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05.12.2007 Mannschaft

Kieler Nachrichten: In den Spitzenspielen ist der THW oft nur Zweiter

Handball-Bundesliga: Kiels Trainer Noka Serdarusic kritisiert auch Nikola Karabatic

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2007:

Kiel - Der THW Kiel wurde zuletzt dreimal in Folge Meister. Mehr als zehn Minuspunkte kassierten die "Zebras" nie. Nach Niederlagen in Nordhorn und Flensburg sowie der bitteren Heimpleite gegen Hamburg ist der THW derzeit mit 24:6 Punkten Vierter der Handball-Bundesliga. Kein Wunder, dass Trainer Noka Serdarusic deshalb nur "halb zufrieden" ist.
Tief beeindruckt hätte ihn, wie seine Spieler einmal mehr mit dem eklatanten Verletzungspech umgegangen seien. "An ihrem Charakter besteht kein Zweifel", sagt der 57-Jährige, der wochenlang auf Christian Zeitz, Nikola Karabatic und Kim Andersson verzichten musste und dem seit Ende September auch Filip Jicha fehlt. Das Fehlen des Tschechen ist für ihn ein Hauptgrund für die schwankende Leistungskurve des THW. "Gerade in den Spitzenspielen müssten wir unsere besten Leistungen abrufen. Das machen wir aber nicht."

Mit Jicha, der in der vergangenen Saison 202 Tore für Lemgo warf, würde ihm im linken Rückraum die einzige Alternative für Karabatic fehlen. Der Slowene Ales Pajovic (von Ciudad Real ausgeliehen) wäre kein Ersatz, weil er bei dem spanischen Spitzenklub seit Jahren nur noch in der Abwehr eingesetzt wurde.

Auch Viktor Szilagyi, der nach zwei Knieoperationen um den Anschluss kämpft, ist für ihn keine erste Wahl. So durfte der Österreicher in Nordhorn nur die letzten drei Minuten mitspielen, gegen den HSV schaute er bis zum Abpfiff der 30:31-Pleite zu. "Vor seiner Verletzung hätte ich ihn gegen Hamburg gebracht", verteidigt Serdarusic den Verzicht auf den 29-Jährigen, den er nur gegen eine "ruhige 6:0- Deckung" einwechselt.

"Es fehlen in den engen Spielen die Momente, in denen ich Nikola an die Seite holen kann, um Fehler zu besprechen, um ihn zu beruhigen", sagt Serdarusic, der auch mit seinem Musterschüler, in der Triple-Saison zum besten Spieler der Liga gewählt, nicht zufrieden ist. "Er hat nicht das Niveau der letzten Saison. Auch, weil er versucht, mit Gewalt zu beweisen, dass er diese Auszeichnung verdient hat." Mit seiner Wucht kann der erst 23-Jährige zwar eine ganze Mannschaft mitreißen. So besiegte er Lemgo (35:28) fast im Alleingang. Gegen Hamburg und Nordhorn erlitt der Rekordmeister mit dem "Konzept Karabatic" Schiffbruch. "Ich arbeite aber lieber mit einem, der mit dem Kopf durch die Wand will", meint Serdarusic. "Es ist leichter, solche Spieler zu bremsen, als einen dazu zu bringen, aggressiver auf die Deckung zu gehen."

Bei anderen THW-Rückraumspielern vermisse er diesen Willen und könne sich deshalb vorstellen, Karabatic (Mitte) und Jicha gemeinsam angreifen zu lassen. Im Mittelblock sind sie sowieso gesetzt, ist ihm hier Marcus Ahlm "zu brav". Wie ein Mittelblock zu Werke gehen muss, hätten am Sonnabend die Nordhorner Daniel Kubes und Erlend Mamelund eindrucksvoll vorgemacht. Serdarusic: "Davon trennen Marcus Welten." Deshalb stellte er Pajovic in den Block, um ihn im Angriff zumeist gegen Kapitän Stefan Lövgren auszutauschen. Ein Wechsel, der weiteren Sand in den Spielfluss gestreut hat.

Serdarusic wehrt sich auch gegen den Eindruck, dass der THW mit dem norwegischen Nationalspieler Börge Lund ("er muss seinen Platz noch finden") sowie den Talenten Daniel Wessig (19) und Igor Anic (20) an Qualität gewonnen habe. "Mit ihnen haben wir uns nicht verstärkt." Für den weiteren Saisonverlauf erhofft sich der Trainer mehr Disziplin und Aggressivität im Angriff. Dabei setzt er auch auf Linkshänder Christian Zeitz ("er ist noch nicht der Alte"), der sich dauerhaft mit Schmerzen plagt und so keine Alternative für Kim Andersson werden konnte, der bislang eine sehr wechselhafte Saison ablieferte.

Dass Kiel nur noch bei einem Team aus den Top-Sieben (HSV) antreten muss und die Konkurrenz höhere Hürden erwartet, tröstet Serdarusic nicht. "Man hat gegen Hamburg gesehen, dass wir auch zu Hause verlieren können. Wichtiger ist, dass wir wieder zu unserem Spiel finden."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2007)


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