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21./22.03.2012 - Letzte Aktualisierung: 22.03.2012 Bundesliga

50:0 Punkte - THW ringt auch Melsungen nieder

Bundesliga, 25. Spieltag: 21.03.2012, Mi., 20.15: MT Melsungen - THW Kiel: 19:27 (9:11)
Update #2 KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ...

Daniel Narcisse überzeugte in Kassel mit seinen Wacklern und Gegenstößen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Daniel Narcisse überzeugte in Kassel mit seinen Wacklern und Gegenstößen.
Der THW Kiel hat sich auch am 25. Spieltag der TOYOTA Handball-Bundesliga keine Blöße gegeben und sein Punktekonto auf 50:0 Punkte geschraubt. Am Mittwochabend brauchten die "Zebras" bei MT Melsungen allerdings 30 Minuten Anlaufzeit, ehe sie sich mit der aggressiven, offensiven Deckung der Nordhessen arrangierten und letztlich doch noch einen deutlichen 27:19 (11:9)-Sieg einfuhren. Beste Torschützen in der Rothenbach-Halle waren Daniel Narcisse und Kim Andersson mit jeweils sechs Treffern, zudem überragte Thierry Omeyer im Tor mit einer Quote von über 50 Prozent.
Nach langer Zeit herrschte mal wieder große Handball-Euphorie in Kassel: Die Rothenbach-Halle, seit Ende 2007 Heimstätte der MT Melsungen, war mit 4.100 Zuschauern nahezu ausverkauft - Saisonrekord für den Tabellenzehnten. Zehn Tage Vorbereitungszeit für die Gastgeber, dazu das Comeback des wegen Armbruchs für drei Monate pausierenden Regisseurs Patrik Fahlgren - bei den "Bartenwetzern" machte man sich insgeheim Hoffnungen auf den ersten Sieg gegen den deutschen Rekordmeister.
THW mit Blitzstart
Regisseur Patrik Fahlgren feierte sein Comeback und erzielte gleich den ersten Melsunger Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Regisseur Patrik Fahlgren feierte sein Comeback und erzielte gleich den ersten Melsunger Treffer.
Doch der THW, der erneut auf seine beiden verletzten Rechtsaußen Tobias Reichmann und Christian Sprenger verzichten musste, startete mit vollster Konzentration in die Partie: Die 3:2:1-Abwehr um Daniel Narcisse an der Spitze machte den Gastgebern das Angriffsleben schwer, Zeitz, Ahlm und Klein per Gegenstoß legten ein schnelles 3:0 vor. Auch, wenn der stark beginnende Per Sandström unter anderem einen Strafwurf Ilics parierte, hatte man nach Treffern von Fahlgren, dem erneut auf Rechtsaußen spielenden Zeitz und Vasilakis zum zwischenzeitlichen 4:2 das Gefühl, dass die Kieler die Partie unter Kontrolle haben würden.
Melsunger Deckung bereitet dem THW Probleme
Doch eine längere Spielunterbrechung brachte die "Zebras" dann aus dem Tritt. Das Tor von Per Sandström wurde aus den Angeln gehoben, die Reparatur zog sich minutenlang hin. Als die Partie dann wieder angepfiffen wurde, nahm weder sie noch der THW Kiel Fahrt auf. Die Gastgeber spielten ihre Angriffe geduldig aus, kamen in dieser Phase zumeist über den Kampf zum Erfolg. Den Kampf, den sie aber vor allem in der eigenen Abwehrarbeit zeigten. Trainer Michael Roth hatte eine offensive 4:2-Deckung angeordnet, Karipidis sollte die Wege Filip Jichas und Dacevic die von Daniel Narcisse einengen. Auch die anderen Spieler, insbesondere Nenad Vuckovic gegen Kim Andersson, rückten häufig gegen ihre Gegenspieler offensiv vor. Die MT Melsungen erinnerte mit ihrer Spielweise ein wenig an die in ihrer allerersten Bundesligasaison 2005/06, als unter Trainer Ratislav Trtik die sogenannte "Indianer-Abwehr" praktiziert wurde.
Melsungen geht in Führung, THW reibt sich auf
Es war ein zähes Ringen für den THW in der ersten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Es war ein zähes Ringen für den THW in der ersten Halbzeit.
Der THW Kiel ließ sich davon - und vor allem von den vielen griechisch-römischen Ringeinlagen, mit denen die Melsunger die Spieler von Alfred Gislason aufhielten - immer mehr aus dem Konzept bringen. Insbesondere Filip Jicha und Daniel Narcisse rieben sich auf. Zwar fanden die Kieler häufig dann doch noch ein spielerisches Mittel, doch vereitelte Sandström die Würfe von Andersson, Klein, Jicha und Ahlm im Minutentakt. So kamen die Gastgeber nach dem 5:3 Anderssons durch zwei Treffer Vuckovics zum Ausgleich und gingen unter dem Jubel ihrer Fans durch den dritten Treffer des serbischen Silbermedaillengewinners bei der vergangenen Europameisterschaft sogar mit 6:5 in Führung. Als Andersson dann noch ein Ballverlust unterlief und Ahlm für zwei Minuten auf die Bank musste, hatten die Rothemden sogar die Möglichkeit, den Vorsprung weiter auszubauen.

Doch der unglücklich agierende Vasilakis traf mit seinem nächsten Wurf nur den Pfosten, statt der 7:5-Führung fingen sich die Gastgeber einen Gegenstoß über Zeitz und Narcisse und damit den Ausgleich ein. Es entwickelte sich fortan ein Duell auf Augenhöhe. Melsungen legte durch Karipidis und Danner vor, doch der THW konnte durch Jicha, den omnipräsenten Narcisse und Andersson stets postwendend egalisieren. Viele Tore fielen allerdings nicht, weil sich auch Thierry Omeyer immer mehr zur Höchstform aufschwang - und weil sowohl Momir Ilic als auch Filip Jicha kein Zielwasser vom Siebenmeterpunkt getrunken hatten.

Glückliche Halbzeitführung
Als Omeyer einen weiteren Vasilakis-Wurf entschärfen konnte, gingen die "Zebras" durch einen schönen Wackler von Narcisse kurz vor dem Seitenwechsel beim 10:9 erstmals seit einer Viertelstunde wieder in Führung. Da vor dem Halbzeitpfiff auch noch Fahlgren am französischen Nationalkeeper im THW-Tor scheiterte, während der eigentlich "festgemachte" Marcus Ahlm einen harmlosen Aufsetzer an Sandström vorbei ins 11:9 bugsierte, gingen die Kieler doch noch mit einem glücklichen Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabinen.
THW zieht nach Wiederanpfiff davon
Kim Andersson überzeugte mit sechs Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson überzeugte mit sechs Treffern.
Die Halbzeitpause nutzten die "Zebras" offenbar dafür, die eigenen Gemüter nach dem 30-minütigen "Ringkampf" auf dem Parkett ein wenig zu beruhigen. Denn nach Wiederanpfiff präsentierte sich der THW wieder von seiner coolen Seite. Narcisse setzte per Durchbruch den ersten Treffer zum 12:9, Omeyer lenkte einen abgefälschten Vuckovic-Wurf um den Pfosten und Andersson antwortete per zweiter Welle zum 13:9. Als auch der zur zweiten Halbzeit für Vasilakis ins Spiel gekommene Schöngarth in Omeyer seinen Meister fand und Narcisse im Gegenstoß zum 14:9 davonzog, hatte der THW urplötzlich einen Fünf-Tore-Vorsprung auf die Gastgeber aufgebaut - dabei waren noch keine zwei Minuten im zweiten Durchgang absolviert.

Schöngarth rechtfertigte zwar wenig später seine Einwechslung, indem er zum 10:14 und zum 11:15 traf, doch der THW Kiel zog nun endlich sein Spiel auf: Narcisse per Gegenstoß und Andersson per schneller Mitte trafen für den Rekordmeister, und als Filip Jicha den Siebenmeterfluch beim 17:11 endlich beendete, feierten in der Rothenbach-Halle nur noch die rund 200 mitgereisten Kieler Schlachtenbummler. Der THW hatte endlich in die Spur gefunden und hätte sogar schon höher führen können, wenn Sandström nicht zwei freie Würfe von Dominik Klein entschärft hätte.

Partie nach 42 Minuten entschieden
Für den deutschen National-Linksaußen kam nun Henrik Lundström, zudem Palmarsson für den starken Narcisse und Ilic in der Deckung, in der Filip Jicha nun vorgezogen agierte. Und die Kieler machten nun kurzen Prozess mit den Nordhessen: Paraden Omeyers gegen Schöngarth und Schweikardt, dazu die Treffer Lundströms und Anderssons - nach 42 Minuten führten die Kieler mit 19:11, die lange Zeit auf der Kippe stehende Partie war vorzeitig entschieden.

Die mitgereisten THW-Fans zelebrieren den 50:0-"Saisonstart".
Klicken Sie zum Vergrößern! Die mitgereisten THW-Fans zelebrieren den 50:0-"Saisonstart".
Der Rest ist schnell erzählt: Der THW Kiel verwaltete das Ergebnis nun und wechselte bereits in den Energiesparmodus, hatte den Handballfans aber immer noch das eine oder andere Highlight zu bieten: Palmarsson zeigte seine Spielübersicht mit einem tollen Pass auf Marcus Ahlm zum 20:12, Zeitz traf mit einem wuchtigen Hüftwurf aus dem Rückraum zum 22:15 (52.), Omeyer zeigte weiterhin sensationelle Paraden und Filip Jicha korrigierte die Siebenmeterquote nach oben. Doch auch die MT Melsungen durfte nun wieder mitspielen, zeigte einen schönen Kempa von Schweikardt auf Vuckovic zum 17:23 und setzte Kreisläufer Felix Danner mehrfach in Szene.

Nächsten Mittwoch Spitzenspiel gegen Füchse Berlin
Daran, dass letztlich aber die Kieler und ihre Fans, die in der Schlussphase fleißig "50:0"-Schilder hochhielten, feiern würden, bestand aber kein Zweifel. Somit hat der THW seine beeindruckende Siegesserie auf nun 28 Erfolge in Folge ausgebaut - dies gelang noch keiner Mannschaft in der Bundesliga-Geschichte zuvor. Am nächsten Mittwoch soll der 29. Sieg folgen, wenn der THW im absoluten Spitzenspiel den Tabellenzweiten Füchse Berlin empfängt.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr zufrieden, dass wir heute gewonnen haben. Wir haben uns hier wie schon in den letzten Jahren sehr schwer getan. Wir waren überrascht von der 4:2-Abwehr. Dass es zur Pause so gut stand, haben wir einer guten Abwehr und einem guten Torwart zu verdanken. Nach der Pause kam mehr Spielfluss auf. Ich bin sehr zufrieden, obwohl nicht alles perfekt war. Ich bin sehr stolz, nicht verloren zu haben und dass wir auch hier heute gewinnen konnten.
MT-Trainer Michael Roth:
Gratulation an Alfred, aber das ist ja nichts Neues. Wir hatten im Hinterkopf, dass der THW ja auch mal verlieren muss, also warum nicht hier? In der ersten Halbzeit sind wir gut mitgekommen, am Ende hat uns aber die Durchschlagskraft gefehlt. In der zweiten Halbzeit hat sich der THW auf die 4:2-Abwehr besser eingestellt. Die Mannschaft hat bis zum Schluss gekämpft und das Ergebnis im Zaum gehalten. Man ist kein schlechter Trainer, wenn man nach so einem Spiel sagen kann, dass wir erhobenen Hauptes nach Hause gehen können. Wir haben gezeigt, wir sind eine gute Mannschaft und konzentrieren uns jetzt auf Hannover.
THW-Linkshänder Kim Andersson:
Melsungen hat uns mit der sehr offensiven Deckung überrascht, aber wir haben in der zweiten Halbzeit dann umgestellt und das dann gut gemacht. Per kenne ich ja noch aus Sävehof, das ist ein super Torhüter, sehr stark, aber ich glaube, das Duell habe ich heute gewonnen.

[Frage: Haben Sie sich über die 50:0-Plakate der Fans gefreut?]
Klar, wir freuen uns aber über jeden Punkt. Aber so, wie wir heute gespielt haben, können wir noch weiter machen und wollen es nicht bei den 50:0 Punkten belassen.

THW-Rückraumspieler Filip Jicha:
Nein, wir ware psychisch nicht angeschlagen, es war ein sehr schweres Spiel, es hat Kraft gekostet, vor allem die Melsunger Überraschungsvariante mit der 4:2-Deckung, daran mussten wir uns erst gewöhnen und brauchten etwas Zeit. Da haben wir auch nicht schlau gespielt, spielten mit der Brechstange. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir das dann handballerisch besser hinbekommen.

[Frage: Freuen Sie sich auf die Pause?]
Da müsssen Sie den Trainer fragen, wieviel Gas er im Training gibt. Aber klar, derzeit spielen wir immer im Rhythmus Wochenende/Mittwoch, da tut eine Pause gut.

Melsungens Torhüter Per Sandström:
In der ersten Halbzeit spielten wir mit unserer Überraschungsvariante sehr gut, das hat prima geklappt.
THW-Linksaußen Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir hatten anfangs unsere Probleme mit der offensiven Deckung und kamen kaum vor das Tor. Außerdem haben wir uns zu sehr mit den Schiedsrichtern beschäftigt. Auf sie haben wir viel Energie verwendet. In der zweiten Halbzeit haben wir in 1:1-Situationen bessere Lösungen gefunden.

[Zur Serie:]
Klar, darauf bin ich stolz. Aber wir haben noch einige Spiele zu bestreiten und aus denen wollen wir jeden Punkt mitnehmen.

THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben heute bewiesen, dass wir immer Lösungen finden. So wie heute gegen die offensive Deckung, der wir mit sehr viel Geduld begegnet sind.

[Zur Serie:]
Ich habe erst davon erfahren, dass es 50:0 Punkte sind, als unser Physio mich darauf hingewiesen hat, dass unsere Fans entsprechende Schilder gemacht haben. Eine schöne Idee. Aber ich bin mir sicher, dass sie sich noch etwas Besseres einfallen lassen, wenn es am Ende tatsächlich 68:0 sind.

Melsungens Kreisläufer Felix Danner (der in der Nacht zuvor erstmals Vater geworden war) gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit war es ein hartes Spiel mit vielen Nickligkeiten - das lieben die Kieler nicht. Die Halle stand hinter uns und die Schiedsrichter haben sich anfangs anstecken lassen. Aber am Ende fehlte uns die Kraft. Bei Kiel stoppst Du einen auf und dann kommt ein anderer. Und: Vater geworden zu sein ist mir heute sowieso wichtiger.

25. Spieltag: 21.03.12, Mi., 20.15: MT Melsungen - THW Kiel: 19:27 (9:11)

Logo MT Melsungen:
Kelentric (58.-60., keine Parade), Sandström (1.-58., 10/2 Paraden); Schöngarth (2), Schweikardt, Fahlgren (1), Vasilakis (1), Hildebrand, Danner (4), Karipidis (6/5), Zufelde, Allendorf (n.e.), Vuckovic (4), Dacevic, Sania (1); Trainer: Roth
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 19 Paraden), Palicka (bei zwei Siebenmetern, keine Parade); Andersson (6), Lundström (1), Sprenger (n.e.), Ahlm (4), Kubes, Zeitz (3), Palmarsson (1), Narcisse (6), Ilic, Klein (1), Jicha (5/4); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Lars Schaller / Sebastian Wutzler
Zeitstrafen:
Melsungen: 6 (Zufelde (16.), 2x Vuckovic (25., 34.), Dacevic (40.), Sania (46.), Schöngarth (53.));
THW: 2 (Andersson (15.), Ahlm (18.))
Siebenmeter:
Melsungen: 8/5 (Karipidis an den Pfosten (22.), Schweikardt drüberweg (37.), Karipidis vorbei (55.));
THW: 7/4 (Sandström hält 2x Ilic (2., 26.), Jicha an die Latte (22.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3 (5.), 1:3, 1:4, 3:4 (9.), 3:5, 6:5 (17.), 6:6, 7:6, 7:7 (20.), 8:7, 8:8, 9:8 (24.), 9:11;
2. Hz.: 9:14 (32.), 10:14, 10:15 (36.), 11:15, 11:19 (42.), 12:19, 12:20, 13:20, 13:21 (47.), 15:21, 15:22, 16:22, 16:23, 17:23 (53.), 17:26, 18:26, 18:27, 19:27.
Zuschauer:
4.100 (Rothenbach-Halle, Kassel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2012:

Jubiläumssieg bei MT: THW ohne Gnade

Kiel kam über Kampf zu klarem 27:19 bei Melsungen - Daniel Narcisse überragte
Kassel. Eheleute, die 25 Jahre verheiratet sind, lassen sich dafür bei ihrer Silbernen Hochzeit feiern. Ähnliches sieht der Handballsport nicht vor, aber angesichts des gestrigen 27:19 (11:9)-Sieges des THW Kiel bei der MT Melsungen, wollen die Kieler Nachrichten die "Zebras" mit einem silbernen Kranz feiern. Es war ihr 25. Sieg im 25. Saisonspiel - der THW ist derzeit mit dem Erfolg verheiratet.

Der Rahmen war schlicht, der Inhalt prächtig. Der Rahmen, die Rothenbach-Halle auf dem riesigen Messegelände vor den Toren Kassels, ist als Bausatz für Heimwerker geeignet, die von einer Halle im Garten träumen. Vier Betonwände, Wellblech drauf, mobile Tribünen rein - fertig. Ein kühler Raum, in dem sonst Traktoren und preisgekröntes Geflügel besichtigt werden. Doch als Resonanzkörper ist die Beton-Blech-Mischung ideal.

Die Laune unter den mehr als 4100 Zuschauern, die den Saisonrekord (3000) atomisierten, war prächtig. Sie waren gekommen, um die "Mannschaft vom anderen Stern" (Hallensprecher Bernd Kaiser) zu sehen. Sie waren auch gekommen, um Katja Friedenberg zu hören, die seit ihrem Auftritt bei "Voice of Germany" einem Millionenpublikum bekannt ist. Sie sang "Mercy" - Gnade. Ob es als Bitte an die Kieler zu verstehen war, verriet die 25-Jährige aus Kassel nicht. Es wäre verständlich gewesen. Zuletzt hatten die "Zebras" ihre Gastspiele gegen Melsungen mit durchschnittlich neun Toren Vorsprung gewonnen.

Als MT-Trainer Michael Roth seine letzte Zigarette vor dem Anpfiff rauchte, wusste er nicht, ob er mit Patrik Fahlgren beginnen soll. Der Schwede, ein intelligenter und flinker Typ, der die winzigen Lücken in der Kieler Betondeckung finden kann, hatte wegen eines Unterarmbruches drei Monate aussetzen müssen. Fahlgren begann, und als er die erste Lücke fand, lagen die Seinen schon 0:3 zurück. Und das, obwohl Momir Ilic mit einem Siebenmeter an Per Sandström (2.) gescheitert war.

Doch die Hausherren bissen sich in die Partie hinein. Weil Sandström überragte und weil der hessische Klammergriff offenbar ein regelgerechtes Mittel ist, um "Zebras" den Spaß am Spiel zu verleiden. In der 24. Minute führte Melsungen in einem intensiven Ringen mit 9:8, und auf den Rängen wuchs die Hoffnung, das "Wunder von Kassel" als Zeitzeuge erleben zu dürfen.

Aber wohl dem, der einen Daniel Narcisse hat. Als die Partie richtig festgefahren war, entschloss sich der Meister des "Wacklers" zum Handeln. Sein sechstes Tor, das zum 15:10 (35.), machte den Weg zum Jubiläumssieg schließlich frei.

Am Ende feierte das Team von Alfred Gislason, der den ausgemusterten Kreisläufer Milutin Dragicevic gar nicht mitgenommen hatte, noch einen weiteren Rekord: Den 15. Auswärtssieg in der Bundesliga in Folge. Eine Serie, die es bislang nur zweimal gegeben hat. Aufgestellt von einem ganz bestimmtem Club. Welchem? Die Lösung, etwas verschlüsselt: leiK WHT.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2012)


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