Die Saison 2012/2013 nimmt für den THW Kiel langsam
Fahrt auf: Nur zwei Tage nach dem
erfolgreichen Champions-League-Auftakt
in der spanischen Hauptstadt bei Atletico Madrid sind
die "Zebras" bereits wieder in der DKB Handball-Bundesliga
gefordert. Am Dienstagabend ist der deutsche Rekordmeister
zu Gast bei Aufsteiger TV Neuhausen, angepfiffen wird die
Partie in der Paul-Horn-Arena in Tübingen um 20.15 Uhr.
Zeitnahe Informationen zum Spiel gibt es im Internet
unter
kiel-liveticker.de.
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Einziger Ausländer im Kader: der österreichische
Nationaltorhüter Thomas Bauer.
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TVN |
Als 1977 die eingleisige Handball-Bundesliga ins Leben
gerufen wurde, war auch der TV 1893 Neuhausen dabei. Der
Verein aus einem Stadtteil der baden-württembergischen
Kleinstadt Metzingen - die übrigens seit dieser Saison
auch einen Frauen-Erstligisten im Handball beheimatet -
war am 19. September 1977 sogar der Premierengast des
THW Kiel in der Ostseehalle. Mit 18:12 siegten die "Zebras"
damals - als
Thierry Omeyer als
einziger Spieler des aktuellen Kieler Kaders bereits das
Licht der Welt erblickt hatte - und sie gewannen auch
das Rückspiel in Neuhausen mit 18:11 (siehe auch
Gegnerdaten TV Neuhausen).
Es waren vier wichtige Punkte für die Kieler im
Kampf um den letztlich erfolgreichen Klassenerhalt. Der TV
Neuhausen aber stieg sang- und klanglos mit 8:44 Zählern ab -
ein Schicksal, das den Verein bereits in den Spielzeiten 1973/74
und 1975/76 in der Bundesliga Süd ereilte.
Aufstieg statt Klassenerhalt - Saisonziel verpasst
Bis zum vierten Aufstieg in die Erstklassigkeit sollten
aber 34 Jahre vergehen. Während sich der THW Kiel
in der Handball-Bundesliga etablierte und sich in den
neunziger Jahren schließlich dazu aufmachte, sich zum
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Über 250 Tore in der zweiten Liga: Linksaußen Marcel Schiller.
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TVN |
Non-Plus-Ultra des deutschen Handballsports zu entwickeln,
versank die Nauhäuser in den Niederungen des Amateursports.
Unter der Ägide von Trainerlegende Kurt Reusch, der den Verein
bereits in den siebziger Jahren in die erste Liga führte,
anschließend Pfullingen und Altmeister Göppingen zurück in
die Erfolgsspur brachte und 2000 nach Neuhausen zurückkehrte,
gelang 2005 der Wiederaufstieg in die viertklassige
Oberliga Baden-Württemberg, dann ging alles sehr schnell:
Gleich 2006 folgte der Aufstieg in die Regionalliga Süd,
in der man direkt oben mitmischte und schließlich 2009
in die 2. Bundesliga Süd zurückkehrte. Kurt Reusch ging,
der Erfolg aber blieb: Nach zwei achten
Plätzen unter dem beförderten Co-Trainer Markus Gaugisch
wurde für die letztjährige Premierensaison
der eingleisigen zweiten Liga der Klassenerhalt als
Ziel ausgewiesen. "Saisonziel verpasst" stand daher am
26. Mai dieses Jahres auf den Shirts, die sich die Spieler
nach dem 29:27-Erfolg bei der
HG Saarlouis überstreiften - denn statt einer weiteren
Saison in der Zweitklassigkeit machten die Neuhäuser an
diesem Abend am vorletzten Spieltag sensationell den
Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs perfekt.
"Star ist allein die Mannschaft"
Mit einer Serie von 15:1 Punkten aus den letzten acht
Saisonspielen hängte der stark gestartete, im Saisonverlauf
aber etwas schwächelnde TV Neuhausen die Konkurrenten aus
Erlangen, Leipzig und Emsdetten auf der Zielgeraden ab.
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Trainer Markus Gaugisch.
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TVN |
Schlüssel zum Erfolg ist das beibehaltene Konzept Reuschs,
Talente aus der Region in der Jugend zu fördern und in die
erste Mannschaft zu integrieren. So sucht man beim TV
Neuhausen, mit einem Mini-Etat von nur 800.000 Euro
ausgestattet, auch vergeblich nach großen Namen. Profispieler
sucht man im
Kader des Aufsteigers
vergebens, lediglich der österreichische Nationalkeeper
Thomas Bauer - übrigens einziger Ausländer im Team -, der
ehemalige Juniorennationalspieler Alexander Becker am Kreis
sowie die drei ehemaligen Balinger Klaus Schuldt, Philipp
Keinath und Alexander Trost sagen dem einen oder anderen
Handball-Experten etwas. Doch auch andere junge Spieler
drängen sich auf. Beispielsweise der 21-jährige Linksaußen
Marcel Schiller, dem in der Aufstiegssaison 252/78 Treffer
(Quote 6,6) gelangen und der auch in dieser Saison bereits
26/9 Tore in vier Spielen erzielte. Oder Rückraumspieler
Nico Büdel, mit 22 Jahren der älteste auf der Königsposition
und in der Aufstiegssaison mit 150/19 Treffern.
"Es gibt keinen Star in diesem Team,
der Star ist allein die Mannschaft", brachte Jürgen Zepf,
bis 30. September Manager des TVN, das Konzept auf den Punkt.
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Junioren-Weltmeister Alexander Becker kam aus Friesenheim.
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TVN |
Der TV Neuhausen profitiert zudem von der erfolgreichen Kooperation
der Vereine mit dem Handballverband Württemberg, der mit
Frisch Auf Göppingen und HBW Balingen-Weilstetten noch zwei
weitere Erstligisten beheimatet. "Das Förderkonzept des HVW
ist zielgerichtet darauf ausgelegt, die Spieler individuell
zu fördern. Darin beinhaltet ist zum Beispiel auch das
Abwehrkonzept 3:2:1, das sicherlich einen großen Beitrag zu
unserem erfolgreichen Abschneiden in den letzten Jahren
beigetragen hat", verrät Markus Gaugisch. "Die Stärke unserer
Mannschaft ist die Begeisterung, die Willensstärke
und der Zusammenhalt. Diese Komponenten tragen dazu bei, unseren
Handball zu spielen. Wir werden uns auf dem Spielfeld zerreißen
und um jeden Zentimeter Hallenboden kämpfen."
Lehrgeld in den ersten Spielen
In der Tat zeigte der mit einem Durchschnittsalter von
22,8 Jahren jüngste
Kader der Liga bereits in den ersten Spielen, dass man
mehr als nur ein Punktelieferant sein möchte. Indes:
Zählbares sprang in den ersten fünf Partien nicht heraus
für den TV Neuhausen. So richtig unter die Räder gerieten
sie aber nur zum Auftakt beim SC Magdeburg, als die Messe
bei der 24:35-Niederlage schon zur Halbzeit (9:18) gelesen
war. Bei GWD Minden lag man zur Halbzeit hingegen sogar
mit 13:11 vorne, ehe man noch mit 23:28 unterlag. Im
Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf schnupperte
der TV lange an den ersten Punkten, doch trotz zwölf
Schiller-Treffer unterlag man letztlich unglücklich mit 31:32.
Und auch gegen die Füchse Berlin (22:29) und Frisch Auf
Göppingen (24:28) hielten die Neuhäuser lange mit, um dann
doch mit leeren Händen dazustehen (siehe auch
Gegnerkurve Neuhausen). An der
neuen Halle, der rund 2.400 Zuschauern Platz bietenden Paul-Horn-Arena
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Spielmacher Philipp Seitle spielte zuvor in Leipzig.
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TVN |
in Tübingen, läge es indes nicht. Die kleine Hofbühlhalle
entsprach nicht den Erstliga-Anforderungen, weshalb ein
Hallenwechsel unumgänglich war. Die Befürchtung, dass der Heimvorteil
im rund 30 Kilometer entfernten Tübingen abhanden kommen
könnte, bewahrheitete sich nicht. "Geile Halle, geile Stimmung",
brachte es TVN-Keeper Magnus Becker auf den Punkt, und auch
Gaugisch bezeichnete die Stimmung in der neuen Heimat als
"unbeschreiblich".
Dem THW blüht am Dienstag somit ein echtes Spektakel in
Tübingen, zumal die Paul-Horn-Arena erstmals ausverkauft
ist und die Gastgeber mit breiter Brust auftreten können:
Am Freitag gelang dem TV Neuhausen durch ein 28:27 beim
TuSEM Essen der erste Auswärtssieg der Vereinsgeschichte in
der eingleisigen Bundesliga - und mit 2:10 Punkten der
Sprung auf Platz 16 (siehe Tabelle).
"Über den Verein an sich weiß ich relativ wenig", gibt THW-Trainer
Alfred Gislason
unumwunden zu. "Allerdings habe ich mich natürlich schon mit dem
Spielsystem, den Stärken und Schwächen unseres Gegners
auseinandergesetzt. Und dabei habe ich unter anderem eine enge
erste Halbzeit gegen Berlin und eine unglückliche Niederlage
gegen Hannover-Burgdorf gesehen. Der TVN hat bereits gezeigt,
dass er mithalten kann." Die Vorbereitung auf die Bundesliga-Partie
falle extrem kurz aus, so der THW-Trainer. "Um überhaupt ein wenig
Vorbereitungszeit zu haben, reisen wir direkt aus Madrid nach
Tübingen." Dort stehen noch zwei Trainingseinheiten auf dem
Programm der Kieler, die sich auch an das Aussehen der Paul-Horn-Arena
gewöhnen müssen: Die Heimspielstätte des TV Neuhausen erstrahlt
komplett in leuchtendem Pink. "Ich freue mich auf eine tolle
Handball-Atmosphäre in einem bunten Umfeld", sagt Gislason mit
einem Lächeln. "Selbstverständlich wollen wir die Partie gewinnen."
Natürlich haben auch in Tübingen wieder alle THW-Fans die Chance,
sich mit Fanartikeln ihres Lieblingsclubs einzudecken. Am Fanstand
des THW in der Paul-Horn-Arena warten unter anderem die neuen Trikots,
aber auch viele weitere aktuelle Fanartikel und das eine oder andere
Schnäppchen auf die schwarz-weiße Anhängerschar.
Die Schiedsrichter am Dienstag sind
Martin Harms und Jörg Mahlich.
(Sascha Krokowski / Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
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www.kiel-liveticker.de.
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Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
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