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16.12.2006 WM 2007

Zebra: Die Teams der Ostseehalle - Teil 4

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.

In rund fünf Wochen startet endlich die lang ersehnte 20. Handball-Weltmeisterschaft. Vom 19. Januar bis zum 4. Februar kämpfen 23 Teams darum, Titelverteidiger Spanien zu beerben. Auch in dem Handballtempel schlechthin, der Kieler Ostseehalle, werden WM-Spiele zu sehen sein: Alle sechs Partien der Vorrundengruppe E werden an der Förde ausgetragen. Nachdem wir Ihnen in den vergangenen "zebra"-Ausgaben die drei europäischen Teams dieser Gruppe - Dänemark, Norwegen und Ungarn - vorgestellt haben, die aller Voraussicht nach untereinander um die ersten beiden Plätze und damit die Qualifikation für die Zwischenrunde buhlen werden, werfen wir "last but not least" einen Blick auf den so genannten "Handball-Exoten" Angola, der das Teilnehmerfeld der Kieler Gruppe komplettiert.
Angola - Ist dabei sein alles?
Dass die Südwestafrikaner die drei europäischen Spitzenmannschaften höchstwahrscheinlich nicht entscheidend ärgern können, macht der Mannschaft von Trainer Nikolay Pirgov gar nicht so viel aus. Vielmehr überwiegt die Freude, zum zweiten Mal in Folge (und zugleich zum zweiten Mal überhaupt) eine WM-Endrunde erreicht zu haben. Bei den Titelkämpfen 2005 in Tunesien musste man in der Vorrunde zwar u.a. gegen Dänemark (19:47) und Frankreich (18:40) mehr als deklassierende Niederlagen hinnehmen, auf der anderen Seite hielten die Angolaner beim 21:26 gegen den späteren WM-Sechsten Griechenland bis zum Ende gut mit. Das i-Tüpfelchen setzten die Afrikaner letztlich am letzten Spieltag, als sie im "Duell der Handballzwerge" mit Kanada beim 27:26 knapp die Oberhand behielten und letztlich die Weltmeisterschaft mit einem 20. Platz abschlossen. Dem Handball im lange Jahre vom Bürgerkrieg gebeutelten Land gab dieser internationale Auftritt einen weiteren Schub, nachdem bereits die angolanischen Frauen zuvor bei ihrer Olympiateilnahme eine leichte Euphorie entfachten.

Dennoch galt es nach der zweiten WM auf afrikanischem Boden für Angola zunächst, sich erstmals für einen Titelkampf in Europa zu qualifizieren. Bei der Afrikameisterschaft im Januar diesen Jahres hielt sich die Mannschaft aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie in der Vorrunde gegen Kongo und die Demokratische Republik Kongo schadlos. In der Zwischenrunde wurden den Angolanern dann aber die scheinbar übermächtigen Marokkaner zugelost, so dass sich das Erreichen des Halbfinals der kontinentalen Meisterschaft und die damit verbundene Qualifikation für die WM im direkten Vergleich mit Algerien entscheiden musste: Angola siegte schließlich in einem dramatischen Spiel mit 28:27 - da machte es dann auch nichts aus, dass man mit drei folgenden Niederlagen nur auf dem undankbaren vierten Platz der Afrikaspiele landete.

Wenngleich die Südwestafrikaner in der Vorrundengruppe E in der Ostseehalle der krasse Außenseiter ist und an allen drei Wettkampftagen jeweils das "Vorspiel" um 18.15 Uhr vor den europäischen Vergleichen absolviert, verspricht besonders die unorthodoxe Spielweise Angolas einen großen Unterhaltungswert für die 10.000 Zuschauer: Trainer Nikolay Pirgov hat eine konditionell sehr starke Truppe am Start, die die gesamte Spielzeit über mit offensiver Manndeckung bereits ab der Mittellinie den Spielfluss ihrer Gegner stören wollen. Besonders europäische Mannschaften sind diese Art der Verteidigung kaum gewöhnt, wird doch in Europa höchst selten dieser "Indianer-Handball" - so die etwas abfällige Bezeichnung - gespielt. In der Offensive aber überraschen die Angolaner allerdings beizeiten mit schönen Spielzügen und Kempatricks.

Doch spielen die Afrikaner nicht ausschließlich, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen, denn Pirgov hat es längst auch auf ein ergebnisorientierteres Spiel abgesehen. Mit Erfolg: Bei den Festlichkeiten zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit Angolas am 11. November diesen Jahres besiegte die Nationalmannschaft ihre ehemalige Kolonialmacht Portugal mit 28:27 und siegte damit erstmals gegen eine europäische Nationalmannschaft. Dies dürfte bei der WM allerdings um ein Vielfaches schwieriger werden für die Afrikaner.

"zebra"-Tipp: Trotz steigender Euphorie und immer besser werdender Trainingsbedingungen in Angola sind die Südwestafrikaner auch bei ihrer zweiten WM-Teilnahme nur krasser Außenseiter. Ziel für die Mannschaft von Nikolay Pirgov kann nur sein, sich vor großem Publikum auf sympathische Art zu präsentieren. Für die Spieler bedeutet dies auch eine große Chance: Mit ansprechenden Leistungen könnte womöglich ein Vertragsangebot eines europäischen Clubs anstehen. Dennoch müsste schon einiges zusammenkommen, damit sich Angola für die Zwischenrunde der Weltmeisterschaft qualifiziert.

Die Spiele Angolas in der Ostseehalle:

  • Samstag, 20. Januar 2007; 18.15 Uhr: Norwegen - Angola
  • Sonntag, 21. Januar 2007; 18.15 Uhr: Angola - Dänemark
  • Montag, 22. Januar 2007; 18.15 Uhr: Ungarn - Angola
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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