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06.11.2007 Verein

Zebra: Die Legende Hein Dahlinger feiert

Hein Dahlinger mit Ehefrau Waltraud.
Klicken Sie zum Vergrößern! Hein Dahlinger mit Ehefrau Waltraud.
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Am 30. Oktober feierte Heinrich "Hein" Dahlinger seinen 85. Geburtstag. Ein Ehrentag, den die lebende Legende des THW Kiel gebührend feierte - ohne dabei jedoch die Geschicke "seiner" Zebras aus den Augen zu verlieren.
"Mein größter Wunsch zum Geburtstag?" Hein Dahlinger muss nicht lange überlegen, um die Antwort auf diese Frage zu finden. Materielle Dinge seien nicht mehr so wichtig in seinem Alter, neben Gesundheit wünsche er sich vielmehr, "dass mal wieder ein Kieler oder Holsteiner Jung im schwarz-weißen Trikot auf der Platte steht." Natürlich weiß er, der wie kein zweiter den Handball des THW Kiel und seine Geschichte prägte, dass das schwierig werde. "Der Handball ist heute zu einem großen Geschäft geworden."

Damals, als er im Teenageralter von 14 Jahren dem Turnverein Hassee-Winterbek beitrat, sei das alles anders gewesen. Auch später, als er zweimal Feldhandball-Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, zweimal Feldhandball-Meister mit dem THW und wenig später dreimal den Hallenhandball-Titel mit den Zebras gewann, hatte sich nichts daran geändert. Mit dem Handball war kein Geld zu verdienen. Die Meisterprämie von 25 Mark sei da schon eine Ausnahme gewesen.

Erst in den 70ern änderte sich das - nicht aber in Kiel. "Wenn wir gegen Gummersbach spielten, hatten die immer neue Schuhe an, während wir mit unseren alten 'Tretern' antraten." Kiel war einfach zu weit weg vom pulsierenden Herz des Sports, den Hein Dahlinger national wie international prägte - auf dem Feld und in der Halle. Sagenhafte 5.423 Tore erzielte er für die Zebras in 1.871 Spielen zwischen 1936 und 1968, hängte erst mit 44 Jahren die Handballschuhe an den Nagel, um dann weitere zwölf Jahre als Trainer beim THW Kiel zu fungieren. Wenn es eines Beweises bedurft hätte, was Hein Dahlinger für den THW bedeutet, Statistiker fänden ihn in diesen Zahlen. Menschen, die die goldene Zeiten des "Hasseer Wirbels", der Titel und der Spiele auf dem Rasen des Holstein-Platzes vor 16.000 Zuschauern miterlebten, brauchen keine Zahlen.

"Ich war halt ein groß gewachsener Junge, der viel Spaß am Handball hatte", erklärt Dahlinger heute bescheiden seinen Status als Idol, den er sich als stets fairer Sportsmann verdient hat. Keine Gelbe, keine Rote Karte hat er kassiert. "Ich habe immer Respekt vor den Schiedsrichtern gehabt, heute tun sie mir sogar leid, wenn sie zwischen diesen athletischen Riesen stehen und in Sekunden-Bruchteilen ihre Entscheidung treffen müssen." Überhaupt: Der Handball heute sei mit dem seiner Zeit nicht zu vergleichen. "Die Jungs von heute würden unser damaliges Team einfach überrennen." Außerdem zahlten die Zuschauer viel Eintrittsgeld. Und dafür müsse ihnen halt auch etwas geboten werden. "Früher hatten wir große Hände, heute ersetzt das Harz am Ball und an der Hand diese. Die Zuschauer fänden es aber bestimmt nicht gut, wenn ohne Harz so viele Bälle aus der Hand rutschen würden wie bei uns damals ."

Natürlich hat Hein Dahlinger viele Geschichten zu erzählen, stundenlang könnte man ihm zuhören, wenn er von abenteuerlichen Auswärtstouren nach Flensburg spricht, die man auf der Ladefläche eines LKWs absolviert habe. Oder wenn er aus den Tagen der Nationalmannschaft berichtet, für die er 110 Einsätze absolvierte - und die ihn in die weite Welt brachte. Nach dem WM-Sieg 1955 ging es auf Länderspieltour nach Japan, mit dem späteren TV-Moderator Wim Thoelke als DHB-Generalsekretär. Japan - in der damaligen Zeit eine Abenteuer-Reise in eine völlig fremde Kultur. "Als wir das erste Mal gegen die Japaner spielten, kam in der Halbzeitpause der deutsche Botschafter zu mir." Was er wollte? Kein Autogramm. "Er forderte mich auf, nicht so viele Tore gegen die Gastgeber zu werfen. Das sei unhöflich." Gesagt, getan. Die Deutschen nahmen sich gegen die viel kleiner gewachsenen Asiaten zurück, wurden aber dennoch von den 30.000 Zuschauern gefeiert. Der schriftliche Kontakt zu seinem damaligen Gegenspieler Iso Mitsushima ist seitdem nie abgerissen, noch immer reden die beiden über die tolle Zeit im "Land der aufgehenden Sonne", über die tolle Kameradschaft und das lauthalse Lachen der Gastgeber, als sich der schlanke, groß gewachsene Hein mit Bernhard Kempa im Sumo-Ringen versuchte.

Tauschen möchte Hein Dahlinger auch wegen dieser tollen Erlebnisse nicht mit den Handballern der heutigen Zeit. "Ich bin nur froh, dass ich im ersten Rang in Sicherheit bin, wenn die ihre Geschosse abfeuern." Eine Europaliga, ist sich Dahlinger sicher, wird in naher Zukunft den Stellenwert der Bundesliga abschwächen. Er wird trotzdem versuchen, bei jedem Spiel "seiner Zebras" in der Ostseehalle live die Daumen zu drücken und sich über die Einlagen des nach ihm benannten THW-Maskottchens "Hein Daddel" zu freuen. Geschenke zu seinem Ehrentag? Die gab es zuhauf, am meisten aber freute er sich über die Spenden für die Jugendarbeit "seines THW". Vielleicht helfen diese ja, Dahlingers Traum doch noch wahr werden zu lassen. Ein Kieler Jung auf der Platte der Ostseehalle, im Trikot des Turnvereins Hassee-Winterbek Kiel.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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