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11.12.2006 Interview

Schnelle Entscheidung - Zebra-Interview mit Tobias Karlsson

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

THW-Blitztransfer Tobias Karlsson spricht im ZEBRA-Interview über den Wechsel zum THW Kiel, seine schnelle Entscheidung am Stockholmer Flughafen und seine ersten Erfahrungen in Kiel.
Es war der schnellste THW-Transfer aller Zeiten. Kaum 48 Stunden vergingen, da lief der schwedischen Nationalspieler Tobias Karlsson (25) vom Stockholmer Meisterklub Hammarby erstmals im neuen Trikot auf. In der Bundesliga-Partie gegen die SG Kronau/Östringen präsentierten die Zebras dem überraschten Ostseehallen-Publikum ihre neue Nummer Acht. Den Zebras kam bei diesem Blitztransfer zweifelsohne der gute Kontakt zu Hammarbys Coach Staffan Olsson zu Gute.

Karlsson, 1,96 Meter groß und 102 Kilogramm schwer, wurde im Oktober erstmals von Schwedens Nationalcoach Ingemar Linnell in das Trekroner-Team berufen und erzielte 14 Tore in fünf Worldcup-Spielen. Er überzeugte bei seinen Einsätzen nicht nur als Torschütze, sondern gab mit einer insgesamt sehr guten Leistung nachdrücklich seine Visitenkarte bei Linnell ab. Beim THW Kiel unterzeichnete Karlsson einen Vertrag bis zum 30. Juni 2007.

Zebra:
Tobias, wie überraschend kam der Hilfe suchende Anruf aus Kiel?
Tobias Karlsson:
Ich habe mit niemanden aus Kiel telefoniert (lacht). Staffan Olsson überbrachte mir die Nachricht am Stockholmer Flughafen. Wir waren gerade von unserem Champions League-Auswärtsspiel in Slowenien zurück, als er mir von dem Angebot aus Kiel erzählte. "Du hast zwei Stunden Bedenkzeit, überleg es Dir schnell", meinte Staffan. Und ab da war ich allein mit meiner Entscheidung.
Zebra:
Welche Gedanken gingen Dir in diesen zwei Stunden durch den Kopf und was hat letztlich den Ausschlag für Deine Entscheidung pro Kiel gegeben?
Tobias Karlsson:
Das einzige Problem für einen so schnellen Wechsel sah ich in dem Moment darin, eine rasche Einigung mit meinem Arbeitgeber zu erzielen. In Schweden arbeitete ich tagsüber noch in der Agentur eines Versicherungsmaklers. Zum Glück legte er mir jedoch keine Steine in den Weg und so konnte ich sofort meine Koffer packen. Es war, als ob urplötzlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung gehen würde. Denn welcher Handballer möchte nicht für einen solch großen Klub wie den THW Kiel spielen?
Zebra:
Wie hat Deine Familie reagiert?
Tobias Karlsson:
Ich habe sie natürlich als allererstes angerufen. Meine Freundin war anfangs nicht so erfreut - verständlich, schließlich sind wir jetzt erst einmal eine Weile räumlich voneinander getrennt. Sie wird zunächst in Schweden bleiben und ihre Ausbildung beenden. Vielleicht folgt sie mir nach ihrem Abschluss nach Kiel, aber darüber haben wir uns noch keine konkreten Gedanken machen können. Dennoch hat auch sie die große Chance für mich erkannt und war mit meiner Entscheidung am Ende einverstanden.
Zebra:
Im Flugzeug auf dem Weg nach Hamburg sitzend, gab es kein Zurück mehr.
Tobias Karlsson:
Das stimmt. Lange dauert so ein Flug zwar auch nicht, aber trotzdem mir ging natürlich einiges durch den Kopf. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob das tatsächlich alles wahr ist oder ob ich bald aus diesem Traum aufwache (grinst).
Zebra:
Und, bist Du schon aufgewacht?
Tobias Karlsson:
Hier in Kiel ist natürlich einiges anders als zu Hause in Schweden, aber zweifelsohne schön. Anfangs kam ich mir noch wie in einem Film vor, inzwischen habe ich meine neue Situation Schritt für Schritt realisiert und mich daran gewöhnt. Ich lerne täglich dazu, kenne meine neuen Spieler inzwischen besser - und fühle mich wohl. Nach wie vor könnte ich natürlich schweben, doch ich bin eher der Typ, der fest mit beiden Beinen auf dem Boden steht.
Zebra:
Sportlich gesehen nicht: In den vergangenen Monaten hast Du zu einem wahren Höhenflug angesetzt - schwedischer Meister, Debüt in der schwedischen Nationalmannschaft, jetzt der Wechsel zum THW Kiel.
Tobias Karlsson:
Zuletzt lief es wirklich gut. Einen großen Anteil an meinem persönlichen Aufschwung hat natürlich Staffan Olsson, der sich in seiner Art, über Handball zu denken, übrigens kaum von Noka Serdarusic unterscheidet. Ich bin fest davon überzeugt, auch zukünftig von beiden zu profitieren. Ich hoffe, erst am Anfang meiner Karriere zu stehen.
Zebra:
Als Gast im traditionellen Trainingslager des THW Kiel hast Du Trainer Noka Serdarusic bereits im Sommer 2005 erlebt. Der Wechsel zum THW Kiel ist also kein Aufbruch in das gänzlich Unbekannte.
Tobias Karlsson:
In der Tat: Dieses Trainingslager ist mit keinem anderen Training vergleichbar, das war eine prägende Erfahrung. So wusste ich bei meiner Ankunft in Kiel schon ein wenig über die Art und Weise, wie Noka Serdarusic sein Training gestaltet, und zudem einiges über die Spielphilosophie in Kiel. Außerdem war ich zuvor schon ein paar Mal in der Ostseehalle: Beim "Unser Norden Cup" vor zwei Jahren als Spieler von Hammarby, das ein oder andere weitere Spiel als Zuschauer. Dass ich nun selbst als Zebra in der Ostseehalle zu Hause bin, hätte ich damals jedoch nicht für möglich gehalten. Für mich ist das alles noch immer eine große, äußerst schöne Überraschung.
Zebra:
Gleich in deiner ersten Nacht in Kiel hast du die Geschäftsstelle des THW eifrig auf Trab gehalten. Anstatt wie geplant im Maritim Hotel zu übernachten, hattest du bei Kim Andersson die Nacht verbracht. Wie kam es dazu?
Tobias Karlsson:
Kim und ich kennen uns vom World Cup im vergangenen Herbst. Wir teilten uns ein Zimmer und seit dem sind wir befreundet. Nach dem ersten Training in Kiel haben wir gemeinsam bei ihm das Bundesliga Spiel TBV Lemgo - VfL Gummersbach gesehen. Kim schlug vor, dass ich bei ihm übernachten könnte. Ich habe das Angebot gerne angenommen und bin geblieben. Damit habe ich wohl ein kleines Chaos angerichtet.
(Das gespräch führten Annika Stöllger und Sascha Klahn, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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