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18./20.12.2006 - Letzte Aktualisierung: 20.12.2006 Bundesliga

Zebras am Mittwoch zu Gast in Magdeburg

Update #1 KN-Vorbericht und KN-Interview mit Bogdan Wenta ergänzt...

Das Team des SC Magdeburg.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team des SC Magdeburg.
Der Tag ist geschichtsträchtig. Am 20. Dezember 2005 schlug der THW Kiel den SC Magdeburg mit 54:34 und sorgte mit diesem Ergebnis für etliche Rekorde. Der Spielplan wollte es so, dass ausgerechnet die beiden an diesem "Spiel der Rekorde" beteiligten Klubs genau ein Jahr später erneut aufeinander treffen - dieses Mal allerdings in der Magdeburger Bördelandhalle. Anpfiff ist am Mittwoch um 19.30 Uhr, www.kiel-liveticker.de berichtet zeitnah und ausführlich von diesem Spitzenspiel.
Bester Feldspieler gegen Flensburg: Kreisläufer Christoph Theuerkauf.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester Feldspieler gegen Flensburg: Kreisläufer Christoph Theuerkauf.
Der Saisonverlauf hätte es dem Chronisten einfach machen können, das Spiel zwischen dem SCM und dem THW mit einer anderen Überschrift zu versehen: "Beste Auswärtsmannschaft gegen ungeschlagenes Heimteam" hätte dieses beinahe lauten können, verlor der THW doch zuletzt beim bedeutungslosen 36:37 in Magdeburg am Ende der letzten Spielzeit ein Spiel in fremder Halle. Seitdem gewannen die Kieler sechs Auswärtspartien in Folge, während Magdeburg seit dem 13. Dezember 2005 in eigener Halle ungeschlagen und ohne Punktverlust blieb. Damals verloren die Mannen aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gegen die SG Flensburg-Handewitt - und eben diese SG, am Samstag im mit Spannung erwarteten Nordderby in der Ostseehalle zu Gast, war es auch, die die stattliche SCM-Heim-Serie am vergangenen Sonntag brach. So sehr sich das Team des ehemaligen Flensburgers Bogdan Wenta auch streckte, an Flensburg kam es trotz der tollen Heim-Atmosphäre nie heran. Zwischenzeitlich mit neun Toren führte das Team von der dänischen Grenze in der Elbestadt, um am Ende mit 34:29 (18:13) zwei wichtige Punkte nach Schleswig-Holstein zu entführen.

Ein Rückschlag für den SCM, der bis zum Sonntag nur einen Minuspunkt Rückstand auf den THW hatte - Resultat einer bisher ganz starken Saison der Magdeburger. Diese schickten in heimischen Gefilden unter anderem den HSV Hamburg mit 31:20 nach Hause, gewannen die restlichen Heimspiele stets mit mehr als sechs Toren Unterschied. Und auch auswärts zeigte der SCM, dass in dieser Saison wieder mit ihm zu rechnen ist. Zwar verloren die Bördestädter bei dem ebenfalls heimstarken VfL Gummersbach (26:31) und der HSG Nordhorn (24:29), doch ansonsten hinterließ man auch auf fremder Platte einen tollen Eindruck. Besonders der 39:27-Kantersieg beim TBV Lemgo ließ die Konkurrenz aufhorchen, zuletzt besiegte man die Heimmacht Wilhelmshavener HV nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte mit 33:29 (siehe Kurve SC Magdeburg).

Bester Torschütze des SCM: Europameister Joel Abati.
Klicken Sie zum Vergrößern! Bester Torschütze des SCM: Europameister Joel Abati.
Dass der SCM in dieser Saison oben mitspielt, war vor der Spielzeit nicht unbedingt erwartet worden. Doch Bogdan Wenta gelang es, mit einer geschickten Transferpolitik und einigen Änderungen im Traings- und Spielablauf, erneut eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Der Star ist zwar noch immer Kult-Spieler Stefan Kretzschmar, für Schlagzeilen sorgen aber nun auch andere. Allen voran der Halbrechte Joel Abati, der mit 73 Treffern momentan erfolgreichste Torschütze der Magdeburger - und nebenbei einer der ganz wichtigen Akteure im Team der WM-Favoriten aus Frankreich. Oder Abwehrchef Oliver Roggisch, der nicht nur mit 12 Zweiminutenstrafen die Sünderkartei der Liga anführt, sondern mit seinem Wechsel zur SG Kronau/Östringen auch für ähnliches Aufsehen sorgte wie Torhüter Johannes Bitter, den es im nächsten Jahr nach Hamburg ziehen wird. Auf ein bekanntes und eng mit dem SCM verbundenes Gesicht müssen die Magdeburger Fans in dieser Saison allerdings verzichten. Abwehr-Hüne Sigfus Sigurdsson zog es vor der Saison in wärmere Gefilde, er wechselte zu Ademar Leon nach Spanien. Ebenfalls nach Spanien ging Renato Vugrinec, der fortan gemeinsam mit Demetrio Lozano bei Portland San Antonio auf Torejagd geht. Zudem verließ Arnor Atlason die Bördestädter mit Ziel Kopenhagen (Dänemark).

Rückraum-Ass Grzegorz Tkaczyk ist einer von drei polnischen Nationalspielern beim SCM.
Klicken Sie zum Vergrößern! Rückraum-Ass Grzegorz Tkaczyk ist einer von drei polnischen Nationalspielern beim SCM.
Wenta holte im Gegenzug mit Kreisläufer Bartosz Jurecki und dem Mittelmann Valdas Novickis zwei Spieler aus Osteuropa an die Elbe. Letzterer soll mit seinen erst 20 Jahren irgendwann einmal in die Fußstapfen von Oleg Kuleschow und Grzegorz Tkaczyk treten, die im wurfgewaltigen Rückraum des SCM Regie führen. Variabel einsetzbar ist Fabian van Olphen, vor dieser Spielzeit aus Lübbecke gekommen. Im linken Rückraum sorgt er für Entlastung bei Karol Bielecki, kann durchaus aber auch auf der Mittelposition für Akzente sorgen. Ein starker Rückraum, mit Theuerkauf, Roggisch und Jurecki ein klasse Kreisläufer-Team, mit Grafenhors, Sprenger und Kretzschmar ein ausgezeichnetes Trio auf den Außenbahnen sowie eine bärenstarke Verteidigung - der SCM ist exzellent besetzt, was auch der Blick auf die Nationalteam-Statistik ausweist: Bis auf die Nachwuchstalente Jahn, Kupfer und Hübe haben alle Spieler im Kader der Magdeburger Erfahrungen im Nationaltrikot (siehe auch Gegnerkader SC Magdeburg).

In den dreißig bisherigen Duellen in der Bundesliga behielt bislang 18 Mal der THW Kiel die Oberhand, achtmal siegte der SCM. Die Auswärtsbilanz der Kieler ist hingegen negativ: Vier Siegen stehen bislang sieben Niederlagen gegenüber. Allerdings gewannen die Zebras sowohl in der Saison 2003/2004 (31:30) als auch im Endspurt der Meistersaison 2004/2005 (39:35) in der Bördelandhalle und haben die Bilanz damit deutlich aufgebessert - zumal die 36:37-Niederlage in der letzten Spielzeit während der Feierlichkeiten zur bereits feststehenden Meisterschaft und kurz vor dem Abflug zum Kurztrip nach Mallorca stattfand. Dementsprechend brennen aber auch die Magdeburger darauf, zu beweisen, dass sie den THW auch mitten in der Saison schlagen können - die "wahre" Revanche für das historische 34:54-Debakel steht somit noch aus.

Die Schiedsrichter in der Bördelandhalle sind Uwe Prang und Uwe Reichl (Bergheim/Köln).

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006:

Rekordergebnis feiert Geburtstag

Kiel trifft heute, ein Jahr nach dem 54:34-Triumph, erneut auf Magdeburg
Kiel - 54:34 - Zahlen, wie in Stein gemeißelt, ein Ergebnis, das die Handball-Bundesliga schockte. Tatort war die Ostseehalle. Der THW Kiel hatte sich in einen Temporausch versetzt und den SC Magdeburg mit diesem unfassbaren Schlussresultat überrannt. Es war der 20. Dezember 2005. Exakt heute feiert dieses Ereignis Geburtstag, und heute (19.30 Uhr) treffen beide Teams erneut aufeinander.

Heimrecht haben dieses Mal die Spieler von Trainer Bogdan Wenta. Ein neues Rekordergebnis, egal, für wen, wird es nicht geben. Darüber sind sich beide Übungsleiter einig. "Mir wäre ein Sieg mit einem Tor genug", sagt Noka Serdarusic. Den fordert der THW-Coach allerdings von seiner Mannschaft. "Was Flensburg schaffte, sollte auch uns gelingen." Nach dem 29:34-Desaster vom Sonntag erwartet Serdarusic eine SCM-Mannschaft, die noch bissiger zu Werke gehen dürfte. Kreisläufer Christoph Theuerkauf kündigte auch prompt Revanche an: "Das machen wir gegen Kiel wieder gut."

Henning Fritz steigt mit einem neuen Zwei-Jahres-Vertrag in den Mannschaftsbus. Spiele in seiner Heimatstadt waren immer etwas Besonderes für Kiels Torhüter. Heute gibt es noch eine Steigerung, denn der SCM war ebenfalls an seiner Verpflichtung interessiert. Magdeburg bekam aber einen Korb, "weil ich unbedingt beim besten Verein mit der besten Perspektive bleiben und zeigen will, dass auch in Zukunft mit mir zu rechnen ist."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006:

"Gegen Kiel wird es noch schwerer"

Magdeburg ist erste Bundesliga-Trainerstation von Bogdan Wenta
Magdeburg - Bogdan Wenta ist eine schillernde Figur des Welthandballs. Als Spieler stand der Pole bei spanischen Spitzenklubs wie Barcelona und Irun unter Vertrag, trug die Nationaltrikots von Polen und Deutschland und ließ seine Karriere bei der SG Flensburg ausklingen. Dort startete der 45-Jährige seine Trainerkarriere als Assistent. Seit Saisonbeginn trägt Wenta beim SC Magdeburg, dem heutigen THW-Gegner, selbst den Chef-Hut, "nebenbei" trainiert er die polnische Nationalmannschaft.
Kieler Nachrichten:
Ausgerechnet gegen Flensburg kassierten Sie Ihre erste Heim-Niederlage. Wie schwer hat Sie das getroffen?
Bogdan Wenta:
Mich hat geärgert, dass mein Team richtig schlecht war, Abwehr, Angriff, Gegenstoßverhalten - alles ging daneben. Flensburg hat uns nach allen Regeln der Kunst ausgespielt. Aber so etwas kommt vor. Wir stehen wieder auf.
Kieler Nachrichten:
Müssen die Kieler die 29:34-Schlappe ausbaden?
Bogdan Wenta:
Gleich nach dem Spiel habe ich gesagt, dass es für uns gegen den amtierenden Meister noch schwerer wird. Der THW hat eine großartige Mannschaft, die mit ihrem Tempohandball neue Maßstäbe gesetzt hat. Kiel ist das beste Bundesliga-Team seit Jahren. Für einen SCM-Sieg muss bei uns alles passen.
Kieler Nachrichten:
Was haben Sie aus Ihren Flensburger Jahren mit nach Magdeburg genommen?
Bogdan Wenta:
Ich habe viel von der Zusammenarbeit mit Trainer Kent-Harry Andersson profitiert: eine große Persönlichkeit und ein scharfer Analytiker. In Flensburg habe ich auch mitbekommen, dass das Trainergeschäft ein sehr hartes ist. Wer du bist und wie du mit der Mannschaft arbeitest, spielt keine Rolle. Wichtig ist nur der Erfolg. Aber ich bin bereit, dieses Risiko zu gehen und bin froh, dass der SC Magdeburg mir das Vertrauen schenkt. Der SCM ist in Magdeburg mehr als Handball, der Klub hat eine große Geschichte und will auch in Zukunft Titel gewinnen.
Kieler Nachrichten:
Henning Fritz hat sich entschieden, zwei weitere Jahre für den THW zu spielen. Er stammt aus Magdeburg. Und Sie haben ebenfalls um ihn gebuhlt...
Bogdan Wenta:
Ja, wir haben mit Henning gesprochen und waren sehr interessiert, ihn nach Magdeburg zurück zu holen. Schade, dass es nicht geklappt hat. Ich habe lange mit ihm zusammengespielt und auch gegen ihn. Ich kenne ihn also gut. Seine Entscheidung für Kiel muss ich aber akzeptieren. Ich kann sie auch verstehen, weil ein Spieler in Kiel jedes Jahr mit Titeln rechnen kann. Das wollen alle Spieler. Ich habe das mit Barcelona erlebt.
Kieler Nachrichten:
Nationaltrainer für Polen und Chefcoach beim SCM. Verträgt sich das?
Bogdan Wenta:
Ja, zeitlich wie auch inhaltlich. Viele Spieler aus Polen sind in der Bundesliga tätig, drei aus Magdeburg. Ich kann mir so einen guten Überblick verschaffen. Natürlich freue ich mich auf die WM, aber erst einmal gilt alle Aufmerksamkeit den letzten Bundesligaspielen und heute Kiel.

(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006)

 

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