18.05.2011 | Super Globe |
Gegner des THW im Finale des Super Globe: Ciudad Real. |
Gestern war Ruhetag am Arabischen Golf, der deutsche Rekordmeister nutzte die Pause für einen Ausflug in die Natur - bei 45 Wüstengraden in klimatisierten Gefährten. Das sei eine willkommene Abwechslung, sagte Kapitän Marcus Ahlm nach dem letzten Vorrundenspiel gegen Al-Rayyan, das mit einem deutlichen 41:30 endete. "Bisher war unser Trip an den Golf recht eintönig. Entweder hockten wir im Hotel oder in der Sporthalle. Der Ausflug wird sicher lustig." Gut möglich, dass Filip Jicha, Kiels Welthandballer, in die Fremdenführerrolle schlüpft. Der Tscheche kann viel über Land und Leute erzählen, verbrachte er doch einige Monate seiner beginnenden Karriere als 20-jähriger Profi in der arabischen Welt. In dieser Zeit bestritt er Gastspiele für Al Ahli Jeddah in Saudi-Arabien, auf der katarischen Halbinsel warf Jicha Tore für den Al Ahli Sport Club und den Al Arabi Sport Club. "Es war eine schöne Zeit", erinnert sich der 29-Jährige. Spannend sei es vor allem gewesen, die Unterschiede der Kulturen und Mentalitäten zu erleben, auch auf dem Handballfeld. "Ich habe es genossen."
Heute trifft Kiel auf den spanischen Tabellenzweiten, der Spieler in seinen Reihen weiß, die jeden Fan begeistern: Dinart, Sterbik, Lazarov, Entrerrios, Abalo - die Liste ließe sich bis zum letzten Mann weiterführen, in diesem Kader gibt es fast ausschließlich Weltklasseleute. Wie auf der anderen Seite auch.
Kein Wunder also, dass die bisherigen fünf Champions-League-Duelle der europäischen Top-Clubs zu den Höhepunkten der kontinentalen Europacupgeschichte zählen. Dabei fällt die THW-Bilanz negativ aus. 2008 und 2009 zogen die "Zebras" nach aufwühlenden Finalbegegnungen den Kürzeren. Im vergangenen Jahr glückte beim 29:27 im Halbfinale des Final4 in Köln die Revanche.
Die Spiele beim Super Globe dienten bisher vor allem der Unterhaltung, das Finale dürfte ernsthaften Charakter annehmen. "Keiner will verlieren, zwischen Kiel und Ciudad geht es um mehr", weiß Ahlm. Trainer Alfred Gislason ist gewappnet, verbrachte gestern manche Stunde mit der Videoanalyse des Gegners. "Wir kennen Ciudad gut, müssen sehr guten Handball spielen, um bestehen zu können."
Derweil war Ciudad-Kollege Talant Duschebajew nach dem finalen Gruppensieg über Al-Sadd (Katar), der die Finalteilnahme sicherte, sehr angefressen. Der Gastgeber hatte eine große Portion Härte ins Spiel gebracht, die Spanier verärgert. Es seien immer große Spiele zwischen Kiel und Ciudad gewesen, erklärte der Ciudad-Coach schmallippig. "Sicher ist aber, dass sich die Zuschauer auf ein großes Finale freuen dürfen." Die Halle, der Ort oder andere Rahmenbedingen spielen für Torhüter Arpad Sterbik, ewiger Konkurrent von Kiels Thierry Omeyer beim Wettkampf um die Nummer eins in der Welt, keine Rolle. Es sei ihm egal, ob er gegen Kiel beim Final4 in Köln oder beim Super Globe in Doha spiele, sagt der gebürtige Serbe mit ungarischen Wurzeln und spanischem Pass. "Wir können das Publikum ausschalten, konzentrieren uns nur auf Kiel und den Finalsieg."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2011:
Auszeit - Der Welthandballverband testet beim Super Globe eine neue Auszeit-Regel. Aktuell gilt, dass die Trainer je eine Auszeit pro Halbzeit mit der grünen Karte fordern dürfen. In Doha dürfen in der zweiten Halbzeit zwei Ein-Minuten-Stopps eingelegt werden. Voraussetzung ist, dass mindestens eine Auszeit vor der 55. Minute genommen wurde.
Alkoholverbot - Die arabische Halbinsel lebt ihre Staatsreligion, den Islam, konsequent. Das bedeutet, dass Alkohol verpönt ist. Selbst in den meisten Hotelbars ist die Suche nach berauschenden Getränken vergeblich. Wasser, Cola, Tee. Auf Dauer ist diese Getränkeliste für die meisten europäischen Gaumen fade. Rettung verspricht der Tipp eines Einheimischen, der drei Hotel-Adressen nennt, die Alkohol versprechen. Das erste kalte Bier nach vier Tagen schmeckt großartig, auch das zweite und dritte. Dann folgt die Rechnung: 39 Euro! Der Getränkeplan für die letzten Tage in Doha steht fest: Wasser, Cola, Tee.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.05.2011)
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