06./08.09.2008 - Letzte Aktualisierung: 08.09.2008 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, Fotos und weitere Stimmen, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Kapitän Stefan Lövgren bot eine starke Leistung. |
Der Trainer und sein Kapitän. |
Filip Jicha traf dreimal. |
Als die Kieler Abwehrformation aber langsam zusammenfand und Omeyer die ersten Würfe von Cho parieren konnte, waren die Zebras schnell dran und gingen durch einen Gegenstoß von Klein sogar mit 7:6 in Führung. Balingen stellte nun die eigene Deckung auf eine 5:1-Variante um, Trainer Dr. Brack hatte bereits nach 13 Spielminuten alle 12 Feldspieler zum Einsatz gebracht. Doch nach dem 7:7-Ausgleich durch den bereits fünften Brack-Treffer lief beim HBW gar nichts mehr. Sauer, Lobedank und mehrfach auch Philipp Müller scheiterten am starken Omeyer. Der THW-Angriff machte es auch gegen die etwas defensivere Balinger Abwehr besser. Zweimal Lövgren und einmal Jicha brachten die Kieler mit
Igor Anic spielte in der ersten Halbzeit am Kreis und zeigte eine gute Partie. |
Doch Sportwissenschaftler Dr. Brack reagierte und brachte mit Benjamin Herth für Milos Slaby im Angriff einen siebten Feldspieler, um die schwer zu knackende Kieler Abwehr mehr zu fordern. Auch wenn dieses taktische Mittel beim ersten Balinger Angriff beinahe schief ging, als Thierry Omeyer das verwaiste Tor der Gastgeber nur knapp verfehlte, fand der HBW durch die Überzahl wieder besser in die Partie. Lobedank beendete mit seinem Treffer zum 8:13 den elfminütigen Torfluch, Herth, Brack und Strobel verkürzten - allerdings nicht entscheidend, da die Kieler im Angriff weiterhin überwiegend konzentriert agierten und durch Lövgren und Anic den Vorsprung bis zum 16:11 (27.) einigermaßen hielten.
In der Schlussphase des ersten Durchgangs schlichen sich dann aber doch mehr Fehler ins Kieler Spiel ein: Ein Fehlwurf von Jicha, ein schlechtes Anspiel von Andersson, und schon war Balingen rechtzeitig zum Seitenwechsel wieder bis auf zwei Treffer dran. Auch die nicht einmal 4000 Zuschauer in der besonders in den Kurven nur spärlich gefüllten Porsche-Arena spürten, dass für den "Underdog" aus Balingen noch was drin sein könnte.
Diese Hoffnung auf eine spannende Partie wurde noch geschürt, als Rechtsaußen Robert Weber ein Anspiel von Jicha auf Klein unterbinden konnte und per Gegenstoß selbst verkürzte. Und erst recht, als Slaby mit einer Doppelparade gegen Jicha und Andersson glänzte. Das Publikum pushte nun hoch motivierte Balinger auf ihrem Weg zum Ausgleich, doch da passierte ausgerechnet dem besten Mann ein Fehler: Daniel Brack warf den verharzten Ball bei einem Anspiel ins Seitenaus, als dieser sich nicht rechtzeitig von seiner Hand lösen wollte. Statt dass der THW - nun mit Ahlm am Kreis - den Ausgleich hinnehmen musste, kassierte Ettwein eine Zeitstrafe und die Kieler erhöhten durch Lövgren und Andersson auf 18:15.
Nach einem Lattenkracher von Jicha und einer Parade Slabys gegen den nun aber aufdrehenden Andersson verkürzte der HBW noch einmal auf 17:18, doch das Kieler Angriffsspiel wirkte nun wieder gefälliger. Dreimal Lövgren und einmal Andersson trafen, während Omeyer nach schwachen Anfangsminuten im zweiten Durchgang wieder zur Topform auflief.
In der 43. Minute traf Dominik Klein in das verwaiste Balinger Tor. |
So verstrichen erneut ganze zehn Minuten ohne einen Treffer von Balingen, die Partie war spätestens nach einem frechen Heber Lövgrens vom Siebenmeterpunkt zum 28:20 (52.) entschieden. In der Schlussphase nahmen die Zebras merklich das Tempo raus, wodurch sich insbesondere Nachwuchstorhüter Sven Grathwohl auszeichnen konnte. Auch auf Kieler Seite durfte Andreas Palicka endlich seine ersten Bundesligaerfahrungen sammeln.
Letztlich siegten die Kieler souverän mit 30:24 und zeigten dabei einen klaren Aufwärtstrend. Diesen gilt es gegen die momentan stark auftrumpfenden Magdeburger fortzusetzen, die am kommenden Mittwoch in der Sparkassen-Arena-Kiel zu Gast sein werden. Die Vorbereitung auf das Duell mit den Bördestädtern beginnt bereits am Sonntagvormittag.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich hatte in Kiel schon glücklichere Tage als die letzten. Es ist immer schwierig in Balingen zu spielen, da Balingen immer hart kämpft. Mir war wichtig, den Kampf heute anzunehmen und das hat meine Mannschaft gut gemacht. Die Abwehr stand gut, Omeyer dahinter ebenso. Einzig die Außen waren heute ein kleiner Schwachpunkt.[Frage: Wie würden Sie Brack und Lövgren auf der Spielmacherposition vergleichen?
Es waren beide gut. Lövgren hat heute ein super Spiel gemacht und immer zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen.[gegenüber den KN:]
Nach dem Katastrophenspiel am Mittwoch war es wichtig, zu gewinnen.[angesprochen auf seinen Geburtstag am Sonntag:]
Um zehn Uhr ist Training, zum Glück sind wir vor Mitternacht zu Hause.
Wir haben gut angefangen, aber mir fehlt in diesem Jahr die zweite Reihe. Als sich Balomenos verletzte, hatte ich heute keine Alternativen mehr, dadurch fehlte meinen Spielern die Kraft. Wir haben versucht, es durch das Einwechseln des siebten Feldspielers zu kompensieren, aber Kiel hat das schnell ausgenutzt. Außerdem hat Kiel die Kreisläufer zugemacht. Meine Spieler sehen aus wie Schulbuben neben den Spielern des THW, aber sie haben alles gegeben. Mehr ist im Moment nicht drin.[gegenüber den KN:]
Wir haben gut angefangen, dann kamen die ersten Erschöpfungen. Der Übergang zu unserem zweiten Block ist nicht mehr nahtlos. Einige meiner Spieler standen wie Schulbuben anhimmelnd neben Kieler Athleten. Aber keiner bei uns ist schockiert wegen der Niederlage.
Es war wichtig heute beide Punkte mitzunehmen. Es ist müßig über Mittwoch noch nachzudenken. Durch Übermotivation und technische Fehler haben wir leider am Mittwoch einen Punkt verloren. Durch das Fehlen der Franzosen in der Vorbereitung war es wichtig, heute in die Saison richtig reinzukommen und weiter so zu arbeiten.
Wir hatten heute 3.850 Zuschauer. Diese enttäuschende Zahl ist mir unverständlich, da wir gegen den THW Kiel gespielt haben und vor dem Spiel eine verstärkte Medienpräsenz hatten. Meine Mannschaft hat trotzdem ein gutes Spiel gemacht.
Stefan Lövgren im hbl.tv-Interview. |
Das war eine richtig große Verbesserung im Vergleich zum Spiel gegen Dormagen. Der Wille war da, der Einsatz war auch da. Das sollten wir aus diesem Spiel mitnehmen. Wir hatten schon etwas Druck und da war der Sieg natürlich schön.[Wie kommt solch ein Leistungsabfall zustande?]
Das kommt immer mal vor. Wir haben das Tempo und den Rhythmus nicht gefunden, kamen nicht ins Spiel. Dormagen hat das auch gut gemacht, aber letztendlich lag es an uns. Heute haben wir das besser gemacht und müssen uns weiter steigern.[gegenüber den KN:]
Heute waren wir besser als gegen Dormagen, aber das war auch nicht schwer. Wir müssen uns weiter steigern, Timing und Tempo stimmen noch nicht so ganz.
Dominik Klein im hbl.tv-Interview. |
Heute gab es eine andere Mannschaft. Wir wissen, was wir für einen Anspruch an uns selbst haben und haben das heute auch streckenweise gezeigt. Wir lassen das, was hinter uns liegt, Vergangenheit sein und schauen nur von Spiel zu Spiel.
Wir haben am Mittwoch einen Punkt verloren, aber das ist nicht das Ende der Welt. Ich mache mir keine Sorgen, es sind noch so viele Spiele.
Die Stimmung nach Mittwoch war richtig schlecht. Aber wir haben gut gearbeitet im Training, und heute waren Körpersprache, Aggressivität und Tempo besser.
[angesprochen auf seinen Wurf, der das leere Tor verfehlte:]
In Peking ging ein Ball im Spiel gegen Spanien rechts vorbei, heute links, das nächste Mal nehme ich die Mitte.
Kiel wollte heute mit aller Macht den Fehlstart verhindern und hat verdient gewonnen. Ich denke, der THW wird auch in diesem Jahr Deutscher Meister.
Aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2008:
Während also draußen an der Stuttgarter Mercedesstraße das nackte Riesenrad-Gerippe des Cannstatter Wasen einen traurigen Anblick bot, lautete die "Zebra"-Botschaft im Innern der Porsche-Arena unmissverständlich: Das hier ist kein Vergnügungspark, und wir spielen unser eigenes Spiel. Zwar gelang es dem THW anfangs gut, in die offensive Balinger 3:2:1-Deckung zu stoßen. Es dauerte dennoch zehn Minuten, bis Dominik Klein mit einem frechen Zehn-Meter-Wurf nach Tempogegenstoß für die erste Kieler Führung (7:6) sorgte.
Weil nun Sportwissenschaftler Dr. Rolf Brack auf der HBW-Bank für extraordinäre Schachzüge auf dem Handball-Parkett bekannt ist, kamen die Zuschauer auf den halbvollen Rängen doch ein wenig in vergnügliche Stimmung. Brack stellte auf eine 5:1-Deckung um, Kiel zeigte sich unbeeindruckt, hatte mit Kim Andersson in dieser Phase einen unbeirrbaren Anspieler, dem zweimal Igor Anic und Vid Kavticnik mit Treffern zum 7:13 (21.) dankten. Brack reagierte erneut, nahm bis zur Pause für sieben Minuten den Torwart zu Gunsten eines siebten Feldspielers aus dem Tor, ging Risiken ein. THW-Torwart "Titi" Omeyer verfehlte das gegnerische Tor einmal nur knapp, aber Balingen verkürzte auch auf 14:16.
Den Unterhaltungswert der Partie steigerten Bracks muntere Entscheidungen ungemein. Nach der Pause brach das 7:6-Rezept den Baden-Württembergern indes das Genick. Zuerst traf Klein das leere Tor, klatschte grinsend bei seinem Coach ab (18:23/43.). Endlich kehrten Jubelposen in das nach dem 28:28 gegen Dormagen am Mittwoch so niedergeschlagene THW-Team zurück. Auch Kim Andersson traf noch einmal in das verwaiste Gehäuse (20:25/45.). Zwischen dem 19:23 (43.) und 20:28 (52.) gelang dem weder resignierenden noch schwächelnden Brack-Ensemble nur ein Treffer. Und als der anfangs sehr starke Daniel Brack zusehends einen Platz im Blickfeld Dominik Kleins erhielt, war der Balinger Rückraum endgültig entschärft.
Die Entscheidung in dieser Phase der Partie gründete auf mehreren Schulter-Paaren. Herausragender Akteur auf dem Feld war der "Oldtimer" mit Sportwagen-Qualitäten, Stefan Lövgren. Der 37-jährige Kapitän führte Regie mit Bedacht, glänzte als sicherer Siebenmeter-Schütze, übernahm Verantwortung und suchte immer den Weg zum Tor, das er insgesamt elfmal traf. "Phasenweise waren wir noch verunsichert", gab der Schwede nach dem Schlusspfiff zu. Doch es gab weitere positive Erscheinungen: Igor Anic, dessen Spiel am Kreis an Konturen gewinnt. Kim Andersson, dessen Fokus und Tordrang endlich wieder schärfer wird.
Nach den 60 Minuten wirkten alle "Zebras" für einen Sieg beim HBW Balingen-Weilstetten erstaunlich gelöst. "Eine schöne Erleichterung", empfand Stefan Lövgren, dem Alfred Gislason "extreme Übersicht" attestierte, aber "trotzdem noch Schwachstellen" in seinem Team entdeckte. So habe Filip Jicha im Rückraum "gut angefangen, stark nachgelassen". Gegen die unkonventionelle 7:6-Methode der Balinger habe seine Mannschaft zudem in der ersten Halbzeit zu langsam umgeschaltet.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.09.2008)
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