Der Tag ist geschichtsträchtig. Am 20. Dezember 2005 schlug der THW Kiel
den SC Magdeburg mit 
54:34 und sorgte mit diesem 
Ergebnis für etliche Rekorde. Der Spielplan wollte es so, dass ausgerechnet 
die beiden an diesem "Spiel der Rekorde" beteiligten Klubs genau ein Jahr 
später erneut aufeinander treffen - dieses Mal allerdings in der Magdeburger 
Bördelandhalle. Anpfiff ist am Mittwoch um 19.30 Uhr,
www.kiel-liveticker.de
berichtet zeitnah und ausführlich von diesem Spitzenspiel.
 
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Bester Feldspieler gegen Flensburg: Kreisläufer Christoph Theuerkauf.
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Der Saisonverlauf hätte es dem Chronisten einfach machen können, das Spiel 
zwischen dem SCM und dem THW mit einer anderen Überschrift zu versehen: 
"Beste Auswärtsmannschaft gegen ungeschlagenes Heimteam" hätte dieses 
beinahe lauten können, verlor der THW doch zuletzt beim bedeutungslosen 
36:37 in Magdeburg am Ende der letzten Spielzeit
ein Spiel in fremder Halle. Seitdem gewannen die Kieler sechs Auswärtspartien 
in Folge, während Magdeburg seit dem 13. Dezember 2005 in eigener Halle 
ungeschlagen und ohne Punktverlust blieb. Damals verloren die Mannen aus 
der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gegen die SG Flensburg-Handewitt - 
und eben diese SG, am Samstag im mit Spannung erwarteten Nordderby in der 
Ostseehalle zu Gast, war es auch, die die stattliche SCM-Heim-Serie am 
vergangenen Sonntag brach. So sehr sich das Team des ehemaligen Flensburgers 
Bogdan Wenta auch streckte, an Flensburg kam es trotz der tollen 
Heim-Atmosphäre nie heran. Zwischenzeitlich mit neun Toren führte das 
Team von der dänischen Grenze in der Elbestadt, um am Ende mit 34:29 
(18:13) zwei wichtige Punkte nach Schleswig-Holstein zu entführen. 
Ein Rückschlag für den SCM, der bis zum Sonntag nur einen Minuspunkt 
Rückstand auf den THW hatte - Resultat einer bisher ganz starken Saison 
der Magdeburger. Diese schickten in heimischen Gefilden unter anderem 
den HSV Hamburg mit 31:20 nach Hause, gewannen die restlichen Heimspiele 
stets mit mehr als sechs Toren Unterschied. Und auch auswärts zeigte 
der SCM, dass in dieser Saison wieder mit ihm zu rechnen ist. Zwar 
verloren die Bördestädter bei dem ebenfalls heimstarken VfL Gummersbach 
(26:31) und der HSG Nordhorn (24:29), doch ansonsten hinterließ man 
auch auf fremder Platte einen tollen Eindruck. Besonders der 39:27-Kantersieg 
beim TBV Lemgo ließ die Konkurrenz aufhorchen, zuletzt besiegte man die 
Heimmacht Wilhelmshavener HV nach einer Leistungssteigerung in der 
zweiten Hälfte mit 33:29 (siehe Kurve SC Magdeburg).
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Bester Torschütze des SCM: Europameister Joel Abati.
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Dass der SCM in dieser Saison oben mitspielt, war vor der Spielzeit nicht 
unbedingt erwartet worden. Doch Bogdan Wenta gelang es, mit einer geschickten 
Transferpolitik und einigen Änderungen im Traings- und Spielablauf, erneut 
eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Der Star ist zwar noch immer 
Kult-Spieler Stefan Kretzschmar, für Schlagzeilen sorgen aber nun auch 
andere. Allen voran der Halbrechte Joel Abati, der mit 73 Treffern momentan 
erfolgreichste Torschütze der Magdeburger - und nebenbei einer der ganz 
wichtigen Akteure im Team der WM-Favoriten aus Frankreich. Oder Abwehrchef 
Oliver Roggisch, der nicht nur mit 12 Zweiminutenstrafen die Sünderkartei 
der Liga anführt, sondern mit seinem Wechsel zur SG Kronau/Östringen auch 
für ähnliches Aufsehen sorgte wie Torhüter Johannes Bitter, den es im nächsten 
Jahr nach Hamburg ziehen wird. Auf ein bekanntes und eng mit dem SCM 
verbundenes Gesicht müssen die Magdeburger Fans in dieser Saison allerdings 
verzichten. Abwehr-Hüne Sigfus Sigurdsson zog es vor der Saison in wärmere 
Gefilde, er wechselte zu Ademar Leon nach Spanien. Ebenfalls nach Spanien 
ging Renato Vugrinec, der fortan gemeinsam mit 
Demetrio Lozano 
bei Portland San Antonio auf Torejagd geht. Zudem verließ Arnor Atlason die 
Bördestädter mit Ziel Kopenhagen (Dänemark).
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Rückraum-Ass Grzegorz Tkaczyk ist einer von drei polnischen Nationalspielern beim SCM.
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Wenta holte im Gegenzug mit Kreisläufer Bartosz Jurecki und dem Mittelmann 
Valdas Novickis zwei Spieler aus Osteuropa an die Elbe. Letzterer soll mit 
seinen erst 20 Jahren irgendwann einmal in die Fußstapfen von Oleg Kuleschow 
und Grzegorz Tkaczyk treten, die im wurfgewaltigen Rückraum des SCM Regie 
führen. Variabel einsetzbar ist Fabian van Olphen, vor dieser Spielzeit 
aus Lübbecke gekommen. Im linken Rückraum sorgt er für Entlastung bei 
Karol Bielecki, kann durchaus aber auch auf der Mittelposition für Akzente 
sorgen. Ein starker Rückraum, mit Theuerkauf, Roggisch und Jurecki ein 
klasse Kreisläufer-Team, mit Grafenhors, 
Sprenger und Kretzschmar ein 
ausgezeichnetes Trio auf den Außenbahnen sowie eine bärenstarke Verteidigung - 
der SCM ist exzellent besetzt, was auch der Blick auf die Nationalteam-Statistik 
ausweist: Bis auf die Nachwuchstalente Jahn, Kupfer und Hübe haben alle 
Spieler im Kader der Magdeburger Erfahrungen im Nationaltrikot (siehe 
auch 
Gegnerkader SC Magdeburg).
In den dreißig bisherigen Duellen in der Bundesliga behielt bislang 18 Mal 
der THW Kiel die Oberhand, achtmal siegte der SCM. Die Auswärtsbilanz der 
Kieler ist hingegen negativ: Vier Siegen stehen bislang sieben Niederlagen 
gegenüber. Allerdings gewannen die Zebras sowohl in der Saison 2003/2004 
(31:30) als auch im Endspurt der Meistersaison 
2004/2005 (39:35) in der Bördelandhalle und haben 
die Bilanz damit deutlich aufgebessert - zumal die 
36:37-Niederlage in der letzten Spielzeit während 
der Feierlichkeiten zur bereits feststehenden Meisterschaft und kurz vor 
dem Abflug zum Kurztrip nach Mallorca stattfand. Dementsprechend brennen 
aber auch die Magdeburger darauf, zu beweisen, dass sie den THW auch mitten 
in der Saison schlagen können - die "wahre" Revanche für das historische 
34:54-Debakel steht somit noch aus.
Die Schiedsrichter in der Bördelandhalle sind 
Uwe Prang und Uwe Reichl (Bergheim/Köln).
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
 
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006:
Rekordergebnis feiert Geburtstag
Kiel trifft heute, ein Jahr nach dem 54:34-Triumph, erneut auf Magdeburg
Kiel - 54:34 - Zahlen, wie in Stein gemeißelt, 
ein Ergebnis, das die Handball-Bundesliga schockte. Tatort war die Ostseehalle. 
Der THW Kiel hatte sich in einen Temporausch versetzt und den SC Magdeburg 
mit diesem unfassbaren Schlussresultat überrannt. Es war der 20. Dezember 
2005. Exakt heute feiert dieses Ereignis Geburtstag, und heute (19.30 Uhr) 
treffen beide Teams erneut aufeinander.
Heimrecht haben dieses Mal die 
Spieler von Trainer Bogdan Wenta. Ein neues Rekordergebnis, egal, für wen, 
wird es nicht geben. Darüber sind sich beide Übungsleiter einig. "Mir wäre 
ein Sieg mit einem Tor genug", sagt Noka Serdarusic. 
Den fordert der THW-Coach allerdings von seiner Mannschaft. "Was Flensburg 
schaffte, sollte auch uns gelingen." Nach dem 29:34-Desaster vom Sonntag 
erwartet Serdarusic eine SCM-Mannschaft, die noch 
bissiger zu Werke gehen dürfte. Kreisläufer Christoph Theuerkauf kündigte 
auch prompt Revanche an: "Das machen wir gegen Kiel wieder gut."
Henning Fritz steigt mit einem neuen 
Zwei-Jahres-Vertrag in den Mannschaftsbus. Spiele in seiner Heimatstadt waren 
immer etwas Besonderes für Kiels Torhüter. Heute gibt es noch eine Steigerung, 
denn der SCM war ebenfalls an seiner Verpflichtung interessiert. Magdeburg 
bekam aber einen Korb, "weil ich unbedingt beim besten Verein mit der besten 
Perspektive bleiben und zeigen will, dass auch in Zukunft mit mir zu rechnen 
ist."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006)
 
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006:
"Gegen Kiel wird es noch schwerer"
Magdeburg ist erste Bundesliga-Trainerstation von Bogdan Wenta
Magdeburg - Bogdan Wenta ist eine schillernde Figur des Welthandballs. 
Als Spieler stand der Pole bei spanischen Spitzenklubs wie Barcelona und 
Irun unter Vertrag, trug die Nationaltrikots von Polen und Deutschland und 
ließ seine Karriere bei der SG Flensburg ausklingen. Dort startete der 
45-Jährige seine Trainerkarriere als Assistent. Seit Saisonbeginn trägt 
Wenta beim SC Magdeburg, dem heutigen THW-Gegner, selbst den Chef-Hut, 
"nebenbei" trainiert er die polnische Nationalmannschaft.
- Kieler Nachrichten:
 - 
Ausgerechnet gegen Flensburg kassierten Sie Ihre erste Heim-Niederlage. 
Wie schwer hat Sie das getroffen? 
 - Bogdan Wenta:
 - 
Mich hat geärgert, dass mein Team richtig schlecht war, Abwehr, Angriff, 
Gegenstoßverhalten - alles ging daneben. Flensburg hat uns nach allen 
Regeln der Kunst ausgespielt. Aber so etwas kommt vor. Wir stehen wieder auf.  
 - Kieler Nachrichten:
 - 
Müssen die Kieler die 29:34-Schlappe ausbaden? 
 - Bogdan Wenta:
 - 
Gleich nach dem Spiel habe ich gesagt, dass es für uns gegen den 
amtierenden Meister noch schwerer wird. Der THW hat eine großartige 
Mannschaft, die mit ihrem Tempohandball neue Maßstäbe gesetzt hat. Kiel 
ist das beste Bundesliga-Team seit Jahren. Für einen SCM-Sieg muss 
bei uns alles passen.
 - Kieler Nachrichten:
 - 
Was haben Sie aus Ihren Flensburger Jahren mit nach Magdeburg genommen? 
 - Bogdan Wenta:
 - 
Ich habe viel von der Zusammenarbeit mit Trainer Kent-Harry Andersson 
profitiert: eine große Persönlichkeit und ein scharfer Analytiker. 
In Flensburg habe ich auch mitbekommen, dass das Trainergeschäft ein 
sehr hartes ist. Wer du bist und wie du mit der Mannschaft arbeitest, 
spielt keine Rolle. Wichtig ist nur der Erfolg. Aber ich bin bereit, 
dieses Risiko zu gehen und bin froh, dass der SC Magdeburg mir das 
Vertrauen schenkt. Der SCM ist in Magdeburg mehr als Handball, der 
Klub hat eine große Geschichte und will auch in Zukunft Titel gewinnen.
 - Kieler Nachrichten:
 - 
Henning Fritz hat sich entschieden, zwei 
weitere Jahre für den THW zu spielen. Er stammt aus Magdeburg. Und 
Sie haben ebenfalls um ihn gebuhlt... 
 - Bogdan Wenta:
 - 
Ja, wir haben mit Henning gesprochen und waren sehr interessiert, ihn 
nach Magdeburg zurück zu holen. Schade, dass es nicht geklappt hat. 
Ich habe lange mit ihm zusammengespielt und auch gegen ihn. Ich 
kenne ihn also gut. Seine Entscheidung für Kiel muss ich aber 
akzeptieren. Ich kann sie auch verstehen, weil ein Spieler in Kiel 
jedes Jahr mit Titeln rechnen kann. Das wollen alle Spieler. Ich 
habe das mit Barcelona erlebt. 
 - Kieler Nachrichten:
 - 
Nationaltrainer für Polen und Chefcoach beim SCM. Verträgt sich das? 
 - Bogdan Wenta:
 - 
Ja, zeitlich wie auch inhaltlich. Viele Spieler aus Polen sind in der 
Bundesliga tätig, drei aus Magdeburg. Ich kann mir so einen guten 
Überblick verschaffen. Natürlich freue ich mich auf die WM, aber 
erst einmal gilt alle Aufmerksamkeit den letzten Bundesligaspielen 
und heute Kiel.  
 
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2006)
 
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SC Magdeburg - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
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