17.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt. |
Dahlinger liebte den Feldhandball, dem er besondere Momente verdankte. Beispielsweise den 32:16-Sieg gegen Österreich vor 42 000 Zuschauern im Augsburger Rosenaustadion. Der Rechtshänder warf 16 Tore. "In der Halbzeit kam ein älterer Herr mit Krücken auf mich zu", erinnert sich der Holzkaufmann: "Er wollte mich nur einmal anfassen dürfen."
1948 wurde Dahlinger, der heute mit seiner Frau Waltraud (82) in Heikendorf lebt, mit dem THW Kiel erstmals Deutscher Meister im Feldhandball. In Oberhausen. "Als Prämie haben wir 25 Mark bekommen." Geld war ihm nie wichtig. Für ihn, der als Segler im Folkeboot den berühmten Goldpokal gewann, waren Menschen immer wichtiger. Oder Erlebnisse wie der zweite Titel mit dem THW im Jahre 1950, als er von mehr als 27 000 Zuschauern im Holsteinstadion gefeiert wurde. Dreimal wurde der 38-fache Nationalspieler, der nie eine Rote Karte kassierte, als Hallenhandballer Deutscher Meister. In Stuttgart traf er 1962 zum ersten Mal auf Heiner Brand. In der Finalrunde besiegte Kiel mit dem 40-jährigen Dahlinger unter anderem den VfL Gummersbach. Brand, damals erst 18 Jahre alt, blieb ihm nicht nur als knallharter Abwehrspieler und kluger Stratege in Erinnerung. "Er hat nach der Niederlage gemeint, dass unser Spiel nichts mit Handball zu tun hätte." Dahlingers Antwort für den heutigen Bundestrainer: "Mag sein. Aber wir haben gewonnen."
Die positive Einstellung hat auch durch gesundheitliche Probleme nicht verloren. Die Ärzte haben ihm, der mittlerweile zwei neue Hüften besitzt und einen Herzschrittmacher trägt, Sportverbot erteilt. Schwer für jemanden, der den Handball nicht nur durch seine insgesamt 5423 Tore im THW-Trikot geprägt hat wie kein Zweiter.
Hein Dahlinger - das ist der Vater von zwei Söhnen auch die Geschichte eines besonderen Ehepaares, das mittlerweile seit mehr als 61 Jahren verheiratet ist. Eine Beziehung, die 1943 in Cottbus etwas holprig begann. ein, als Soldat dort stationiert, entdeckte seine Waltraud, als sie gerade ein Restaurant verlassen wollte. "Ich bin vom Tisch aufgesprungen und habe ihr gesagt, dass ich sie kennen lernen möchte." Das Problem: Er wollte seine Herzdame, die in Cottbus ihren Kriegshilfsdienst als Schaffnerin in der Straßenbahn ableistete, nicht aus den Augen verlieren. Andererseits wollte "Hein Daddel" aber auch seine Mahlzeit, die er kostbaren Gutscheinen verdankte, nicht im Stich lassen. "In Kriegszeiten war ein gutes Essen ein Geschenk", sagt Dahlinger, der damals spontan zu seinem teuren Zigarrettenetui griff und es Waltraud als Pfand hinterließ, bevor er wieder zu seinem Tisch eilte. "Er war ein bisschen tüddelig", erinnert sich die gebürtige Berlinerin an einen jungen Gefreiten, der "nicht so recht wusste, was er sagen sollte". Die beiden gingen noch an diesem Abend zusammen aus und ließen sich auch von den Kriegswirren, die ihn an die Ostfront und sie als Luftschutzwartin nach Berlin verschlugen, nicht mehr vom gemeinsamen Weg abbringen.
(Von Wolf Paarmann , aus den Kieler Nachrichten vom 17.01.2007)
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