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23.05.2008 Handball international

Zebra-Journal: Europaliga ein Damoklesschwert

Entlastung der Handball-Profis droht am Streit zwischen EHF und IHF zu scheitern

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008:

Es schimmert reichlich Frust durch. Seit November 2006 ist der Hattinger Gerd Butzeck nun tätig als Geschäftsführer der Group Club Handball (GCH), um die Interessen der europäischen Klubs durchzusetzen. Doch passiert ist nicht viel in den Kernfragen, welche seinerzeit die Gründung der im Jargon "Handball-G 14" genannten Gruppe initiierte.
Zu großem Optimismus sei momentan auch kein Anlass, so Butzeck: "Ich sehe derzeit nicht, wie sich irgendetwas ändern sollte." Kurz gesagt: Es herrscht lähmender Stillstand im Ringen um Termine, Versicherungspflichten und Abstellungsprämien. Auch die Competitions Conference im April in Wien, zu der die Europäische Handball-Föderation (EHF) eingeladen hatte, produzierte nicht mehr als salbungsvolle Worte. "Die Basis für einen moralischen Vertrag ist zwischen den Parteien des internationalen Handballs gelegt worden." Dieses wohlklingende Fazit zog Jean Brihault, der französische EHF-Vizepräsident. Aber letztlich will auch die EHF nichts vom Handballkuchen abgeben.

Die Forderung der Klubs und der Spieler, die Europameisterschafts-Turniere fortan nicht mehr alle zwei Jahre, sondern alle vier Jahre auszutragen, weist die EHF vehement zurück. Ihr Argument: Die EHF veranstalte nur zwei Turniere in dem olympischen Vier-Jahres-Turnus, die Internationale Handball-Föderation (IHF) mit zwei Weltmeisterschaften und dem olympischen Turnier indes drei. Deshalb müsse die IHF auf eine WM verzichten. Was IHF-Präsident Hassan Moustafa von dieser Idee hält, tat er in Wien schon kund: In einer Brandrede beschimpfte der Ägypter die Klubs als "schmierige Geschäftemacher", welche dem Handball nur schaden wollten - um ein paar Minuten später zu erklären, dass die IHF aus finanziellen Gründen nicht auf WM-Turniere verzichten wollte; pro WM verdiene der Weltverband 17 bis 20 Millionen Schweizer Franken. Ein zweites Problem, das Moustafa hat, sind Kontinente wie Panamerika, Afrika und Asien, die möglichst viele Weltmeisterschaften spielen wollen.

Ein prekäres Patt, das die Lösung des ersten Kernproblems verhindert. Das zweite ungelöste große Anliegen ist die Forderung der Klubs, die Turniere nicht mehr mitten in der Saison zu spielen, sondern am Ende (Mai) oder am Anfang (September) der Spielzeiten. Zwar stimmte die Wiener Konferenz dieser Idee grundsätzlich zu. Aber auch hier schert die IHF nach Informationen der Kieler Nachrichten aus: Moustafa will die Weltturniere weiterhin im Januar austragen lassen. Die Klubs wollen hart bleiben. "Diese Probleme müssen wir regeln. Alles andere ist Kosmetik", erklärt Butzeck.

Was den Klubs bleibt, ist die Drohkulisse einer eigenständig organisierten Europaliga. Sollte der EHF-Kongress am 20. September in Wien keine Lösungen bieten, dann käme diese Europaliga, die nach der Competition Conference schon vom Tisch schien, wieder auf die Agenda. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. "Wir erwarten, dass die Zusagen, die uns in Wien gemacht wurden, dann auch umgesetzt werden", sagt Butzeck. Das große Hickhack um die Besetzung der Klubvertreter in neu geschaffene EHF-Gremien, das in Wien beinahe zur Abreise aller Klubvertreter gesorgt hätte, zerstörte indes die Illusion von schnellen Veränderungen. "Ich erwarte weitere Taschenspielertricks seitens der EHF", sagt ein Geschäftsführer aus den Reihen der GCH. Nicht ausgeschlossen, dass die Diskussionen über eine Europaliga bald wieder von vorn beginnen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 23.05.2008)


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