03./04.12.2008 - Letzte Aktualisierung: 04.12.2008 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Bericht, Spielbericht und Stimmen ergänzt... |
So wirkten die Kieler in den ersten Sekunden auch ein wenig nervös, und auch die Zuschauer waren guter Dinge, als die Zebras im ersten Angriff gleich den Ball verloren und Hegemann per zweiter Welle die Ostwestfalen in Führung brachte. Dann aber rollte der THW-Express auch schon so, wie er es auf der Hinfahrt nach Minden aufgrund der Schneefälle nur selten konnte: Kavticnik glich von außen aus, Jicha aus dem Rückraum und Ahlm nach feinen Lövgren-Anspiel erhöhten auf 3:1 für die Gäste. GWD tat sich von Beginn an schwer gegen die auch ohne den noch auf der Bank sitzenden Welthandballer Nikola Karabatic gut funktionierende Kieler Abwehr, hatte aber zunächst Glück mit Abprallern und hielt den Abstand daher durch den zweiten Henriksson-Treffer bis zum 4:6 (11.) in Grenzen. Dann aber legten die Kieler noch einen Gang zu, Lövgren, Klein und zwei abgeschlossene Gegenstöße schraubten das Ergebnis binnen drei Minuten auf 10:4. Richard Ratka hatte genug gesehen und nahm seine Auszeit.
Doch auch danach waren die Kieler, bei denen nun Christian Zeitz in den rechten Rückraum rückte, das bessere, das spielfreudigere Team. Mit sehr variablem, sehenswertem Kombinationsspiel sorgten die Zebras nicht nur bei den mitgereisten Kieler Fans für Begeisterung. Zweimal Ahlm und Zeitz erhöhten bei einem Henriksson-Gegentreffer auf 13:5 nach 18 Minuten, GWD-Torhüter Medhus ließ sich mittlerweile nach gerade mal zwei Paraden entvervt auswechseln.
Und tatsächlich: Mit dem 36-jährigen THW-Schreck Malik Beserevic, der mit seinen Paraden auch schon beim oben erwähnten Sensationssieg der Mindener die Kieler Angreifer entzauberte und die Wende einleitete, robbten sich die Ostwestfalen zumindest etwas heran. Kreisläufer Stephan Just holte in den Folgeminuten einige Strafwürfe heraus, die das TuSEM-Schnäppchen Aljoscha Schmidt verwandeln konnte. Zudem harmonierten im Rückraum die Nationalspieler Hegemann und Haaß nun besser und konnten bis auf 10:16 verkürzen. Allerdings ließ sich der THW diesmal nicht aus dem Konzept bringen und spielte souverän, aber dennoch weiterhin sehenswert seinen Stiefel runter. Christian Zeitz trug sich zweimal in die Torschützenliste ein und Vid Kavticnik ließ sich vom Siebenmeterpunkt von Besirevic auch nicht aus der Ruhe bringen. So ging es immer noch mit einer Sieben-Tore-Führung in die Pause.
Auch nach dem Wechsel machten die Kieler mit voller Konzentration weiter: Mittlerweile waren Nikola Karabatic und Henrik Lundström ins Spiel gekommen, für den guten Thierry Omeyer hütete nun Andreas Palicka das Tor. Dieser stoppte erst einmal die Siebenmeterserie von Aljoscha Schmidt, und nach einem Doppelschlag von Andersson betrug der Kieler Vorsprung beim 22:13 (36.) erstmals neun Tore. Nun bekam auch Stefan Lövgren seine wohlverdiente Pause, nur die Mindener hatten keine Zeit zum Durchatmen. Denn auch mit Karabatic als Spielmacher bauten die Zebras den Vorsprung langsam weiter aus. Ob Jicha aus dem Rückraum, der starke Marcus Ahlm vom Kreis oder Vid Kavticnik mit einer ausgezeichneten Siebenmeter-Quote - der THW spielte mit vollster Konzentration weiter. Während die Kieler Fans längst ihren "Schwarz und weiß"-Schlachtgesang durch die nicht ganz ausverkaufte Kampa-Halle hallen ließen, erhöhte Kavticnik mit einem Hattrick sogar auf 29:17 (47.).
Die Partie war längst entschieden, und so gönnte Alfred Gislason seinen Leistungsträgern immer mal wieder fünfminütige Verschnaufpausen auf der Ersatzbank - einen Bruch im Kieler Spiel gab es dennoch nicht. Igor Anic, seit der 45. Spielminute für Marcus Ahlm am Kreis, erzielte drei Kieler Treffer in Folge zum 34:22, Lundström im Anschluss das 35:22 (57.) - die höchste Führung des Spiels. Nur in den letzten drei Minuten konnte Minden noch einmal Ergebniskosmetik betreiben, nachdem Karabatic eine Zeitstrafe bekam, nach seiner Rückkehr in der letzten Minute erneut auf die Bank geschickt wurde und wegen Meckerns obendrauf noch die dritte Strafe kassierte und damit die Rote Karte bekam. Dies war aber letztlich nur eine kleine Fußnote unter dem deutlichen 37:26-Sieg gegen Mindener, die zwar in dieser Partie chancenlos waren, den direkten Klassenerhalt aber mit dieser Mannschaft schaffen sollten.
Für die Zebras beginnt nun schon die Vorbereitung auf das nächste Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen die HSG Nordhorn - die Mannschaft, die dem THW Kiel als letzte Mannschaft in der Bundesliga eine Niederlage beibringen konnte...
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ja, es war viel mehr als ein Trainingsspiel heute. Kompliment an meine Mannschaft. Wir wollten von Anfang an Vollgas geben, da wir wussten was passiert, wenn Minden zu viel Selbstvertrauen gewinnt. Wir wollten uns absetzen und bis zum Ende gut durchspielen. Das ist uns sehr gut gelungen.
Der THW ist zurzeit die beste Mannschaft der Welt. Die Leichtigkeit, mit der sie ihre Tore werfen, begeistert. Wir wollten heute dagegen halten und hatten genügend Motivation. Es ist allerdings schwierig, wenn man gegen solch überlegene Spieler spielen muss. Ingesamt bin ich zufrieden. Es gibt andere Mannschaften, die man schlagen muss.
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.12.2008:
Mut flößten sich die Gastgeber vor dem Duell gegen die Übermannschaft der Liga mit einem kleinen Videoschnipsel aus der Steppe ein. In diesem machte sich ein hungriger Löwe (das Maskottchen der Mindener) mit wildem Gebrüll über ein verängstigtes Zebra her. Das Huftier blieb chancenlos und ließ sein Leben. Im wahren Handball-Leben auf dem Parkett steckte der Löwe im "Zebra-Trikot". Kiels Punktejäger fielen mit ihren bewährten Mitteln wie Höllentempo, ausgefeilter Technik, Spielfreude und aggressivem Abwehrverhalten über GWD her. Und das zunächst ohne Nikola Karabatic, den Gislason wegen seiner Schulterverletzung schonte.
Gislason startete früh mit seiner Rotation, nutzte die ganze Breite des Kaders: Zeitz für Andersson, Lundström ersetzte Klein, Andreas Palicka Thierry Omeyer, Igor Anic kam für den bärenstarken Marcus Ahlm, und ab der 31. Minute durfte auch Karabatic ran. Doch egal, wen Kiels Trainer aufs das Feld schickte, der Rhythmus im geordneten und dennoch schnellen THW-Spiel ging nie verloren.
Kollege Richard Ratka folgte dem Beispiel Gislasons - aus purer Verzweiflung. Das 1:0 von Michael Hegemann blieb Mindens einzige Führung, der Jubel der 3500 Fans, unter ihnen rund 100 aus Kiel, wich bald der Hoffnungslosigkeit. Als die Kieler ihre 6:4-Führung (11.) binnen fünf Zeigerumdrehungen auf 12:4 ausgebaut hatten, war nach 16 Minuten fast schon die Vorentscheidung gefallen, die zweite Hälfte geriet zum Schaulaufen.
Zeit auch für die "Zebras" zum Zaubern und Probieren. Minden gab nur noch einen besseren Trainingspartner ab. "Wir haben von Beginn an locker gespielt, hinten hatten wir einen klasse Omeyer im Tor, der später von Palicka stark vertreten wurde, außerdem stand unsere Abwehr super", analysierte Linksaußen Henrik Lundström. Enttäuscht sei er allerdings von Minden gewesen. "Die haben viel zu früh resigniert."
Einen ganz starken Auftritt lieferte erneut Vid Kavticnik. Kiels slowenischer Rechtsaußen glänzte mit Toren aus Gegenstößen, eiskalt verwandelten Siebenmetern, blieb von Außen ohne Fehlversuch, brachte es auf insgesamt zehn Tore und öffnete zudem seine ganz persönliche Trickkiste als Anspieler. Überragend der über die Schulter gezogene Ball auf den frei am Kreis postierten Stefan Lövgren, großartig das Anspiel auf Marcus Ahlm zum 11:4. "Es macht einfach Spaß", sagte der 24-Jährige, "wenn die Deckung so gut steht, ist es leicht, im Angriff zu glänzen."
Das bezeichnende Schlusswort nahm sich Richard Ratka. Er sei zufrieden, mit nur elf Toren gegen diesen THW verloren zu haben, lobte der GWD-Trainer sein völlig überfordertes Team, aber auch den Sieger: "Es ist einfach berauschend, mit welcher Leichtigkeit die Kieler ihre Tore werfen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 04.12.2008)
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