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Nikola Karabatic hängte sich trotz Verletzungsproblemen noch
einmal voll rein und machte 6/3 Tore für den THW.
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Der THW Kiel ist über den SC Magdeburg gestolpert: In einem Spiel, in dem
es für beide Teams mehr ums Prestige denn um Titel oder
Qualifikationspunkte ging, unterlagen die Kieler beim SC Magdeburg
knapp mit 36:37 (19:19). Nach einem vollkommen ausgeglichenen Spiel waren
es die größeren Kraftreserven der Gastgeber und ein glänzend aufgelegter
Joel Abati mit neun Toren, die letztlich den Aussschlag zugunsten des
SCM gaben. Bester Kieler Torschütze war
Christian Zeitz mit sieben
Treffern.
Trotz des bereits feststehenden Meisterschaft und der Tatsache, dass es auch für
den SC Magdeburg um nichts mehr ging, wollten sich beide Teams keine Blöße
geben. Selbst
Nikola Karabatic wollte seinen Teil zum
geforderten Sieg beitragen. Von Beginn an entwickelte sich eine ausgeglichene Partie,
in der sich kein Team entscheidend absetzen konnte. Vor allem
Marcus Ahlm
bekamen die Gastgeber kaum in den Griff, immer wieder setzte sich der Kieler
Kreisläufer gegen die fest zupackende Abwehr der Bördestädter durch. Auch die
kreativen Vorstöße von
Christian Zeitz stellten die SCM-Abwehr
vor Probleme. Da diese aber einen sich steigernden Johannes Bitter hinter sich wusste,
konnte sich auch
"Zeitzi"
nicht vorentscheidend in Szene setzen - ein Verdienst auch von
Joel Abati, der seine Farben mit fünf Toren in der ersten Hälfte im Spiel hielt.
Nach dem 6:4 durch Sigurdsson und dem Ausgleich durch einen Doppelschlag von
Marcus Ahlm gelang es dann keinem der Teams in der ersten Hälfte mehr,
sich mit einem Zwei-Tore-Vorsprung zu beschenken. Auf eine Führung folgte immer wieder
der Ausgleich, ein 19:19-Remis zur Pause war die logische Konsequenz.
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Marcus Ahlm gelangen trotz "zärtlicher" Bewachung von
Steffen Stiebler fünf Tore.
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Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten allerdings die Gastgeber. Nach
Vid Kavticniks Ausgleich zum 21:21 ließen zwei Tore
von Abati und Sigurdsson den SCM auf 23:21 davon ziehen, als kurz darauf
Nikola Karabatic wegen Foulspiels und Meckerns eine
doppelte Zwei-Minuten-Strafe erhielt, musste man schon einen Einbruch der Kieler
befürchten. Doch einmal mehr bewiesen die Zebras eine starke Moral, kämpften sich
zurück in das Spiel und gingen durch Tore von
Stefan Lövgren
und
Vid Kavticnik in dieser Phase sogar mit 24:23 in
Führung (38.). Als kurz darauf
Kim Andersson drei
Mal die Brechstange auspackte, hieß es gar 26:24 und 27:25 für die Zebras, die durch die
Treffer von
Karabatic zum 32:29 und 33:30 (50.) gar mit drei
Toren führen konnten.
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Sigfus Sigurdsson traf sechs Mal für Magdeburg - er muss den SCM zum Saisonende verlassen und wechselt
zu Ademar Leon (ESP).
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Doch Magdeburg fightete zurück, wollte seinen Fans noch einen
versöhnlichen Saisonausklang bescheren. Grafenhorst glich zum 33:33 (53.) aus, die
Partie war wieder vollkommen ausgeglichen.
Noka Serdarusic
nahm eine Auszeit, der THW ging noch einmal durch
Zeitz
in Führung. Ein Doppelschlag von Bielecki brachte den SCM wieder in Führung,
noch einmal konnte
Christian Zeitz für den Deutschen
Meister ausgleichen. Christoph Theuerkaufs einziger Treffer besiegelte dann die
dritte Kieler Niederlage der Saison - dennoch hatte kaum jemand mit einem solch
engagierten Auftreten der Zebras nur vier Tage nach der spontanen Meistersause
gerechnet.
Gleich nach dem Schlusspfiff machten sich die THW-Spieler auf gen Hannover,
um dort in den Kurzurlaub nach Mallorca zu starten, ehe am kommenden Samstag
mit Sicherheit noch einmal ein tolles Spiel gegen den VfL Gummersbach mit der
anschließenden großen Meisterfeier auf dem Rathausplatz ansteht.
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir gratulieren Magdeburg zum Sieg. Es ging für beide Mannschaften
um nichts mehr, aber ich habe gelesen, dass der Magdeburger
Trainer Licu gesagt hat, es ginge um die Ehre.
Wir sind schon Deutscher Meister und stehen ganz oben.
Wir sind somit verpflichtet guten Handball zu zeigen.
Das Spiel war bis zum Schluss offen. Bei unserer 33:30-Führung
hätte man denken können, das Spiel wäre für uns
gewonnen. Entscheidend war, dass Bitter einige Bälle mehr
gehalten hat. Er hat dem SCM zum Sieg geholfen.
SCM-Trainer Licu:
Ich habe immer gesagt, man kann gegen Kiel gewinnen, aber es ist
eine seltene Sache. Sie sind seit Jahren die erste Adresse
im deutschen Handball. Es war für uns eine Ehrensache, das Spiel zu gewinnen
und wir haben es geschafft. Genauso hätte aber auch Kiel gewinnen
können. Für die Zukunft tut unser dieser Sieg sehr gut und ich
hoffe, dass die Mannschaft in der nächsten Saison diziplinierter
und besser spielt.
THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Den Bundesliga-Rekord mit nur vier Minuspunkten haben wir
verspielt. Aber damit kann ich gut leben. So bleiben
noch Ziele: Noka darf nächste
Saison nur gegen Hildesheim verlieren.
Das wird die Reise nicht belasten. Aber jetzt wollen wir das
letzte Spiel mit den Fans im Rücken gegen Gummersbach gewinnen.
Diese Niederlage passt mir gar nicht. Hätte ich die Wahl gehabt,
hätte ich lieber gegen Magdeburg gewonnen und auf Mallorca verzichtet.
- SC Magdeburg:
-
Bitter (1.-60., 14 Paraden),
Heinevetter (1 Siebenmeter);
Rojewski (1),
Tkaczyk (4),
Bielecki (4),
Oleze,
Theuerkauf (1),
Stiebler (2),
Grafenhorst (3),
Abati (9/2),
Kuleschow (1),
Sigurdsson (6),
Kretzschmar (5),
Dmytruszynski (1),
Vugrinec;
Trainer: Licu
- THW Kiel:
-
Fritz (1.-6., 29.-43., ab 57., 2 Paraden),
M.Andersson (6.-28., 5 Paraden),
Klockmann (44. - 57. und 2 Siebenmeter, 4 Paraden);
Linders (2),
K. Andersson (6),
Lundström (3),
Kavticnik (4),
Hagen (1),
Lövgren (2),
Ahlm (5),
Zeitz (7),
Schindler (n.e.),
Karabatic (6/3);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Uwe Prang / Uwe Reichl (Bergheim/Köln)
- Zeitstrafen:
-
Magdeburg: 6 (Rojewski (16.), Grafenhorst (22.), Tkacyzk (36.), Sigurdsson (43.), Vugrinec (44.), Kretzschmar (46.));
THW: 5 (Kim Andersson (32.), 2x2 Karabatic (36.),
Linders (43.), Lövgren (46.))
- Siebenmeter:
-
Magdeburg: 3/2 (Klockmann hält Tkacyzk (43.));
THW: 4/3 (Bitter hält Lövgren (37.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:1 (2.), 3:1 (3.), 4:3 (5.), 5:3 (7.), 6:6 (10.), 7:8 (13.), 9:9 (15.),
11:12 (18.), 13:13 (20.), 15:15 (23.), 17:17 (26.), 18:19 (28.), 19:19;
2. Hz.: 20:19 (31.), 22:21 (33.), 23:22 (36.), 24:24 (39.), 27:27 (43.), 28:30 (45.), 29:32 (48.), 31:33 (50.),
32:33 (51.), 33:33 (53.), 35:34 (56.), 36:35 (57.), 36:36 (58.), 37:36
- Zuschauer:
-
7800 (Bördelandhalle, Magdeburg)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2006:
THW Kiel wollte den Sieg, konnte aber nicht
Beim 36:37 in Magdeburg Kräfteverschleiß Tribut gezollt - "Es fehlten zehn Prozent"
Magdeburg - Auf dem Weg zur Meisterparty nach Mallorca
hatte der alte und neue Handballmeister THW Kiel einen
Sieg beim SC Magdeburg als Stimmungsmacher eingeplant.
Die Zebras mussten sich am Sonnabend vor dem Abflug aus
Hannover mit einer Schampus-Magnumflasche als Titelgeschenk
des SCM zufrieden geben. Die Punkte blieben nach dem 37:36
(19:19) in Magdeburg.
Kiels dritte Saisonniederlage hinterlässt nur einen kleinen
Fleck auf der glänzenden Saisonbilanz, dennoch sorgte sie
für zerknirschte Mienen. "Gegen Magdeburg will man immer
gewinnen, das tut weh", ärgerte sich Kreisläufer Pelle Linders
und dachte dabei auch an die 50. Minute, als die Zebras eine
33:30-Führung herausgeworfen hatten und der 31. Saisonsieg
greifbar nahe schien. Doch die zurückliegenden Wochen haben
Spuren hinterlassen. Vielleicht fehlte der letzte Biss, weil
sie bereits das Zielband durchrissen und auch Größe im Feiern
bewiesen haben. Kurzum: Der THW wollte, konnte aber nicht.
Magdeburg glich aus, und als der kurz zuvor eingewechselte
Christoph Theuerkauf 90 Sekunden vor Schluss seinen
Tempogegenstoß zum 37:36 abschloss, war der Meister geschlagen
- 7800 Zuschauer feierten Karneval. Ein Sieg über die
"Handball-Bayern" zählt eben auch, wenn es um nichts mehr geht.
Dem Kräfteverschleiß müssen vor allem Marcus Ahlm
und Nikola Karabatic Tribut zollen.
Kiels Mittelblock rackerte fast in jedem Spiel 60 Minuten in
Abwehr und Angriff, war stets dort zu finden, wo es zur Sache
ging. Die Körper streikten, obwohl der Kopf noch wollte.
Als Nikola Karabatic für eine Nichtigkeit
des beliebig in beide Richtungen mit Zeitstrafen um sich
werfenden Schiri-Paares Prang/Reichl
auf die Strafbank geschickt wurde, grollte der südfranzösische
Vulkan. Folge: eine Vier-Minuten-Zeitstrafe wegen Meckerns.
Die Strafe erwies sich indes als Weckruf. Karabatic
ging beim 22:23 und kehrte bei 25:24 zurück. Der Teamgeist
stimmte. Belebend war am Sonnabend auch das gelungene
Wechselspiel zwischen den Rückraum-Linkshändern
Christian Zeitz und Kim Andersson.
Zeitz steuerte sieben Treffer bei,
Andersson ließ es ab der 40. Minute
sechsmal krachen. Weil auch Karabatic (6/3) und
Ahlm trafen, stimmte die Ausbeute
im Angriff. Verloren wurde in der Abwehr, nur einmal beim
33:39 in Flensburg, kassierten die Zebras mehr Gegentore.
Das lag auch an allen drei Torhütern. Weder
Henning Fritz noch Mattias Andersson
oder Dennis Klockmann gaben der
Abwehr Halt. "Entschieden hat Johannes Bitter das Spiel",
resümierte THW-Trainer Noka Serdarusic.
"Er hat einige Bälle mehr gehalten als meine Torhüter."
Uwe Schwenker machte die Gründe an
anderer Stelle aus. "Zum Sieg fehlten zehn oder 15 Prozent",
sagte Kiels Manager mit verzeihendem Unterton in seiner Stimme.
"Aber jeder kann sich wohl denken, wo diese liegen geblieben
sind." Heute feiern Zebras unter mediterraner Sonne. Sie
hatten es sich vor Magdeburg verdient.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2006)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2006:
THW-Splitter
THW-WG
Linksaußen
Henrik Lundström kehrt morgen
von der Meister-Party auf Mallorca zurück nach Kiel. Der
Schwede sitzt auf gepackten Umzugkartons. Grund: Der
Mietvertrag seiner bisherigen Wohnung in Melsdorf
läuft am 31. Mai ab, am 1. Juni übernimmt der 26-Jährige
das Haus von
Frode Hagen
in Mettenhof. Der Norweger kehrt bekanntlich in seine Heimat
zurück.
Hagens Möbel sind schon auf dem Weg nach Norwegen,
er selbst folgt erst ein paar Tage später, weil er
noch THW-Dienst schieben muss. Die Lösung: "Wir
gründen eine Kurzzeit-WG", erzählt
Lundström.
Vier Erwachsene, drei Kinder.
Frode Hagen
ist dann mit Ehefrau Helle und den Söhnen Henrik und
Christoffer Gast in den ehemaligen eigenen vier Wänden,
in denen ab Donnerstag die Möbel der Familie
Lundström stehen werden.
Henrik Lundström verlässt die "Schweden-Enklave"
Melsdorf mit Freundin Isabel und Sohn Colin, "weil
wir nach der Geburt unseres Sohnes etwas Größeres
gesucht haben."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.05.2006)