THW-Logo
25./26.03.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.03.2009 Bundesliga

THW siegt im Torfestival gegen Melsungen

Bundesliga, 25. Spieltag: 25.03.2009, Mi., 19.00: THW Kiel - MT Melsungen: 42:35 (21:16)
Update #2 KN-Spielbericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Filip Jicha überragte mit 11/2 Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha überragte mit 11/2 Treffern.
Mit dem 24. Bundesliga-Sieg in Folge hat der THW Kiel am Mittwochabend einen weiteren Schritt Richtung Meisterschaft gemacht. In der Sparkassen-Arena-Kiel kam es dabei zum erwarteten Torfestival gegen die MT aus Melsungen, welches die Zebras in einer lange Zeit engen Partie letztlich deutlich mit 42:35 (21:16) für sich entscheiden konnten. Beste Torschützen beim Gastgeber waren die Rückraumshooter Filip Jicha mit 11/2 und Kim Andersson mit 8 Treffern.
Als zweiten Torwart hinter Thierry Omeyer präsentierte Alfred Gislason den 17-jährigen A-Jugendspieler Morten Michelsen, der allerdings natürlich zunächst auf der Bank Platz nehmen musste - wie auch der noch immer leicht angeschlagene Rechtsaußen Vid Kavticnik. Auf dem Parkett begann der THW dafür mit der Flügelzange Lundström und Zeitz sowie mit Nikola Karabatic auf der Spielmacherposition.

Robert Hedin (hier im Gespräch mit Nenad Vuckovic) konnte  zwar mit dem Start seiner Mannschaft zufrieden sein, hatte aber frühzeitig Sorgen im rechten Rückraum.
Klicken Sie zum Vergrößern! Robert Hedin (hier im Gespräch mit Nenad Vuckovic) konnte zwar mit dem Start seiner Mannschaft zufrieden sein, hatte aber frühzeitig Sorgen im rechten Rückraum.
Jedoch war zunächst noch Sand im Kieler Getriebe, zwei technischen Fehlern und sechs Fehlwürfen in den ersten zehn Spielminuten standen lediglich zwei Rückraumkracher Anderssons und ein Siebenmetertreffer von Filip Jicha gegenüber. Ausgerechnet gegen die drittschwächste Abwehr der Liga tat sich der beste Angriff sehr schwer und lag daher folgerichtig mit 3:5 zurück.

Dennoch standen auch Gästetrainer Robert Hedin bereits die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben: Für Linkshänder Daniel Valo war die Partie bereits nach fünf Minuten beendet, und auch der erst kürzlich verpflichtete Youngster Jens Schöngarth machte bereits unliebsame Bekanntschaft mit dem Parkett der Sparkassen-Arena. Als Thierry Omeyer dann seine ersten Paraden gegen Vuckovic und den starken Spielmacher Stojanovic zeigte, war die kurze hessische Regentschaft an der Förde schnell Geschichte. Denn binnen fünf Minuten legten die Zebras sechs Treffer in Folge hin zum 9:5. Dabei wussten die Kieler nach wahrlich enttäuschendem Beginn auch schon zu zaubern. Herrlich der Dreher von Jicha zum 5:5, künstlerisch das Anspiel Anderssons auf Ahlm zum 6:5 und clever der Steal von Karabatic gegen Schöngarth, den der Franzose im weiten Alleingang zum 7:5 vergoldete. So hatten die Zuschauer auch einen Bonus-Applaus für Gästekeeper Mario Kelentric übrig, nachdem dieser bei einem weiten Pass Omeyers auf Lundström zu spät aus seinem Kasten kam, dann aber fair auswich und dem schwedischen Linksaußen den Weg zum leeren Tor überließ.

Marcus Ahlm war zweimal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm war zweimal erfolgreich.
Nach diesem Zwischenspurt, der - so schien es zumindest - endlich für die klaren und erwarteten Verhältnisse in der Arena sorgte, besannen sich die Gäste aber wieder auf das, was sie am besten können: Tore werfen. Da die Kieler Deckung teilweise genau so schläftig reagierte wie die der Hessen, und da die bemitleidenswerten Torhüter beider Teams auch keine Hand an den Ball bekamen, fielen in der zweiten Hälfte des ersten Durchgangs noch atemberaubende 23 Treffer. Auf Melsungener Seite stachen dabei der gute Kreisläufer Thomas Klitgaard und Linksaußen Daniel Tellander heraus, beim THW erwischte Kim Andersson außergewöhnliche 30 Minuten: Insgesamt sechs Treffer gelangen dem schwedischen Linkshänder allein in der ersten Halbzeit, erst eine Minute vor dem Pausenpfiff scheiterte er nach schöner Ballstafette von außen erstmals an Kelentric. So war es auch in erster Linie Andersson sowie der bei Gegenstößen sichere Henrik Lundström, die zum Seitenwechsel beim Stand von 21:16 für den THW den Unterschied ausmachten.

Der schwedische Linksaußen hatte dann aber bereits Feierabend, für ihn brachte Alfred Gislason im zweiten Durchgang Dominik Klein, um mit ihm an der Spitze eine raumbezogene 5:1-Deckung zu testen. Diese Variante lud allerdings Vladica Stojanovic zum munteren Torewerfen ein. Allein vier Treffer gelangen dem serbischen Spielmacher in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit, und als Anderssons bisheriges Wurfglück offenbar aufgebraucht war und Tellander per Gegenstoß plötzlich auf 23:24 verkürzte, machte sich endgültig Unruhe in der Halle breit.

Nikola Karabatic erzielte 5/2 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic erzielte 5/2 Treffer.
Alfred Gislason reagierte sofort und trommelte seine Jungs zusammen. Nach Wiederanpfiff sorgte Nikola Karabatic mit einem wunderschönen Heber für das 25:23, und als der im zweiten Durchgang überragende Filip Jicha erhöhte, waren die Kieler Fans wieder beruhigt. Dennoch ließ sich Melsungen nicht mehr richtig abschütteln und hielt den Rückstand konstant zwischen zwei und fünf Treffern. Immer wieder konnten sich die Gäste Strafwürfe gegen die Kieler Deckung erarbeiten, die der aktuell beste Torschütze der Liga, Savas Karipidis, traumwandlerisch sicher zu verwandeln wusste - einen davon auch gegen Morten Michelsen, der in der 50. Minute seinen kurzen Einstand in der Bundesliga feiern durfte.

Dass es aber nicht mehr eng wurde, lag daran, dass die Kieler immer im richtigen Moment eine passende Antwort parat hatten: Zeitz aus spitzestem Winkel ins kurze Eck zum 27:24, Jicha mit voller Kraft zum 28:25 oder 33:29. Und als sich das Publikum schon auf einen knappen Erfolg einstellen wollte, legten die Zebras in den Schlussminuten doch nochmal nach. Plötzlich traf Kim Andersson wieder, zudem griff Dominik Klein noch mehrfach in seine Trickkiste. So zierte letztlich doch noch ein - vielleicht nicht ganz dem Spielverlauf entsprechendes - 42:35 die Anzeigetafeln der Arena. Den Kielern wird's aber recht sein, denn mit nun 49:1 Punkten und einer unglaublichen Tordifferenz von mittlerweile +204 scheint dem THW die Meisterschaft kaum noch zu nehmen sein. Neun Punkte brauchen die Zebras zum fünften Meistertitel in Folge noch, ebensoviele Ligaspiele stehen dafür auf dem Plan.

Nun gilt allerdings zunächst die volle Konzentration der Champions League, denn bereits am Sonntag muss der deutsche Rekordmeister beim kroatischen Seriensieger RK Zagreb antreten. Gegen Ivano Balic, Igor Vori und Co. müssen und werden sich die Kieler allerdings insbesondere in der Abwehr steigern.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Das Ergebnis ist schmeichelhaft für uns und zeichnet nicht das Bild, das wir über 60 Minuten gesehen haben. Melsungen war ein schwieriger Gegner. Trotzdem hat mir unsere Abwehr heute sehr schlecht gefallen, wir sind einfach nicht in den Rhythmus gekommen. Stojanovic konnte machen, was er wollte. Ich hätte mir mehr Kampf und Beweglichkeit gewünscht.

Den Einbruch nach der Halbzeit nehme ich auf meine Kappe. Ich wollte das Experiment mit der raumbezogenen Manndeckung wagen, obwohl ich wusste, dass das gegen Stojanovic genau das falsche Rezept ist. So kam es dann auch, er konnte aus sieben Metern ungestört werfen und Titi hatte keine Chance, den Ball überhaupt zu sehen. Aber ich wollte diese Variante probieren, da wir in den kommenden Wochen einige Gegner haben, gegen die diese Abwehrformation notwendig werden könnte. Am Wochenende haben wir dann drei Stojanovics gleichzeitig gegen uns ...

[zu Vid Kavticnik:]
Die Verletzungssituation bei Vid sieht eigentlich ganz gut aus. Er hätte heute spielen können, jedoch hat er zuletzt im Training wieder Schmerzen verspürt. Deshalb wollte ich einen Einsatz von ihm unbedingt vermeiden, damit er am Wochenende eventuell spielen kann.

MT-Trainer Robert Hedin:
Ich bin trotz der Niederlage zufrieden. Wir wussten eigentlich schon vorher, dass ein Sieg hier unmöglich werden würde. Obwohl während des Spiels drei Spieler verletzt ausscheiden mussten, sind wir drangeblieben und haben ein gutes Spiel gemacht. Im April werden wir vier Spiele gewinnen - dann sind wir wieder voll im Plan.

25. Spieltag: 25.03.09, Mi., 19.00: THW Kiel - MT Melsungen: 42:35 (21:16)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 11 Paraden), Michelsen (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Wessig (n.e.), Andersson (8), Lundström (4), Kavticnik (n.e.), Anic, Lövgren (3), Ahlm (2), Weltgen (n.e.), Zeitz (4), Karabatic (5/2), Klein (5), Jicha (11/2); Trainer: Gislason
Logo MT Melsungen:
Kelentric (1.-50., 9/1 Paraden), Herold (50.-60., 2 Paraden); Schöngarth, Junillon (3), Klitgaard (6), Valo, Tellander (6), Tzimourtos, Stojanovic (7), Treutler, Danner, Karipidis (8/5), Vuckovic (5); Trainer: Hedin
Schiedsrichter:
Colin Hartmann (Magdeburg) / Stefan Schneider (Irxleben)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Karabatic (40.));
Melsungen: 2 (Danner (41.), Stojanovic (53.))
Siebenmeter:
THW: 5/4 (Kelentric hält Jicha (22.));
Melsungen: 5/5
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:2, 2:2 (4.), 2:4, 3:4, 3:5 (10.), 9:5 (15.), 9:6, 10:6, 10:7, 11:7, 11:8, 12:8, 12:9, 13:9 (20.), 13:10, 15:10, 15:12 (26.), 17:12, 17:13, 18:13, 18:14, 19:14, 19:15, 21:15, 21:16;
2. Hz.: 21:17, 22:17, 22:18, 23:18, 23:20 (35.), 24:20, 24:23 (37.), 26:23 (40.), 26:24, 27:24, 27:25, 30:25 (45.), 30:26, 31:26, 31:27, 32:27 (50.), 32:29, 33:29, 33:30 (52.), 36:30, 36:31, 37:31 (56.), 37:32, 38:32, 38:34, 40:34, 40:35, 42:35.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009:

Torflut versöhnte für schwache Kieler Leistung

Elf Tore von Filip Jicha beim 42:35 über Melsungen - THW feierte 24. Sieg in Folge
Kiel - Die Sensation blieb aus, Handballmeister THW Kiel ließ sich auch von der MT Melsungen nicht aus der Erfolgsbahn werfen, gewann gestern Abend mit 42:35 (21:16) Toren, eilt mit Riesenschritten und nunmehr 14 Punkten Vorsprung seinem 15. Titelgewinn entgegen und baute seine Rekordbilanz in der Bundesliga auf 24 Siege in Folge aus.

10 250 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena erlebten allerdings ein Spiel wie das schlechte Wetter draußen vor den Hallentoren. Zwischendurch fröstelte es manch einen im Kreis der galaverwöhnten Fangemeinde. Erwärmen konnten sich die meisten nur an diversen Einzelaktionen, den elf zumeist wuchtigen Toren von Filip Jicha und natürlich an der brachialen Torflut, die über beide Torhüter ab der 15. Minute wie eine riesige Welle hereinbrach.

Vier Tage vor dem Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen Weltstar Ivano Balic und Co. in Zagreb agierten die "Zebras" zu Beginn des Spiels, als säßen sie schon auf gepackten Koffern. Die Abwehr stand Spalier, packte nur zögerlich zu. Thierry Omeyer, dem anstelle des verletzten Andreas Palicka der 17-jährige A-Jugendliche Morten Michelsen an die Seite gestellt worden war, fand zudem ungewöhnlich schwer in die Partie. Und so lagen die Gäste nach zwölf Minuten immer noch in Führung. Das ist nicht ungewöhnlich, überraschend war jedoch, dass ihnen bis zu diesem Zeitpunkt fünf Tore genügten, um die Nase vorn zu haben. Die Kieler Torfabrik streikte, drei Treffer nach zwölf Minuten waren eine sehr dürftige Ausbeute.

Irgendetwas muss die "Zebras" dann aus ihrer Lethargie gerissen haben, vielleicht war es ein Blick mit Schrecken auf die Hallenanzeige. Und so brach auch auf die Melsunger Turngemeinde von 1861 e.V. herein, was fast allen Gästeteams in Kiel widerfährt: Innerhalb weniger Minuten löste sich der Traum von einer Überraschung in Nichts auf. Die "Zebras" stellten ihre Gangart kurzzeitig auf Galopp um. Zweimal traf Jicha, dann Ahlm, Karabatic, Lundström und Andersson - nur drei Minuten später hatte der THW die bis dahin langatmige Partie auf 9:5 gedreht. Kurzfristig wachte auch das Publikum auf, musste sich fortan aber erneut mit Magerkost, vielen technischen Fehlern und einer schwachen Abwehrleistung begnügen.

Der Beginn der zweiten Halbzeit geriet gar zur Geduldsprobe, in der 37. Minute war der Fünf-Tore-Vorsprung auf 24:23 geschmolzen, "schuld" daran war auch eine vorgezogene seitliche 5:1-Deckung, in der Dominik Klein Nenad Vuckovic neutralisieren sollte. Vereinzelt wurden Pfiffe laut. Zeit für eine Auszeit. Trainer Alfred Gislason sprach Lövgren, Ahlm und Co ins Gewissen. Es wirkte. Der THW brachte erneut vier, fünf Tore zwischen sich und den Gegner, hielt die MT auf Distanz und brachte den Pflichtsieg ungefährdet über die Ziellinie.

Den Einbruch nach der Pause nehme er auf seine Kappe, stellte sich Alfred Gislason vor sein Team: "Ich habe mit der Abwehr-Variante etwas ausprobiert, was wir vielleicht in Zagreb spielen müssen." Da war es wieder, das Spiel, das wohl schon vor der Bundesliga-Pflicht gegen Melsungen in allen Kieler Köpfen herumgeisterte: Noch einmal gut gegangen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009)


(25./26.03.2009) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite