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Daniel Narcisse überzeugte
in Kassel mit seinen Wacklern und Gegenstößen.
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Susanne Schauer |
Der THW Kiel hat sich auch am 25. Spieltag der TOYOTA
Handball-Bundesliga keine Blöße gegeben und sein
Punktekonto auf 50:0 Punkte geschraubt. Am Mittwochabend
brauchten die "Zebras" bei MT Melsungen allerdings
30 Minuten Anlaufzeit, ehe sie sich mit der
aggressiven, offensiven Deckung der Nordhessen arrangierten
und letztlich doch noch einen deutlichen 27:19 (11:9)-Sieg
einfuhren. Beste Torschützen in der Rothenbach-Halle waren
Daniel Narcisse und
Kim Andersson mit jeweils
sechs Treffern, zudem überragte
Thierry Omeyer
im Tor mit einer Quote von über 50 Prozent.
Nach langer Zeit herrschte mal wieder große Handball-Euphorie
in Kassel: Die Rothenbach-Halle, seit Ende 2007 Heimstätte
der MT Melsungen, war mit 4.100 Zuschauern nahezu ausverkauft
- Saisonrekord für den Tabellenzehnten. Zehn Tage Vorbereitungszeit
für die Gastgeber, dazu das Comeback des wegen Armbruchs für drei
Monate pausierenden Regisseurs Patrik Fahlgren - bei den
"Bartenwetzern" machte man sich insgeheim Hoffnungen auf den
ersten Sieg gegen den deutschen Rekordmeister.
THW mit Blitzstart
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Regisseur Patrik Fahlgren feierte sein Comeback und
erzielte gleich den ersten Melsunger Treffer.
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Susanne Schauer |
Doch der THW, der erneut auf seine beiden verletzten Rechtsaußen
Tobias Reichmann und
Christian Sprenger verzichten musste,
startete mit vollster Konzentration in die Partie: Die 3:2:1-Abwehr
um
Daniel Narcisse an der Spitze
machte den Gastgebern das Angriffsleben schwer,
Zeitz,
Ahlm und
Klein
per Gegenstoß legten ein schnelles 3:0 vor. Auch, wenn der stark
beginnende Per Sandström unter anderem einen Strafwurf
Ilics parierte, hatte man nach
Treffern von Fahlgren, dem erneut auf Rechtsaußen spielenden
Zeitz und Vasilakis zum zwischenzeitlichen
4:2 das Gefühl, dass die Kieler die Partie unter Kontrolle haben
würden.
Melsunger Deckung bereitet dem THW Probleme
Doch eine längere Spielunterbrechung brachte die "Zebras"
dann aus dem Tritt. Das Tor von Per Sandström wurde aus den
Angeln gehoben, die Reparatur zog sich minutenlang hin. Als
die Partie dann wieder angepfiffen wurde, nahm weder sie noch
der THW Kiel Fahrt auf. Die Gastgeber spielten ihre Angriffe
geduldig aus, kamen in dieser Phase zumeist über den Kampf zum
Erfolg. Den Kampf, den sie aber vor allem in der eigenen Abwehrarbeit
zeigten. Trainer Michael Roth hatte eine
offensive 4:2-Deckung angeordnet, Karipidis sollte die Wege
Filip Jichas und Dacevic die von
Daniel Narcisse einengen. Auch die
anderen Spieler, insbesondere Nenad Vuckovic gegen
Kim Andersson, rückten häufig
gegen ihre Gegenspieler offensiv vor. Die MT Melsungen erinnerte
mit ihrer Spielweise ein wenig an die in ihrer allerersten
Bundesligasaison 2005/06, als unter Trainer Ratislav Trtik
die sogenannte "Indianer-Abwehr" praktiziert wurde.
Melsungen geht in Führung, THW reibt sich auf
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Es war ein zähes Ringen für den THW in der ersten Halbzeit.
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Susanne Schauer |
Der THW Kiel ließ sich
davon - und vor allem von den vielen griechisch-römischen
Ringeinlagen, mit denen die Melsunger die Spieler von
Alfred Gislason aufhielten - immer
mehr aus dem Konzept bringen. Insbesondere
Filip Jicha und
Daniel Narcisse rieben sich auf.
Zwar fanden die Kieler häufig dann doch noch ein spielerisches
Mittel, doch vereitelte Sandström die Würfe von
Andersson,
Klein,
Jicha und
Ahlm
im Minutentakt. So kamen die Gastgeber nach dem 5:3
Anderssons
durch zwei Treffer Vuckovics zum Ausgleich und gingen unter dem
Jubel ihrer Fans durch den dritten Treffer des serbischen
Silbermedaillengewinners bei der vergangenen
Europameisterschaft
sogar mit 6:5 in Führung. Als
Andersson
dann noch ein Ballverlust unterlief und
Ahlm
für zwei Minuten auf die Bank musste, hatten die Rothemden
sogar die Möglichkeit, den Vorsprung weiter auszubauen.
Doch der unglücklich agierende Vasilakis traf mit seinem
nächsten Wurf nur den Pfosten, statt der 7:5-Führung
fingen sich die Gastgeber einen Gegenstoß über
Zeitz und Narcisse
und damit den Ausgleich ein. Es entwickelte sich fortan ein
Duell auf Augenhöhe. Melsungen legte durch Karipidis und
Danner vor, doch der THW konnte durch Jicha,
den omnipräsenten Narcisse und
Andersson stets postwendend egalisieren.
Viele Tore fielen allerdings nicht, weil sich auch
Thierry Omeyer immer mehr
zur Höchstform aufschwang - und weil sowohl
Momir Ilic als auch
Filip Jicha kein Zielwasser
vom Siebenmeterpunkt getrunken hatten.
Glückliche Halbzeitführung
Als
Omeyer einen weiteren
Vasilakis-Wurf entschärfen konnte, gingen die "Zebras"
durch einen schönen Wackler von
Narcisse
kurz vor dem Seitenwechsel beim 10:9 erstmals seit einer
Viertelstunde wieder in Führung. Da vor dem Halbzeitpfiff
auch noch Fahlgren am französischen Nationalkeeper im
THW-Tor scheiterte, während der eigentlich "festgemachte"
Marcus Ahlm einen harmlosen Aufsetzer
an Sandström vorbei ins 11:9 bugsierte, gingen die Kieler doch
noch mit einem glücklichen Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabinen.
THW zieht nach Wiederanpfiff davon
Die Halbzeitpause nutzten die "Zebras" offenbar dafür, die
eigenen Gemüter nach dem 30-minütigen "Ringkampf" auf dem
Parkett ein wenig zu beruhigen. Denn nach Wiederanpfiff
präsentierte sich der THW wieder von seiner coolen Seite.
Narcisse setzte per Durchbruch
den ersten Treffer zum 12:9,
Omeyer
lenkte einen abgefälschten Vuckovic-Wurf um den Pfosten
und
Andersson antwortete per
zweiter Welle zum 13:9. Als auch der zur zweiten Halbzeit für
Vasilakis ins Spiel gekommene Schöngarth in
Omeyer seinen Meister fand
und
Narcisse im Gegenstoß zum
14:9 davonzog, hatte der THW urplötzlich einen
Fünf-Tore-Vorsprung auf die Gastgeber aufgebaut - dabei
waren noch keine zwei Minuten im zweiten Durchgang
absolviert.
Schöngarth rechtfertigte zwar wenig später seine
Einwechslung, indem er zum 10:14 und zum 11:15 traf,
doch der THW Kiel zog nun endlich sein Spiel auf:
Narcisse per Gegenstoß und
Andersson per schneller Mitte
trafen für den Rekordmeister, und als
Filip Jicha den Siebenmeterfluch
beim 17:11 endlich beendete, feierten in der Rothenbach-Halle
nur noch die rund 200 mitgereisten Kieler Schlachtenbummler.
Der THW hatte endlich in die Spur gefunden und hätte sogar
schon höher führen können, wenn Sandström nicht zwei
freie Würfe von Dominik Klein
entschärft hätte.
Partie nach 42 Minuten entschieden
Für den deutschen National-Linksaußen kam nun
Henrik Lundström, zudem
Palmarsson für den starken
Narcisse und
Ilic
in der Deckung, in der
Filip Jicha
nun vorgezogen agierte. Und die Kieler machten nun kurzen
Prozess mit den Nordhessen: Paraden
Omeyers
gegen Schöngarth und Schweikardt, dazu die Treffer
Lundströms und
Anderssons
- nach 42 Minuten führten die Kieler mit 19:11, die
lange Zeit auf der Kippe stehende Partie war vorzeitig
entschieden.
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Die mitgereisten THW-Fans zelebrieren den 50:0-"Saisonstart".
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Susanne Schauer |
Der Rest ist schnell erzählt: Der THW Kiel verwaltete
das Ergebnis nun und wechselte bereits in den Energiesparmodus,
hatte den Handballfans aber immer noch das eine oder andere
Highlight zu bieten:
Palmarsson zeigte
seine Spielübersicht mit einem tollen Pass auf
Marcus Ahlm zum 20:12,
Zeitz traf mit einem wuchtigen
Hüftwurf aus dem Rückraum zum 22:15 (52.),
Omeyer zeigte weiterhin
sensationelle Paraden und
Filip Jicha
korrigierte die Siebenmeterquote nach oben. Doch auch die
MT Melsungen durfte nun wieder mitspielen, zeigte einen
schönen Kempa von Schweikardt auf Vuckovic zum 17:23 und
setzte Kreisläufer Felix Danner mehrfach in Szene.
Nächsten Mittwoch Spitzenspiel gegen Füchse Berlin
Daran, dass letztlich aber die Kieler und ihre Fans, die in der
Schlussphase fleißig "50:0"-Schilder hochhielten, feiern
würden, bestand aber kein Zweifel. Somit hat
der THW seine beeindruckende Siegesserie auf nun 28 Erfolge
in Folge ausgebaut - dies gelang noch keiner Mannschaft in der
Bundesliga-Geschichte zuvor. Am nächsten Mittwoch soll der
29. Sieg folgen, wenn der THW im absoluten Spitzenspiel den
Tabellenzweiten Füchse Berlin empfängt.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich bin sehr zufrieden, dass wir heute gewonnen haben. Wir haben
uns hier wie schon in den letzten Jahren sehr schwer getan. Wir
waren überrascht von der 4:2-Abwehr. Dass es zur Pause so gut stand,
haben wir einer guten Abwehr und einem guten Torwart zu verdanken.
Nach der Pause kam mehr Spielfluss auf. Ich bin sehr zufrieden,
obwohl nicht alles perfekt war. Ich bin sehr stolz, nicht verloren zu
haben und dass wir auch hier heute gewinnen konnten.
MT-Trainer Michael Roth:
Gratulation an Alfred, aber das ist
ja nichts Neues. Wir hatten im Hinterkopf, dass der THW ja auch
mal verlieren muss, also warum nicht hier? In der ersten Halbzeit
sind wir gut mitgekommen, am Ende hat uns aber die Durchschlagskraft
gefehlt. In der zweiten Halbzeit hat sich der THW auf die 4:2-Abwehr
besser eingestellt. Die Mannschaft hat bis zum Schluss gekämpft und
das Ergebnis im Zaum gehalten. Man ist kein schlechter Trainer, wenn
man nach so einem Spiel sagen kann, dass wir erhobenen Hauptes nach
Hause gehen können. Wir haben gezeigt, wir sind eine gute Mannschaft
und konzentrieren uns jetzt auf Hannover.
Melsungen hat uns mit der sehr offensiven Deckung überrascht, aber
wir haben in der zweiten Halbzeit dann umgestellt und das dann gut
gemacht. Per kenne ich ja noch aus Sävehof, das ist ein super Torhüter,
sehr stark, aber ich glaube, das Duell habe ich heute gewonnen.
[Frage: Haben Sie sich über die 50:0-Plakate der Fans gefreut?]
Klar, wir freuen uns aber über jeden Punkt. Aber so, wie wir heute
gespielt haben, können wir noch weiter machen und wollen es nicht
bei den 50:0 Punkten belassen.
Nein, wir ware psychisch nicht angeschlagen, es war ein sehr schweres
Spiel, es hat Kraft gekostet, vor allem die Melsunger Überraschungsvariante
mit der 4:2-Deckung, daran mussten wir uns erst gewöhnen und brauchten etwas
Zeit. Da haben wir auch nicht schlau gespielt, spielten mit der Brechstange.
Aber in der zweiten Halbzeit haben wir das dann handballerisch besser hinbekommen.
[Frage: Freuen Sie sich auf die Pause?]
Da müsssen Sie den Trainer fragen, wieviel Gas er im Training gibt. Aber klar,
derzeit spielen wir immer im Rhythmus Wochenende/Mittwoch, da tut eine Pause gut.
Melsungens Torhüter Per Sandström:
In der ersten Halbzeit spielten wir mit unserer Überraschungsvariante sehr
gut, das hat prima geklappt.
THW-Linksaußen Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir hatten anfangs unsere Probleme mit der offensiven Deckung
und kamen kaum vor das Tor. Außerdem haben wir uns zu sehr mit
den Schiedsrichtern beschäftigt. Auf sie haben wir viel Energie
verwendet. In der zweiten Halbzeit haben wir in 1:1-Situationen
bessere Lösungen gefunden.
[Zur Serie:]
Klar, darauf bin ich stolz. Aber wir haben noch einige Spiele
zu bestreiten und aus denen wollen wir jeden Punkt mitnehmen.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben heute bewiesen, dass wir immer Lösungen finden. So
wie heute gegen die offensive Deckung, der wir mit sehr viel
Geduld begegnet sind.
[Zur Serie:]
Ich habe erst davon erfahren, dass es 50:0 Punkte sind, als
unser Physio mich darauf hingewiesen hat, dass unsere Fans
entsprechende Schilder gemacht haben. Eine schöne Idee. Aber
ich bin mir sicher, dass sie sich noch etwas Besseres
einfallen lassen, wenn es am Ende tatsächlich 68:0 sind.
Melsungens Kreisläufer Felix Danner (der in der
Nacht zuvor erstmals Vater geworden
war) gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit war es ein hartes Spiel mit vielen
Nickligkeiten - das lieben die Kieler nicht. Die Halle stand
hinter uns und die Schiedsrichter haben sich anfangs anstecken
lassen. Aber am Ende fehlte uns die Kraft. Bei Kiel stoppst
Du einen auf und dann kommt ein anderer. Und: Vater geworden
zu sein ist mir heute sowieso wichtiger.
- MT Melsungen:
-
Kelentric (58.-60., keine Parade),
Sandström (1.-58., 10/2 Paraden);
Schöngarth (2),
Schweikardt,
Fahlgren (1),
Vasilakis (1),
Hildebrand,
Danner (4),
Karipidis (6/5),
Zufelde,
Allendorf (n.e.),
Vuckovic (4),
Dacevic,
Sania (1);
Trainer: Roth
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-60., 19 Paraden),
Palicka (bei zwei Siebenmetern, keine Parade);
Andersson (6),
Lundström (1),
Sprenger (n.e.),
Ahlm (4),
Kubes,
Zeitz (3),
Palmarsson (1),
Narcisse (6),
Ilic,
Klein (1),
Jicha (5/4);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Lars Schaller / Sebastian Wutzler
- Zeitstrafen:
-
Melsungen: 6 (Zufelde (16.), 2x Vuckovic (25., 34.),
Dacevic (40.), Sania (46.), Schöngarth (53.));
THW: 2 (Andersson (15.), Ahlm (18.))
- Siebenmeter:
-
Melsungen: 8/5 (Karipidis an den Pfosten (22.),
Schweikardt drüberweg (37.), Karipidis vorbei (55.));
THW: 7/4 (Sandström hält 2x Ilic (2., 26.), Jicha
an die Latte (22.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:3 (5.), 1:3, 1:4, 3:4 (9.), 3:5, 6:5 (17.), 6:6, 7:6, 7:7 (20.), 8:7, 8:8, 9:8 (24.), 9:11;
2. Hz.: 9:14 (32.), 10:14, 10:15 (36.), 11:15, 11:19 (42.), 12:19, 12:20, 13:20,
13:21 (47.), 15:21, 15:22, 16:22, 16:23, 17:23 (53.), 17:26, 18:26, 18:27, 19:27.
- Zuschauer:
-
4.100 (Rothenbach-Halle, Kassel)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2012:
Jubiläumssieg bei MT: THW ohne Gnade
Kiel kam über Kampf zu klarem 27:19 bei Melsungen - Daniel Narcisse überragte
Kassel. Eheleute, die 25 Jahre verheiratet
sind, lassen sich dafür bei ihrer Silbernen Hochzeit feiern.
Ähnliches sieht der Handballsport nicht vor, aber angesichts
des gestrigen 27:19 (11:9)-Sieges des THW Kiel bei der MT
Melsungen, wollen die Kieler Nachrichten die "Zebras"
mit einem silbernen Kranz feiern. Es war ihr 25. Sieg im
25. Saisonspiel - der THW ist derzeit mit dem Erfolg verheiratet.
Der Rahmen war schlicht, der Inhalt prächtig. Der Rahmen, die
Rothenbach-Halle auf dem riesigen Messegelände vor den Toren
Kassels, ist als Bausatz für Heimwerker geeignet, die von einer
Halle im Garten träumen. Vier Betonwände, Wellblech drauf, mobile
Tribünen rein - fertig. Ein kühler Raum, in dem sonst Traktoren
und preisgekröntes Geflügel besichtigt werden. Doch als Resonanzkörper
ist die Beton-Blech-Mischung ideal.
Die Laune unter den mehr als 4100 Zuschauern, die den Saisonrekord
(3000) atomisierten, war prächtig. Sie waren gekommen, um die
"Mannschaft vom anderen Stern" (Hallensprecher Bernd Kaiser) zu sehen.
Sie waren auch gekommen, um Katja Friedenberg zu hören, die seit ihrem
Auftritt bei "Voice of Germany" einem Millionenpublikum bekannt ist.
Sie sang "Mercy" - Gnade. Ob es als Bitte an die Kieler zu verstehen
war, verriet die 25-Jährige aus Kassel nicht. Es wäre verständlich
gewesen. Zuletzt hatten die "Zebras" ihre Gastspiele gegen Melsungen
mit durchschnittlich neun Toren Vorsprung gewonnen.
Als MT-Trainer Michael Roth seine letzte Zigarette vor dem Anpfiff
rauchte, wusste er nicht, ob er mit Patrik Fahlgren beginnen soll.
Der Schwede, ein intelligenter und flinker Typ, der die winzigen
Lücken in der Kieler Betondeckung finden kann, hatte wegen eines
Unterarmbruches drei Monate aussetzen müssen. Fahlgren begann, und
als er die erste Lücke fand, lagen die Seinen schon 0:3 zurück. Und
das, obwohl Momir Ilic mit einem Siebenmeter
an Per Sandström (2.) gescheitert war.
Doch die Hausherren bissen sich in die Partie hinein. Weil Sandström
überragte und weil der hessische Klammergriff offenbar ein regelgerechtes
Mittel ist, um "Zebras" den Spaß am Spiel zu verleiden. In der 24. Minute
führte Melsungen in einem intensiven Ringen mit 9:8, und auf den
Rängen wuchs die Hoffnung, das "Wunder von Kassel" als Zeitzeuge erleben
zu dürfen.
Aber wohl dem, der einen Daniel Narcisse hat.
Als die Partie richtig festgefahren war, entschloss sich der Meister des
"Wacklers" zum Handeln. Sein sechstes Tor, das zum 15:10 (35.), machte den
Weg zum Jubiläumssieg schließlich frei.
Am Ende feierte das Team von Alfred Gislason,
der den ausgemusterten Kreisläufer Milutin Dragicevic
gar nicht mitgenommen hatte, noch einen weiteren Rekord: Den 15. Auswärtssieg
in der Bundesliga in Folge. Eine Serie, die es bislang nur zweimal gegeben
hat. Aufgestellt von einem ganz bestimmtem Club. Welchem? Die Lösung,
etwas verschlüsselt: leiK WHT.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.03.2012)