14.-16.03.2009 - Letzte Aktualisierung: 16.03.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Spielbericht und weitere Stimmen ergänzt... |
Weiterhin ungeschlagen: Die Mannschaft feiert den Sieg in der Color-Line-Arena. |
Überragend in der zweiten Halbzeit: Nikola Karabatic. |
Als dann um 15.00 Uhr der Anwurf erfolgte, legten die Zebras gleich einen Blitzstart hin: Während die Gastgeber sich noch an die ungewohnte eigene Aufstellung ohne Linkshänder im Rückraum gewöhnten, waren die Kieler durch zweimal Andersson, Zeitz und einen Gegenstoß von Jicha nach zweieinhalb Minuten schon mit 4:1 enteilt. Gerade Christian Zeitz auf Rechtsaußen knüpfte in der Anfangsphase an seine starken Leistungen der vergangenen Wochen an, erzielte auch frech den fünften und sechsten Kieler Treffer.
Christian Zeitz war in der Anfangsphase kaum zu halten und erzielte fünf Treffer. |
Zum Glück für die Kieler konnte Thierry Omeyer nun einige Würfe von Lackovic und besonders Schröder entschärfen, die Kieler kämpften sich durch Klein und Ahlm wieder heran. Mittlerweile hatte Martin Schwalb reagiert und in der 19. Minute unter großem Jubel beider Fangruppen Oleg Velyky debütieren lassen, der sich in dieser kurzen Phase auch gleich glänzend einbrachte und seine Mitspieler in gute Positionen brachte. Als Schröder das 13:11 markierte, brodelte die Color-Line-Arena.
Dominik Klein spielte in der Deckung zumeist vorgezogen und erzielte im Angriff zwei Treffer. |
Auch nach dem Seitenwechsel blieb die Partie jederzeit eng, keines der Teams konnte sich mehr als zwei Tore absetzen. Während Nikola Karabatic nun förmlich "explodierte" und binnen 15 Minuten sieben Treffer erzielte, hielten einige technische Fehler der Kieler sowie der nun im rechten Rückraum aufdrehende Blazenko Lackovic den HSV im Rennen. Mittlerweile markierte Niemeyer mit einem seiner fünf Treffer das 25:25 (48.), doch Kim Andersson, der sich viele Würfe nahm, konterte postwendend. Nach einem Schrittfehler der Gastgeber war es dann Filip Jicha, der den THW gar wieder mit zwei Toren in Führung warf, woraufhin Martin Schwalb seine Auszeit nahm.
Kim Andersson war viermal erfolgreich. |
Nervenstark auch in der Schlusssekunde: Filip Jicha. |
Es hat sich also zweifelsohne gelohnt: Es waren noch einmal 60 intensive, sehr anstrengende Minuten für die Kieler Zebra-Herde und der vorläufige Abschluss eines fünfwöchigen Mammutprogramms mit insgesamt elf Pflichtspielen. Nun heißt es für die vielen angeschlagenen THW-Spieler - sofern sie nicht zu ihrer Nationalmannschaft fahren - in den nächsten elf Tagen, wieder Kraft zu tanken für die nächsten Aufgaben, ehe am 25. März die MT Melsungen zu Gast ist.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Es ist natürlich schwierig, so kurz nach dem Spiel ein sinnvolles Fazit zu ziehen. Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie unter diesen Bedingungen eine solche Leistung abgeliefert hat. Sicherlich hat man schon bessere Spiele von uns gesehen, aber der HSV ist nicht irgendjemand. Ganz besonders stolz bin ich darauf, dass wir nie aufgegeben haben und immer an uns geglaubt haben. Herausheben möchte ich Nikola Karabatic. Er hat ein Riesenspiel gemacht in einer ansonsten geschlossenen Mannschaftsleistung.
Glückwunsch an den THW, dass sie dieses Spiel gewonnen haben. Wir haben heute alles Menschenmögliche getan, wir mussten heute nur mit Rechtshändern im Angriff spielen und auch die gespielten Abwehrformationen waren uns in dieser Zusammensetzung komplett fremd. Es war heute sehr schwierig. Zum Schluss haben wir eine Zwei-Minuten-Strafe bekommen, ein Foul gegen Jansen wurde nicht gegeben und ein Stürmerfoul wurde gepfiffen. Wir sind ein sehr unglücklicher Verlierer.
Das war ein sehr schöner Sieg. Mit zehn Punkten Vorsprung sind wir auf einem guten Weg. Das Triple ist auf jeden Fall möglich. Für mich wären es in dieser Saison dann fünf Titel. Das wäre ein Traum, für den ich kämpfen werde.
Wir dürfen keine Angst davor haben, was um uns herum geschieht. Wir konzentrieren uns auf den Sport. Das war ein großer Schritt in Richtung Titel. Auch wenn der Sieg am Ende glücklich war.
Bitter, einfach nur bitter. Wir waren mit dem THW auf Augenhöhe und können stolz auf uns sein. Ich hoffe, wir treffen in den nächsten Wochen noch öfter auf Kiel.
In der Meisterschaft sieht es für uns nicht mehr gut aus. Wir haben heute sehr stark gespielt und wollen uns möglichst bald gegen Kiel revanchieren.
Das war zwar glücklich, aber wir haben bis zuletzt für den Sieg gekämpft. Beim 30:32 waren wir zwar kurz niedergeschlagen, an eine Niederlage habe ich trotzdem nicht gedacht. Für die Meisterschaft sieht es jetzt ziemlich gut aus.
Wir haben keine Angst vor dem Verlieren. Wir wissen, dass wir mit unserer schnellen Mitte jedes Spiel drehen können, auch wenn diesmal nicht alles geklappt hat. Ob der Sieg verdient ist? So wie die Spiele enden, ist es meist auch gerecht.
Der Leistung des THW in dieser Saison gebührt höchsten Respekt. Auch wenn ein Remis leistungsgerecht gewesen wäre.
Aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2009:
In Tagen, in denen mutmaßliche Schiedsrichter-Bestechungen und Ermittlungen von Staatsanwälten den Titelkampf in den Hintergrund drängen, hätte der Handball am Sonnabend keine bessere Botschaft als Beleg für Spitzensport in Reinkultur in die Republik senden können als das an Dramatik kaum zu überbietende Spitzen-Duell zwischen dem Ersten und dem Zweiten der Liga: 13000 Zuschauer in der rappelvollen und aufgeheizten Color Line Arena wurden Zeuge eines Handball-Krimis, der bis zur Schlusssekunde für alle Hiobsbotschaften der letzten Wochen entschädigte. Für das "I-Tüpfelchen" sorgte aus Kieler Sicht Filip Jicha. Im letzten Akt des Nachmittages traf der Tscheche nach Ablauf der regulären Spielzeit per Siebenmeter zum THW-Sieg.
Minuten vorher hatte es noch nach allem ausgesehen, nur nicht nach dem 23. Sieg der Kieler hintereinander, dem zwölften Auswärtserfolg im zwölften Gastspiel. Dabei hatte sich das THW-Ensemble nichts von den Unruhen rund um den Klub anmerken lassen und war mit einem schnellen 5:2 prächtig aus den Startlöchern gekommen. Rechtsaußen Christian Zeitz ("Nicht meine Lieblingsposition, aber ich habe mich dort gegen Pascal Henstedt-Ulzburg sehr wohl gefühlt") steuerte bis dahin allein drei seiner fünf Treffer bei. Erst als die "französische" 5:1-Deckung der Hamburger die Kieler nach zehn Minuten bissiger anfasste, fand der HSV ins Spiel und drehte die Partie beim 9:7 (15.) zu seinen Gunsten. Der endgültige Beginn einer knüppelharten Begegnung, die das kurzfristig nominierte Schiedsrichtergespann Geipel/Helbig mit elf Zeitstrafen quittierte und die THW-Trainer Alfred Gislason so kommentierte: "Allein die Aktionen von Bertrand Gille hätten 15 Zeitstrafen und drei rote Karten verdient gehabt." Sogar die guten Freunde Dominik Klein und Torsten Jansen gerieten kurz aneinander. Zwischendurch hatten die HSV-Fans nach 14 Monaten die überraschende Rückkehr des von Hautkrebs genesenen Oleg Velyky bejubelt.
Stefan Lövgren und Nikola Karabatic als Regisseure im Wechsel hatten ineffizient im Überzahlspiel zwar die Pausenführung vertan. Doch vor allem Karabatic war es, der die "Zebras" im zweiten Durchgang in unnachahmlicher Manier und bis auf einen Lattentreffer traumwandlerisch vom Siebenmeterpunkt mit neun Toren im Spiel hielt. Hinten verrichtete die Deckung Schwerstarbeit, auch wenn sie Hens und Lackovic nicht in den Griff bekam. Gut, dass sich Thierry Omeyer im THW-Tor zu wichtigen Paraden aufschwang.
Bis zum 27:27 (49.) durch Hens schwang das Pendel hin und her. Dann legte der HSV bis zum 32:30 permanent eine Zwei-Tore-Führung vor, vergab durch Niemeyer aber die Entscheidung. Der THW Kiel nutzte das eiskalt aus. Zweimal Jicha, einmal Ahlm - 33:33. Ball für Hamburg, Jansen vergibt. Schröder foult Lundström, Jicha vollstreckt aus sieben Metern - wieder jubelt der THW. Und während Alfred Gislason sein Team schon besser habe spielen sehen, aber dennoch "sehr stolz" sei, gab Kollege Martin Schwalb unumwunden zu: "Das ist die unglücklichste Niederlage in meiner über 30-jährigen Karriere."
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 16.03.2009)
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