16.01.2007 | WM 2007/Nationalmannschaft |
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt. |
Eine "höchst interessante Partie" verspräche sich Wunderlich gar von einem Duell seines VfL Gummersbach von damals gegen den THW Kiel von heute. "Die Schnelle Mitte hätte ich geschätzt." Ein paar von der Mittellinie erzielte Tore, "so fünf oder sechs", sind in seinem Gedächtnis gespeichert, die Fähigkeit, eine Spielsituation vor den anderen zu erkennen, sei damit belegt. Blitzartig und mit vollem Risiko nach vorne zu spielen, das hatte ihnen der Rumäne Petr Ivanescu eingetrichtert, "der kompletteste Trainer, den ich habe erleben dürfen".
Die historische, regelbedingte Bremse: Die gegnerische Mannschaft musste sich nach einem Tor erst komplett in die eigene Hälfte zurückgezogen haben, bevor weitergespielt werden durfte. Wie sich der VfL vom THW getrennt hätte, wird sich nie ergründen lassen. "Ich nehme mir das mal raus", sagt Wunderlich, "dass ich mit meinem Auge und dem Verständnis, die Spielsituation zu erkennen, um die richtige Entscheidung zu treffen, gut hätte mitspielen können."
Postaktiv haben ihn renommierte Trainer 1999 zu Deutschlands Handballer des Jahrhunderts gewählt. Zu seiner Zeit war Wunderlich zweifellos einer der Größten, sammelte nationale und internationale Vereinstitel fast nach Belieben. Nur bei Olympia 1984 musste er sich mit Silber begnügen, ansonsten wurde er Weltmeister in Kopenhagen und triumphierte 13 Mal mit seinem VfL in unterschiedlichen Wettbewerben. Das genügte dem FC Barcelona, um den 2,04-Meter-Hünen mit einem Sensationsangebot von 2,5 Millionen Mark für einen Vier-Jahres-Vertrag nach Katalonien zu locken. Wunderlich willigte ein, kehrte aber schon nach einem Jahr zurück. Deutsche Zeitungen berichteten von Anpassungsproblemen des gebürtigen Augsburgers. Wunderlich regt diese Darstellung noch heute auf: "Ich hatte keine Anpassungsprobleme. Es war nur so, dass nicht erfüllt wurde, was vertraglich vereinbart war." Also buchte Wunderlich mit der ihm eigenen Konsequenz den Heimflug, im Gepäck, wie konnte es anders sein, einen Sieg im Finale des Europacups der Pokalsieger.
Störrisch - dieses Attribut haftet ihm seit jenen Tagen an wie der Harz den Handball verklebt. Ein unbequemer Star sei er gewesen. Er findet das nicht zutreffend ("Ich bin ein relativ umgänglicher Mensch"), hat aber auch keinen großen Aufwand treiben wollen, es abzuschütteln. "Immer wenn ich etwas zu sagen hatte, habe ich es gesagt." Punkt. "Allerdings habe ich auch immer hinzugefügt, wie man etwas besser machen könnte." Natürlich gewann der "Sepp", wie er als Bayer überall gerufen wurde, mit dieser Offenheit nicht nur Freunde.
Beispiel: Die Handball-Bundesliga hatte ihn gerade als neuen Berater vorgestellt, da war die Zusammenarbeit schon beendet. Magdeburgs Manager Bernd-Uwe Hildebrandt hatte die Liaison via "Sportbild" kritisch kommentiert. Wunderlich: "Die Euphorie, die etliche Herren zuvor gezeigt hatten, stellte sich als Luftblase heraus. Und dann kam dieser Artikel, indem sich ein Mann negativ äußerte, der mich gar nicht kannte. Das muss ich nicht haben!" Ein scharfer Schlussstrich, nicht der erste und bestimmt nicht der letzte. Wie in Barcelona oder als es galt, nach knapp fünf Jahren ein im Dezember 2000 erworbenes Hotel in der Nähe des Mondsees im Salzkammergut zu verkaufen. Neue Heimat: Köln. Vom Hotel schwärmt er zwar, es sei "paradiesisch" gelegen gewesen, aber die fehlende Wettergarantie machte die Trennung erforderlich, zumal seine Frau ein gutes Job-Angebot im Bereich der Personaldienstleistung erhielt. Jetzt hat der Vater von zwei Töchtern den Rücken frei, um sich nach Handball und Golf seiner dritten Leidenschaft zu widmen, dem Schreiben. Zwei Bücher sind vor der WM erschienen. Das "Lexikon der Handballer" (Komet) wurde nach seinen Listen verfasst, bei "Handball - Die Welt eines faszinierenden Sports" (Copress) ist er Herausgeber und hat "60 Prozent der Texte selbst geschrieben". Das dritte Werk (WM-Buch 2007/Copress) soll spätestens acht Tage nach dem Finale auf dem Markt sein. Wunderlich will die Leute mit seinen WM-Geschichten fesseln. "Für mich käme es nie in Frage, andere unter meinem Namen schreiben zu lassen." Zu oft, so scheint es, fühlte er sich missverstanden.
(Von Torsten Ziegler , aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2007)
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