Aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2009:

Auch die Mitspieler bedankten sich bei dem zehnfachen Torschützen, jeder auf seine Art. So umarmte ihn Aron Palmarsson von hinten und küsste dem Zwei-Meter-Schrank in den Nacken. Jicha musste Haltung bewahren, gab er doch gerade Interviews: "Dieses Spiel war wichtiger als das gegen den HSV. Da geht es in erster Linie um das Prestige." Anders als bei seinem Kurz-Comeback gegen Wetzlar erlebte der mit 128 Saisontoren beste THW-Werfer diesmal keinen Rückfall. Auch zur Freude von Trainer Alfred Gislason, der mit einem taktischen Schachzug der SG in der zweiten Halbzeit eine zwölfminütige Torflaute beschert hatte. So beorderte er Marcus Ahlm ("er hat sein bestes Saisonspiel gemacht") in der Deckung auf die Halbposition. Er sollte sich um den gefährlichsten Flensburger Rückraumspieler kümmern, den Linkshänder Oscar Carlen. Und der THW-Kapitän schaltete seinen schwedischen Landsmann aus. Für Ahlm rückte Börge Lund in den Mittelblock und der Norweger, in der Abwehr ein aggressiverer Typ als Ahlm, nahm den Gegnern die Freude am Kreuzen.

In dieser Phase glühte nicht nur die "Hölle Nord", die lange fest in den Händen der Kieler Fans war. Auch an den Bildschirmen brach das Fieber aus. Als der Pokalfight auf der Kippe stand, schalteten 480 000 Zuschauer das DSF-Spiel ein, das im Schnitt 320 000 Fans erreichte und das Saisonmittel Saisonmittel (260 000) deutlich übertraf. Ein Sonderlob verteilte Gislason an Geburtstagskind Dominik Klein (26), den er nach 40 Minuten gegen Henrik Lundström tauschen wollte. "Doch dann hat er einen tollen Lauf bekommen", freute sich Gislason, der seit zehn Tagen frische HSV-Videos auf Lager hat. "Jetzt können wir uns die endlich ansehen."

Bevor die Top-Teams der Liga am Sonntag in der Kieler Arena aufeinander prallen (17.45 Uhr, DSF), wird noch der nächste Pokalgegner der "Zebras" (6./7. Februar) ausgelost. Was tippt Gislason? "Ein Auswärtsspiel in Hamburg oder Mannheim." Auch bei ihm hat sich Fatalismus eingenistet, hat der Titelverteidiger mit Berlin (34:26), Großwallstadt (32:29) und nun Flensburg bisher nur Bundesligisten als Gegner gehabt. Geplant ist, dass Stefan Kretzschmar, der am Sonntag auch für das DSF den Liga-Hit kommentiert, die Lose um 17.25 Uhr im Mittelkreis der Arena ziehen wird. "Schwerer als in Flensburg kann es nicht werden", bleibt Jicha ganz gelassen. "Und die Aufgabe haben wir gut gelöst."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2009)