Erster gegen Zweiter, Rekordmeister gegen Wunsch-Meister, Landeshauptstadt
gegen Hansestadt: Die Partie zwischen dem THW Kiel
und dem HSV Hamburg am kommenden Sonntag ist ohne Frage das Spiel der Spiele
in der Hinserie der TOYOTA Handball-Bundesliga. 10.250 Zuschauer werden dabei am
Sonntag den wie immer ausverkauften Handball-Kulttempel Sparkassen-Arena in einen
Hexenkessel verwandeln. Anwurf ist um 17.45 Uhr, das DSF überträgt ab 17.30 Uhr
live aus Kiel.
Schrecksekunde für Hamburg: Gegen den Aufsteiger TuS N-Lübbecke taten sich die Hansestädter vor
Wochenfrist mehr als schwer. Am Ende siegte der Tabellenzweite durch einen
Treffer 24 Sekunden vor Schluss noch mit 25:24 und machte durch diesen Erfolg
die Partie am Sonntag zu dem, was sie sein soll: ein echtes Spitzenspiel.
Denn es steht fest: Der Sieger des Duells zwischen Rekordmeister und
Wunsch-Meister hat mehr als gute Chancen, als Tabellenführer
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Nach langer Verletzungspause wieder dabei: Kreisläufer Bertrand Gille.
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die EM-Pause zu überdauern. Den Druck des Gewinnenmüssens sieht
THW-Manager
Uli Derad dabei beim HSV: "Mit dem Potential, über das
der HSV verfügt, muss er uns in unserem ersten Jahr nach
Lövgren und
Karabatic
doch eigentlich packen." Ansonsten müsse man sich in Hamburg
irgendwann mal überlegen, fügt der THW-Manager ironisch an,
"unser ganzes Team zu kaufen." Tatsächlich: Glaubt man Meldungen der
Hamburger Boulevardmedien, soll HSV-Boss Andreas Rudolph noch
einmal ganz tief in die Tasche gegriffen haben, um sich
endlich einmal für die finanziellen und ideelen Mühen
nach dem Umzug von Bad Schwartau in die Colorline-Arena
mit Meisterehren zu bescheren. Hatte Rudolph im Sommer
mit einer Finanzspritze von gut einer Million Euro die
Lizenz des HSV gesichert, so bürgte er wenig später noch
einmal für gut 2,5 Millionen Euro. Der Grund: Durch die
Verpflichtung der kroatischen Superstars
Domagoj Duvnjak
und Igor Vori kamen die Hamburger mit ihrem Etat
von 7,5 Millionen Euro nicht mehr klar. Die Kosten seien
dadurch um 2,6 Millionen Euro im Vergleich zur vergangenen
Spielzeit gestiegen, zitierte das Boulevard-Blatt einen
Wirtschaftsprüfer. Dadurch leisten sich die Hamburger
in dieser Saison einen Etat von unglaublichen 11,6 Millionen Euro - und
haben damit gut vier Millionen Euro mehr zur Verfügung, als der
THW Kiel. Insgesamt soll Rudolph seit seinem Amtsantritt 2005 mehr
als 20 Millionen Euro in den Verein gesteckt haben. Das Risiko
für den Mäzen: Bleiben Erfolge in der Meisterschaft, im
Pokal und der Champions League aus und gibt es deshalb
keine Prämien, kommen zu dieser Summe eben jene 2,5 Millionen
Euro hinzu.
Doch danach sieht es momentan nicht aus. Die Hamburger sind
im Vergleich zu den Vorjahren stabiler geworden, und
sie halten in allen drei Wettbewerben klar Kurs.
Im DHB-Pokal hatte man wie in den Vorjahren das
Losglück auf der HSV-Seite und zog mit Erfolgen
bei der HSG Tarp-Wanderup, beim TuSPO Obernburg und dem Tabellenletzten HBW Balingen-Weilstetten
in das Viertelfinale ein. In der Champions League entledigten sich die
Elbestädter ihrer Pflichtaufgaben souverän, fuhren beim 48:17-Erfolg
beim norwegischen Vertreter Fyllingen Handball
sogar den höchsten Sieg der kurzen Vereinsgeschichte
ein. Bei der Kür um den Gruppensieg patzten die
Hamburger aber zweimal gegen den Titelträger
BM Ciudad Real aus Spanien. Nach einer
deutlichen Heimniederlage (26:32) zeigten sich die
Hansestädter im Rückspiel aber wesentlich couragierter,
am Ende entschieden Kleinigkeiten und Ciudad
Weltklasse-Torhüter Arpad Sterbik das Duell.
Dennoch: das 28:30 in Ciudad Real ließ die Handballwelt
erneut aufhorchen - und das nicht nur, weil Trainer Martin
Schwalb beinahe die komplette zweite Halbzeit im Angriff
seinen Torhüter durch einen siebten Feldspieler
ersetzte und sich ansonsten an der Seitenlinie
hitzige Wortgefechte mit Gegner-Coach Talant
Dujshebaev lieferte. Vielmehr war es das engagierte
und flüssige Spiel des HSV, das die Sport-Experten
zu der Erkenntnis kommen ließ, dass die Hamburger
in dieser Spielzeit in allen Wettbewerben zu den
Titelanwärtern zählen dürften.
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Wird auch am Sonntag wieder an der Seitenlinie "wirbeln": HSV-Coach Martin Schwalb.
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Die wirkliche Stärke der Hamburger, in deren Team jeder
Akteur Länderspiele vorweisen kann, wird - so
sehen es Handball-Experten - erst im zweiten
Teil der Saison zum Vorschein kommen, wenn
die verletzten Akteure alle wieder zurück
im Team sind. Trotz der Personalsorgen, auf
die Martin Schwalb immer wieder hinzuweise
bereit ist, hielten sich die Hansestädter
in dieser Saison weitestgehend schadlos,
was auch am furiosen Auftreten des Rechtsaußens
Hans Linderberg gelegen haben dürfte, der die
Torschützenliste der TOYOTA Handball-Bundesliga mit 99/58 Toren anführt.
Lediglich in Frisch Auf Göppingen fand der HSV
bisher seinen Meister: Der 35:36-Niederlage standen
aber unter anderem beeindruckende Siege in
Lemgo (34:25), in Gummersbach (34:28), bei
den Rhein-Neckar Löwen (34:30) und gegen
Flensburg (37:32) gegenüber (siehe auch
Gegnerkurve Hamburg
und
Tabelle der TOYOTA HBL). Und beim Blick
auf die Rückrunde, in der der THW bei den
Mannschaften des oberen Tabellendrittels
weitestgehend auswärts antreten muss, der HSV
aber Heimspiele gegen die Top-Mannschaften hat,
fangen nicht wenige der Hamburger Anhänger den
gleichen Traum wie ihr Präsident zu träumen an:
Der HSV will Titel, der HSV muss Titel gewinnen -
und zwar mehr als den Supercup, den sich die Hamburger
vor dieser Spielzeit mit einem deutlichen
35:28-Erfolg gegen den THW
sicherte. "Wir liegen aktuell ganz dicht an den Kielern dran,
alleine dieser Umstand und unsere Auftritte in der
jüngsten Vergangenheit haben uns großen Respekt
verschafft", ist HSV Sportdirektor Christian Fitzek optimistisch. "Mittlerweile
trauen uns viele auch den Titel zu, wir selber sicher
auch. Wir jedenfalls werden alles dafür tun, es dieses
Jahr zu schaffen."
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Bisher bester Torschütze der Hansestädter: Rechtsaußen Hans Lindberg.
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Dafür hat der HSV in der Sommerpause für ordentlich Wirbel
auf dem Transfermarkt gesorgt. Dabei orientierten
sich die Hamburger am Modell, mit dem der THW Kiel
seit Jahren Titel um Titel sammelte: Man analysierte
die Schwachstellen des
Kaders, den
wir Ihnen bereits im
Vorbericht zum Supercup-Spiel
ausführlich vorstellten, und ersetzte Mitläufer wie Heiko
Grimm (ging zu Amicitia Zürich) und Arne Niemeyer,
der zum TuS N-Lübbecke wechselte, und den
seine Karriere beendenden Dimitri Torgowanow
durch absolute Weltklasse-Leute. Für die
Kreisposition, auf der auch Bertrand Gille nach seiner langwierigen Verletzung wieder
einsatzfähig ist (siehe
Extra-Bericht), verpflichteten
Rudolph und Co. mit dem 2,03-Meter-Riesen Igor Vori einen kroatischen Superstar.
Auf dem besten Weg zum Stammspieler ist auch
Domagoj Duvnjak, der
nach einem einzigartigen Wechselpoker letztlich
doch noch an der Elbe seine Handballschuhe schnüren durfte.
Der 21-jährige gilt als kommender Weltstar seiner Sportart. Bisher erfolgreichster
Werfer der Hamburger in der TOYOTA Handball-Bundesliga ist Rechtsaußen Hans Lindberg mit 99/58 Toren,
was ihm auch die Spitzenposition in der Liga-Gesamtwertung einbringt (siehe auch
Gegnerkader HSV Hamburg).
Während die Hamburger Boulevard-Medien den HSV
schon lange vor dem THW sehen, schaut man in Kiel
vor diesem Spiel auf die Tabelle: Die Zebras thronen
dort mit einem Minuspunkt, der HSV Hamburg folgt mit zwei
Miesen. Und wenn es nach den Verantwortlichen, Fans
und Spielern des Double-Siegers von der Förde geht,
soll sich an dieser Reihenfolge auch am Sonntag nichts
ändern: "Wir sind bereit", war die knappe Aussage
von THW-Trainer Alfred Gislason
auf die Frage, wie man sich auf das Spiel der Spiele in der
TOYOTA Handball-Bundesliga vorbereitet habe. Es gab
Videos von den Gegenspielern für jeden einzelnen
THW-Akteur, zudem wurde die Trainingsintensität
auf eben dieses Duell vier Tage vor dem Heiligen
Abend abgestimmt. Nicht mehr - und nicht weniger.
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Neuzugang Igor Vori.
©
HSV |
Also Business as usual? Mitnichten. "Das ist ein extremer
Härtetest, aber wir sind vorbereitet." Und so war
die Tatsache, dass die Kieler beim
hohen Sieg gegen den Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf
auch wieder etwas für das Torverhältnis getan hatten, nur eine
kleine Randnotiz - während Hamburg sich vor dem vergangenen
Spieltag die Torejagd ganz groß auf die Fahnen
geschrieben hatte. "Wir haben gegen Düsseldorf
ein Zeichen gesetzt. Nun sind wir mit dem
THW auf Augenhöhe", jubelte Krzysztof Lijewski
über den zwischenzeitlichen Ausgleich des HSV
in Sachen Tordifferenz. Und Trainer Martin Schwalb
assistierte: "Wir wissen, dass wir um jedes Tor
kämpfen müssen." Die BILD-Zeitung titelte
"Hallo Kiel, jetzt haben wir Euch!" nach dem Hamburger 40:25-Sieg gegen
Düsseldorf. Und die Morgenpost ging sogar noch einen
Schritt weiter: "40:25! Jetzt habt ihr den THW Kiel
überholt", titelte das Hamburger Boulevardblatt -
um in der Unterzeile darauf hinzuweisen, dass
der HSV "den THW Kiel zumindest schon einmal im
Torverhältnis eingeholt" habe. Zebra-Ehrenspielführer
Stefan Lövgren hatte für
solche Rechen-Spielereien nur ein müdes Lächeln übrig:
"Ich hoffe, dass der THW gegen Hannover möglichst
viele Tore macht, damit das blöde Hamburger Gerede
von der Tor-Differenz endlich ein Ende hat." Gesagt, getan:
Vor der dem Spitzenspiel liegt der THW mit einem
Punkt und 18 Toren vor den Hamburgern - und die Kieler
werden alles daran setzen, dass sich dieser Abstand am Sonntag
vergrößert. "Es knistert, das ist das Fest vor dem
Fest", freut sich Manager
Uli Derad
auf das Duell mit den Hansestädtern, die in bisher
14 Bundesliga-Duellen erst zweimal gewinnen konnten. Dreimal trennte man sich
unentschieden, neun Mal gewann der THW (siehe auch
Gegnerdaten HSV Hamburg).
Derad ist
für das Duell am Sonntag optimistisch, dass die inzwischen seit der
30:31-Niederlage gegen Hamburg am 6. November 2007 auf 34 Spiele ohne
doppelten Punktverlust in der Sparkassen-Arena angewachsene Serie auch am Sonntag hält: "Wir können viel
gewinnen. Und in Kiel weiß man, wie man große Siege erringt."
Auch wenn der Ausfall von Daniel Narcisse
die Vorfreude beim Rekordmeister ein wenig eintrübte:
"Daniel war vor dem Unfall in einer
hervorragenden Verfassung", ärgerte sich Gislason
über das Missgeschick in Lübbecke, bei dem sich
"Air France" den kleinen Finger der Wurfhand brach.
Doch von dem Ausfall des Neuzugangs werde man sich
nicht beeindrucken lassen, sagt Filip Jicha: "Nun
wird das Team noch enger zusammen rücken, wie in den
vergangenen Spielzeiten auch schon. Und wir werden
noch stärker. Da bin ich mir sicher." Der Teamgeist
innerhalb der Mannschaft stimme einfach, so der
Tscheche. "Das lässt uns solche Situationen durchstehen."
Gleichwohl hofft Jicha am Sonntag
auch auf die Unterstützung des Publikums: "Die Fans müssen heute unser achter Mann
sein." Mehr muss man dazu nicht mehr sagen. Es ist angerichtet, das Spiel der Spiele kann kommen!
Schiedsrichter der Partie sind Holger Fleisch und Jürgen Rieber.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:
Das Tauziehen um Domagoj Duvnjak bestimmte im vergangenen
Sommer die Schlagzeilen in den Handball-Medien. Doch nach dem
erfolreichen Werben um den 21-jährigen scheint dieser inzwischen
in Hamburg angekommen.
Dramatisch, spannend, teuer: So oder so ähnlich könnte man
die Wechsel-Geschichte von Domagoj Duvnjak beschreiben.
Der 21-jährige hatte, noch in Diensten des kroatischen
Topclubs Croatia Zagreb, einen Vertrag bei den Hanseaten
ab der Saison 2011 unterschrieben, war dann aber bei
seinem Sportdirektor und dem Trainer in Ungnade gefallen
- auch weil Duvnjak angeblich zu einem anderen Club
wechseln sollte. Zoran Gobac, Sportdirektor bei Croatia
Zagreb, kündigte an, Duvnjak werde zukünftig in Zagreb
nur noch in der zweiten Mannschaft eingesetzt. "Wir
wollen einen Spieler nicht zwei Jahre lang für Hamburg
ausbilden und pflegen. Es wäre zu teuer, ihn neben
Balic als zweiten Mittelmann auf der Bank sitzen zu
haben", sagte Gobac.
Ein unglaublicher, sich über
Wochen hinziehender Transferpoker begann. Dabei ging
es auch um nicht weniger als die Karriere des 21-Jährigen,
der nicht nur durch seine starken Auftritte bei der WM 2009
in seiner Heimat in das Visier der Topclubs geraten war.
Der Wechsel in die stärkste Liga der Welt entwickelte
sich für Duvnjak dann aber zu einer Hängepartie. "Wir haben
nichts dagegen, dass Hamburg ihn sofort nimmt", läutete
Gobac die entscheidende Runde im Transferpoker ein.
Das Ziel der Kroaten, die in finanziellen Schwierigkeiten
steckten: Für das Juwel wollte der kroatische
Meister möglichst viel Geld erhalten. Die Hamburger
sollen eine halbe Million Euro für den vorzeitigen
Wechsel geboten haben, Zagreb forderte kroatischen
Medien zufolge 1,5 Millionen Euro. "Wir sind nicht bereit,
auf jede Forderung von Zagreb einzugehen", hatte
HSV-Präsident Andreas Rudolph zuvor erklärt - um
dann doch die Geldbörse weit zu öffnen. Hamburgs
Sportdirektor Christian Fitzek legte immer neue
Angebote auf den Tisch. Indes: Die Kroaten sagten
nein. "Es wird kein weiteres Angebot von unserer
Seite an den Verein geben. Der nächste Schritt kann
jetzt nur aus Zagreb kommen", stellte Fitzek nach
einem Millionen-Angebot des HSV für den Spielmacher auf stur - mit Erfolg.
Die Kroaten bewegten sich, die Hamburger zahlten nach
Medienberichten 300.000 Euro Ablöse sofort nach
Kroatien, in den beiden folgenden Jahren werden
jeweils 350.000 Euro von der Elbe nach Zagreb
transferiert. "Wir sind stolz, einen der
begehrtesten Spieler der Welt unter Vertrag
nehmen zu können", reagierte Fitzek erleichtert,
nachdem Duvnjak insgesamt neun Monate nach
Verhandlungsbeginn endlich in der Hansestadt
landete. "Nach den letzten Wochen bin ich sehr froh,
hier zu sein", war auch der Kroate erleichtert,
den Wechselpoker hinter sich gebracht zu haben.
Jetzt - vier Monate später - ist Duvnjak, den sie
nur noch "Dule" rufen, aus Hamburg kaum noch
wegzudenken. "Der Junge ist einfach fantastisch",
schwärmt Rudolph. "Er ist sein Geld wert, jeden
Cent", sagt der HSV-Präsident, "sportlich und
charakterlich.Er ist uns bei seinen Gehaltsvorstellungen
entgegengekommen, damit wir die Ablösesumme zahlen
konnten. Das hat uns allen imponiert." Der viel
Gelobte hat sich längst an der Alster eingelebt,
besucht Deutschstunden - und beeindruckt
nicht nur mit Anspielen, sondern auch mit
seiner Wurfkraft. "Ich kann noch viel mehr,
vor allem konditionell bin ich längst nicht
bei hundert Prozent", sagte Duvnjak unlängst
in einem Interview - keine Frage, das nach
Medieneinschätzung größte kroatische Talent
seit Ivano Balic hat sich viel vorgenommen
für die kommenden Jahre.
(Von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2009:
"Wir werden den THW besiegen"
HSV-Boss vor Bundesliga-Hit optimistisch
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HSV-Boss Andreas Rudolph.
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Ahrensburg - Mit geschätzten 14 Millionen Euro
aus seinem Privatvermögen rettete Andreas Rudolph
einst den hoch verschuldeten HSV Hamburg
und führte den aktuellen Zweiten der Handball-Bundesliga zu Titeln im
EHF-Cup und im DHB-Pokal. Die Kieler Nachrichten trafen
den 54-jährigen Unternehmer, der in Ahrensburg seinen
Firmensitz hat, vor dem Bundesliga-Hit zwischen
dem THW Kiel und dem HSV am Sonntag.
- Kieler Nachrichten:
-
Wem haben Sie beim Pokalspiel zwischen Kiel und Flensburg die Daumen gedrückt?
- Andreas Rudolph:
-
Ich habe das Spiel im DSF gesehen.
Flensburg hätte zur Pause mit vier Toren führen
müssen. Aber dieses Derby verfolge ich als neutraler Beobachter.
Mich hat nur interessiert, ob Kiel ein paar Körner verloren hat.
- Kieler Nachrichten:
-
Mit welchen Erwartungen kommen Sie am Sonntag nach Kiel?
- Andreas Rudolph:
-
Wir werden den THW besiegen. In der vergangenen Saison
war die Meisterschaft zu diesem Zeitpunkt schon entschieden,
jetzt ist nur klar, dass entweder die Kieler oder
wir am Ende den Titel gewinnen werden. Für uns ist es ein
Vier-Punkte-Spiel, der Druck ist für den THW aber größer.
Kiel muss gewinnen, schließlich ist unser Programm in der
Rückrunde leichter.
- Kieler Nachrichten:
-
Ist die aktuelle HSV-Mannschaft die beste aller Zeiten?
- Andreas Rudolph:
-
Auf jeden Fall. Wir haben
nicht nur mit der Verpflichtung der Kroaten (Igor Vori
und Domagoj Duvnjak, Anm. der Red.) jetzt eine andere
Spielphilosophie. Die Mannschaft hat auch gelernt, dass
sie jedes Spiel gewinnen muss, um mit Kiel mithalten zu können.
Sie hat aber auch gemerkt, dass sie das kann.
- Kieler Nachrichten:
-
Angeblich sollen Sie rund 14 Millionen Euro aus Ihrem Privatvermögen
in den Verein investiert haben. Realistisch?
- Andreas Rudolph:
-
Kein Kommentar. Klar ist aber, dass ich genau weiß, was
ich investiert habe. Außerdem gibt es in meinem Fall zwei unterschiedliche
Formen des Sponsorings. Privat und als Unternehmer. Für meine Firma
lohnt es sich. Die Aufmerksamkeit, die der HSV in den Medien hat, ist sehr hoch.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie lange werden Sie den HSV noch unterstützen?
- Andreas Rudolph:
-
In der nächsten Saison wird der Verein in der Lage sein,
ohne mein privates Geld auszukommen. Ich bin bis Juni
2011 Präsident und springe bis dahin ein, wenn es nötig ist.
Das wird aber nicht der Fall sein. Ob ich als Präsident weiter
mache, ist offen. Ich klebe nicht an dem Posten und die
Entscheidung treffe nicht ich, sondern der Aufsichtsrat. Mir
ist nur wichtig, dass der HSV noch viele Jahrzehnte übersteht,
sonst hätten die Investitionen keinen Sinn gemacht.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie sind in Gummersbach geboren, kamen 1989 nach Ahrensburg.
Hätten Sie auch einen anderen Verein derart unterstützt?
- Andreas Rudolph:
-
Ja. Ich hatte mich Ende der 80er Jahre auch beim VfL Bad
Schwartau angeboten. Aber die wollten mich nicht. Als der
HSV anfragte, habe ich sofort Hilfe zugesagt. Ich habe als
Handballer selbst viel von diesem Mannschaftssport profitiert,
da wollte ich etwas zurückgeben. Inzwischen ist der
HSV aber echtes Herzblut.
- Kieler Nachrichten:
-
Was fehlt dem HSV, was der THW Kiel hat?
- Andreas Rudolph:
-
Die beeindruckende Historie und die sportliche Konstanz.
Kiel ist noch immer die Nummer eins, und das haben sie
sich redlich verdient. Wir haben uns aber vorgenommen, in
dieser Saison intensiv an diesem Status zu rütteln.
- Kieler Nachrichten:
-
Würden die THW-Fans nach den drei unbeliebtesten Personen der Handballszene befragt,
Ihr Name wäre dabei. Warum?
- Andreas Rudolph:
-
Wenn es so ist, würde es mich nicht stören. Vielleicht ist es
Neid? Den muss man sich ja bekanntlich verdienen. Wahrscheinlich
liegt es aber daran, dass ich falsch eingeschätzt werde und vieles unwahr ist,
was über mich berichtet wird.
- Kieler Nachrichten:
-
Wahr ist aber, dass Sie mit der
Aussage, Kiels Ex-Manager Uwe Schwenker hätte in Ihrer
Finca auf Mallorca die Bestechung der Schiedsrichter im
Champions-League-Finale 2007 zugegeben, die Manipulationsaffäre
angeheizt haben.
- Andreas Rudolph:
-
Die Staatsanwaltschaft hat mich zu diesem Thema befragt,
anschließend hat der HSV eine Presseerklärung abgegeben,
weil es sowieso öffentlich geworden wäre. Ich habe mir nichts vorzuwerfen,
einen Fehler sehe ich nicht.
- Kieler Nachrichten:
-
Ihnen wird vorgeworfen, dass Sie mit dieser Aussage knapp
zwei Jahre gewartet haben...
- Andreas Rudolph:
-
...bei diesem bewussten Gespräch auf der Terrasse waren
noch viele andere Personen beteiligt, die ebenfalls ausgesagt
haben. Ich selbst habe ein Großteil von dem, was da erzählt
wurde, gar nicht richtig mitbekommen. Zudem war nichts beweisbar und hätte so
auch nicht zu Konsequenzen führen können.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie ist Ihr Verhältnis zum THW Kiel heute?
- Andreas Rudolph:
-
Gut. Ich bin mit meinem Unternehmen
beispielsweise Kunde von einem Unternehmen des Herrn Vater
(Aufsichtsrats-Chef des THW, Anm. d. Red.). Er hat mir für
das Spiel sogar vier Karten besorgt. Der Handball
braucht einen starken THW Kiel. Und damit auch wir. Deshalb habe ich noch nie versucht,
eine Person vom THW abzuwerben. Die Rivalität soll nur auf dem Feld stattfinden.
- Kieler Nachrichten:
-
Hätten Sie denn Interesse an Uwe Schwenker, wenn das Verfahren
gegen ihn eines Tages abgeschlossen sein sollte?
- Andreas Rudolph:
-
Nein. Ohne Zweifel hat er beim THW etwas Tolles aufgebaut,
und ich wünsche ihm auch alles Gute. Aber der Graben
ist zu tief.
(Das Interview führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.12.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009:
"Ein Spiel, auf das man sich das ganze Jahr freut"
Showdown in Kiel: Spitzenreiter THW empfängt Verfolger HSV - Uli Derad: "Es knistert"
Kiel - Teil eins von "zwei extremen Härtetests", wie
THW-Coach Alfred Gislason die Derbywoche mit
Beteiligung der drei Handball-Nordlichter bezeichnete,
hat der THW am Mittwoch mit dem 31:26-Pokalsieg in Flensburg bestanden.
Morgen (17.45 Uhr, DSF) geht's in Runde zwei, der HSV Hamburg
kommt zum Bundesligagipfel in die Sparkassen-Arena. "Für mich ist dieses
Spiel noch wichtiger", sagt Kiels Manager Uli Derad.
"Es knistert."
Kiel und Hamburg absolvieren in der Liga ein einsames
Kopf-an-Kopf-Rennen, die Konkurrenz ist ehrfürchtiger
Beobachter, liegt fünf bzw. sechs Punkte hinter den
"Leuchttürmen" aus dem Norden zurück. So hat die
Partie des Bundesliga-Spitzenreiters THW (27:1 Punkte)
gegen seinen direkten Verfolger (26:2) natürlich eine große
Bedeutung. "Ich freue mich sehr auf Sonntag und hoffe,
dass die Freude auch nachher noch vorhanden ist", sagt Derad.
Auch in Hamburg steigt die Fieberkurve. "Das Kribbeln
wird stärker, das merkt man den Jungs schon an", so
Trainer Martin Schwalb. Von einer Vorentscheidung im
Meisterrennen spricht indes niemand. Das sei einfach zu
früh, glaubt THW-Kapitän Marcus Ahlm. "Irgendwo
können beide Mannschaften in der Rückrunde noch Punkte
liegen lassen." Aber, wirft der Weltklasse-Kreisläufer ein,
verlören die Hamburger, hätten sie künftig mehr Druck als
der THW.
Für Ahlm ist es morgen ein
Handball-Festtag: "Das sind die Spiele, auf die man sich ein
ganzes Jahr freut." Gleichwohl erwartet der Schwede einen
Kampf auf Biegen und Brechen. "Je größer die Leistungsdichte,
um so härter geht es zur Sache." Der Schwede ist
in dieser Hinsicht "Kummer" gewöhnt. Als Speerspitze eigener
Offensivbemühungen wird Ahlm von gegnerischen
Abwehrreihen oft behandelt wie heißes Eisen auf dem Amboss.
Auch der HSV-Defensive läuft der Ruf voraus, sehr fest
zupacken zu können. So wird es dem Spiel gut tun, dass der
DHB mit dem Schiedsrichtergespann
Holger Fleisch und Jürgen Rieber ein routiniertes,
auch international erfahrenes Paar an die Förde schickt.
"Die beiden wissen, worauf es ankommt", sagt Gislason.
Rund 120 HSV-Anhänger mischen sich unter die insgesamt
10 250 Zuschauer, das Spiel ist seit Wochen ausverkauft.
Die Nachfrage sei noch deutlich größer gewesen, so
Derad. Auch auf der Pressetribüne
werde ein großes Gedränge erwartet. "Sogar aus dem Ausland haben sich Journalisten
akkreditiert." Für Marcus Ahlm könnten Kiels
Fans das Zünglein an der Waage
werden. "Schon in Flensburg waren sie der achte
Mann, gegen Hamburg erwarte ich eine noch hitzigere Atmosphäre."
Die Statistik spricht mit neun THW- gegenüber zwei
HSV-Siegen ein klare Sprache. Allerdings kassierten die
"Zebras" ihre letzte Heimniederlage beim
30:31 am 6. November 2007 - gegen den HSV.
Schnee von gestern, beide Teams haben sich ein neues
Gesicht gegeben, morgen starten die Mannschaften unter
anderen Voraussetzungen. So bediente sich Hamburg beim
Zagreber "Sommerschlussverkauf" mit den kroatischen
Superstars Igor Vori und Domagoj Duvnjak. Kiel schloss
die Lücke von Lövgren,
Karabatic und Kavticnik
ebenfalls mit Hochkarätern. Spieler wie
Daniel Narcisse (zur Zeit verletzt),
Momir Ilic, Christian Sprenger
oder Aron Palmarsson prägen den THW 2009 mit.
Kiels Hausaufgaben für den Showdown sind gemacht. Mit
Videos, einzeln auf jeden HSV-Spieler abgestimmt,
schickt Alfred Gislason seine Schützlinge ins Nordderby.
Die Tagesform könnte entscheiden,
extrem wichtig für den Ausgang aber werde wohl
die Abwehrarbeit und die Formkurve der Torhüter sein,
prophezeit der THW-Coach. Bei der Ballung an Weltklasse,
sinniert der Isländer, könne aber auch ein einzelner Spieler
über sich hinauswachsen, allein zum Matchwinner werden.
"Dann wäre es gut, er käme von uns."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009:
Für Heiner Brand ist der THW Kiel Favorit
Mit Heiner Brand, Trainer der
Handball-Nationalmannschaft,
sprach Reimer Plöhn für die Kieler Nachrichten.
- Kieler Nachrichten:
-
Herr Brand, beim Bundesliga-Gipfel sind mit
Dominik Klein
und Christian Sprenger für Kiel
sowie Torsten Jansen, Johannes Bitter, Matthias Flohr und
Stephan Schröder für den HSV morgen sechs EM-Kandidaten
dabei. Dürfen wir Sie auch begrüßen?
- Heiner Brand
-
Leider nicht. Ich hätte das Spiel natürlich
gern live gesehen, aber ich begleite meine Frau zu einem
Arztbesuch nach Süddeutschland. Bei der Gelegenheit
schaue ich mir Göppingen gegen Gummersbach an. Entgehen wird mir nichts,
Kiel gegen Hamburg sehe ich mir später als Video an.
- Kieler Nachrichten:
-
Was erwarten Sie von dem Spitzenspiel?
- Heiner Brand
-
Sehr viel, ich bin mir sicher, dass wir eine hochklassige Auseinandersetzung von zwei
großartigen Mannschaften erleben werden. Von der personellen
Besetzung her treffen die beiden besten Teams Europas
aufeinander.
- Kieler Nachrichten:
-
Wer wird gewinnen?
- Heiner Brand
-
Die Mannschaften sind absolut auf Augenhöhe, für mich
ist der THW vor eigenem Publikum leichter Favorit. Der
HSV aber will und muss siegen. Kassieren die Hamburger
eine Niederlage, wird es bei drei Punkten Rückstand
schwer. Dann kommt noch mehr Druck dazu.
- Kieler Nachrichten:
-
Kiel und Hamburg liegen bereits sechs bzw. fünf Punkte vor der
Konkurrenz. Erwarten Sie nur noch einen Zweikampf im Titelrennen?
- Heiner Brand
-
Ich befürchte, dass es so kommen
wird, die Rhein-Neckar Löwen als dritte Kraft haben
nicht die Substanz und Konstanz, um vorne noch eingreifen
zu können. Schade, die Drei-Klassen-Gesellschaft in
der Liga gefällt mir nicht.
(Das Interview führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009:
Diese letzten Sekunden
Kiel - Kiel gegen Hamburg:
Das waren häufig Spiele auf dem Pulverfass,
Emotionen pur mit Entscheidungen in den letzten
Sekunden. Eine Rückblende auf Highlights.
- 8. Februar 2003, HSV - THW 30:29
30 Sekunden vor dem Ende glückt dem
THW das 29:29 durch Jacobsen.
Doch ausgerechnet Adrian Wagner, der schon
in Kiel unterschrieben hat, versetzt Kiel mit einer Einzelaktion
den K.o.. "Das war das beste Argument
gegen diejenigen, die mir wegen meines Wechsels
zum THW vorgeworfen haben, ich wäre nicht mehr
mit vollem Herzen beim HSV", sagt Wagner.
- 29. März 2005, HSV - THW 24:25
Kiel liegt nach 59 Minuten in Front. Für die
letzten 14 Sekunden setzt HSV-Trainer Bob Hanning
auf einen siebten Feldspieler, und sieben Sekunden
vor der Schlusssirene wuchtet Guillaume Gille
den Ball per Kempa-Trick zum Remis ins Kieler Tor.
Die Hamburger feiern schon, doch mit einer
schnellen Mitte düpieren die Kieler den Gastgeber.
Henrik Lundström schaltet, bedient
Christian Zeitz, und der trifft mit
dem Schlusspfiff gegen Tomas
Svensson. Freudentänze
auf Kieler Seite, Feier aus beim HSV.
- 6. November 2007, THW - HSV 30:31
Die Sache mit den letzten Sekunden, die
Hamburger schaffen es auch. Hens erzielt das
30:29, Ahlm trifft 46 Sekunden vor dem Ende zum
Ausgleich - die Ostseehalle gleicht einem Tollhaus.
Das zur Salzsäule erstarrt, als der HSV seinen letzten
Angriff klug ausspielt, Yoon in Wurfposition bringt
und dieser zwei Sekunden vor dem Ende die Jubelarien
der Hamburger auslöst.
- 14. März 2009, HSV - THW 33:34
Der letzte HSV-Angriff läuft beim 33:33 über
die linke Seite, aber Torsten Jansens Versuch wird
als Stürmerfoul abgepfiffen. So haben die "Zebras"
15 Sekunden vor der Schlusssirene alles in der
Hand. Der Ball landet bei Henrik Lundström, der am
Kreis nur durch ein Foul von Jansen gestoppt wird.
Siebenmeter in der Nachspielzeit, Filip Jicha behält
die Nerven, Kieler Jubeltraube.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.12.2009)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSV Hamburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tips:
-
TV: DSF:
So., ab 17.30 Uhr: THW Kiel - HSV Hamburg
live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 17.45 Uhr: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
-
Radio: NDR 2:
So., nachmittags: Vorberichte zum Spiel
So., ab 17.45 Uhr: Liveeinblendungen
(mehrere Einblendungen während der "NDR 2 Bundesliga-Show", Reporter ist
Thomas Koos)
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