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19.01.2010 EM 2010 / Interview

Kieler Nachrichten: "Die lange Pause vom Handball war einfach nur fürchterlich"

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2010:

Innsbruck - Deutschland, Schweden, Polen und Slowenien wohnen gemeinsam unter einem Dach, dem Mannschaftshotel "Grauer Bär" in der Innsbrucker Altstadt. Sloweniens neuer Auswahltrainer, Ex-THW-Coach Noka Serdarusic, hielt dort gestern eine Pressekonferenz ab. Anders als noch zu Kieler Zeiten, als der 59-Jährige der Presse häufig kurz angebunden und mäßig gelaunt gegenübertrat, gab er sich in neuer Funktion humorig, locker, aufgeschlossen. Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung stellte sich Serdarusic den Fragen von Reimer Plöhn für die Kieler Nachrichten.
Kieler Nachrichten:
Herr Serdarusic, wie sehr beschäftigt Sie das vergangene Jahr mit den Vorfällen beim THW Kiel noch?
Noka Serdarusic:
Dazu werde ich nichts sagen, hier bin ich bei der Europameisterschaft, alles andere ist für mich kein Thema.
Kieler Nachrichten:
Was macht Ihre zuletzt doch sehr angeschlagene Gesundheit?
Noka Serdarusic:
Mir geht es von Tag zu Tag besser. Das Knie ist so gut wie schmerzfrei, Probleme habe ich nach meinem Bandscheibenvorfall noch mit dem Rücken. Allerdings ist auch das viel besser geworden. Brauchte ich in der Vergangenheit täglich Tabletten, so nehme ich jetzt nur noch ungefähr alle zehn Tage eine, vielleicht fällt auch das irgendwann ganz weg.
Kieler Nachrichten:
Wie schwer ist Ihnen die Umstellung vom Vereins- zum Auswahltrainer gefallen?
Noka Serdarusic:
Das war überhaupt kein Problem, da gibt es keine Unterschiede. Die Halle misst ebenfalls 20 mal 40 Meter, und die Spieler spielen nach einem vorgegeben System.
Kieler Nachrichten:
Warum sind Sie wieder in den Handball eingestiegen?
Noka Serdarusic:
Als es mir nicht so gut ging, habe ich geglaubt, dass es für eine Tätigkeit im Verein nicht mehr reichen würde. Dann hatte ich viel Freizeit, habe Freunde besucht, und irgendwann wurde es langweilig. Als es dann besser wurde, fehlte mir etwas. Ich war immer im Handball beschäftigt, jetzt hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben eine längere Pause. Das war einfach nur fürchterlich. Geld spielt dabei nicht die große Rolle. Selbst wenn ich genug hätte, würde ich Handball arbeiten gehen. Ich mag es nicht, auf der faulen Haut zu liegen.
Kieler Nachrichten:
Wenn die EM vorüber ist, steigen Sie zusätzlich bei Pivovarna Celje als Vereinstrainer ein. Warum ging das so schnell?
Noka Serdarusic:
Ja, es stimmt, dass ich ab sofort dort einsteige. Vorgesehen war das erst ab Sommer. Aber der bisherige Trainer hat überraschend hingeworfen, und eine Übergangslösung kam weder für Celje noch für mich in Frage. Ich bin nicht glücklich darüber, werde aber wohl nicht darum herumkommen, von Ljubljana nach Celje umziehen zu müssen. Allerdings konzentriere ich mich jetzt total auf die EM und die vier nächsten Tage in Innsbruck.
Kieler Nachrichten:
Mit den Spielen gegen Schweden und einen Tag später gegen Deutschland. Was empfinden Sie dabei, heute gegen Schweden mit dem Trainer Staffan Olsson, Ihrem einstigen Lieblingsschüler, antreten zu müssen?
Noka Serdarusic:
Das ist sicher eine besondere Situation, wir haben erst kürzlich telefoniert, werden hier wohl auch ein Bier zusammen trinken, aber danach sind wir Gegner. Er will gewinnen, ich aber vielleicht noch ein bisschen mehr. Wenn man Staffan fragt, wird er wohl auch sagen: Ich noch ein bisschen mehr. Von Deutschland haben wir noch nicht gesprochen und auch keinen Zentimeter Videomaterial angeschaut. Alles zu seiner Zeit. Es wäre aber eine Frechheit, zu sagen, Slowenien schlägt Deutschland. Dass wir allerdings Deutschland schlagen wollen, das kann mir keiner nehmen.
Kieler Nachrichten:
Wie heißen Ihre Gruppenfavoriten?
Noka Serdarusic:
Schwer zu sagen. Das liegt alles sehr eng beieinander. Slowenien ist in Europa unter den besten Acht anzusiedeln, ich würde sogar sagen unter den ersten Sechs. Nach dem Turnier treffe ich mich mit meinem Team in Ljubljana. Vielleicht gibt es ja etwas zu feiern.

(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.01.2010)


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