17.-19.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 19.10.2011 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht vom 19.10. ergänzt ... |
Das Team der MT Melsungen.
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MT |
Vor einem Jahr wäre wohl jeder, der nur einen Cent auf die siebte Saison der MT Melsungen in der TOYOTA Handball-Bundesliga gewettet hätte, als Phantast tituliert worden. Mit 0:20 Punkten waren die Hessen gestartet und zogen erst spät die Notbremse. Matjas Tominec wurde entlassen, von der HSG Wetzlar kam Trainer Michael Roth. Der startete mit zwei Niederlagen in das "Abenteuer Nichtabstieg" - doch dann griffen seine Maßnahmen. Sieben Spiele in Folge ohne Niederlage führten die MT aus dem Keller in sichere Gefilde. Am Ende belegte die MT Platz 13.
Per Sandström kam vom HSV Hamburg und spielt bislang
eine großartige Saison bei der MT Melsungen.
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Spielmacher Patrik Fahlgren überzeugt in Melsungen
auch als Torschütze. Der ehemalige Flensburger traf
bereits 34 Mal.
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Alexandros Vasilakis erzielte neun seiner bislang 35 Treffer
zuletzt gegen den Bergischen HC.
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Rechtsaußen Savas Karipidis ist mit 44/10 Treffern bester
Torschütze der Melsunger bislang.
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Die Schiedsrichter des Spitzenspiels sind Robert Schulze und Tobias Tönnies.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2011:
Und tatsächlich: Die Nordhessen sind die "Mannschaft der Stunde" in der Handball-Bundesliga. Kiels Fans dürfen sich ein Bild machen: Morgen ist MT Melsungen Gast von Tabellenführer THW Kiel, Anwurf in der Sparkassen-Arena ist um 20.15 Uhr.
Nach sieben Spielen hat MT 11:3 Punkte auf dem Konto, ist Tabellenvierter, nach Minuspunkten gerechnet sogar Dritter. "Der gelungene Saisonstart ist nicht mehr wegzureden", sagt Michael Roth. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr war Melsungen mit 0:24 Punkten in die Saison gestartet und kämpfte lange gegen den Abstieg. Am Sonnabend legte MT mit dem 33:29 in der Kasseler Rothenbach-Halle gegen Aufsteiger Bergischer HC nach. Respekt kam auch vom Gegner. "Das Team hat sich sehr gut entwickelt", betonte HC-Coach Hans-Dieter Schmitz. Vor der Partie in Kiel bremst Roth allerdings die Erwartungen. "Realismus ist angebracht. Kiel ist nicht unsere Kragenweite", betont er. Dennoch: "Die MT wird kämpfen und ihr Spiel zeigen", sagt der Coach selbstbewusst. Als Ziel hatte er vor der Saison Platz zehn ausgegeben. Bis Dezember will sich Roth mit der MT nun im oberen Tabellendrittel halten. "Wir haben noch leichte Heimspiele. Wenn wir dann schon die Punkte haben, um nicht abzusteigen, können wir das Ziel immer noch korrigieren", sagt er.
Der Melsunger Erfolg kommt nicht von ungefähr. "Ich wusste, dass das Potenzial stimmt, es musste nur geweckt werden", betont Trainer Roth, der das Team vor einem Jahr übernommen und aus dem Keller geführt hatte. Seine Handschrift ist erkennbar. "Wir haben eine gute Form und Fitness. So können wir über 60 Minuten attraktiv nach vorn spielen."
Junge Spieler wurden in das Team eingebaut, zudem haben die Neuzugänge eingeschlagen - allen voran die beiden Schweden, Spielmacher Patrik Fahlgren und Torhüter Per Sandström. Außen Savas Karipidis gehört mit derzeit 44 Treffern erneut zu den besten Torschützen der Liga.
"Es macht Riesenspaß, diese Mannschaft spielen zu sehen", freut sich auch Bernd Kaiser, offizieller Clubsprecher und bekannte DHB-Hallenstimme. Kaiser hielt 2007 in Köln das Mikrofon in Händen, als Deutschland im Finale gegen Polen Handball-Weltmeister wurde. In Melsungen zählt er sich selbst "zum lebenden Inventar", kümmert sich um fast alles. Dass "sein Team" jetzt auf der Erfolgswelle schwimmt, ist für Kaiser etwas ganz Besonderes. "Darauf haben wir lange hingearbeitet." Für ihn war die Verpflichtung von Michael Roth der entscheidende Schachzug, "Michael hat den Hebel umgelegt." Sorgen bereitet der MT-Institution indes noch die dürftige Zuschauerkulisse. Nur rund 2000 Fans kommen regelmäßig zu den Heimspielen in die Rothenbachhalle, die 4000 Menschen Platz bietet. "Der viertklassige Eishockey-Club, die Kassel Huskies, haben ein Stammpublikum von 4000", klagt Kaiser, um anzufügen: Kassel habe noch gar nicht bemerkt, was sich im Handball tue. Wäre ein offizieller Umzug inklusive Namensänderung von Melsungen nach Kassel die Lösung, um Identität bei den Fans zu stiften? Zur Zeit sei das kein Thema, erklärt Bernd Kaiser, "MT Melsungen feiert demnächst seinen 150. Das brächte böses Blut." Ganz ausschließen will er diesen Schritt allerdings nicht. "Man soll nie nie sagen."
Dabei hätte die aktuelle sportliche Lage wirklich größeren Fan-Zuspruch verdient. Allerdings weiß auch Kaiser, dass Melsungen in dieser Spielzeit erst zwei "große" Gegner hatte. In Flensburg setzte es eine 25:28-Niederlage, bei den Rhein-Neckar Löwen aber wilderte die MT, erzielte ein 30:30. So wäre auch Zählbares beim Rekordmeister keine Sensation mehr - aber immer noch eine faustdicke Überraschung.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 18.10.2011)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2011:
2005 waren die Nordhessen, damals noch als Zungenbrecher MSG Melsungen-Böddiger, in die Erste Handball-Bundesliga aufgestiegen. Das Kräftemessen mit Kiel verlief einseitig: zwölf Spiele, zwölf Siege für den Rekordmeister. Fleißige Statistiker haben errechnet, dass die "Zebras" diese Duelle im Durchschnitt mit 10,4 Toren für sich entschieden haben. Eine miserable Bilanz für MT Melsungen. Den unbeholfenen Namen haben die Gäste längst abgelegt, die Rolle als chronischer Kieler Punktelieferant würde das Team von Trainer Michael Roth aber viel lieber hergeben. Und diese Chancen haben sich enorm verbessert. 11:3 Punkte sammelte MT im bisherigen Saisonverlauf, Melsungen ist die Mannschaft der Stunde, hat sich im oberen Tabellendrittel fest eingerichtet.
Überraschend komme diese Entwicklung nicht, urteilt THW-Trainer Alfred Gislason. "Vom Kader her waren die Qualitäten, anzugreifen, schon viel länger vorhanden. Erst jetzt hat der Club die richtige Mischung gefunden." Gislason nennt vor allem die beiden schwedischen Neuzugänge. Regisseur Patrik Fahlgren spiele eine überragende Saison, außerdem seien Torhüter Per Sandström im Verbund mit Mario Kelentric entscheidend am Höhenflug beteiligt. Aber auch die anderen Spieler hätten sich durchweg gesteigert, die Mischung stimme jetzt. Gerade gegen Spitzenteams, so Gislason, hätten ihn die Melsunger besonders überzeugt. "Bei den Löwen hätte mehr als ein Unentschieden herausspringen müssen, außerdem war MT bei der knappen Niederlage in Flensburg lange auf Augenhöhe."
Allerdings beschäftigt sich Kiels Trainer viel lieber mit der eigenen Mannschaft, insbesondere mit der Siegesserie in der Bundesliga, die nach dem 32:25 vom vergangenen Mittwoch beim TV Großwallstadt Geschichte schrieb, den vereinsinternen Punkterekord auf 16:0 Zähler geschraubt hat. "So darf es gerne weitergehen", sagt der Isländer, der seiner Mannschaft nach dem Tripp zu den Nord-Bayern bis zum Sonntag Ruhe gönnte. "Wir waren bisher von Verletzungen weitestgehend verschont geblieben, aber Großwallstadt hat gezeigt, dass dieses Glück trügerisch ist." Einzig Filip Jicha sei beim TVG beschwerdefrei aufgelaufen, erzählt Gislason, "alle anderen Rückraumspieler hatten mehr oder weniger Probleme". Die längere Spielpause sei daher zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Bis auf Momir Ilic (Knöchelblessur) und Henrik Lundström (Wade) seien jetzt alle Akteure wieder fit.
Besondere Freude hatte Trainer Gislason an der Rückkehr von Mittelmann Aron Palmarsson, dessen Oberschenkelzerrung ausgeheilt ist. "Er ist wichtig für unser Spiel, gerade gegen eine offensive Abwehr", lobt Gislason seinen 21-jährigen Landsmann. Trotz seiner Jugend habe sich Palmarsson bereits zu einem der besten Regisseure in der Bundesliga entwickelt: "Vielleicht ist er schon der beste."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2011)
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