spiel dürfte gleich die Eröffnungspartie gegen den Gruppenfavoriten 
Dänemark sein - verlieren die Magyaren dieses Duell, steht ein 
erbitterter Zweikampf mit Norwegen um die Qualifikation für die 
Zwischenrunde bevor. Dürfte die Mannschaft aber die Gruppenphase gut 
überstehen, so werden auch viele Fans aus Ungarn nach Deutschland 
reisen, um ihr Team nach vorne zu peitschen. Spätestens dann ist 
das vorgegebene Ziel, die Olympia-Qualifikation, keine Utopie mehr. 
Die Spiele Ungarns in der Ostseehalle:
- Samstag, 20. Januar 2007; 20.15 Uhr: Dänemark - Ungarn
 - Sonntag, 21. Januar 2007; 20.15 Uhr: Ungarn - Norwegen
 - Montag, 22. Januar 2007; 18.15 Uhr: Ungarn - Angola
 
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)