25./26.03.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.03.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Filip Jicha überragte mit 11/2 Treffern. |
Robert Hedin (hier im Gespräch mit Nenad Vuckovic) konnte zwar mit dem Start seiner Mannschaft zufrieden sein, hatte aber frühzeitig Sorgen im rechten Rückraum. |
Dennoch standen auch Gästetrainer Robert Hedin bereits die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben: Für Linkshänder Daniel Valo war die Partie bereits nach fünf Minuten beendet, und auch der erst kürzlich verpflichtete Youngster Jens Schöngarth machte bereits unliebsame Bekanntschaft mit dem Parkett der Sparkassen-Arena. Als Thierry Omeyer dann seine ersten Paraden gegen Vuckovic und den starken Spielmacher Stojanovic zeigte, war die kurze hessische Regentschaft an der Förde schnell Geschichte. Denn binnen fünf Minuten legten die Zebras sechs Treffer in Folge hin zum 9:5. Dabei wussten die Kieler nach wahrlich enttäuschendem Beginn auch schon zu zaubern. Herrlich der Dreher von Jicha zum 5:5, künstlerisch das Anspiel Anderssons auf Ahlm zum 6:5 und clever der Steal von Karabatic gegen Schöngarth, den der Franzose im weiten Alleingang zum 7:5 vergoldete. So hatten die Zuschauer auch einen Bonus-Applaus für Gästekeeper Mario Kelentric übrig, nachdem dieser bei einem weiten Pass Omeyers auf Lundström zu spät aus seinem Kasten kam, dann aber fair auswich und dem schwedischen Linksaußen den Weg zum leeren Tor überließ.
Marcus Ahlm war zweimal erfolgreich. |
Der schwedische Linksaußen hatte dann aber bereits Feierabend, für ihn brachte Alfred Gislason im zweiten Durchgang Dominik Klein, um mit ihm an der Spitze eine raumbezogene 5:1-Deckung zu testen. Diese Variante lud allerdings Vladica Stojanovic zum munteren Torewerfen ein. Allein vier Treffer gelangen dem serbischen Spielmacher in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit, und als Anderssons bisheriges Wurfglück offenbar aufgebraucht war und Tellander per Gegenstoß plötzlich auf 23:24 verkürzte, machte sich endgültig Unruhe in der Halle breit.
Nikola Karabatic erzielte 5/2 Treffer. |
Dass es aber nicht mehr eng wurde, lag daran, dass die Kieler immer im richtigen Moment eine passende Antwort parat hatten: Zeitz aus spitzestem Winkel ins kurze Eck zum 27:24, Jicha mit voller Kraft zum 28:25 oder 33:29. Und als sich das Publikum schon auf einen knappen Erfolg einstellen wollte, legten die Zebras in den Schlussminuten doch nochmal nach. Plötzlich traf Kim Andersson wieder, zudem griff Dominik Klein noch mehrfach in seine Trickkiste. So zierte letztlich doch noch ein - vielleicht nicht ganz dem Spielverlauf entsprechendes - 42:35 die Anzeigetafeln der Arena. Den Kielern wird's aber recht sein, denn mit nun 49:1 Punkten und einer unglaublichen Tordifferenz von mittlerweile +204 scheint dem THW die Meisterschaft kaum noch zu nehmen sein. Neun Punkte brauchen die Zebras zum fünften Meistertitel in Folge noch, ebensoviele Ligaspiele stehen dafür auf dem Plan.
Nun gilt allerdings zunächst die volle Konzentration der Champions League, denn bereits am Sonntag muss der deutsche Rekordmeister beim kroatischen Seriensieger RK Zagreb antreten. Gegen Ivano Balic, Igor Vori und Co. müssen und werden sich die Kieler allerdings insbesondere in der Abwehr steigern.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das Ergebnis ist schmeichelhaft für uns und zeichnet nicht das Bild, das wir über 60 Minuten gesehen haben. Melsungen war ein schwieriger Gegner. Trotzdem hat mir unsere Abwehr heute sehr schlecht gefallen, wir sind einfach nicht in den Rhythmus gekommen. Stojanovic konnte machen, was er wollte. Ich hätte mir mehr Kampf und Beweglichkeit gewünscht.Den Einbruch nach der Halbzeit nehme ich auf meine Kappe. Ich wollte das Experiment mit der raumbezogenen Manndeckung wagen, obwohl ich wusste, dass das gegen Stojanovic genau das falsche Rezept ist. So kam es dann auch, er konnte aus sieben Metern ungestört werfen und Titi hatte keine Chance, den Ball überhaupt zu sehen. Aber ich wollte diese Variante probieren, da wir in den kommenden Wochen einige Gegner haben, gegen die diese Abwehrformation notwendig werden könnte. Am Wochenende haben wir dann drei Stojanovics gleichzeitig gegen uns ...
[zu Vid Kavticnik:]
Die Verletzungssituation bei Vid sieht eigentlich ganz gut aus. Er hätte heute spielen können, jedoch hat er zuletzt im Training wieder Schmerzen verspürt. Deshalb wollte ich einen Einsatz von ihm unbedingt vermeiden, damit er am Wochenende eventuell spielen kann.
Ich bin trotz der Niederlage zufrieden. Wir wussten eigentlich schon vorher, dass ein Sieg hier unmöglich werden würde. Obwohl während des Spiels drei Spieler verletzt ausscheiden mussten, sind wir drangeblieben und haben ein gutes Spiel gemacht. Im April werden wir vier Spiele gewinnen - dann sind wir wieder voll im Plan.
Aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009:
10 250 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena erlebten allerdings ein Spiel wie das schlechte Wetter draußen vor den Hallentoren. Zwischendurch fröstelte es manch einen im Kreis der galaverwöhnten Fangemeinde. Erwärmen konnten sich die meisten nur an diversen Einzelaktionen, den elf zumeist wuchtigen Toren von Filip Jicha und natürlich an der brachialen Torflut, die über beide Torhüter ab der 15. Minute wie eine riesige Welle hereinbrach.
Vier Tage vor dem Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gegen Weltstar Ivano Balic und Co. in Zagreb agierten die "Zebras" zu Beginn des Spiels, als säßen sie schon auf gepackten Koffern. Die Abwehr stand Spalier, packte nur zögerlich zu. Thierry Omeyer, dem anstelle des verletzten Andreas Palicka der 17-jährige A-Jugendliche Morten Michelsen an die Seite gestellt worden war, fand zudem ungewöhnlich schwer in die Partie. Und so lagen die Gäste nach zwölf Minuten immer noch in Führung. Das ist nicht ungewöhnlich, überraschend war jedoch, dass ihnen bis zu diesem Zeitpunkt fünf Tore genügten, um die Nase vorn zu haben. Die Kieler Torfabrik streikte, drei Treffer nach zwölf Minuten waren eine sehr dürftige Ausbeute.
Irgendetwas muss die "Zebras" dann aus ihrer Lethargie gerissen haben, vielleicht war es ein Blick mit Schrecken auf die Hallenanzeige. Und so brach auch auf die Melsunger Turngemeinde von 1861 e.V. herein, was fast allen Gästeteams in Kiel widerfährt: Innerhalb weniger Minuten löste sich der Traum von einer Überraschung in Nichts auf. Die "Zebras" stellten ihre Gangart kurzzeitig auf Galopp um. Zweimal traf Jicha, dann Ahlm, Karabatic, Lundström und Andersson - nur drei Minuten später hatte der THW die bis dahin langatmige Partie auf 9:5 gedreht. Kurzfristig wachte auch das Publikum auf, musste sich fortan aber erneut mit Magerkost, vielen technischen Fehlern und einer schwachen Abwehrleistung begnügen.
Der Beginn der zweiten Halbzeit geriet gar zur Geduldsprobe, in der 37. Minute war der Fünf-Tore-Vorsprung auf 24:23 geschmolzen, "schuld" daran war auch eine vorgezogene seitliche 5:1-Deckung, in der Dominik Klein Nenad Vuckovic neutralisieren sollte. Vereinzelt wurden Pfiffe laut. Zeit für eine Auszeit. Trainer Alfred Gislason sprach Lövgren, Ahlm und Co ins Gewissen. Es wirkte. Der THW brachte erneut vier, fünf Tore zwischen sich und den Gegner, hielt die MT auf Distanz und brachte den Pflichtsieg ungefährdet über die Ziellinie.
Den Einbruch nach der Pause nehme er auf seine Kappe, stellte sich Alfred Gislason vor sein Team: "Ich habe mit der Abwehr-Variante etwas ausprobiert, was wir vielleicht in Zagreb spielen müssen." Da war es wieder, das Spiel, das wohl schon vor der Bundesliga-Pflicht gegen Melsungen in allen Kieler Köpfen herumgeisterte: Noch einmal gut gegangen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.03.2009)
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