03./05.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 05.10.2011 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt ... |
Die HBW Balingen-Weilstetten
empfängt den THW Kiel.
©
TVH |
Die Zebras treffen am Mittwoch auf eine Mannschaft im Umbruch. Nicht umsonst schätzt Trainer Dr. Rolf Brack die aktuelle Spielzeit als das "wohl schwerste Jahr in der Klub-Historie" ein. Im sechsten Jahr in der Beletage des deutschen Handballs sieht Brack sein Team, nachdem man zuletzt drei Mal in Folge mit Platz 15 dem Abstieg nur knapp entronnen war, am Scheideweg. "Der Kampf um den Klassenerhalt ist härter denn je geworden, bei drei Direktabsteigern fällt mir außer uns und den drei Aufsteigern keine andere Mannschaft mehr ein, die dort unten mit reinrutschen könnte." Die Vorsicht am Rande der Schwäbischen Alb scheint begründet. Denn im Kader der Balinger hat sich eine Menge getan. Viele ältere Spieler wurden abgegeben und durch Nachwuchs-Talente ersetzt. "Wenn man Zu- und Abgänge vergleicht, sind wir um über 50 Jahre jünger geworden", sagt Brack.
Die Abgänge versucht Balingen-Weilstetten mit jungen Talenten zu kompensieren. Dazu gehört auch der 19-jährige Mario Vuglac, den Brack in der kroatischen Liga bei RK Bjelovar entdeckte. Wegen eines Kreuzbandrisses wird Vuglac der HBW aber voraussichtlich erst Anfang 2012 helfen können. Die Balinger reagierten und verpflichteten mit Alexandros Alvanos vom TuS N-Lübbecke einen "Hochkaräter, zumindest für unsere Verhältnisse" (Brack). Der Trainer spricht dabei auch den mit 2,2 Millionen Euro erneut niedrigen Etat der Baden-Württemberger an, der keine großen Sprünge auf dem Transfermarkt zulässt. Also holte sich Brack auch Verstärkung aus den eigenen Reihen: Aus der zweiten Mannschaft gehören Philipp Keinath und Paul Bar in dieser Saison dem Erstliga-Kader an. Aus Göppingen kamen der Halblinke Fabian Gutbrodt und Linkshänder Kai Häfner, von der HSG Düsseldorf schloss sich Torhüter Matthias Puhle den Süddeutschen an (siehe auch Gegnerkader HBW Balingen-Weilstetten).
"Mit unserer ersten Sieben kann ich sehr gut leben", erklärte Brack. In dieser steht neben der "Tormaschine" Herth auch weiterhin Frank Ettwein. Der Linksaußen ist eine Kultfigur auf der Schwäbischen Alb, seine Gegenspieler kennen von dem mittlerweile 34-Jährigen vor allem die unfreundliche Seite. Der Abwehrspieler Ettwein gilt als harter Hund und hat schon so manchen seiner Gegner mit seiner "Bissigkeit" zur Weißglut getrieben.
Die Mannschaft wird auch beim Auswärts-Spiel am Rande der Schwäbischen Alb vom orangenen THW-Fan-Mobil begleitet. Dieses parkt direkt vor der Halle und bietet allen Fans der Schwarz-Weißen eine gute Gelegenheit, sich mit den beliebtesten und aktuellsten Fan-Artikeln des Rekordmeisters auszustatten.
Das Spiel in Balingen wird von den Unparteiischen Martin Harms und Jörg Mahlich geleitet.
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2011:
Der Flieger nach Stuttgart hebt heute Morgen gegen zehn Uhr ab, die restlichen 100 Kilometer zum weitesten Bundesliga-Auswärtsspiel am Rand der schwäbischen Alb werden die Kieler mit dem Bus bewältigen. Mit dabei sind die leicht angeschlagenen Kim Andersson (Knie), Aron Palmarsson (Oberschenkel) und Henrik Lundström (Wade). Ob das Trio zum Einsatz kommt, entscheidet sich vor Ort. Dort übernimmt auch Alfred Gislason wieder das Kommando auf der Trainerbank. In Ungarn musste der Isländer eine Sperre abbrummen, verfolgte den Sieg von einem Kunststoffsitz direkt unter dem Hallendach.
Denkt Gislason jetzt an Balingen, fällt ihm sofort die 37:39-Sensationsniederlage vom 23. Dezember 2009 ein. "Das kann man nicht vergessen", sagt der THW-Coach. "Da fehlte der Biss, die Einstellung, außerdem haben wir unglaublich viele Fehler produziert." Dass Balingen ein besonderes Pflaster ist, zeigte sich allerdings auch in der vergangenen Saison. Erst eine Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte und die Umstellung auf eine offensive 3:2:1-Abwehrformation brachte die Wende zum 28:22-Sieg. Kiel ist gewarnt, zumal die Schwaben ihre Heimstärke mit Siegen über Gummersbach und Hannover auch in der laufenden Saison bestätigten.
Dennoch stapelt HBW-Trainer Dr. Rolf Brack gewohnt tief. Der THW 2009 sei in keiner Weise mit dem aktuellen THW zu vergleichen, sagt der promovierte und habilitierte Diplom-Sportlehrer. Kiel habe eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen, "ist jetzt die beste Mannschaft der Welt und an ein Perfektionsstadium angelangt, das nur zu vergleichen ist mit dem des FC Barcelona im Fußball." Seine Mannschaft, so Brack, könne nur mit Tugenden wie Kampfkraft und Begeisterungsfähigkeit gegenhalten. "Unser bescheidenes Ziel lautet: Besser abschneiden als Ungarns Vizemeister Szeged."
Frank Ettwein will mehr. Der HBW-Linksaußen ist das personifizierte Beispiel für Balinger Kampfkraft, vom eigenen Publikum zum Kulthandballer erhoben und geliebt, von Gegenspielern oft als "harter Hund" oder "Wadenbeißer" abgetan, einer der im Eifer auch mal die Grenze des Erlaubten kratzt. "Das weiß ich", sagt der 34-Jährige, "aber schließlich steht viel auf dem Spiel, wir haben nichts zu verschenken, auch nicht gegen Kiel." Seine Stärken spielt der Schwabe in der Deckung aus. Dort bekämpft der nur 1,74 Meter große Ettwein auf der Halbposition die zumeist 20 Zentimeter längeren Gegenspieler "mit allem, was ich habe." Auf den THW freut sich der gelernte Kfz-Mechaniker besonders. "Bei den Champions-League-Auftritten bewundern wir die Zebras im Fernsehen, heute stehen sie leibhaftig bei uns auf der Platte. Ein echter Höhepunkt."
Das Wiedersehen mit Kim Andersson oder Christian Zeitz ist für ihn ein spezielles. "Die finden meine Art nicht so witzig", sagt er. Nach den Spielen sei allerdings alles vergessen. "Wir geben uns die Hand, und gut ist." Christian Zeitz habe einmal nachgehakt, erinnert sich Ettwein. "Einer Zeitung hat er gesagt, dass er gehofft hätte, ich sei schon in Rente. Leider hatte er sich getäuscht."
Die Kontrahenten von heute trennen Welten - auch in finanzieller Hinsicht. Während der THW einen Jahresetat von 9,5 Millionen Euro angibt, kalkuliert HBW Balingen-Weilstetten mit gut zwei Millionen. Zahlen, die auch die Spielergehälter mitbestimmen. In Kiel spielen ausschließlich gut bezahlte Vollprofis, Frank Ettwein muss seine Einkünfte aus dem Handball mit einem 400-Euro-Job auffüllen. "Sonst reicht es nicht." Damit erspare er sich allerdings das Krafttraining, sagt er. "Ich arbeite in einem Eisenbetrieb, das ist schwer genug." Ettweins Vertrag läuft im Juli 2012 aus, "aber wir setzen uns im November zusammen und reden. Vielleicht müssen Kim und Christian dann noch ein weiteres Jahr gegen mich ran."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.10.2011)
(03./05.10.2011) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |