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22.01.2008 EM 2008

Kieler Nachrichten: Der Weltmeister brennt auf Wiedergutmachung

Trainer Heiner Brand: "Haben keine Krisenzeit" - Hermann nachnominiert

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2008:

Bergen - Das Video war schonungslos. Wenige Stunden nach dem spanischen Fiasko zum Vorrundenabschluss der Handball-EM in Norwegen bekamen die deutschen Weltmeister ihre bittere Pleite gleich noch einmal vorgeführt - und kannten danach nur ein Ziel. "Wir werden uns auf sie stürzen", sagte Dominik Klein vor dem Hauptrundenauftakt gegen Island heute in Trondheim (16.20 Uhr / live im ZDF).
Ein Auftritt wie beim 22:30 gegen die Spanier soll den Deutschen nicht noch einmal passieren, auch wenn Bundestrainer Heiner Brand nach der Analyse am Fernseher eingestehen musste: "Mein schlechter Eindruck vom Spielfeldrand hat sich bestätigt." Von einem vorzeitigen Ende aller EM-Träume wollte er aber ebenso wie seine Spieler nichts wissen. "Wir haben keine Krisenzeit", so Brand. An der Ausgangssituation habe sich nichts geändert: "Aus einer Niederlage kann man stärker werden. Und wir müssen zeigen, dass wir eine Mannschaft sind - nicht nur, wenn man siegt."

Vor allem im Rückraum hatte es gegen die Iberer gehapert. Dort sind vor allem Christian Zeitz und auch Pascal Hens noch nicht ins Turnier gekommen. Der Hamburger Hens wusste auch am Tag danach nicht, warum er es nach drei Vorrundenspielen und 27 Versuchen erst auf acht Tore gebracht hat. "Ich habe keine Ahnung. Ich kann auch keine Erklärung finden", sagte der Rückraumriese, schließlich fühle er sich gut. Auch Markus Baur bestätigte: "Pascal spielt nicht anders als sonst."

Viele Alternativen hat Brand nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Pechvogel Oleg Velyky für die entscheidenden Spiele um den Halbfinaleinzug nicht. Zunächst nominierte er den Lemgoer Rolf Hermann auf Halblinks nach. Ansonsten setzen Trainer und Spieler auf den WM-Effekt: Auch beim Heim-Triumph 2007 gab es nach einer Vorrundenpleite und vielen Zweifeln gegen Polen noch den goldenen Abschluss.

Damals half auch der nachnominierte Christian Schwarzer als großer Motivator dem Team wieder auf die Beine, diesmal werden laut Markus Baur alle ihren Mann stehen: "Wir haben immer ein Mistspiel gehabt. Jeder weiß, was jetzt ansteht. Wir werden gegen Island eine andere Mannschaft sehen." Gegen die Nordeuropäer spricht zumindest die Bilanz eindeutig für Deutschland: In bislang 60 Spielen gab es 38 Siege und nur 17 Niederlagen. Die Stars Olafur Stefansson (Ciudad Real) im Rückraum sowie der frühere Gummersbacher Bundesliga-Torschützenkönig Gudjon Valur Sigurdsson auf Linksaußen können allerdings fast allein ein Spiel entscheiden. Dabei steht noch in den Sternen, ob Stefansson nach seiner Zerrung überhaupt einsatzbereit ist.

Soll es wie 2004 noch zum EM-Titel reichen, müssen am besten drei Siege in der Hauptrunde her. Nach den Isländern, gegen die Markus Baur wie bei fast jedem großen Turnier seinen Geburtstag feiert (37), warten morgen in Titelverteidiger Frankreich (18.15/ARD) und Rekord-Europameister Schweden am Donnerstag (19.20/ZDF) aber zwei echte Brocken.

(von Marlen Haselhuhn, aus den Kieler Nachrichten vom 22.01.2008)


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